Tim Sweeney (52), der Gründer und Chef von Epic Games (Fortnite), hat zwar ein Milliarden-Vermögen, findet aber dennoch, dass es auf Twitter einfach zu elitär zugeht.
Um welches System geht es? Wie viele soziale Netzwerke verfügte Twitter über ein Verifizierungssystem, mit dem namhafte Nutzer ihre Identität bestätigen konnten.
Das Verifizierungs-Abzeichen, der sogenannte blaue Haken, war vor allem für Twitter-Nutzer gedacht, deren Identität genutzt werden könnte, um Lügen oder Fake News zu verbreiten: Politiker, Nachrichten-Agenturen und Prominente, inklusiver zahlreicher Content Creator.
Auf Twitter gibt’s Ärger um den blauen Haken
Was ist das Problem an dem System? Kritiker des Verifizierungssystems auf Twitter bemängeln, dass der blaue Haken bestimmten Menschen vorbehalten ist und halten das für eine Art Bevorzugung.
Mit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk gab es neue Aufregung um die blauen Haken: Erst wurde mit Twitter Blue ein Bezahlsystem eingeführt, mit dem Nutzer das Abzeichen einfach erwerben konnten, was zu zahlreichen echt aussehenden Fake-Accounts führte.
Dann kündigte Elon Musk an, die alten “Legacy Verifizierungen” zu entfernen, was ab dem 20. April zwar umgesetzt, jedoch mittlerweile zum Teil schon wieder rückgängig gemacht wurde. Das Hin-und-Her sorgte übers Wochenende für viel Verwirrung und zahlreiche Diskussionen.
In die Diskussion um die Verifizierung schaltete sich nun auch Tim Sweeney, der Chef von Epic Games, ein. Am 22. April setzte er eine Reihe von Tweets ab, als Reaktion auf den Hashtag #BlockTheBlue. Bei dem Hashtag handelte es sich um den Vorschlag, Nutzer, die bereit sind, monatlich für die Verifizierung zu bezahlen, einfach zu blockieren.
Tim Sweeny ist mitverantwortlich für die Unreal Engine, die die Grundlage erfolgreicher Spiele wie Fortnite darstellt.
Epic-Chef fühlt sich ausgeschlossen von den “coolen Kids”
Was hat Tim Sweeney zu sagen? Der Epic-CEO störte sich an der #BlockTheBlue-Kampagne und erklärte, die Nutzer dahinter seien “Versager und Schlägertypen”, die “coolen Kids”, die “uns Nerds” schon in der Schule ausgeschlossen hätten.
Das “elitäre” alte System habe er bereits seit 2018 kritisiert, erklärte Sweeny und teilte dazu einen seiner eigenen Tweets aus dem Jahr 2020. Damals schrieb er, er wolle nicht verifiziert sein, solange der Prozess dafür bestimmten Leuten vorbehalten sei.
Sweeney, dessen Vermögen laut Bloomberg fast 10 Milliarden US-Dollar betragen soll, führte weiter aus, dass eine Online-Community eine Meritokratie sein sollte, die ausschließlich Leistung belohnt. Stattdessen habe Twitter sein Verifizierungssystem genutzt, um vermeintlich beachtenswerte Eliten zu bevorzugen.
Der 52-Jährige behauptete auch, Mitarbeiter von Twitter hätten das alte System genutzt, um sich daran zu bereichern und Verifizierungen gegen Gefälligkeiten getauscht. Den Anfang des Threads haben wir euch hier eingebunden:
Sweeney nimmt es nicht ganz so genau mit der Wahrheit
Wie kam das an? Nicht besonders gut. In den Kommentaren versuchten zahlreiche Twitter-Nutzer, Sweeney zu erklären, warum seine Einschätzung des alten Verifizierungssystems nicht ganz treffend war.
So sei das System keineswegs ausschließlich Eliten vorbehalten gewesen, auch Lokal-Reporter mit eher geringem Einkommen hätten ihrer Berichterstattung damit Glaubwürdigkeit verleihen können. Andere fragten sich, warum ein 52-Jähriger sich immer noch über Schul-Cliquen ärgert.
Unter einigen Tweets von Sweeney stellten Nutzer zusätzlichen Kontext zur Verfügung. Die Behauptung, das alte System habe nichts damit zu tun gehabt, die Identität mit offiziellen Dokumenten zu bestätigen, wurde widerlegt.
Wie reagierte Sweeney? Der nahm sich die Zeit, einige Kommentare zu beantworten und lenkte etwas ein. Er erklärte schließlich, die beste Lösung sei wohl eine Mischung aus dem alten und dem neuen System: Identitäten sollten zwar überprüft werden, der Prozess dafür sollte aber allen offen stehen und im Idealfall sogar kostenlos sein (via Twitter).
Tim Sweeney hat nicht nur an Twitter etwas auszusetzen, den Epic-Konkurrenten Steam kritisierte er unlängst in einem Telefonat. Denn auch von Steam fühlt er sich ausgeschlossen, die würden ihren größeren Marktanteil ausnutzen. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen:
Chef von Epic Games lässt sich über Steam aus – Kritisiert die Multiplayer-Funktionen der Plattform
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Wenn der “Robinhoodismus” mal wieder etwas zu sehr ausschlägt…