New World hat am 3. Oktober die neue Erweiterung Rise of the Angry Earth auf Steam veröffentlicht. Nach rund 25 Spielstunden ist sich MeinMMO-Redakteur Alexander Leitsch sicher: Für Neueinsteiger sind viele Änderungen richtig gut, doch um die Langzeitmotivation macht er sich Sorgen.
Rise of the Angry Earth brachte einige Neuerungen, die sich die Spieler schon lange gewünscht haben. Dazu zählen etwa die Reittiere, mit denen man die wunderschöne Spielwelt Aeternum nun viel schneller erkunden kann. Auch eine wichtige Änderung an der Ausrüstung wurde vorgenommen, sodass ihr nicht länger spezifische Sets für Gegnertypen bauen müsst, sondern euch auf eine perfekte Ausrüstung fokussieren könnt, die gegen jeden Gegnertypen funktioniert.
Dazu kommen die Überarbeitung vom Gebiet Erstes Licht, ein neues Max-Level, neue Story-Inhalte, ein neuer Dungeon und ein komplett neuer Ausrüstungstyp, die Artefakte. Sie bringen einzigartige Bonus-Effekte, was sie sehr begehrt macht.
Doch während vor allem Neueinsteiger und Gelegenheitsspieler auf ihre Kosten kommen, sieht das bei Veteranen schon anders aus. Sie beklagen den relativ geringen Umfang der Erweiterung und die Tatsache, dass man jetzt zu schnell eine Max-Rüstung besitzt. Das kann ich nachempfinden, denn schon nach 25 Stunden habe ich eine komplette Ausrüstung auf dem Gearscore 700.
Auch sonst muss die Erweiterung einige Kritik einstecken, etwa in puncto Bugs und fehlenden Übersetzungen. Durch die Warteschlangen fühlte man sich zudem wieder an die schwierige Release-Phase auf Steam erinnert.
Neueinsteiger profitieren von einem besseren Einstieg und neuen Reise-Möglichkeiten
Amazon hat in den vergangenen 12 Monaten viel dafür getan, dass sich gerade Neueinsteiger in New World wohlfühlen. So wurde die Hauptgeschichte von Level 1 bis Level 50 komplett überarbeitet: Die Story-Kampagne spielt sich nun flotter, hat einige vertonte Elemente und eine logischere Handlung. Zudem wurden ein paar Filler-Quests entfernt.
Schon bei meinem Anspielbericht im Oktober 2022 habe ich diese Anpassungen gelobt. Denn das Quest-Design war eine der großen Schwächen zum Start des MMORPGs. Auch die neusten Anpassungen in den Gebieten Edenhain und Tiefe Schlucht sind gut gelungen und enthalten jetzt eine bessere Geschichte.
Wer also Story-Inhalte in MMORPGs mag, kommt nun deutlich mehr auf seine Kosten.
Hinzu kommt, dass die Level-Phase insgesamt verkürzt wurde. Wer jetzt anfängt, ist in rund 10 bis 40 Stunden – je nach Spielweise – in der neuen Erweiterung angekommen. Dort könnt ihr dann direkt mit den Veteranen zusammen spielen.
Die Erkundung von Aeternum wurde ebenfalls vereinfacht, da mit der Zeit immer mehr Schnellreisepunkte eingeführt und die Kosten dafür massiv reduziert wurden. Wer die Erweiterung besitzt, kann sich zudem über die neuen Reittiere freuen, die schon ab Level 25 zur Verfügung stehen. Sie bringen ebenfalls einige neue Aufgaben in die Welt, etwa die Reittierrennen.
Überhaupt sind die Mounts eines der Highlight von Rise of the Angry Earth.
Denn sie fühlen sich in der Steuerung flüssig an, können springen und sprinten. Jedes Tier bekommt zudem einen eigenen Namen und hat Idle-Animations, also Bewegungen, die einfach im Stand selbstständig ausgeführt werden.
Gefühlt gehen sie eher in die Richtung von Guild Wars 2 als in die von WoW. Ihr könnt die Mounts zudem dekorieren, neue Skins sammeln und ihnen einen eigenen Namen geben.
Die Ausrüstung ist nun viel verständlicher
Mit der Erweiterung wurde dann die Kompetenz entfernt, sodass ihr eure Ausrüstung nicht länger leveln müsst. Das war ein sehr grindiges und für viele nerviges Feature, denn man hatte zwar eine coole Ausrüstung, konnte sie jedoch nur zum Teil nutzen.
Wer aktuell jedoch gutes Gear findet, kann es direkt anziehen und bekommt alle Boni. Das kommt vor allem Spielern zugute, die sich im Level-Bereich 50+ befinden – also Rückkehrer und Neueinsteiger.
Zudem wurden die verschiedenen Perks gegen spezifische Gegnertypen entfernt. Das System sorgte dafür, dass man gleich mehrere Ausrüstungssets benötigte, um im Endgame mitzuhalten. Jetzt genügt ein Einzelnes.
Wer übrigens mit den Skins nicht zufrieden ist, kann diese nun in einem Trasmutations-System jederzeit ändern:
Volle Server sorgen für viel mehr Spaß
Hinzu kommen Server, die pickepackevoll sind. Selbst unter der Woche sitzt man auf den etablierten Servern wieder in Warteschlangen. Laut SteamDB waren in der Spitze seit dem Release der Erweiterung über 77.000 Menschen gleichzeitig online. Zudem waren es nie weniger als 25.000, wenn man von den Server-Downs absieht.
Neue Spieler können sich in Europa aktuell jedoch nur auf den neuen Servern Felis, Canis und Delphnius anmelden, die noch verhältnismäßig leer sind. Selbst hier waren jedoch am 17. Oktober um 8:00 Uhr mindestens 400 Spieler online.
Der Einstieg in New World – gerade wenn man die Erweiterung besitzt – fühlt sich jetzt deutlich runder an, als es noch zu Release des MMORPGs der Fall war.
Doch wie sieht es aus, wenn man ein Veteran ist und nur die neue Erweiterung spielen möchte?
Eine spaßige, kurze Story in der Erweiterung
In puncto Story kann Rise of the Angry Earth zum Teil überzeugen. Euch erwartet eine Haupthandlung, in der ihr anfangs recht eintönige, später aber sehr coole Aufgaben erledigen könnt.
So landet ihr etwa in einem Labyrinth, das immer wieder in Sackgassen führt. Für den korrekten Weg müsst ihr zwischendurch krauchen oder aber über Wände springen. Die Navigation ist nicht ganz einfach, aber genau das macht für mich den Reiz aus.
Euch erwarten zusätzlich drei Bosskämpfe, die in eigenen Solo-Instanzen stattfinden. Hier wird vor allem im Endkampf einiges von euch gefordert. Wer nie ausweicht oder blockt, stößt auf eine Hürde, die erstmal überwunden werden muss.
Am Ende sind es rund drei Stunden, die ihr euch mit der Haupthandlung beschäftigen könnt.
Der Umfang ist vergleichbar mit der neusten GW2-Erweiterung Secrets of the Obscure, aber deutlich weniger als bei Necrom in ESO oder Dragonflight in WoW.
Ein schönes Gebiet, das mehr Inhalte vertragen könnte
Wer die neue Zone Elysian Wilds betritt, wird von bunten Farben und verrückt aussehenden Pflanzen-Monstern begrüßt. Meine Kollegin Jasmin fühlte sich wie auf einen Alien-Planeten versetzt. Und auch ich bin von der Optik sehr angetan.
Die lumineszierenden Farben, aber auch die vielen Wurzeln und verwirrenden Wege geben dem Ort etwas magisches und gleichzeitig gefährliches.
Doch je länger ich durch die Zone gestreift bin, desto mehr habe ich mich nach Aufgaben gesehnt. Es gibt gefühlt deutlich weniger Nebenquests, die idealerweise schon direkt mit der Hauptstory verknüpft sind. Dazu kommen eine Zone für Chest-Runs und ein paar Bosse, die für die neuen Artefakte gefarmt werden.
Doch während ich mich in der Größe vom letzten Gebiet Brimstone Sands schon fast verloren gefühlt hatte, habe ich nach einigen Stunden in Elysian Wilds kein richtiges Ziel mehr.
Hinzu kommt, dass das Gebiet nur ein Re-Skin für Erstes Licht war. Es wurde also kein neues Gebiet eingeführt, sondern die Anfangs- in eine Endgame-Zone verwandelt. Ich finde das nicht verwerflich, hätte mir jedoch einen Re-Skin und zusätzlich eine komplett neue Zone für die 28,99 Euro gewünscht. Guild Wars 2 bietet mit Secrets of the Obscure im Vergleich zwei komplett neue Gebiete an.
Ausrüstung und Langzeitmotivation
Mit Rise of the Angry Earth wurde das Max-Level auf 65 und die Ausrüstung im Gearscore von 625 auf 700 angehoben. Ich habe bei der Vorstellung dieser Änderungen erstmal mit viel Grind gerechnet, doch wurde eines Besseren belehrt.
Wer zu Release etwa die alten 60er-Dungeon besucht – Garten des Ursprungs, Lazarus’ Instrumentarium und so weiter – bekam mit etwas Glück schon legendäre Rüstung auf Stufe 700 gedroppt. Zwar wurde das per Hotfix behoben und das maximale Gearscore liegt bei 685, doch es bleibt die Tatsache, dass man sehr schnell an starkes Gear kommt, etwa von Bossen im neuen Gebiet oder indirekt durch das Crafting oder das Auktionshaus.
Das klingt erstmal gut, doch hat einen großen Nachteil. Denn während New World über die vergangenen zwei Jahre vor allem davon gelebt hat, dass man sich über Wochen und Monate Ausrüstungssets gebaut hat, kann man nun innerhalb von 20 Spielstunden problemlos ein komplettes 700er-Set haben.
Zwar gibt es hinten raus noch ein wenig am Finetuning und den perfekten Perks zu drehen, doch mir fehlt eine gewisse Bindung zur Ausrüstung.
Dieser Ring wird etwa von Baines gedroppt, einem Boss, den man in Edenhain allein besiegen kann.
Bis zur Erweiterung konnte ich das perfekte 600er-Gear farmen und musste es danach noch bis Stufe 625 aufwerten. Dazu gab es die Schattensplitter. Das System war zwar alles andere als perfekt, doch ich hatte eine Verbindung zu meiner Ausrüstung. Übergangsteile habe ich bewusst nicht aufgewertet. Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt, auch weil ich gleich mehrere Sets brauchte.
Jetzt schaue ich nur bei jedem Drop, ob dieser besser als meine aktuelle Ausrüstung ist oder nicht. Ein Teil von beiden ziehe ich an, eins verwerte ich. Auch wenn das Gips- und Schattensplitter-System nervig war, sehne ich mich danach, ein System zu haben, das mich dazu zwingt, mehr Anpassungen vorzunehmen.
Auch die neuen Artefakte, die mir dieses Gefühl vermitteln sollen, schießen voll an ihrem Ziel vorbei. Mit dem Ende der Hauptgeschichte – also rund 5 Spielstunden nach dem Addon-Release – besaß ich bereits vier Artefakte:
- Eins wurde mir zufällig gedroppt (mit Level 64 übrigens, da konnte ich das nicht mal tragen)
- Eins bekam ich aus dem Season-Pass
- Eins aus einer Runde PvP
- Eins für das Ende der Hauptgeschichte
Im Anschluss daran habe ich mir die Rüstung Federleicht – die übrigens ziemlich stark ist – in 5 Bosskills schnell erfarmt. Hier wird spekuliert, dass die Drop-Chance etwa bei 10 % liegt und der Boss respawnt alle 6 Minuten.
Damit habe ich bereits nach wenigen Spielstunden ein perfektes Rüstungsteil und eine perfekte Waffe.
Ich habe mit mehreren Leuten gesprochen, die zuvor tausende Stunden in New World und schon jetzt mehr als 50 Stunden in die neue Erweiterung gesteckt haben. Sie bestätigen, dass der Ausrüstungsgrind zu kurz ausfällt.
Das klingt zwar auf dem Papier nett, führt aber dazu, dass man schnell keine Ziele mehr hat.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Mutationen in den Dungeons derzeit zu leicht anfühlen. Brauchte man früher noch Ausrüstung gegen die spezifischen Mob-Typen, reicht es nun, 700er-Gear zu haben, um durch Mutation Stufe 1 und 2 problemlos durchzukommen. Bis zur höchsten Stufe 3 spielen sogar die Perks auf der Ausrüstung eine untergeordnete Rolle. Gefühlt erreichen auch mehr Spieler die Gold-Belohnungen als noch vor der Erweiterung.
Die Skalierung der neuen Stufen ist noch nicht perfekt.
Ein Aspekt, der Langzeitmotivation bringen könnte, ist das PvP. Doch das bekam – abseits von den coolen Einflusswettläufen in der offenen Welt – kein großes Update. Die Kriege selbst und der Außenpostensturm spielen sich noch nahezu genauso, wie vor Rise of the Angry Earth.
Bugs und Probleme bei der Lokalisierung
Wer direkt zu Release gespielt hat, wird über einige Bugs gestolpert sein. So konnten anfangs einige Spieler die Hauptgeschichte nicht abschließen, gab es Probleme mit der Quest für die Marodeure und die Spieler, die sich 20 Stufen für den Battle Pass mit echtem Geld gekauft hatten, konnten diese nicht abrufen. Inzwischen wurden diese Probleme gelöst.
Noch immer kommt es zudem vor, dass man nicht aufs Reittier steigt, sondern in einer Zwischenversion von Mensch und Mount hängen bleibt. Das ist zwar nicht Gamebreaking, aber nervig, weil man wieder vom Pferd runter und neu aufsetzen muss.
Auch bei der Ausrüstung kommt es zu allerhand Fehlern. So kann man manchmal Gegenstände nicht wiederverwerten, wenn man die maximale Anzahl an Ersatzteilen hat. Da diese bei mir aber fast immer voll sind, muss ich ständig zu einem Lager laufen und die Items erstmal wegpacken, um Platz im Inventar zu haben.
Für deutsche Spieler sind zudem etliche Fehler in der Lokalisierung ärgerlich. Im Season-Pass sind einige Missionen nicht übersetzt, bei manchen Items stehen noch englische Texte dabei, Dunkle Materie heißt noch immer Dark Matter und auch in der Spielwelt selbst stolpert man hin und wieder über Zeilen, die nicht angepasst wurden. Wir haben euch hier drei Beispiele eingebunden:
Diese Übersetzungsfehler sind natürlich nicht gravierend, aber schon ärgerlich, wenn man als AAA-MMORPG auftreten und eine Konkurrenz zu den großen Titeln sein möchte.
New World ist jetzt das Spiel, das es zum Release hätte sein sollen
New World hat endlich eine gute Hauptgeschichte mit spannenden Bosskämpfen, ein verständliches Ausrüstungssystem und Mounts. Zusammen mit den neuen Waffen, Dungeons, dem ersten Raid, den Mutationen für Instanzen und den Events, die über die letzten zwei Jahre etabliert wurden, ist das MMORPG auf dem Stand, auf dem ich es mir zu Release gewünscht hätte.
Doch mit den Änderungen wurde ein neues Problem geöffnet: Wie halte ich die Spieler lange bei der Stange? Und genau hier hat man sich für ein neues Ausrüstungssystem entschieden, das leider nicht lange motiviert.
Zudem fehlen einfach Spielinhalte für die Veteranen, die schon hunderte Stunden in New World gesteckt haben. Die sind mit 3 Stunden Story, der Überarbeitung eines Gebiets, einem neuen Dungeon und einer neuen Waffe nicht ausreichend abgedeckt. Gleiches gilt für PvPler, die im Grunde nur ein neues Feature bekommen haben.
Kann ich Rise of the Angry Earth für neue Spieler empfehlen? Absolut! Was ihr im Bundle für 68,99 Euro bekommt, ist ein MMORPG auf starkem Niveau, das sich von Anfang bis Ende rund anfühlt. Kann ich die Erweiterung für Rückkehrer empfehlen? Nur bedingt. Ihr werdet zwar einige Stunden Spaß haben, aber ich verstehe jeden, der dafür keine 28,99 Euro investieren möchte. Für mich liegt der Erweiterung klar hinter den Genre-Konkurrenten zurück, wenn man auf den reinen Content schaut.
Alexander Leitsch
MMORPG-Experte auf MeinMMO
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Also mir gefällt die Erweiterung bisher auch sehr. Vorallem die Mounts find ich super gemacht, aber auch die Optik des neuen Gebietes etc. Hab bisher auch immer noch mehr als genug zu tun, wobei ich halt auch sehr gerne sammle und auch sonst vielerlei Interessen im Game habe.
Natürlich ist nicht alles perfekt, hätte sicher nichts dagegen gehabt wenn die Story noch bischen länger gewesen wäre, oder noch ein weiteres ganz neues Gebiet dazugekommen wäre und ich hab auch bischen Bedenken dass es ohne die Schattensplitter in Sachen aufrüsten bald mal langweilig werden könnte etc.
Trotzdem bin ich unterm Strich bisher zufrieden, denke es kommt halt schon auch sehr auf den Geschmack und das Spielverhalten etc. darauf an ob einem die Erweiterung gefällt und ob man längerfristig genug zu tun hat oder nicht. 🤗
Ich mag die Erweiterung sehr gerne, und ich liebe die Mounts. Allerdings hätte ich mir durchaus mehr Umfang gewünscht. Mit den schwindenden Warteschlangen schwindet auch meine Motivation. Die Story ist durch, die Nebenquests im neuen Gebiet ebenso. Rüstung brauche ich noch auf 700, und die Fraktionsquest fehlt noch, aber irgendwie reicht das alleine nicht aus, um meine Motivation hochzuhalten.
ich hoffe ja, das in 2 Wochen noch genug spielen. Wollte in 2 Wochen wieder mal mit NW anfangen.
Gestern sind die Zahlen ja um 10k gefallen. Was aber an den Ferien liegen kann, die vorbei sind 😀
Die Erweiterung ist komplett dogshit. Ich hab es extra gekauft weil ich New World noch ne Chance geben wollte aber es ist einfach stinklangweilig, die Story ist sowieso kompletter Müll, hätte man sich auch komplett sparen sollen und die Zeit die dafür nötig war lieber in andere Dinge stecken, ich bin aufjedenfall fertig mit New World, das wird nix mehr.