14 Jahre lang arbeiteten Blizzard und NetEase zusammen, um Spiele wie Diablo, World of Warcraft oder Overwatch in China rauszubringen. Im Januar 2023 ging die Partnerschaft rabiat zu Ende, die jährlich 750 Millionen US-Dollar Umsatz gebracht haben soll. Jetzt berichtet die New York Times über die Hintergründe.
Das wusste man bisher:
- Um in China Geschäfte zu machen, benötigen westliche Firmen einen ortsansässigen Partner. Für Activision Blizzard war das 14 Jahre lang die Firma NetEase: Man veröffentlichte in China die Spiele von Blizzard wie WoW, Diablo 3 oder Overwatch. Der Deal soll insgesamt etwa 750 Millionen $ Umsatz im Jahr gebracht haben.
- Aber zwischen beiden Firmen kam es 2023 zu einem Zerwürfnis und die Vereinbarung riss. NetEase gab Blizzard die Schuld und reagierte wütend und zornig. Blizzard hielt sich bedeckt, warum der Deal zu Ende ging.
- In jedem Fall gingen alle Server von Blizzards Spielen im Januar offline. Insgesamt sollen 3 Millionen Spieler vom Ende der Spiele betroffen worden sein, etwa 100.000 Spieler alleine in WoW verloren ihre Heimat. Auch die Overwatch League, die eigene chinesische Teams hat, scheint stark von dem Ende des Deals getroffen.
So richtig gewünscht hat sich Blizzard das Ende des Deals offenbar nicht. Man machte sogar noch Angebote in letzter Minute, um den Deal zu retten. Aber NetEase war zu dem Zeitpunkt offenbar so wütend auf Blizzard, dass man sogar deren Orc-Statue zerschmettern ließ.
Wie ist es dazu gekommen, dass die Geschäftspartner im Streit auseinandergingen?
Chef von Activision Blizzard soll sich gefühlt haben, als werde ihm gedroht
Was sind die neuen Infos? Die New York Times berichtet jetzt, was angeblich dazu geführt hat, dass sich beide Firmen getrennt haben.
Im Oktober 2021 soll es ein Gespräch zwischen Activision Blizzard und NetEase gegeben habe. Die Unterhaltung lief über einen Zoom-Call. Aber beide Seite hätten das, über was da gesprochen wurde, ganz anders interpretiert:
- NetEase soll ihr Verhalten selbst als „entgegenkommend“ gesehen haben
- Doch Activision Blizzard habe ihr Verhalten als „Drohung“ interpretiert
Es heißt, schon im Vorfeld der Verhandlung sei NetEase unzufrieden mit der Situation gewesen: Der Chef von Activision Blizzard, Bobby Kotick, hätte in den Jahren vorher immer unverschämtere Forderungen gestellt. So hätte NetEase im Jahr 2018 100 Millionen $ in den Entwickler Bungie investiert, die damals noch mit Activision Blizzard verpartnert waren. Diese Investition hatte Kotick aber kritisiert, denn Bungie sei schon bei Destiny in Verzug gewesen.
NetEase wiederum wollte den Deal mit Activision abändern, um sich gegen den wachsenden Druck der chinesischen Regierung auf Tech-Konzerne abzusichern:
- NetEase wollte, dass Activision mehr interne Daten offengelegt, um die chinesischen Regulatoren zu beschwichtigen.
- Zudem wollten sie mehr Einfluss auf die Spiele haben, um den neuen Regeln in China stärker zu entsprechen.
Kotick glaubte, NetEase wollte ihn mit „Veto“ gegen Microsoft-Deal erpressen
Im Call im Oktober 2022 muss dann aber endgültig etwas schiefgelaufen sein. Wie die New York Times berichtet, sei die Unterhaltung mittels Übersetzern geführt worden und irgendwann habe man sich über den geplanten Deal unterhalten, mit dem Microsoft die Firma Activision Blizzard kaufen will und dass man dafür das „Okay“ der Regulierungsbehörden weltweit braucht.
Kotick habe die Situation so verstanden, dass ihm NetEase gedroht habe, sie würden die chinesische Regierung überreden, den Deal zu blockieren – je nachdem, wie die Verhandlung zwischen Activision Blizzard und NetEase nun laufe.
NetEase bestreitet aber, dass solche Andeutungen gemacht wurden.
Offenbar führte dieses Gefühl, erpresst zu werden, bei Kotick aber zu einem vorzeitigen Ende der Verhandlungen.
Die New York Times meldet, einen Monat nach dem Zoom-Call brachen beide Firmen die Gespräche ab.
Gespräche laufen so schlecht, dass NetEase Blizzard-Statue zerstört
Später machte Activision offenbar NetEase noch ein Angebot. NetEase sollte 500 Millionen $ als Vorauszahlung zahlen. Damit wollte Blizzard offenbar verhindern, dass die Spiele kopiert wurden oder in die Hände der chinesischen Regierung fielen. Der Vorschlag wurde aber als sehr dreist von chinesischer Seite empfunden.
Es heißt, Activision Blizzard habe NetEase in letzter Minute eine Verlängerung des bestehenden Deals um 6 Monate angeboten – aber die Verlängerung hat NetEase dann als unfair abgelehnt. Von NetEase hieß es, das sei so wie „zusammenzuleben, obwohl man bereits geschieden ist.“
Letztlich gingen die Spiele offline und 100.000 Spieler alleine in WoW wurden heimatlos.
NetEase vernichtete vor 30.000 Leuten die World of Warcraft Skulptur von Blizzard:
Nach Blizzard-Trennung: NetEase rastet aus, zerstört Orc-Statue und beleidigt wüst
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Ist ziemlich offensichtlich was da passiert ist netease wollte ihre “machtposition” nutzen um blizzard für daten und gewalt über die IP zu erpressen das problem ist hier die chinesische Regierung die westliche firmen dazu zwingt partner in china zu finden und davon gibt es halt kaum bis gar keine verlässlichen.
Finds persönlich gut sollen doch die blizzard fans dort druck auf die regierung machen so ein zustand muss geändert werden und darf nicht geduldet sein wenn genug vertreiber ihren betrieb dort einstellen wachen vielleicht mal paar leute auf.
Ist natürlich scheiße für die fans aber absolute lächerlich das firmen ihre eigenen spiele nicht anbieten dürfen das land hängt einfach total hinterher und bin auch kein fan davon das chinese erzwungene partner in irgendeiner form druck auf westliche firmen erzwingen können.
Man sieht ja wie das land regiert wird mit solchen Machenschaften sollen die sich fern halten von unseren firmen…
Da tun mir die Spieler wirklich von Herzen leid…
Es ist immer ein trauriges Ereignis wenn ein (ehemals) großartiges Spiel einfach die Pforten schließt – wobei es hierbei besonders tragisch ist, da das Spiel nicht alle Server Offline schaltet sondern man lediglich “ausgeschlossen” wird.
Das gerade Kotick sich in die Opferrolle stellt von wegen Erpressung ist dann doch etwas paradox wenn man überlegt was innerhalb seiner eigenen Firma alles über die Bühne gelaufen ist und belächelt wurde von ihm selbst.
Das Eine schließt halt das Andere absolut nicht aus.
Warum war mir klar das du wieder drunter kommentierst werter Hue 😁
Naja, die Doppelmoral hinter der Sache ist ja das Paradoxon. Für ihn ist es in Ordnung andere zu erpressen und andere schlimme Dinge zu tun – aber wenn es ihn selbst trifft dann ist es schlimm 😅
Nach allen Sexualproblemen in der Firma und den offensichtlichen Lügen, kann ich mir Kotik als Unschuldsjungen einfach nicht vorstellen. Klar. Die Chinesen sind sicher auch nicht unschuldig.
Schade nur für die Kunden. Die sind die wahren Opfer.
Da krachts
Klingt für mich nach einer ganzen Reihe von Missverständnissen basierend darauf das man mit Übersetzern kommunizieren musste und die unterschiedlichen Kulturen könnten auch eine Rolle gespielt haben.
Schade für die Spieler
Das glaube ich nicht. Das sind Profis und werden solche Unterhaltungen nicht das erste mal geführt haben. Meiner Meinung nach seh ich hier Chinesen die chinesische Dinge tun und endlich mal ne westliche Firma die bissel Rückrad zeigt und nicht alles mit sich machen lässt.
Aber NetEase war zu dem Zeitpunkt offenbar so wütend auf Blizzard, dass man sogar deren Oralstatue zerschmettern ließ.
Herr Schuhmann, was lief beim Schreiben dieses Artikels, im Hintergrund für ein Film? 🫣
Hat mir fast ein bisschen Leid getan, diesen Typo zu entfernen 😀
“Typo” 😀
*Hat zu viel Angst, um zu antworten*