WoW: „Ich hab die ganze Nacht geweint“ – Nach 15 Jahren verlieren Millionen Spieler ihr Lieblings-MMORPG

WoW: „Ich hab die ganze Nacht geweint“ – Nach 15 Jahren verlieren Millionen Spieler ihr Lieblings-MMORPG

Seit 2008 erschien World of Warcraft in China. Doch am Dienstag um Mitternacht Ortszeit war es vorbei: Alle Server des MMORPGs schlossen in China. Die Fans sind untröstlich.

Wie reagieren Spieler auf das Ende ihres MMORPGs? Das chinesische Äquivalent zu Facebook, die Plattform Weibo, zeigt, wie chinesische Spieler und Spielerinnen sich in den ersten Stunden ohne Zugang zu World of Warcraft fühlten:

  • „Als ich aufwachte, wollte ich es noch immer nicht fassen. Ich hab die ganze Nacht in meinem Schlaf geweint, weil das Spiel offline ging. Ich habe geträumt, dass ich mitten in der Schulklasse zu weinen anfange.“
  • Ein anderer Spieler nannte World of Warcraft „seine erste Liebe“ und schreibt „Ich kann es wirklich nicht vergessen.“

Sogar ein wichtiger Mitarbeiter von NetEase, den bisherigen Anbietern von WoW in China, schreibt auf Linkedin:

Nur noch ein paar Stunden, bevor die Server von Blizzard Games in China down gehen, und das ist eine große Sache für Spieler in China. Heute ist so ein trauriger Moment, mitanzusehen, wie die Server schließen, und wir wissen nicht, wie es weiter geht. Die größten Opfer sind jene Spieler in China, die in diesen Welten leben und atmen.

Was sagt Activision Blizzard? Die reagieren in einem Statement an CNN erstaunlich kaltherzig. Sie verweisen darauf, dass Call of Duty: Mobile für China ja weiter mit Tencent entwickelt wird und man sich mit „potenziellen Partnern“ unterhält, die „ikonischen Spiele-Reihen von Blizzard“ fortzusetzen.

Mitfühlend klingt anders.

Immerhin hat man zugesichert, dass der Fortschritt aller Spieler gespeichert werde.

Weil eine Partnerschaft zerbricht, verlieren Chinesen nach 15 Jahren ihr WOW

Warum gehen die Server offline? Wir haben auf MeinMMO mehrfach darüber berichtet. Daher nur in Kürze:

  • Um ein Spiel in China zu betreiben (oder irgendein Geschäft zu machen), brauchen westliche Firmen chinesische Partner – die dortige Regierung will das so. Von westlichen Firmen wird die Praxis scharf kritisiert.
  • Blizzard arbeitete seit 2008 mit NetEase zusammen. Doch der Vertrag lief jetzt aus.
  • Blizzard wollte den Vertrag nur um 6 Monate verlängern, vermutlich weil die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft im Raum schwebt. NetEase fühlte sich dadurch offenbar gekränkt und es kam zu keiner Einigung mehr. Ohne chinesischen Partner müssen die Server schließen.
Nach Blizzard-Trennung: NetEase rastet aus, zerstört Orc-Statue und beleidigt wüst

Wie wird das bei uns diskutiert? Die Trauer der chinesischen Spieler nimmt auch viele MMORPG-Fans hierzulande mit. Im Forum reddit diskutiert man, wie man sich fühlen würde, wenn man nach so langer Zeit den Zugang zu WoW verliert. Viele Spieler können sich gut in die Situation der chinesischen Wow-Fans hineinversetzen:

  • Es sei eben nicht nur das Spiel, das man verliere, sondern auch die Community und die Freunde dort.
  • Andere reddit-Nutzer berichten, wie es für sie war, aus freien Stücken mit WoW aufzuhören. Man habe Zeit, Energie und Geld in das Spiel gesteckt. Das alles zu verlieren und man bekomme es nie zurück, mache etwas mit einem.
  • Ein dritter Nutzer von reddit sagt: Fast 20 Jahre in ein Spiel zu stecken? Das sei ja länger als die meisten Ehen hielten, die er so kenne.

Der Abschied von MMORPGs fällt vielen Spielern schwer. Das zeigt, dass MMORPGs eben nicht nur ein Genre wie jedes andere sind, sondern dass MMORPGs stark von den sozialen Bindungen leben, die man in einem Online-Rollenspiel schließt, und von den vielen Erinnerungen, die man im Laufe der Jahre sammelt:

74-Jähriger nimmt nach 17 Jahren Abschied von seinem MMORPG

Das Titelbild ist ein Symbolbild. Es zeigt einen Mann im Bezirk Haidan in Peking. Wir haben es von Tommao Wang, von der Plattform unsplash.com.

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andy01q

Ich hab neulich irgendwo gelesen, dass sich in den letzten Wochen die WoW-Spielerzahlen der Republik China (Taiwan) verdoppelt haben. Viele festland-Chinesen werden wohl einfach umgezogen sein. (Nur digital)

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von andy01q
Huehuehue

Nur sind sie a) dort, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht unbedingt sehr gerne gesehen, b) dürfen dabei auch zuhause nicht erwischt werden und c) müssen sie trotzdem dort ganz neu anfangen.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
andy01q

C) Stimmt nicht. Blizzard unterstützt in diesem Falle den Accounttransfer.

Huehuehue

Das wage ich zu bezweifeln, denn wann das rauskäme (und im Überwachsungsstaat China käme das raus), dass Blizzard so etwas offiziell (oder inoffiziell unterstützt) das wäre das Todesurteil für das Chinageschäft von Activision Blizzard King, weil es sowohl das geltende Recht für Unternehmen (jedes Gaming-Unternehmen, das nicht aus China stammt, darf chinesischen Staatsbürgern nur etwas anbieten, wenn das Geschäft über einen chinesischen Anbieter abgewickelt wird) als auch das für Anwender in China (kein Internet, das nicht über chinesische Server läuft) untergräbt.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Flavourmaus

Ich habe das auch schon durch mit Warhammer Online – Age of Reckoning. Damals als Gamer Neuling war ich noch nicht so vernetzt mit Infoseiten wie heute. Da habe ich nicht mitbekommen das die schließen wollten. Ich bin in die Testphase zu WoW gegangen und als ich nach einem halben Jahr wieder zurück ins alte Game wollte war, es nicht mehr da. Zum Ärger vermischte sich dann auch noch der Entzug. Man hatte nichts anderes mehr im Kopf als das Game. Jede einzelne Sekunde. Und da mir WoW nicht gefiel hatte ich nicht mal was um mich abzulenken. Ich habe dann WoW weiter gespielt bis Guild Wars 2 auf den Plan kam. Da mich die Grafik dort begeisterte blieb ich auch viele Jahre dabei. Als Amazon New World rausbrachte habe ich dahin gewechselt. Ich habe mir dann angewöhnt immer daran zu denken: Es ist nur ein Spiel. Von heute auf Morgen kann aus diversen Gründen Schluss sein.

Momo

Oh das ist mies für die Spieler. Ich hoffe die finden bald ein neues Spiel oder Blizzard ein neuen Partner.

Nein

“Loggt sich in WoW ein, nur um sich 5 min später wieder auszuloggen” /sadlife 😀

ZCR

Ah Xi Jinping war nur sauer, das alle anderen Chinesen in WoW besser waren als er, also wurde das Spiel verbannt. xD

GERD

Also ich hab gehört dass jemand seinen Charakter Winnie Puuh nennen wollte xD

David

Da reicht eine einfache Mitleitsbekundung nicht aus um seine Trauer für die Spieler eines ganzen Landes auszudrücken. Ich finde es schade, dass man selbst in einem so fortschrittlichen Zeitalter lieber begrenzt, ausschließt oder gar einstellt anstatt vernünftige Lösungen für alle anzustreben. So wie ich das herauslese, scheint es dann aber wohl eher auf dem Mist von netease und der Volkspartei gewachsen zu sein….Politik sollte verbinden nicht teilen

Huehuehue

Das liest du aber nicht ganz richtig heraus. Activision Blizzard King und Netease konnten sich nicht auf eine Verlängerung des langjährigen Lizenz-Vertrags einigen, ABK hat seither aber noch keinen neuen Lizenzspartner (was in China benötigt wird, um als Unternehmen, das nicht aus China stammt, dort Spiele anbieten zu können) finden können, Analysten mutmaßen, weil chinesischen Firmen, die das Projekt stemmen könnten und auch dürften, möglicherweise abwarten wollen, was bei der Übernahme von ABK durch Microsoft rauskommt (oder eben nicht).

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
David

Wenn Analysten Mutmaßungen anstellen, könnte man es eine Eventualität nennen, Eventualitäten schwingen sowohl in die eine als auch die andere Richtung der Tür….dass die Volkspartei großen Einfluss auf Unternehmen hat ist bekannt. Demnach sehe ich jetzt nicht viel falsches in meiner Aussage bis auf die Tatsache die mögliche Vertragsverlängerung aus möglichem Grund x oder y nicht erwähnt zu haben, bin aber immer gern für konstruktive Kritik offen und danke dir für den Hinweis

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von David
N0ma

Was du schreibst hat schlicht keine Grundlage in den Infos.

David

Soweit ich es gelesen hab stand im Artikel weit unten ein Bezug darauf warum in China aus welchen Gründen gewisse Geschäfte zustande kommen oder auch nicht. Auszug: “Blizzard wollte den Vertrag um 6 Monate verlängern…..Netease hat das offenbar nicht gefallen…..” Zum Anderen bezieht sich meine Aussage der den Unterschied zwischen Mutmaßungen und Fakten aufzeigen sollte, auf eine Antwort zu meinem Kommentar….auch das ist nachlesbar….sollte dir meine Meinung oder mein Kommentar unter diesem Artikel nicht gefallen, dann steht es dir wie jedem anderen frei diesen zu ignorieren 😉

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von David
N0ma

Ist nicht der erste Artikel zum Thema. Blizzard wollte einen neuen Vertrag aushandeln und ist sich mit NE nicht einig geworden, wahrscheinlich wollten sie mehr Geld. Dann haben sie aber keinen anderen Dummen auf die Schnelle gefunden und haben NE dann 6 Monate angeboten um mehr Zeit zu haben. Das hat NE dann abgelehnt.

Ectheltawar

Kaum taucht “China” auf, scheint es vielen immer enorm einfach zu fallen, die Schuld auf dieser Seite fest zu machen.

Dies Ausgangslage ist doch simpel:

-NetEase hätte gerne auch weiterhin WoW angeboten. Es gibt keinerlei Infos, das sie plötzlich für sich besser Konditionen wollten oder ähnliches. Sie wollten einfach eine Verlängerung des bisherigen vertragen über X Jahre.

-Blizzard aber wollte ihnen maximal 6 Monate zugestehen. Ob nun wegen eines möglichen Microsoft Deal, oder um sich Zeit zu erkaufen einen vielleicht “billigeren” Partner zu finden, ist dabei nicht ganz klar.

-Ausländische Anbieter, müssen Dinge in China über Inländische Partner vertreiben. Das war vor dem Deal so, ist heute so und wird sich vermutlich auch nicht so schnell ändern. Wie man persönlich dazu steht ist aber völlig unrelevant für eine Schuldzuweisung.

Nicht wirklich viele Infos, aber daraus lässt sich leider wohl nur ableiten, dass wenn überhaupt Blizzard eine Schuld zuzusprechen wäre.

Man kann von China halten was man will, aber hier hat primär Blizzard gezeigt, das ihnen die Spieler ihres Titels recht wenig bedeuten.

Huehuehue

Aber ich kann auch verstehen, dass Activision Blizzard keine weitreichenden Deals schließen will, wenn da bald so ein gravierender Wechsel ansteht.

Wollen sie ja scheinbar. Allen potentiellen neuen Partner, sollen sie Verträge über 3 Jahre angeboten haben.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Huehuehue
Scaver

Ja, aber einen anderen Vertrag. Nicht den alten wie sie ihn mit NetEase hatten. Das ist ja der Grund. Beide Parteien wollten Änderungen im Vertrag, aber sie konnten sich auf nichts einigen.

Scaver

Es ging ja nicht nur um die Laufzeit. Auch andere Teile des Vertrags konnten sich beide Seiten nicht mehr einigen. Der eine wollte Änderungen an Punkt A, der andere nicht. Dafür aber an Punkt B, dafür aber der erste Partner nicht. Punkt C wollten beide anders, aber auf ne andere weiße… so in etwa.
Daher kam gar kein Vertrag mehr zustande. Blizzard hätte dann den alten Vertrag, den man so aber eigentlich gar nicht mehr wollte, um 6 Monate verlängert. Aber auch ohne den MS Deal wäre da nicht mehr draus geworden, da sie den Vertrag so wie er war ja nicht mehr wollten. Und nur mit einem neuen Partner hätte man noch auf einen Nenner kommen können. So oder so wäre kein Vertrag mehr zustande gekommen.
Die :Übergangsfrist macht halt am meisten für die Kunden Sinn. Denn selbst wenn Blizzard nun in 6 Monaten wieder über einen anderen Partner online ist, werden viele Kunden neue Games gefunden haben und nicht zurück kehren.

Newsegg

Die 6 Monate sind in dem Beitrag hier aus dem Zusammenhang gerissen. Blizzard har NetEase 6 Monate Verlängerung angeboten um einen neuen Partner zu finden, nachdem die Verhandlungen um eine gewöhnliche Verlängerung bereits gescheitert waren. Diese 6 Monate hat NetEase abgelehnt.

https://www.google.com/amp/s/www.mmorpg.com/news/blizzard-tried-to-extend-netease-deal-in-china-by-six-months-to-avoid-service-interruptions-2000127104%3famp=true

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