LoL: EU-Profis sagen, eine harte Änderung führt zu Burnout, Drogen-Konsum und Depression

LoL: EU-Profis sagen, eine harte Änderung führt zu Burnout, Drogen-Konsum und Depression

Bei League of Legends wurde der E-Sport radikal verändert: Eine Season in LoL ist jetzt auf wenige Wochen komprimiert. Die Sommer-Saison dauert nur vom 17. Juni bis zum 30. Juli. 2022 dauerte die Saison noch 4 Monate. Diese Verkürzung macht die Spieler fertig, sagen sie.

Das ist die Änderung: Die Spielzeiten im E-Sport von LoL wurden radikal gekürzt. Die Saison 2022 ist nur noch halb so lang wie früher:

  • Die Sommer-Saison 2022 in der LEC dauerte vom 16. Juni bis zum 11. September: 87 Tage.
  • Die Sommer Saison 2023 geht vom 17. Juni bis zum 30. Juli: 43 Tage.
  • Danach gibt es vom 19. August bis zum 10. September noch die Season Finals.

Diese extreme Komprimierung der Saison verschlimmert offenbar die erheblichen Probleme, die schon vorher im E-Sport kursierten. Die Spieler, viele Teenager, der Rest in ihren 20ern, kommen mit dem Druck einfach nicht klar.

16 Profis der LEC packen aus

Was resultiert daraus? Die Seite Dotesports sagt in einem längeren Report, sie haben mit 16 aktuellen und früheren Spielern der europäischen Profi-Liga LEC gesprochen. Die Ergebnisse sind besorgniserregend.

Der Top-Laner von Astralis sagt: Die Verkürzung der Saison nimmt den Spielern die Zeit für „mentale Stabilität“: Sobald die Saison starte, müssten Spieler schon alles geben oder sie würden zurücklassen.

Der erfahrene Belgier Nisqy sagt:

Es wird erwartet, dass du gut bist, aber wenn du aus irgendeinem Grund nicht bist, ist es sehr schwer, mental zurückzukommen und wieder an Selbstvertrauen zu gewinnen. Am Ende fragst du dich vielleicht: Was ist mein Job, wenn ich nur verliere und sonst nichts?

Nisqy war zuletzt in der Kritik, weil er nach einer Niederlage gelächelt hatte – dafür wurde er von wütenden Fans hart kritisiert. Der Vorwurf: Er würde eine Niederlage nicht hart genug nehmen.

Dazu sagt er: Es sei schwer, von außen zu verstehen, mit welchen Problemen sich Profis in ihrem Inneren wirklich beschäftigen.

“Das neue Format ist verdammte Scheiße”

Das sagen Profis nur anonym: Die Verkürzung der Saison auf nur 43 Tage führt zu Problemen, die Spieler nur anonym äußern wollen.

Ein Profi der LEC sagt: „Das neue Format ist verdammte Scheiße, um ehrlich zu sein. Das ist eine reine Business-Sache:“

Der anonyme erfahrene Spieler gibt zu Protokoll: Es gäbe jetzt keine Kennenlern-Phase mehr in den Teams, wie früher in den ersten Wochen einer Saison. Jetzt könnten Karrieren unter dem Druck schon früh in einer Saison zusammenbrechen. Spieler könnten sich rasch eine lange Karriere in einer Top-Liga ruinieren.

Das Schlimmste für Spieler sei aber nicht mal der Druck in einer Saison, sondern das Leben nach einer Spielzeit: Dort habe keine Kontrolle über das eigene Schicksal. Das Team könne einen jederzeit ersetzen. Diese Möglichkeit macht vielen Profis Angst.

Ein anderer Spieler sagt: Für ihn war es das härteste, als er ersetzt wurde. Denn sein eigenes Selbstvertrauen hing an der Performance:

  • Wenn er Spiele gewann, fühlte er sich wohl.
  • Wenn er verlor, fühlte er sich wertlos.
  • Der Moment, als er ersetzt wurde, war für ihn sehr niederschmetternd, so als würde er gar keinen Zweck mehr erfüllen.

Ich hab einen Spieler gesehen, der so ausgebrannt war, dass er nicht mehr aus dem Bett kam. Der hat League für so viele Monate gelebt, ohne was anderes. Sein Hirn hat’s einfach nicht mehr ausgehalten und er konnte 2 Wochen nicht mehr spielen. Ich hab schon viele Spieler mit Burnout gesehen, aber sowas noch nie.

Was sagt ein erfahrener Mann dazu? Tim Reichert ist ein früherer Fußball-Profi bei Rot-Weiß Oberhausen. Heute arbeitet er als CEO von Excel. Er glaubt, vielen E-Sporter fehlt die Ausbildung im Vergleich zu Sportlern:

„Den meisten E-Sportlern fehlt eine vernünftige Ausbildung und Lernkurve, wie man ein Profi ist.“

E-Sportler müssten schon als Teenager selbst herausfinden, wie sie mit dem Lebensstil und den Karriere-Risiken zurechtkommen. Schon als junge Erwachsene müssen sie sich an einen sehr stressigen Lebensstil gewöhnen, wenn sie ihrem Traumjob nachjagen, so der frühere Fußballprofi.

LoL-Schalke-Tim-Reichert
Das ist Tim Reichert zu seiner Zeit bei Schalke.

Zu viel Essen, zu viel Koffein, zu viel Tabak, Alkohol, Marihuana

Was gehört zu diesem Lebensstil? Einer der Profis sagt, dass sich die meisten jungen Profis das Verhalten von anderen abschauen und das sei oft toxisch. Die Spieler würden Mechanismen entwickeln, um sich mit harschen Sprüchen, negativen Gefühlen und toxischem Umfeld abzufinden:

  • Alkohol, Schnupftabak (“Snus”), Zigaretten und Marihuana werden konsumiert.
  • Es gäbe zu viel Koffein und Essen als Mechanismen, mit dem Druck klarzukommen.
  • Gerade ältere Spieler entwickelten diese problematischen Verhaltensweisen, nicht nur Junge.

So sagt Nisqy, dass es für ihn mittlerweile normal sei zu rauchen und in Shisha-Bars zu gehen. Solange man das unter Kontrolle habe, solle jeder machen, was er möchte.

Auch andere befragte Spieler wie der Deutsche Elias „Upset“ Lipp sagen, sie hätten schon „ungesunde Wege gefunden“, mit dem Stress umzugehen. Ein anderer Profi sagt, er hat im schlimmsten Jahr seiner Karriere mit dem Saufen angefangen.

lol-upset
Upset gilt als einer der besten deutschen Spieler. Hat aber unglücklich seinen Platz bei Fnatic verloren.

Über einen anderen Spieler wird erzählt, den wollte sein Team loswerden, konnte ihn aber nicht entlassen. Dies führte zu einem psychologischen Krieg, der beim Spieler eine schwere Schlafstörung ausgelöst habe: Er konnte nur noch 2 Stunden am Tag schlafen und das über 3 Monate hinweg. Als er das Team verließ, spielte er auch wieder besser.

Die Teams entwickeln zwar gerade Methoden, mit Psychologen und Programmen die mentale Gesundheit der Spieler zu verbessern, aber die radikale Verkürzung der Saison scheint aktuell ein ohnehin schon bestehendes Problem noch drastisch zu vergrößern.

Wohl noch mehr Probleme mit Adderall und Sex als Profis zugeben

Über was wird nicht gesprochen? Was im Bericht von Dotesports nicht auftaucht: Man kann davon ausgehen, dass viele E-Sportler leistungssteigernde Substanzen konsumieren. Das ist ein “dreckige Geheimnis im E-Sport”: In anderen E-Sports wie Call of Duty oder Overwatch wurde schon über intensiven Missbrauch von Adderall berichtet. Es wäre verwunderlich, wenn es das nicht in LoL auch gäbe.

Zumal über den Dauer-LoL-Streamer Tyler1 bereits berichtet wurde, der schlucke Adderall wie TicTacs, leide unter Schlafstörungen und entwickle eine Zwangsstörung.

Es fällt schon auf, dass die Profis nur vom Konsum gesellschaftlich akzeptierter Drogen reden – da könnte noch einiges mehr im Argen liegen.

Ein anderes Verhalten, von dem man immer wieder liest, sind Dinge, die in Richtung “sexuelle Beziehungen mit Fans” gehen, was wohl auch im E-Sport verbreiteter, ist, als es im Artikel von DotESports jetzt aus der LoL-Szene durchschimmert.

Die Lage klingt jetzt schon ernst, könnte aber noch viel ernster sein. Bei einigen Profis hat diese ständige Belästigung schon zu Zwangsstörungen geführt:

LoL-Profi beendet Karriere mit 22 wegen einer Zwangsstörung

Deine Meinung? Diskutiere mit uns!
3
Gefällt mir!
Kommentar-Regeln von MeinMMO
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Kommentare
Neueste
Älteste Meisten Abstimmungen
Inline Feedback
Alle Kommentare anzeigen
N0ma

“Zu viel Essen, zu viel Koffein, zu viel Tabak, Alkohol, Marihuana”
dachte da gehts um Sport

Dorian

Naja für mich hat das nichts mit Sport zu tun, die sitzen über Stunden vorm Bildschirm und hauen sich irgendwelchen Mist rein der natürlich ungesund ist,da muss man sich nicht wundern das es einem nicht gut geht.
Für die anderen Substanzen sollte es klare Verbote geben die dann auch durch Dopingkontrollen durchgesetzt werden,wie im richtigen Sport auch.
Es wird wahrscheinlich auch keiner gezwungen sich den Kram reizupfeifen,den zig tausende andere Leute können Ihre Leistungen ohne dergleichen Zeug abrufen.
Und der Stress und Druck ist auch unter Profis im Sport leider normal,wie Sie ja selbst sagen wird verlangt das man IMMER top Leistungen abliefert aber genau das macht unter anderem einen Profi aus.
Zum Schluss muss man auch noch erwähnen das wenn man es erstmal geschafft hat und eine große Nummer in seinem Bereich ist auch sehr profitabel leben kann und das sollte so einiges an Stress und Druck wieder gut machen.
Naja…

DDuck

Naja, ich stimme dir zwar in dem ein oder anderen Punkt zu…Körperlichen und seelischen Verschleiß mit dem u.U. hohen Einkommen zu rechtfertigen (egal ob im “echten” Sport oder im Esport), ist aber schon ne fragwürdige Aussage. Wenn das so sein sollte und von Außenstehenden auch noch als “richtig so” hingenommen wird, ist das ja ein strukturelles Problem und kein Jammern auf hohem Niveau.

Ich mein wir reden hier ja nicht von einer Person, die hier und da ein paar Weh-Wehchen beklagt. Das zieht sich ja durch alle Disziplinen, Verbände und Länder, dass (junge) Spieler immer wieder mit physischen und psychischen Problemen zu kämpfen haben. Wenn du nach 10 Jahren komplett ausgebrannt bist und psychisch so fertig bist, dass du noch nichtmal mehr ein Eis essen gehen kannst, dann hast du auch nichts davon, in den 10 Jahren so viel verdient zu haben, um davon “sehr profitabel leben” zu können.

Schon allein die Ansicht, man habe für ein gewisses Gehalt Schäden an der eigenen Gesundheit hinzunehmen, finde ich schon echt kritisch muss ich sagen. Dein Einkommen sollte ja nicht daran bemessen werden, wie viel deiner Gesundheit du dafür opferst, sondern wie wichtig du für den Profit deines Arbeitgebers bist und wie austauschbar du bist. Deswegen verdient ein Produktionshelfer, der 8 Stunden lang 3 verschiedene Knöpfe drückt, auch weniger als ein Vertriebler.

Dorian

Das man Schäden an der Gesundheit nicht hinnehmen kann/solllte dürfte klar sein und ja,auch nicht für Summe x.
Aber Sie setzen sich dieser Situation mit Wohlwollen aus, solange alles gut läuft,da ist man dann gerne Profi.
Und auch Sie selbst flößen sich den benannten Kram doch ein und da bin und bleibe ich der Meinung das man im Nachgang nicht über die Situation klagen sollte.
Der für mich einzige Umstand den ich da sehe und den die Profis nicht beeinflussen können ist die Verkürzung der Saison,dass das die Spieler unter Druck und Stress setzt ist absolut verständlich aber in meinen Augen trotzdem kein Grund für Drogen oder dergleichen.

Enycon

Geht die Season jetzt 13 oder 43 Tage? 🙂

Passwort vergessen

Bitte gib Deinen Benutzernamen oder Deine Email-Adresse ein. Du erhälst einen Link, um ein neues Passwort per Email zu erstellen.

5
0
Sag uns Deine Meinungx