So 2016 herum galt der E-Sport als kommender Trend, sollte so groß wie Poker werden. 2023 ist aber der „E-Sport-Winter“ angebrochen. Aktuell trifft die Krise das Spiel League of Legends. In der US-Liga LCS scheint nach TSM der nächste ehemalige Meister vorm Aus zu stehen. Laut Berichten soll „Counter Logic Gaming“ (CLG) seine Operation einstellen und das Team verkaufen.
Das ist die Nachricht: Der E-Sport-Journalist Travis Gafford meldet (via youtube):
- Die Mutter-Firma von CLG, The Madison Square Garden Company, will den kompletten E-Sport-Bereich aufgeben
- Es heißt, man habe allen Angestellten mitgeteilt, dass sie bis zum Samstag entlassen werden, das betrifft sogar den Präsidenten George „HotshotGG“ Georgallidis, einen legendären Spieler von League of Legends aus den Anfangstagen
- Den Spot in der LCS werde man „sehr bald“ an NRG verkaufen – Es sei im Moment noch unsicher, ob man das ganze Team verkauft oder nur den Spot
Was heißt es, seinen “Spot” zu verkaufen? Die Profi-Liga LCS ist eine Franchise-Liga: Man kann in sie weder aufsteigen noch absteigen. Teams müssen einen Platz in der Liga von einem anderen Team erwerben, wenn sie in die Liga einsteigen wollen. Solche Spots werden in zweistelliger Millionenhöhe gehandelt.
Was ist das für eine Mannschaft? CLG – Counter Logic Gaming – war die letzten Jahre ein Mittelklasse-Team in der LCS. Aktuell stehen sie auf Platz 4.
Ihre große Zeit hatte die Mannschaft im Sommer 2015 und Frühling 2016, da konnten sie 2 Meisterschaften gewinnen, beide gegen TSM im Endspiel.
Spieler wie HotshotGG, “Alle außer mir sind Trash”-Doublelift und Pobelter werden mit dieser Zeit verbunden.
TSM und CLG wollen angeblich beide ihren Spot verkaufen
Darum wiegt die News gerade so schwer: Dass CLG seinen Spot angeblich verkaufen will, ist gerade so brisant, weil erst vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass der 7-fache US-Meister TSM offenbar ebenfalls seinen Spot verkaufen will.
Damit wären 2 der größten Teams in der Geschichte von LoL in den USA weg.
“Die Blase platzt”
Wie wird das diskutiert? Bei anderen Spielen würden Reddit-Nutzer solche “Gerüchte” kritisch hinterfragen. Bei LoL ist die “Jemand hat geplaudert”-Kultur aber so dominant und die E-Sport-Journalisten sind derart etabliert, dass sich diese Insiderberichte praktisch immer als wahr herausstellen. Daher wird die Meldung jetzt – wie auch die von TSM in den letzten – als Fakt wahrgenommen und diskutiert.
Die US-Fans auf reddit nehmen die Nachricht vom Ende von CLG aktuell mit Galgenhumor. Sie haben die Nachricht mit TSM noch gar nicht verdaut, da kommt die nächste.
Der allgemeine Dreh ist, man habe sich jetzt seit langem mal wieder gut gefühlt, als man gehört habe, dass der “alte Feind” TSM implodiert – jetzt geht es CLG genauso:
- “In Rivalität vereint mit TSM”
- “Verdammt irre. Die beiden originalen Giganten, TSM und CLG, sind die ersten, die gehen. Irre Zeiten, in denen wir leben.”
- “Die Blase platzt.”
Auch in Deutschland ziehen sich Vereine aus LoL zurück
Gibt es die E-Sport-Krise bei LoL auch in Deutschland? Ja, es haben sich in den letzten Jahren einige Fußballvereine aus League of Legends zurückgezogen: etwa Schalke und Hertha BSC. Sie waren vor einigen Jahren mit viel Eifer gestartet.
Auch hierzulande sprach schon eine Firma davon, dass sich ihr LoL-Team als “schwarzes Loch” entpuppte, das Geld einsaugt.
Allerdings gibt es mit “Eintracht Spandau” ein erfolgreiches Projekt, das über den Influencer “HandOfBlood” gut zu funktionieren scheint:
E-Sport: Der Winter naht
Wie ist die allgemeine Situation? Aktuell spricht man vom „E-Sport-Winter“: Viele Teams und Organisationen, die sich in den letzten 10 Jahren eine Existenz im E-Sport aufgebaut haben, fahren ihre Operationen herunter oder schließen ganz. Hier kommen mehreren Faktoren zusammen.
Zwei Faktoren betreffen aktuell viele Unternehmen, nicht nur im E-Sport:
- Die Corona-Pandemie hat die Reserven aufgezehrt, weil Live-Matches gestrichen wurden.
- Werbegelder scheinen durch eine Verschlechterung des Wirtschaftsklimas allgemein knapp zu sein. Auch in Deutschland spüren das Firmen wie Rocket Beans TV.
Es gibt aber auch spezielle Probleme, die sich auf den E-Sport beziehen. Die allgemeine Begeisterung von Geldgebern für den E-Sport in den letzten Jahren merklich zurückgegangen, weil Prestige-Projekte keinen nachhaltigen Erfolg hatten:
- So ist das riesige Projekt “Overwatch League” nach dem Ende von Blizzard in China und dem mangelnden Erfolg von Overwatch 2 abgekühlt.
- Fortnite hat den E-Sport nach einer spektakulären WM 2019 stark heruntergefahren.
- Der Börsengang von FaZe hat unter erheblichen Kursverlusten gelitten.
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Schade für Spieler, Angestellte, Fans und das Spiel selbst.
Wobei TSM sich das ja selber eingebrockt hatte.
Wenn es beim Esport LOL nicht rund läuft, freut man sich sicherlich bei der unliebsamen Konkurrenz.
Die europäische Orga Team Secret ist in die malaysische MLBB Profiliga eingestiegen. Nicht sehr erfolgreich, aber es entwickelt sich bei MLBB eh einiges was woanders wohl leider den Bach runter geht.
Sehr schade alles. Ich persönlich finde Esport durchaus unterhaltsam.
Aber musste Schalke nicht verkaufen um den Klub zu retten? Hatte Schalke nicht einen Bruchteil von dem Erlös investiert und ist mit gutem + rausgegangen?
Das ist richtig, aber nicht der Punkt. Es geht darum, dass die Firmen eben die Hoffnung in den E-Sport verlieren.
Dass die Spots in den Ligen heute wertvoller sind, als vor einigen Jahren ist sicher richtig. Aber dass man mit E-Sport immer noch keinen “Profit im laufenden Betrieb” macht, ist eben zu einem wirtschaftlichen Problem.
Deshalb sagen ja auch einige “Die Blase platzt.”
Korrekt, wobei es ja eher das ausbleibende Wachstum ist, als das Platzen der Blase. Ich weiß nicht, wie es in anderen Disziplinen und/oder Regionen aussieht, aber im westlichen LoL-Esport ist ein Team in den Franchise-Ligen nach wie vor ein Verlustgeschäft. Offensichtlich kann man die Verluste so klein halten, dass man sich das Unterhalten eines Teams in einer Top Tier Liga trotzdem leisten möchte, nichtsdestotrotz bleibt unterm Strich mehr Minus als Plus stehen.
TSM ist da immer noch ein Sonderfall, weil die sich wirklich verzettelt haben, sich immer wieder in Skandale und windige Deals mit suspekten Sponsoren verstrickt haben.
Ich bin da eher in der Unterzahl mit meiner Meinung. Aber ich bin kein großer Fan vom E-Sport. Zu kommerziell für mich.
Außerdem stelle ich es mir sehr schwer vor, solche Spiele zu balancen. Ortientiert man sich an die Profis, die von der Spieleranzahl einen winzigen Teil ausmachen, oder tatsächlich an die Hauptkunden?
Naja, Profis und Normale Spieler, spielen ja das gleiche Spiel. Wenn ein Profi eine Mechanik abused, dann machen das normale Spieler auch.
Beim balancing wird da weniger aus Spieler Typen geschaut, sondern mehr auf Items/ Chars etc. und Allgemein auf Zahlen. Da spielt es eher weniger eine Rolle ob Profi oder Normalo.
Maximal finden Profis schneller etwas, was man abusen kann.
Was ist denn heutzutage nicht bis zum Erbrechen durchkommerzialisiert?
Wenn du danach gehst, kannst du gar keine Unterhaltungsangebote mehr konsumieren:
Wo du auch hinschaust, ist alles auf maximalen Profit und maximale Reichweite ausgerichtet, egal ob im kleinen oder großen Maßstab.
Zu kommerziell für mein Hobby, Alles von dir genannte, mache ich ja gar nicht bis bestenfalls sehr wenig.
Im Spielebereich wird aber in manchen Spielen bewusst in diese Richtung entwickelt. Multiplayer kostet Zeit und Geld. Das hätte man in andere Dinge des Spiels investieren können.
Jetzt ein ganz schlechtes Beispiel. Das neue Siedler von Ubisoft. Die Firma hat sich so darauf konzentriert es multiplayertauglich zu machen, sie haben dabei den Kern der Spielereihe komplett vergessen. Wie gesagt. Kein gutes Beispiel aber es zeigt doch ganz gut, wie ein falscher Fokus, einem Spiel schaden kann.