Am 5. März hat der Bundestag über eine Erweiterung des Jugendschutzes im Internet und den sozialen Medien positiv abgestimmt. So sollen Spiele mit “glücksspielähnlichen Mechanismen” zukünftig als Jugendgefährdend gelten.
Was ist da genau los? Mit einer Reform des Jugendschutzgesetzes möchte die Regierung dafür sorgen, dass Kinder nicht mehr in Kontakt mit Spielen kommen, die einen hohen Kaufanreiz bieten.
Konkret soll der Absatz zum Thema “entwicklungsbeeinträchtigende Medien” erweitert werden. Dazu zählen beispielsweise Spiele mit übermäßig ängstigender Gewalt. Ein entsprechender Abschnitt soll zukünftig unter anderem um diesen Inhalt erweitert werden:
Hierzu zählen insbesondere Risiken durch Kommunikations- und Kontaktfunktionen, durch Kauffunktionen, durch glücksspielähnliche Mechanismen, durch Mechanismen zur Förderung eines exzessiven Mediennutzungsverhaltens, durch die Weitergabe von Bestands- und Nutzungsdaten ohne Einwilligung an Dritte sowie durch nicht altersgerechte Kaufappelle insbesondere durch werbende Verweise auf andere Medien.
Für die Erweiterung des Jugendschutzgesetzes stimmten die Parteien SPD und CDU. Die FDP und die Linke stimmte dagegen, während sich Grüne und die AFD enthielten. Damit wurden die Anpassungen offiziell beschlossen.
Was könnte das bedeuten? Spiele, die derzeit Lootboxen oder vergleichbare Inhalte anbieten, könnten zukünftig erst ab 18 Jahren freigegeben werden, weil diese Inhalte als jugendgefährdend ausgelegt werden könnten.
Das sagte auch die Anwältin Julia Maris gegenüber dem Magazin Spiegel. Dort heißt es auch, dass Familienministerin Franziska Giffey klare Symbole und Hinweise auf Gewalt, aber auch Kostenfallen bieten möchte.
Unklar ist, wie weit das Gesetz gehen wird und welche Spiele dazu zählen könnten. Denn Punkte wie “Kommunikations- und Kontaktfunktionen” oder auch “Kauffunktionen” sind bei fast allen Online-Spielen zu finden. Auch bei den Lootboxen gibt es je nach Spiel große Unterschiede.
Lootboxen werden in den letzten Jahren heiß diskutiert
Was sind Lootboxen? Die Lootboxen erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit in Online-Spielen und finden in vielen unterschiedlichen Games Verwendung.
- Bei Lootboxen handelt es sich um Truhen oder andere Gegenstände, die man öffnen kann und aus denen man zufällige Belohnungen – den Loot – erhält.
- Meist kann man die Lootboxen auch oder sogar nur für Echtgeld kaufen.
- Sie enthalten eine Reihe von Gegenständen, wobei die besten oder hübschesten meist sehr selten sind.
- Oftmals gibt es keine klare Übersicht darüber, welche Gegenstände es gibt und welche Chancen man darauf hat.
Was ist das Problem mit Lootboxen? Von vielen Spielern werden Lootboxen kritisch gesehen. Spieler sehen in ihnen Geldmacherei. Statt sich direkt ein Item kaufen zu können, kauft man nur eine Chance darauf, die oftmals nicht mal transparent gemacht wird und sehr gering sein kann.
Ein weiteres Problem ist Pay2Win, also dass sich Spieler einen Vorteil für Echtgeld erkaufen können.
2017 gab es einen großen Aufschrei zum Release von Star Wars Battlefront 2. Die dortigen Lootcrates konnten zwar sowohl Ingame erspielt, als auch für Geld gekauft werden, doch befanden sich anfangs Star Cards darin. Mit diesen ließen sich die Charaktere verbessern.
Die Lootbox war also nicht nur kosmetischer Natur, sondern brachte auch einen spielerischen Vorteil, worin Fans der Reihe einen Pay2Win-Mechanismus sahen. Es kam zu einer großen Debatte und Boykott-Aufrufen.
EA reagierte und entfernte die Lootbox erstmal aus dem Spiel. Später kehrte sie ohne den Pay2Win-Aspekt zurück.
Für manche beginnt dies bereits mit Boostern für zusätzliches Gold oder Erfahrung, mit denen Spieler beim Leveln oder Aufrüsten schneller sein können als andere. Für andere herrscht erst dann Pay2Win vor, wenn Spieler mit Echtgeld einen Vorteil bekommen, den Spieler ohne den Einsatz von Geld und egal mit welchem Zeitaufwand nicht erhalten können.
Was sagen Befürworter der Lootbox? Fans dieser Truhen erfreuen sich an dem Überraschungseffekt. Man öffnet eine Truhe und weiß vorher nicht, was man bekommt.
Der Spaß geht für viele aber nur so weit, wenn man kosmetische Belohnungen bekommt. Beim Pay2Win wie einst bei Star Wars wird aber auch für viele hier eine Grenze überschritten.
Die Ausnahme FIFA? Ein wenig kurios ist die Situation bei der Sport-Simulation FIFA. Hier gibt es mit Ultimate Team einen Modus, in dem Packs für die besten Fußballer geöffnet und gekauft werden können. Die stärksten sind auch hier wieder sehr selten.
In den Packs von FIFA sehen viele durchaus Pay2Win, das aber aus irgendeinem Grund akzeptierter ist, als in anderen Spielen. Das ist ähnlich wie mit Sammelkartenspielen – egal ob Online oder Offline. Auch die treffen bei der Masse auf größere Akzeptanz.
Kinder geben immer wieder viel Geld der Eltern aus
Auf MeinMMO haben wir bereits mehrfach darüber berichtet, das Kinder in ihrem Nichtverständnis mit Geld fahrlässig umgegangen sind:
- So gab es 2017 einen Fall, in dem ein chinesischer Junge 6.400 Euro in nur einem Tag für Mobile Games ausgegeben hat. Das Geld gehörte eigentlich seinem Großvater.
- 2019 plünderten Kinder das Konto ihrer Eltern, um für 611 Euro Packs in FIFA zu kaufen.
- 2020 haben wir über einen 21-Jährigen berichtet, der sein Geld fürs Studium komplett in FIFA-Packs steckte.
- Auch bei Fortnite gibt es immer wieder Berichte, laut denen Kinder hunderte oder sogar tausende Euro für Computerspiele ausgeben.
Der Satiriker Jan Böhmermann hat sich 2019 das Spiel Coin Master vorgeknöpft. Das war aus seiner Sicht das perfekte Beispiel, wie Kinder ausgenommen werden.
Das Mobile-Game hat keine Altersbeschränkung und setzt auf eine bunte und kindliche Grafik. Allerdings können die Spieler Geld investieren, um schneller voranzukommen. Außerdem erinnert das Prinzip von Coin Master an Spielautomaten. Die komplette Geschichte findet ihr hier:
Lootboxen sind in Belgien und den Niederlanden schon Glücksspiel
Wie gehen andere Länder mit Lootboxen um? In Belgien und den Niederlanden zählen Lootboxen bereits als Glücksspiel. Dort dürfen sie nur in Spielen ab 18 Jahren angeboten werden. Die Spiele-Entwickler reagieren unterschiedlich darauf:
- Im MMORPG Guild Wars 2 werden bestimmte Inhalte aus dem Shop in den beiden Ländern nicht mehr angeboten, darunter die Schwarzlöwen-Truhen.
- In CS:GO können Spieler dieser Länder Lootboxen nicht mehr öffnen. Der Handel damit ist aber weiterhin möglich.
- EA und FIFA tragen derzeit einen Rechtsstreit in den Niederladen zu dem Thema aus.
Auch in Deutschland wurde bereits über ein Verbot von Lootboxen diskutiert. Das kam 2018 im Rahmen von Star Wars Battlefront 2 auf.
Wie geht es mit dem Gesetz weiter? Zwar stimmte der Bundestag positiv über die Änderung ab, doch in Kraft tritt sie deshalb noch nicht. Der Bundesrat kann noch ein Veto einlegen.
Offiziell ist das Gesetz erst, wenn der zuständige Minister oder die zuständige Ministerin und die Bundeskanzlerin es unterzeichnet haben, es vom Bundespräsidenten ausgefertigt und im Bundesgesetzblatt verkündet wurde.
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Lootboxen können gern sofort verboten werden. EA hat sich damit jahrelang bereichert. Wenn das bedeutet das wir diese Spiele nicht mehr spielen können bin ich bereit dazu darauf zu verzichten.
Klappt bestimmt genauso gut wie mit FSK18 Games, dass Kinder und Jugendliche keine Shooter, oder Spiele wie GTA, zocken können, weil ihre Eltern ihnen nur ausgewählte Spiele kaufen und sie nicht alleine im Shop einkaufen lassen. Oh, Moment… Auch hier ist das Problem Aufsicht und Aufklärung, Spiele immer nur zu verteufeln bringt gar nichts.
Das funktioniert ganz wunderbar! Die Auswirkungen in den Verkaufszahlen bei Einstufungen von ab12 zu ab16 sind zB deutlich kleiner, als von ab16 zu ab18. Deswegen versuchen es die Studios immer da zu vermeiden, wo es möglich ist. Einzelfälle spielen dabei kaum eine Rolle. Aber die meisten Muttis werden ihren 12jährigen kein ab18 Spiel mit fettem roten Siegel zu Weihnachten schenken, sondern eher ein ab12 oder vielleicht sogar ab16 Spiel.
Auch die aufklärende Wirkung des ab18 Siegels ist nicht zu unterschätzen! Jeder wird sich das bei einem Fussballspiel fragen, warum es keine Jugendfreigabe hat und die Begründung auf der Packung lesen wollen. Wenn sie dann ganz klar und unmissverständlich die Glücksspielwarnung auf der Packung lesen, werden sie es sich zweimal überlegen das den Kindern zu kaufen oder zumindest sicher stellen, dass keine Zahlungen getätigt werden können. Das ist ein Win, egal wie sich die Eltern zum Schluss entscheiden.
Bei Fußball drücken sie alle die Augen zu.. ist ja nur Fußball ?
Aber sie werden zumindest auf der Packung lesen wollen, warum es ab18 ist. Und wenns ne explizite glücksspielwarnung gibt, sind die Eltern sensibilisiert und können zB sicher stellen, dann keine Zahlungsdaten hinterlegt sind…oder entscheiden sich für die Konkurrenz.
Wenn das so gut klappt wie das Fsk 18 Siegel dann bringt das alles wenig.
Richtig so, Lootboxen sind ein Glücksspiel aus, basta, punkt. Das gehört nicht in Kinderhände. Wenn ich von mir bekannte höre, wie vil Geld ihre Kinder in Fifa und Fortnite stecken, denke ich mir nur WTF!
Aber ganz ehrlich, wie kann sowas passieren? Man kann doch sicher Kindersicherungen in die Konsole einbauen? Meine Xbox frägt mich jedesmal nach meinem Code wenn ich etwas kaufen will.
Natürlich, wenn die Eltern denn wüßten wo sie ist. bei der PS4 ist sie schon Ordentlich versteckt, beim PC müsste man ein extra Progamm Runterladen…ein Hoch auf die Kindersicherung 😉 Leider ist es viel zu Einfach an diesen vorbei zukommen, wenn überhaupt benutzt wird 🙁
Ja aber selbst ohne Kindersicherung braucht man ein Zahlungsmittel. Bei der Xbox kann ich zum Beispiel das Live Gold Abo per Bankeinzug abbuchen lassen. Für Ingamekäufe geht das aber nicht. Die Kids bräuchten dann schon ihr Taschengeld und müssten in einem Laden Microsoftpoints kaufen. Am PC genau so. Die bräuchten ja um bei Fortnite im Shop was zu kaufen Zugang zu meiner Bank- oder Kreditkarte. Wer von den Eltern lässt das bitte zu?
das geht weiter das Prinzip, gibt ja Apps wie Lootboy die komplett auf Lootboy-Prinzip setzen
Lootboxen gehören generell Verboten, da ist das Alter komplett egal, entweder ich bekomme was ich will für den Gegenwert den ich investiere oder ich spiele Glücksspiel, letzteres betreibe ich nur wenn es für mich kostenlos ist, zumal ich sowieso nicht verstehe wer sich das bei Fifa freiwillig antut, der muss ja echt total drauf stehen sein Geld zu verbrennen, ich meine der Inhalt der Packs wird ja jedes Jahr aufs neue komplett wertlos, wäre ja nicht so als hätten die dann Sammlerwert oder irre ich mich da? 😀 Bin ja so absolut nicht drinn in diesem Fifa Game, zum glück.
Das Problem sind die Schlupflöcher. Du kaufst für Echtgeld eine Fake-Währung. Diese kannst du zu 100% auch für Content ausgeben, den du direkt beziehen kannst. Somit ist alles in Ordnung. Dann gibts noch die zusätzliche Möglichkeit für Lootboxen, aber mit irgendeinem Mechanismus kannst du die Fake-Währung auch erspielen, wenn auch sehr wenig. Es wird also argumentiert:
Dass aber auch Echtgeld in Lootboxen landen kann, war bislang nicht ausschlaggebend für Glücksspiel, außer in Belgien und den Niederlanden. Und dieser Punkt wird jetzt auch endlich angegangen. Sobald es irgendwie möglich ist, muss es verboten werden oder zumindest stark gekennzeichnet sein.
Prinzipiell keine schlechte Sache, aber dann werden FiFa und co einfach nur noch online angeboten, sodass keine Altersprüfung für den Release Voraussetzung ist
Frage mich so oder so warum man Ultimate Team nicht einfach als ein Stand Alone Free2Play Spiel auf den Markt haut, sollen sich doch die bekloppten Sport “Gamer” in den Bankrott zahlen mit Lootboxen.
Generell finde ich Leute fragwürdig die sich jedes Jahr das neue FIFA, Madden, NBA etc kaufen, ist 1zu1 das selbe Spiel, man zahlt 70€ dafür dass die Teams neu aufgestellt sind.
Das ist mal wieder ein Gesetz in das man viel rein interpretieren kann. Denke die Abmahn Anwälte haben gleich mal den Champagner auf gemacht. Das werden auch die einzigsten sein die mit dem Gesetz ihre Freude haben werden.
Im Worst Case bedeutet das das quasi alle Spiele mit Chat oder Kauf Optionen ab 18 sein müssen. Da wir Wahljahr haben und sich niemand nachsagen lassen will das er den Jugendschutz vernachlässigt, wird es auch im Bundesrat eine überwältigende Mehrheit für das Gestz geben, natürlich außer das es dort noch verschärft wird. Kann mir irgendwie nicht vorstellen wie da für die Gamer am Schluß was gutes raus kommen soll.
Für alle Gamer über 18 Jahre ändert sich gar nichts. Und alle Gamer darunter müssen zur Not halt die Eltern fragen ob sie ihnen das Spiel kaufen. Sehe jetzt eigentlich kein Problem damit. Bis zu einem gewissen alter würde ich eh wissen wollen was meine Kinder zocken. Und wenn die 16 oder sonst was sind können die ja gerne ihr Taschengeld oder Geld vom Zeitungsaustragen in FiFa reinhauen. Mit meiner Kohle wird das aber nicht passieren. Es liegt hier nicht nur am Gesetzgeber oder den Spieleentwicklern sondern auch mal an den Eltern zu verstehen, was ihre Kinder da eigentlich treiben. Ich hab in meinem ganzen Leben noch keine Lootbox mit zufallsinhalt gekauft. Einfach deswegen weil ich vernünftig erzogen wurde und weis wie dumm es ist.
Ich glaube, die Tour wird in China bereits gefahren. Blizzard, Hearthstone. Kauf 50 Staub für [€ Betrag]und erhalte – nur als Geschenk, nicht Teil des Kaufs, ein Pack/ mehrere Packs im Wert von [€ Betrag].
Lootboxen sind eine Sauerrei, versauen die besten Spiele, aber Hand aufs Herz – Bevor die verschwinden, kommen, vor allem bei EA, die Spieler halt direkt für 500€-Sofort Kauf in die Shops. Als ob die das juckt wenn Kids rumheulen. Gekauft wirds trotzdem.
dann sollen sie auch alle sammelpackungen wie pokemon ab 18 machen is auchnix anderes^^
Wenn sich das Kind den Booster überhaupt leisten kann. Bei den Preisen zur Zeit ?
3,50-4,50€ kostet n Booster. So teuer ist das nicht 😉 Das war früher schon etwas anders mit den 8DM, während man 20DM Taschengeld bekommt. So viele Booster waren da nicht drin^^
Er spielt glaube ich auf alte Pokémon-Booster an^^
Ein Schritt in die richtige Richtung- begrüße ich sehr .
Wenn das Gesetz durch kommt bin ich auf den Aufschrei in der FIFA Community gespannt xD