„Gott, das ist so tragisch“ – Millionen chinesische Spieler verlieren Zugang zu WoW, Diablo und Overwatch

„Gott, das ist so tragisch“ – Millionen chinesische Spieler verlieren Zugang zu WoW, Diablo und Overwatch

Am 23. Januar musste Blizzard seinen Service in China einstellen. Das Studio hatte einen langjährigen Vertrag mit dem chinesischen Publisher NetEase nicht verlängert und keinen neuen Partner gefunden. Damit verlieren Millionen von Spielern Zugang zu ihren Lieblingsspielen.

Was ist passiert? Nach 14 Jahren endete die Partnerschaft zwischen Blizzard Entertainment und dem chinesischen Publisher NetEase. Bereits im November 2022 gaben die Unternehmen bekannt, dass man zu keiner Einigung kommen könnte. Diese Position bestätigten sie nochmal in der letzten Woche. Für Blizzard ist das ein herber Verlust: Blizzard verliert 666 Millionen potenzielle Spieler für WoW, Overwatch und Diablo

Die genauen Umstände, die hinter dem Abbruch der Beziehungen stecken, sind unbekannt. Es ist aber anzunehmen, dass es hinter den Kulissen mächtig Ärger gab. Denn beide Unternehmen schieben die Schuld an der Situation dem jeweils anderen zu. Nach Blizzard-Trennung: NetEase rastet aus, zerstört Orc-Statue und beleidigt wüst

Einen Vorschlag seitens Blizzard, den Vertrag zu den alten Bedingungen für 6 Monate weiterzuführen, lehnte NetEase ab. Bizzard wollte damit garantieren, dass die chinesischen Spieler weiter Zugriff auf ihre Spiele haben und in der Zwischenzeit nach einem neuen Vertriebspartner suchen. NetEase hingegen war nur an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert.

Warum brauch Blizzard einen chinesischen Partner? Grundsätzlich gilt: Um Spiele in China veröffentlichen zu können, brauchen westliche Unternehmen einen chinesischen Partner und eine entsprechende behördliche Lizenz.

In den letzten Jahren zeigte die chinesische Regierung größeres Interesse an Form und Inhalt ausländischer Titel. Die Zensurbehörden fürchten einen schädlichen Einfluss aus dem Westen. Außerdem hat die Regierung Sorge, dass sich exzessives Computerspielen negativ auf die Jugend auswirke. Deshalb erließ man 2021 ein Gesetz, dass die Spielzeit von Kindern und Jugendlichen an Freitagen, Wochenenden und offiziellen Feiertragen auf maximal 1 Stunde am Tag beschränkt. Offenbar mit Erfolg: Die Jugend von China ist geheilt, ihr wurde die Gaming-Sucht ausgetrieben.

Ein schwacher Trost: Während Blizzard die Server vom Netz nimmt, startet Tencent ein MMORPG in China, das WoW zum Verwechseln ähnlich sieht.

Die Spieler fürchten um ihre Accounts

Was bedeutet das für die Spieler? Während sich Blizzard und NetEase um einen Vertrag streiten, leiden die chinesischen Spieler. Zwar war das Ende der Partnerschaft absehbar, dennoch bedeutet es, dass die Spieler von einem Tag auf den anderen Zugang zu ihren Accounts verlieren.

Die chinesische Community hat nämlich seit dem 23. Januar keine Möglichkeit mehr, auf ihre Blizzard-Accounts zuzugreifen. Das ist besonders bitter für die Spieler, denn ihre Mounts, Transmogs, Erfolge in WoW, Kartensammlungen in Hearthstone oder Skins in Overwatch sind einfach weg.

Selbst mit einem VPN haben sie aktuell keine Möglichkeit auf ihre Accounts zuzugreifen. Diese sind nämlich an die jeweilige Region gebunden. Ein VPN ist ein Tool, das es Menschen aus China erlaubt, die staatliche Firewall zu umgehen und auf westliche Dienste wie Twitter, YouTube oder Facebook zuzugreifen.

Kein Wunder, dass viele Spieler in China enttäuscht und frustriert sind. Einige machen ihrem Ärger auf Social-Media-Kanälen Luft. Der Twitter-Account @XiaoT_HS postete ein Bild seiner Hearthstone-Sammlung und kommentiere es mit den Worten: „Disconnected. Ich kann mich vielleicht nie wieder einloggen.“ Sogar Ben Brode, der ehemalige Chef von Hearthstone, bekundet sein Mitgefühl für die chinesische Community und meldete sich mit den folgenden Worten bei Twitter: „Gott, das ist so tragisch!“

Die Situation ist schwierig, doch es gibt ein Fünkchen Hoffnung

Wie geht es jetzt weiter? Die Situation ist festgefahren, denn solange Blizzard keinen neuen Partner findet, bleiben die Server offline. Zwar bietet Blizzard den chinesischen Spielern einen Service an, mit dem sie ihre Accounts sichern können. Doch es ist weiter unklar, ob und wann sie wieder Zugang darauf bekommen.

Es könnte nämlich noch schlimmer kommen, wenn die chinesische Regierung entscheiden sollte, Blizzard dauerhaft von ihrem Markt auszuschließen. In der Vergangenheit wurde so ähnlich bereits mit anderen Lizenzen umgegangen. China bannte die globale Version von Steam, als Ersatz gibt es dafür jetzt eine chinesische Version. Die bietet allerdings nur knapp 100 Titel.

Möglich wäre auch, dass sich ein neuer Partner findet, der mit Blizzard zusammenarbeiten will. In der Branche wird spekuliert, dass die chinesischen Publisher die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft abwarten wollen. Für die Spieler bleibt zu hoffen, dass möglichst bald eine Einigung erzielt wird.

Ein Chef-Entwickler von WoW Classic wird entlassen, nachdem er einen Mitarbeiter nicht schlecht bewerten will

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Threepwood

Wenn die keinen Ersatz finden, kann das richtig böse für den Rest der Spiele-Welt enden. Das will finanziell aufgefangen werden und gleichzeitig haben wir genug Trottel, die da mitspielen werden (D:I hats ja gut gezeigt).

quick.n.dirty

Doof für die Chinesen, gut für den Rest der Spieler. Einerseits wird man jetzt weniger für Meinungsfreiheit gebannt – Stichwort “Free Hongkong”, andererseits verschiebt sich das Monetarisierungsmodell vielleicht wieder in Richtung Westen – Stichwort Diablo Immortal und Diablo 4.

Andy

Wenn soviel Geld fehlt ist das sicherlich auch nicht gut für den Westen.
Egal ob jetzt eine Pseudo Meinungsfreiheit offener sein sollte oder nicht.

Huehuehue

Ich fürchte, dich jetzt zu enttäuschen, aber laut eines Berichts vor einigen Monaten auf dieser Seite, machte das China-Geschäft nur einen einstelligen %-Satz der Umsätze von Activision Blizzard King aus und “das Monetarisierungsmodell” dürfte durchaus, so wie es ist, bereits auf den Rest der Welt und den Westen und gar nicht so sehr auf China ausgerichtet gewesen sein.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
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