Ein Chef-Entwickler von WoW Classic wird entlassen, nachdem er einen Mitarbeiter nicht schlecht bewerten will

Ein Chef-Entwickler von WoW Classic wird entlassen, nachdem er einen Mitarbeiter nicht schlecht bewerten will

World of Warcraft Classic verliert seinen Tech-Lead. Der Grund dafür ist, dass er seine Mitarbeiter nicht schlecht beurteilen wollte.

Es hätte ein schönes Jahr für Blizzard werden können. Viele Spieler sind von World of Warcraft Dragonflight positiv überrascht und viele andere tummeln sich in Wrath of the Lich King Classic, um Ulduar unsicher zu machen. Doch jetzt kam es wieder zu einem unschönen Vorfall im Unternehmen, der ein schlechtes Licht auf Blizzard wirft. Einem der führenden Entwickler von WoW Classic wurde gekündigt – weil er einen seiner Mitarbeiter nicht schlecht bewerten wollte.

Um wen geht es? Es geht um Brian Birmingham, den Tech-Lead von World of Warcraft Classic – zumindest bis vor Kurzem. Er hatte aufgrund eines Bewertungssystems für seine Mitarbeiter mit dem Gedanken gespielt, bei Blizzard aufzuhören, weil er das Verfahren als unfair und kontraproduktiv empfindet. Jetzt ist man ihm zuvorgekommen und hat ihm gekündigt.

Was ist mit Birmingham passiert? Der Grund dahinter ist ein Bewertungssystem, mit dem Team-Chefs ihre Angestellten bewerten sollen. Bei dem Prozess, der sich „Stack Ranking“ nennt, wird allen Mitarbeitern eine Bewertung zugesprochen. Das System funktioniert allerdings nur – so die Ansicht der Chef-Etage – wenn sich aus der Verteilung der Leistung eine schöne Kurve zeichnen lässt. Birmingham weigerte sich jedoch, die Beurteilung eines Mitarbeiters von „Erfolgreich“ auf „Entwickelnd“ zu setzen. Von der Chef-Etage wurde das jedoch erwartet.

Was ist das für ein Bewertungssystem?
Das „Stack Ranking“-System, von dem in diesem Beitrag die Rede ist, ist vor allem in den USA recht weit verbreitet und wurde in den1980er-Jahren entwickelt und in immer mehr großen Unternehmen eingesetzt, darunter auch etwa Amazon. In den letzten Jahren wird das System aber aufgrund verschiedener Bedenken immer häufiger abgeschafft. Im Jahr 2013 hatte etwa Microsoft dieses Bewertungssystem aus dem eigenen Unternehmen verbannt.

Birmingham verfasste daraufhin eine interne Mail an viele Blizzard-Mitarbeiter, die von Bloomberg eingesehen wurde. Darin hieß es:

Als die Team-Chefs gefragt haben, warum sie das tun sollen, haben die WoW-Directors erklärt, dass – obwohl sie nicht zustimmten – die Gründe von der Führungsebene sind, dass es wichtig sei, die am wenigsten Leistenden [herauszuarbeiten], um sicherzustellen, dass alle wachsen können.

Dass Birmingham von diesem Vorgehen gar nichts hält, erklärt er im weiteren Verlauf der Mail – und auch, dass man in den letzten Jahren es geschafft habe, das System nicht zu verwenden. Die letzten beiden Jahre habe man sich schlicht geweigert, das System wie gewünscht anzuwenden, doch inzwischen beharrt die Führungsebene darauf, dass es angewandt wird:

Diese Art der Regelung ermutigt Wettstreit zwischen den Angestellten, die Sabotage der Arbeit eines anderen, den Wunsch für Leute, ein Team mit schlechten Leistungen zu finden, sodass sie dort der beste Mitarbeiter sein können. Es zerrüttet das Vertrauen und zerstört letztlich die Kreativität. […]

Wenn diese Regelung zurückgenommen werden kann, vielleicht wird dann mein Blizzard gerettet und dann würde ich liebend gerne weiter hier arbeiten. Wenn diese Regelung nicht zurückgenommen werden kann, dann existiert das Blizzard, für das ich arbeiten will, nicht mehr und ich muss mir woanders Arbeit suchen.

Eine negative Beurteilung kann auch Folgen für die entsprechenden Mitarbeiter haben. Denn wer hier als schlecht eingestuft wird, dessen Chance für eine Beförderung sinken und dessen Bonuszahlungen bei Erfolg fallen womöglich geringer.

Inzwischen äußert sich Birmingham auch auf Twitter zu dieser Sache. Demnach kommt dieses Beurteilungs-Verfahrung wohl von der Führungsebene aus Activision Blizzard und sei generell bei Blizzard extrem unbeliebt.

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Immerhin: Laut Birmingham hatten mehrere Team-Chefs aus dem WoW-Team angeboten, dass man einfach ihre eigene Beurteilung auf „entwickelnd“ (also „schlecht“) setzen würde anstatt die ihrer Angestellten, um die erwartete Quote zu erfüllen. Das sei aber wohl keine Option für die Führungsebene gewesen.

Was ist der genaue Grund für die Entlassung? Schon vor dem Verfassen der E-Mail hatte Birmingham vielen Kollegen gesagt, dass er vermutlich kündigen wird. Im Anschluss daran wurde er von einem Mitarbeiter der Personalabteilung einberufen, der bestätigt haben wollte, dass Birmingham kündigt. Dieser sagte daraufhin aber lediglich, dass er das in Erwägung zieht, sich aber noch nicht sicher sei – er würde allerdings nicht mehr arbeiten, bis die Regelung mit der Bewertung von Mitarbeitern beseitigt sei.

Daraufhin wurde Birmingham gekündigt.

Das sagt Blizzard dazu: Bloomberg hatte von Blizzard direkt ein Statement angefragt. Ein Sprecher Blizzards erklärte zu diesem Beurteilungs-Verfahren, dass es existiere, um „Exzellenz in der Leistung“ zu fördern und „sicherzustellen, dass Mitarbeiter, die ihre Performance-Erwartungen nicht erfüllen ehrlicheres Feedback erhalten, differenzierte Entlohnung und einen Plan, wie sie am besten ihre Leistung verbessern können.“ Außerdem würde dieser Prozess die Bewertungen mehrerer Manager enthalten und das könnte zu Diskussionen führen, die dann wiederum einen Aufstieg oder Abstieg in der Bewertung nach sich ziehen würden.

Wie man die ganze Angelegenheit zu bewerten hat, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Auf der einen Seite erscheint ein solches Bewertungs-System – gerade aus deutscher Sicht mit vielen Schutzmechanismen für Arbeitnehmer – als hochgradig ungerecht und dazu verdammt, einige Mitarbeiter unfair zu behandeln. Auf der anderen Seite könnte die Androhung, nicht mehr zu arbeiten, bis ein System abgeschafft ist, vielleicht auch nicht die beste Verhandlungsmethode sein.

Womöglich kommen in den folgenden Tagen noch mehr Details zu dieser Geschichte ans Tageslicht.

Quelle(n): bloomberg.com, wowhead.com
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chameleon2000

Als bei dem Laden die Sexismus-Fails publik wurden, habe ich meinen Account gelöscht. Fiel mir nicht leicht, weil in meinen Chars eine Menge Spielgeschichte und Nostalgie steckte. Daher hatte ich auch ab und zu ein bisschen gegrübelt, ob es richtig war. Danke, Activision Blizzard, dass ich das nun endgültig nicht mehr in Zweifel zu ziehen brauche. Mann, wie menschenverachtend kann man seinen Laden eigentlich führen?!? Die haben da eine Arbeits-Unkultur, dass es der Sau graust. Epic Fail da, wo’s wirklich zählt im Leben: im Umgang mit Menschen!

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von chameleon2000
Kekladin

Die Argumentation “ich verweigere die Arbeit, bis die Richtlinie abgeschafft ist” – sollte das Gespräch tatsächlich so verlaufen sein – führt fast immer zu einer direkten Kündigung. Kein Unternehmen lässt sich von Mitarbeitern erpressen.

Nichts desto trotz ist diese Richtlinie absolut zu verachten und zum Glück so in Deutschland (noch) nicht möglich. Ich persönlich würde in einem Unternehmen mit einem derart toxischen Mitarbeiterklima auch nicht länger arbeiten wollen.

Roan

Genau so vll nicht, aber im öffentlichen Dienst wo ich tätig war gilt die Maßgabe, dass nur ein kleiner Prozentsatz eine hohe Bewertung haben darf in jedem Team. Ist genauso schwachsinnig, vor allem wird man immer nach einem Aufstieg in der Besoldungsklasse schlecht bewertet (weil man dann ja in der Reihenfolge wann man wieder dran ist mit der Beförderung nach hinten rutscht) obwohl man nicht schlechter arbeitet. Das ganze System gehört in den Müll, da kann man auch gleich einfach der Reihe nach befördern bei wem es am längsten her ist (denn genau so wird es größtenteils gehandhabt, gibt da nur sehr wenige Ausnahmen wo welche besonders schlecht sind und daher nicht befördert werden, umgekehrt kommt hingegen so gut wie nie vor dass jemand schneller dran ist auch wenn er top Arbeit leistet).

Threepwood

Und die peinliche Show geht weiter, hat nach der China-Nummer nicht lang gedauert, wieder in die Schlagzeilen zu kommen. So funktioniert Content-Rhythmus.😄

Threepwood

Blizzard und Activision getrennt zu sehen, um ein angebliches “Gut vs Böse” zu beschreiben funktioniert seit vielen, vielen Jahren nicht mehr. Das ist alles so verwoben, dass es auch bei nostalgischen Fans (zähle ich mich selbst zu) ankommen sollte.

Edit: Ehm, der Hauptpost ist irgendwie weg und mein Kommentar steht noch? Okay. 😄

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Threepwood
Huehuehue

Bobby Kotick besitzt, zusammen mit einem Konsortium, die Aktienmehrheit an ABK. Er hat sich außerdem zusichern lassen, bei Übernahme durch Microsoft, so sie stattfinden darf, weiter Präsident von ABK bleiben zu können.
Der dürfte also durchaus noch eine Weile dort rumgeistern, auch wenn er dann wohl auch einen “Vorgesetzten” haben wird.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Naedras

Systeme die toxisches verhalten fördern? M+ Gearscore Also wenn Blizzard sowas auch intern nutzt, wundert mich nichts mehr 😂

Huehuehue

Was soll ein “M+ Gearscore” sein?
Es gibt “M+” (und damit die Möglichkeit, dieselben Inhalte in immer wieder herausfordenden Schwierigkeitsgrade zu wiederholen) und es gab mal (in WotLk) ein (Drittanbieter-)Addon namens “Gearscore”, das Spieler die Möglichkeit gab, Mitspieler auf ihrem “Niveau” zu finden, ohne den Umweg über die Charakteransicht der Website gehen zu müssen. Vom Entwickler selbst, gibt es, außer Ranglisten bei diversen Wettbewerben und Bestenlisten keine “Spielerwertungssysteme”.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Naedras

kann das Kommentar leider nicht mehr bearbeiten. Da fehlen Fragezeichen : D
Damit ist natürlich der M+ Modus mit dazugehörigem Wertungssystem gemeint, das man in der Übersicht findet. Auf “I” (bewertet natürlich überhaupt nicht das Können der Spieler nach einem Run??? lul) und der Gearscore den es Immer noch gibt (auch GS abgekürzt) findet sich auf Standarteinstellung C Rechts oben. Hier wird aber nur das Itemlvl des Spielers “gewertet”. Zu lange nicht in Wow eingeloggt oder was? xD

Harschen

Wenn euer Artikel stimmt, dann wurde er nicht gekündigt, weil er das System nicht verwenden wollte, sondern weil er Arbeitsverweigerung begannen hatte.

Aus eurem Artikel:

er würde allerdings nicht mehr arbeiten, bis die Regelung mit der Bewertung von Mitarbeitern beseitigt sei.

Das sind für mich schon unterschiede. Man kann ein System nicht gut heißen und nicht anwenden wollen, etwas anderes ist aber, wenn man nicht die im Vertrag erbrachte Schuld die Arbeitsleistung erbringen möchte.

Horteo

Reine Paragraphendrescherei. Ja es liegt eine Arbeitsverweigerung vor. Und das ist juristisch deutlich robuster als ihm wegen dem wahren Grund zu kündigen…

Jeder Mitarbeiter mit eigener Meinung der auch konstruktiv mitdenkt ist theoretidch schonmal gefärdet.

Phinphin

Reine Spekulation. Wenn das System unter den Blizzardbeschäftigten so unbeliebt ist, gibt es sicherlich noch weitere Personen, die sich kritisch gegenüber diesem System äußern. Und die wurden offensichtlich nicht aufgrund ihrer eigenen Meinung gekündigt.

Roan

Wir reden von der USA, da ist es generell nicht so mit Kündigungsschutz und dergleichen, wie wir es aus Deutschland kennen. Die müssen sich da keine Gründe ausdenken um jemanden zu kündigen. Das nur so am Rande, vom Image her kann es natürlich trotzdem wichtig sein, aber juristisch haben die dort wenig zu befürchten.

Im übrigen ist es eine Sache eine eigene Meinung zu haben und ein System zu kritisieren. Man kann sich auch weigern diese anzuwenden wenn man es ethisch für nicht vertretbar hält.

Aber Erpressung (und nichts anderes ist die Androhung nicht mehr zu arbeiten solange dieses System angewendet wird) ist keine Lösung und definitiv nicht konstruktiv. Wenn er das tatsächlich so gesagt hat (und er streitet ja selbst nicht ab dass er das gesagt hat), dann war die Kündigung gerechtfertigt. Wenn er sich lediglich geweigert hat dieses System anzuwendenden dann kann man darüber streiten ob eine Kündigung gerechtfertigt ist, in Deutschland wäre sie dann sicher nicht ohne weiteres zulässig.

procra

Naja, er hatte ja auch schon angekündigt, dass er selber Blizzard verlassen möchte.
Die sind dann mit der kindischen Nummer “du kannst gar nicht kündigen, weil wir dich feuern” gekommen. Kann man drehen und wenden wie man will, es bleibt ein Armutszeugnis für das Management von Bizzard. Ich glaube immer noch, die haben längst den überblick über ihre Projekte verloren und kriegen langsam Schiss, dass sie ihren Platz räumen müssten, weil sie überflüssig geworden sind. Deswegen spielen sie die Angestellten gegeneinander aus und pressen sie in ein Ranking-System, das sie schlechter aussehen lässt, als sie sind.

Fazit: ich bleibe bei FFXIV. Yoshi P und seine Leute machen einfach bessere Arbeit.

Huehuehue

Laut Herrn Birmingham selbst (auf Twitter, steht auch hier im Bericht), kann “Blizzard Entertainment” da selbst nur wenig dafür, auch (zumindest teile von) seine Vorgesetzten sind eigentlich gegen dieses Bewertungssystem (und auch schon dagegen aufgetreten, vor allem gegen die “zwangsweisen” Quote der “Niedrigbewertung”), können da aber nur wenig machen und müssen das selbst anwenden, weil ihnen ABK (Activision Blizzard King), der Mutterkonzern, das auferlegt hat und das wohl im ganzen Konzern zur Anwendung kommen soll.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Marc

Fazit: ich bleibe bei FFXIV. Yoshi P und seine Leute machen einfach bessere Arbeit.

Das fühle ich, ich bin auch ein FFXIV und WoW Spieler. Mittlerweile habe ich beiden mega viel Spaß, vorallem auch in DF von WoW. Das einzige was mich zurückhält, ist die Zeit 2 MMO vernünftig zu spielen, neben anderen Games xD

es bleibt ein Armutszeugnis für das Management von Bizzard

Das muss ich dich korrigieren, wenn das so wie im Artikel richtig ist, kommt das von ganz oben, also von Activision Blizzard. Im Artikel selber steht ebenfalls, dass das Team von Blizzard insgesamt dagegen ist, aber es von den ganz oben so verlangt wird.

procra

MMOs sind sehr zeitintensiv, das ist wahr.

Mit Management meinte ich “ganz oben”. Das war vllt missverständlich. Das “Team” sind nicht nur die einzelnen Angestellten sondern auch die Teamleiter. Die müssen sich ja auch an Direktiven halten.

Huehuehue

Ich denke, der Knackpunkt der Kommentarantwort ist eher das Wort “Blizzard” und weniger das Wort “Management”.^^
“Blizzard” (oder eigentlich: “Blizzard Entertainment”) ist etwas Anderes als “Activision Blizzard King”, nämlich eine der 3 Töchter dieses Konzerns, welche alle ein eigenes Management haben, das dann aber dem Gesamtkonzern untersteht.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
procra

Legit. Mit dem Mutterkonzern habe ich mich nicht eingehend befasst.
Wurden die nicht in Gänze von Microsoft übernommen?

Huehuehue

Microsoft und ABK möchten das gerne. Wettbewerbshüter auf der ganzen Welt prüfen eine Genehmigung gerade. Die EU (ebenso wie die US-Kollegen) könnte da aber jetzt gerüchteweise Probleme machen und eine genauere Prüfung einleiten.

Horteo

Guter Mann. Respekt!

Ich hab selbiges erlebt und durchgezogen in meiner Firma. Ich hätte einen Mitarbeiter für die Quote schlecht beurteilen müssen. Entgegen jeglicher Vernunft und Leistung. Ich habe gesagt, nope mache ich nicht. Wenn es so sein soll dann dürfen meine höheren Vorgesetzten gerne das Gespräch direkt mit ihm Führen und über die nicht erbrachte Leistung sprechen.

Die Schlacht habe ich gewonnen. Er hat eine korrekte Beurteilung erhalten.

Quotensysteme bei denen immer jemand schlecht sein muss, auch wenn alle gut performen sind völliger Müll und diskriminierend

Roan

Dem stimme ich zu. Kenne es aus meiner Zeit beim öffentlichen Dienst, da gab es die Noten 1-5 (5 war das beste) und es durfte nur eine gewisse quote in 5 und 4 sein (ab 3 und schlechter war glaub ich alles erlaubt). Als dies eingeführt wurde haben einige Mitarbeiter ihre Bewertung direkt vorm Vorgesetzten zerrissen ^^. Ist sicher alles andere als sinnvoll aber durchaus verständlich.

Letztlich ist das Problem dort, dass immer nur eine begrenzte Anzahl in eine höhere Besoldungsklasse befördert werden können. Vor der Änderung waren nahezu alle Mitarbeiter gut bewertet wurden (vorher waren es 150 Punkte, und die meisten lagen bei 130+), was es dann halt schwierig macht zu schauen wer jetzt befördert wird. Leistung wurde da eh nicht wirklich beurteilt, sofern man nicht richtig schlecht war, wurden alle nach einer gewissen Zeitspanne befördert, es ging also rein nur darum bei wem es am längsten her ist. Das hat sich mit dem neuen System dann auch nicht geändert, nur dass diejenigen die gerade erst befördert würden dann erstmal eine schlechte Bewertung bekommen haben. Ist jetzt 10 Jahre her, aber ich bezweifle sehr dass es sich groß geändert hat. Meiner Meinung nach sollte man die Beurteilungen dann entweder ganz abschaffen oder nicht als Grundlage für Beförderungen nehmen, sondern einfach nur nach Reihenfolge gehen (wer stark negativ auffällt rutscht in der Reihenfolge dann schlicht nach hinten). Also klar, vom Ministerium war es sicher so angedacht, dass wirklich nach Leistung beurteilt wird und die besten dann befördert werden, aber das entspricht halt nicht der Realität.

procra

Ok, ich hab mir gerade den Artikel von bloomberg durchgelesen.

Money quote:”Managers were expected to give a poor “developing” status to roughly 5% of employees on their teams, which would lower their profit-sharing bonus money and could hamper them from receiving raises or promotions in the near future at the Irvine, California-based company, known for games like Overwatch and World of Warcraft

Das ist ja wie beim Arbeitsamt.

Es gibt also ein feste Quote, nach der Angestellte abgestuft werden sollen, unbeachtet ihrer eigentlichen Leistungen. Warum? Damit andere besser aussehen, obwohl sie sich egtl nicht “developed” haben? Oder um ganz perfide nicht so viele Zuschläge zahlen zu müssen?

Ich glaube damit verschleiert das Management aufs Feigste, dass sie schon lange den überblick über ihre Projekte und Mitarbeiter verloren haben. Sie selbst könnten das, was die “developing employees” heute machen auch nicht besser, wollen sich aber das Zepter nicht aus der Hand nehmen lassen. Deswegen spielt man die Angestellten dann gegeneinander aus, sodass sie dann genauso unproduktiv sind wie man selbst.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von procra
voxan

Klingt genau wie das Beurteilungssystem bei der Bundeswehr. Richtiger Müll.

N0ma

Wenn man mit den Methoden des Arbeitgebers nicht einverstanden ist sollte man gehen wenn man die Möglichkeit hat. Wie man auch sieht ist die Möglichkeit da was zu verändern meisst nicht gegeben.

Zu den Bewertungssystemen, ich finds etwas lustig das man sich immer noch mit denselben Problemen rumschlägt wie vor Jahrzehnten. Im nichtproduzierenden Bereich ist Bewertung einfach schwierig, weshalb ich da nichts von Bewertungssystemen halte, welche die Leute in Schubladen stecken. Leider wollen die Chefs ganz oben immer irgendeine Zahl für ihre Exceltabelle.

Auf der andeen Seite neigen Bewertungen oft dazu Mitarbeiter zu positiv zu bewerten, weil man ja denen nicht schaden will. Nur fehlt dann ein Druckmittel und einige Mitarbeiter segeln da jahrelang unterm Radar mit auf Kosten der anderen.

Das ist das Dilemma.

procra

Jo, das geht von bis. Ich bin selber Programmierer und hab auch in meiner noch kurzen Berufserfahrung schon einiges erlebt. So was aber glücklicherweise noch nicht. Mannomann.

Solche Rankings können niemals gerecht und gleich sein. Irgendwo werden da immer Faktoren außer Acht gelassen, die da egtl. mit reinspielen. Außerdem ist man in der IT extrem auf den Input anderer Mitarbeitenden angewiesen. Vor allem abteilungsübergreifend. Ich muss wissen, was genau die Anforderungen an die IT sind. Umgekehrt muss ich denen dann natürlich auch sagen, was ich dafür alles an fachlichen Details wissen muss.

Diese Kommunikation hakt so schon oft genug. Wenn man dann aber noch ein ranking oben draufsetzt, bremst man das Ganze vollends aus. Zusammenarbeit geht nur im Coop-Modus. Nicht im Competitive. Und wenn sich dann die Führungsebene weigert, sich von ihren in die Jahre gekommenen Systemen zu trennen, killt das nicht nur das System selbst sondern auch sämtliche Motivation.

Auf Dauer macht aber sowas auch unter den Arbeitnehmenden die Runde. Gerade bei solch großen Playern wie Blizzard, die ja in Sachen Mitarbeiterwertschätzung in letzter Zeit echt nicht gut wegkamen. Ich kann mir jedenfalls nciht vorstellen, dass bei denen gerade viele Bewerbungen eingehen.

Roan

Besonders toll ist in der IT dann welche wie Musk die nach der Menge an Code gehen wollen die man produziert. Kann man machen, wenn man haufenweise redundanten nutzlosen und nicht mehr lesbaren Code haben will. Gleiches für viele andere Metriken die manager gerne verwenden wollen um die Produktivität von Entwicklern zu prüfen. Hab da einiges schon von Kollegen gehört.

Bin da auch sehr froh dass in meinen unternehmen auch die Gründer Informatiker sind und auf so absurde Ideen gar nicht erst kommen. Hab selbst jetzt z.b. einige Wochen im Grunde gar nichts produktives geleistet, da ich die Tests in einem Modul alle gefixt, überarbeitet und konvertiert habe (die waren teilweise seit Jahren nicht mehr bearbeitet wurden, viele noch mit Junit 4, obwohl schon lange 5 genutzt werden soll und waren halt deaktiviert da fast alle Tests Fehlschlagen, hatte schlicht keiner Lust sich drum zu kümmern xD). Wer Ahnung von Softwareentwicklung hat, weiß wie wichtig Tests für langfristig gut nutzbaren und vor allem auch wartbaren Code ist. Jemand der da keine Ahnung hat sieht dann nur, dass man wochenlang nichts gemacht hat was im Produkt direkt sichtbar ist (quasi nach dem Motto lief doch bisher auch alles, wozu da Zeit in die alten Tests investieren).

Daher ja, gerade in Dienstleistungssektor halte ich Beurteilungen für sehr schwierig, und Systeme die auf Konkurrenz aufbauen halte ich für außerordentlich schädlich in Bereichen wo Zusammenarbeit im Team enorm wichtig ist (bei Autohändlern oder Versicherungsvertretern kann man das ja machen, wo Konkurrenz tatsächlich förderlich ist, aber doch nicht da wo einer alleine wenig ausrichtet sondern nur das Team als ganzes wirklich funktioniert, wie also z.b. bei ziemlich jeden Softwareprojekt). Bei uns gibt es da auch nur direkte Gespräche mit dem Teamleiter, der sagt wo er die stärken und schwächen sieht und wo man dran arbeiten sollte, aber es gibt keine richtigen Beurteilungen. Und belohnt wird wenn dann immer das gesamte Team, weil alles was wir machen Teamleistung ist.

procra

Kann ich zusatzlos so unterschreiben.

Huehuehue

Ein Mitarbeiterbewertungssystem erfunden von Reagean-Ära-Betriebswirtschaftlern, die mal einen 1-Semester-Kurs in Motivationspsychologie besucht haben und nun meinen, die psychologischen Hintergründe hinter Mitarbeiterantrieb und -motivation voll verstanden zu haben. 😕

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Huehuehue

Was die unter Anderem nicht verstanden haben: ein Bewertungssystem, das darauf aufbaut, eine “Reihung” der Leistungen von Mitarbeitern innerhalb einer Skala zu schaffen, führt fast unweigerlich zu einem schlechtem Betriebsklima, gegenseitigen Sabotageakten und damit weniger Teamarbeit und auch dazu, sich nach Möglichkeit in “schwächere Teams” versetzen zu lassen, um dort eine höhere Bewertung zu bekommen und damit das eigentliche Ziel der Bewertung “noch ein bisschen mehr an Einsatz”, durch das System selbst zu untergraben. Und dann auch noch die Gratifikationen und Incentives an diese Bewertungen zu koppeln, ist neoliberaler BS in Reinkultur.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Mithrandir

Das wirklich unangenehme. Das ist garnicht so “amerikanisch” wie man denkt. Ich weiß mindestens 1 deutschen Konzern der es ähnlich macht. “Höchstens X der besten Stufe” und “mindestens Y der schlechtesten”.

procra

Und meistens ist es einfacher anstatt durch eigene Arbeit ein besseres Ranking zu bekommen, einfach die anderen schlechter dastehen zulassen, weil sich dadurch der Richtwert verschiebt.

Ich glaube, damit vereinfacht sich die Führungsebene das Einschätzen der Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter, weil sie selbst fachlich seit Jahrzehnten abgehängt sind und das nicht zugeben wollen.

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