Influencer spielen eine immer wichtigere Rolle, wenn es um die Vermarktung neuer Spiele geht. Durch virale Clips auf Twitch kann ein Game durch die Decke gehen. Ein Entwickler verrät nun, wie oft sich sein Spiel auf Steam verkauft hat, nachdem große Influencer es gezeigt hatten.
Bei dem Titelbild handelt es sich um ein Symbolbild von Vitaly Gariev via Pexels.
Was ist das für eine Rechnung? Der Entwickler des Prügel-Spiels Knock’Em Out hat zusammengetragen, wie viele Aufrufe Videos bekannter Content Creator auf YouTube und TikTok erhielten, in denen sein Game gezeigt wurde. Anschließend zeigte er, wie viele Einheiten er in Folge der Videos auf Steam verkaufte.
Knock’Em Out ist ein Multiplayer-Spiel, bei dem es trotz der bunten Optik recht brutal zugeht: Kämpfe finden etwa unter den rotierenden Blättern eines Helikopters oder einer Kreissäge statt – wer in die Luft geschleudert wird, ist schnell einen Kopf kürzer. Das Spiel befindet sich seit April 2024 im Early Access und ist regulär für 5,99 Euro auf Steam zu haben.
Millionen von Aufrufen reichen nicht für ein neues Auto
Das sind die Zahlen: Der Entwickler mit dem Nutzernamen AdriBeh zeigt auf Reddit, dass Videos mit seinem Spiel auf YouTube insgesamt über 4 Millionen Aufrufe erzielten. Dazu kommen noch einmal mehrere Videos von kleineren Influencern, die jeweils einige Tausend Aufrufe erhielten sowie ein Video auf TikTok, das 1,2 Millionen Views erzielte.
Insgesamt sahen also um die 6 Millionen Menschen sein Spiel.
Zum aktuellen Zeitpunkt, etwa ein halbes Jahr nach Start des Early Access auf Steam, habe er 5.000 Kopien seines Games verkauft, so AdriBeh. Das ist zwar durchaus eine beachtliche Menge für ein kleines Indie-Spiel, Millionär sei er damit aber nicht geworden, wie der Entwickler in einem eigenen Video auf YouTube verrät. Tatsächlich habe er sich nicht einmal ein neues Auto leisten können.
Die genaue Aufschlüsselung findet ihr im Video:
Die Zielgruppe der Influencer könnte eine Rolle spielen
Woran liegt es? AdriBeh macht zwei Hauptfaktoren dafür verantwortlich, dass sich die Views nicht in höheren Verkaufszahlen widerspiegeln: der Content und die Zielgruppe des jeweiligen Influencers sowie die Erwähnung des Namens.
Die Videos der YouTuber SSundee und SMii7Y erreichten beide 1,6 Millionen Aufrufe, doch während nach dem ersten Video nur etwa 300 Menschen das Spiel kauften, waren es nach dem zweiten 1.000.
Der Entwickler glaubt: SSundee macht sonst Videos zu Spielen wie Minecraft und Roblox, die vor allem bei jüngeren Zuschauern beliebt sind. Viele von denen haben aber wahrscheinlich weniger Interesse an anderen Spielen und bisweilen auch nicht die Möglichkeit, sich Spiele auf Steam zu kaufen.
SMii7Y hingegen lädt vor allem Videos zu Party-Games und ungewöhnlichen Multiplayer-Titeln hoch – Knock’Em Out passe also perfekt zur Zielgruppe des YouTubers.
SMii7Y war zudem der einzige aus einer Gruppe von 4 YouTubern, die das Spiel gemeinsam gezockt hatten, der es in seinem Video namentlich erwähnte. Die übrigen 3 Videos erhielten zusammen zwar mehr als 600.000 Aufrufe, resultierten laut AdriBeh jedoch in keinem einzigen Verkauf.
Erst, als er in den Kommentaren auf sein Spiel hinwies, habe er immerhin 30 Einheiten verkauft.
Twitch-Streamer können ein Spiel pushen – oder ihm schaden
Warum ist das interessant? Gerade verrückte Spiele können durch die Aufmerksamkeit von Influencern zu viralen Hits werden. So litten etwa unzählige Twitch-Streamer in Only Up! und machten das umstrittene Spiel zum viralen Erfolg.
Doch wie AdriBeh zeigt, bewegt es die Fans nicht unbedingt zum Kauf, wenn sie ihrem Lieblings-Influencer dabei zusehen, wie er ein Spiel zockt. Wenn ein Spiel in Videos oder Streams sehr spaßig wirke, könne es allerdings sein, dass immer mehr Creator Inhalte zu diesem Game posten.
Dann könne es durchaus zu einem Hit werden. So führt der Entwickler LOCKDOWN Protocol an, ein anderes Indie-Spiel, das zu seinem Release nur wenige Follower auf Steam hatte. Durch die Aufmerksamkeit von Influencern sei es jedoch viral gegangen und habe bis zu 10.000 gleichzeitige Spieler erreicht.
Dass die Aufmerksamkeit von Influencern nicht immer nur positive Folgen für Indie-Games hat, zeigt das Spiel Dustborn der norwegischen Entwickler Red Thread Games. Denn das gilt für einige als Inbegriff allen Übels in der Gaming-Industrie: YouTuber wie Asmongold wettern gegen die Entwickler eines winzigen Spiels – Jetzt spricht der CEO hinter Dustborn
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