Escape from Tarkov ist ein fieser Hardcore-Shooter ohne Gnade. Sowas lockt eigentlich nur Shooter-Nerds und maximal abgebrühte Streamer an. Doch seit Ende 2019 erobert der Shooter die Streaming-Plattform Twitch immer um den Jahreswechsel herum und MeinMMO versucht, das Phänomen zu erklären.
Das ist die Lage:
- Escape from Tarkov setzt auf Hardcore-PvP-Action und erklärt seinen Spielern nur wenig. Am Anfang kann jede eingesteckte Kugel den Tod bedeuten und quasi alles, was man dabei hat, bleibt an Ort und Stelle liegen.
- Der Shooter ist schon über 5 Jahre in Entwicklung und bleibt die meiste Zeit des Jahres ein eher kleiner Titel auf Twitch.
- Das dritte Jahr in Folge erlebt Tarkov jedoch um den Jahreswechsel herum eine Hoch-Konjunktur, erobert Twitch und macht seinen engagiertesten Streamer zur Nummer 1 der Streaming-Plattform. Wir fragen uns: Warum?
1. Grund – Ein bisher einzigartiger Ansatz
Escape from Tarkov lässt sich mit einem guten, vielseitigen Werkzeug vergleichen. Man ist froh, es gefunden zu haben und kann damit Dinge tun, auf die man stolz ist. Aber ihr müsst eure Geschichte selbst schreiben.
Niemand kommt und schlägt euch ein Projekt vor oder gibt euch eine Bedienungsanleitung. Nur euer eigener Antrieb bringt euch voran.
Tarkov hat zwar eine Hintergrund-Story und erzählt auch auf seinen Maps und den Missionen eine Geschichte. Doch eine Hauptstory mit aufopferungsvollen Charakteren und einem tränenreichen Happy End? Vergesst es.
Der Shooter wirft euch auf eine Map, gibt euch einen Zielort und wenn ihr auf dem Weg dahin umkommt … verliert ihr alles aus eurem Inventar.
Dabei bekommt ihr nur rudimentäre Informationen darüber, was um euch herum los ist:
- Es gibt keine Anzeige, wie viele Kugeln noch in eurem Magazin sind.
- Startet ihr ein Koop-Spiel mit Freunden, haben die keine gesonderte Markierung. Sie sehen aus wie Feinde.
- Niemand im Spiel sagt euch, wo der Zielort ist, den ihr im Match erreichen müsst.
- Jeder Schuss kann tödlich sein oder euch so arg verletzen, dass ihr nicht mehr weit kommt.
Abgesehen vom Erreichen des Zielortes steht das Looten im Vordergrund. Waffen, Geld, Schlüssel, Rüstung, Crafting-Materialien – besonders zum Start packt ihr euer Inventar voll mit Zeug und erfahrene Spieler freuen sich darüber, eure frische Leiche mit vollen Taschen zu finden.
Passiv spielen, aggressiv vorgehen, gute Absprachen, Schleich-Manöver – jede Situation verlangt nach einer individuellen Lösung und sollte im Voraus geplant werden. Dazu kommt die Gefahr, dass eure Gegner dasselbe versuchen könnten.
Da ihr jederzeit alles verlieren könnt, entsteht eine ganz besondere Art von psychischem Stress – die „Gear Fear“. Startet ihr mit eurem Anfangs-Inventar in den Shooter, sind die ersten Stunden im Spiel geprägt vom andauernden Stress.
Schafft ihr die Mission und nehmt dazu noch einen wertvollen Haufen Zeug mit in euren Unterschlupf, belohnt euch nicht nur das Spiel. Auch das Gefühl beim Abschließen der Mission ist unvergleichlich.
Im weiteren Spielverlauf werden dann Sammel- und Gameplay-Missionen für die Ingame-Händler wichtig, sowie der Ausbau eures Unterschlupfs. Außerdem erforscht ihr weitere Maps mit schwereren Gegnern – dazu zählen NPCs und echte Spieler mit Highend-Ausrüstung.
Sucht ihr ein paar Tipps zum Einstieg in den Hardcore-Shooter, dann schaut hier vorbei:
2. Grund – Großer Equipment-Wipe im Dezember
Escape from Tarkov setzt auf ein Wipe-System, das regelmäßig den Fortschritt der Spieler zurücksetzt. Gesammelte Ausrüstung, geschaffte Missionen, gesparte Rubel – alles verschwindet und übrig bleibt nur das Start-Inventar mit einigen Waffen, etwas Ausrüstung und Geld.
Im Laufe von 2021 gab es 2 Wipes – einen Ende Juni und einen weiteren am 12. Dezember.
Im ersten Moment hört es sich paradox an. Es ist so schwer, sein Zeug zusammenzuhalten und dann soll es gut sein, wenn alles weg ist? Ja, genau so ist es.
Mit Tarkov neu anzufangen ist nämlich auch etwas Besonderes – für Dauerspieler und Neu-/Wiedereinsteiger.
Bei Rückkehrern und Anfängern kickt die „Gear Fear“. Tarkov ist aufregend, aufreibend, absolut unfair … und doch so anziehend, spaßig und belohnend.
Für Veteranen, die einen weiteren Wipe-Zyklus mitmachen, gibt es eine Menge Frischfleisch und meistens auch neue Inhalte.
Eingespielte PMCs (die Spielfiguren in Tarkov) randalieren kurz nach einem Wipe über die Maps und snacken jeden Anfänger, der länger als 10 Sekunden braucht, um eine Leiche zu plündern.
Die Zeit rund um die Wipes sind oft die aufregendsten des ganzen Tarkov-Jahres. Auch, weil das Gameplay vor den Wipes mit speziellen Angeboten oder Events etwas abgeschwächt wird.
Als Einsteiger-Map nach einem Wipe gilt übrigens die Map „Zollgelände“. Einen ausführlichen Guide inklusive Anfänger-Route findet ihr hier:
3. Grund – Twitch Drops und starke Gefühle
Viele beliebte Streamer sind ausdrucksstarke Persönlichkeiten. Sie zeigen offen ihre Gefühle vor tausenden von Zuschauern und wir fiebern mit, freuen uns über einen Sieg, aber lächeln auch gern über einen Epic-Fail.
Tarkov kitzelt diese Gefühle aus seinen Spielern heraus. Streamer fluchen über das Spiel, feiern jede Extraktion und aufgrund der hohen Schwierigkeit und dem andauernden Druck im Match wird das Zuschauen nur selten langweilig.
Dazu kommen Twitch-Drops, mit denen ihr euch vom 29. Dezember bis zum 08. Januar 2022 spezielle Items sichern könnt. Bis zu 20 Stunden könnt ihr Tarkov am Tag laufen lassen und bis zu 7 Items täglich erhalten.
Bei den neusten Twitch-Drops kann zudem jeder Streamer mitmachen und von den Entwickler-Geschenken profitieren.
4. Grund – 25 % Rabatt auf alle Editionen
Escape from Tarkov ist seit Ende Dezember im Sale und die Rabattierung läuft aktuell noch (04. Januar 2022).
Ihr bekommt die verschiedenen Spiel-Versionen für 25 % weniger und die günstigste Variante startet bei 26,24 € (via escapefromtarkov.com).
Die Versionen unterscheiden sich in Sachen Start-Equipment. Jede teurer das Paket, desto besser seit ihr bei einem Einstieg bereits ausgerüstet, habt Waffen, Ausrüstung und ein wenig Geld.
Das Start-Inventar kehrt übrigens nach jedem Wipe zurück. Ihr könnt euren Account jedoch auch ohne Wipe zurücksetzen und jederzeit wieder mit eurem Start-Inventar ins Rennen gehen.
5. Grund – Die großen Shooter kämpfen mit Problemen
Ende 2021 gibt es auch noch einen weiteren wichtigen Grund für die Stärke von Tarkov – die Schwäche von 2 anderen großen Shootern.
Battlefield und Call of Duty gehören zu den größten Spielern auf dem Shooter-Markt und beide Franchises stehen Ende 2021 gar nicht gut da:
- Vor Weihnachten sind CoD Warzone und Vanguard ein „Scherbenhaufen voller Bugs“
- Ohrfeige für EA: Battlefield 5 hat auf Steam gerade mehr Spieler als das neue Battlefield 2042
CoD: Vanguard und Warzone plagen derzeit viele Fehler und auch der Release von Battlefield 2042 lief für viele Spieler nicht so reibungslos wie erhofft.
Da sich der Hardcore-Shooter Escape from Tarkov bereits eine große Bekanntheit erspielen konnte, war der Boom auch aufgrund der Schwäche der Konkurrenz in diesem Jahr besonders kräftig.
Tarkov ist ein faszinierendes Phänomen, das übrigens theoretisch immer noch in seiner Beta-Phase steckt. Schon das dritte Jahr in Folge feiert der eigensinnige Shooter große Erfolge rund um den Jahreswechsel und geht jedes Mal stärker aus dieser Phase hervor.
Selbst die großen Shooter hat der kleine Titel bereits beeindruckt: Mit „Hazard Zone“ hat Battlefield 2042 einen Modus gebracht, der stark an Tarkov erinnert und auch CoD 2022 könnte, ersten Leaks zufolge, einen ähnlichen Spielmodus bringen.
Es wird spannend zu sehen, wo die Reise für den interessanten Shooter hingeht. Bis dahin, lasst uns noch fluchend ein paar Inventare verlieren – durch Beschuss aus unklarer Richtung.
Erzählt uns auch gern von euren Erfahrungen mit Escape from Tarkov und was ihr denkt, warum der Hardcore-Shooter jedes Jahr auf Neue eine solche Popularität erreicht.
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