WoW: Gildenleiterin löst Streitereien im Real Life „bei einem Bierchen“, erzählt uns im Interview von ihrer familiären Gilde

WoW: Gildenleiterin löst Streitereien im Real Life „bei einem Bierchen“, erzählt uns im Interview von ihrer familiären Gilde

Bei unserem „FYNG: Love Edition“-Event dreht sich alles um Liebe, Freundschaft und Gaming. Wir haben daher mit einer Gilden-Leiterin aus WoW über ihre familiäre Gilde gesprochen, die sich auch immer wieder im echten Leben trifft.

Zwischenmenschliche Zuneigung kann viele Formen haben. Im Gaming äußert sie sich durch Paare, die sich online kennenlernen oder aber auch durch tiefe Freundschaften, die jahrelang bestehen bleiben.

MMORPG-Gilden sind die perfekten Orte, an denen sich solche Freundschaften bilden können. So mancher von uns kann sicher bezeugen, dass sie gute Freunde in Spielen getroffen haben. Das ist auch der Fall bei einer Gildenleiterin aus WoW.

In einem Interview erzählte sie uns, wie sie dazu kam, eine Gilde mit 71 Mitgliedern zu leiten und auch über die Real-Life-Treffen, die ihre Gilde jährlich veranstaltet.

Der Weg zur eigenen Gilde: “Man wurde immer als der/die Neue abgestempelt”

MeinMMO: Hi, kannst du dich kurz unseren Leserinnen und Lesern vorstellen? Wer bist du und was machst du so? 

Michelle: Hey! Ich heiße Michelle – kurz Mimi – 25 Jahre alt und außerhalb der Online-Welt selbstständig im Bereich Finanzberatung. Ingame findet man mich unter dem Namen Peristax oder alternativ mit dem Battletag Perista#2418. 

MeinMMO: Verrate uns mehr über deine Beziehung zu WoW: Wann hast du mit dem Spiel angefangen?

Michelle: Ich habe damals zum Ende des Addons “Warlords of Draenor” 2016 angefangen. Dadurch, dass meine Mutter auch WoW gespielt hat, wollte ich es mir mal anschauen und bin in die gleiche Gilde wie sie gegangen. Ziemlich schnell hat mich WoW sehr in seinen Bann gezogen, da auch noch mein bester Freund nach längerer Pause wieder angefangen hatte.

Die Gilde, in der ich damals das Spielen begonnen hatte, zeigte mir, dass die WoW-Community auch noch familiäre Spieler hatte, mit denen man schnell Freundschaften schließen kann. Selbst heute bin ich mit vielen von ihnen noch privat sehr gut befreundet, obwohl sich die Gilde kurzerhand leider aufgelöst hatte. Die Freundschaften sind einer der gravierendsten Gründe, wieso ich heute noch bei WoW geblieben bin. 

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MeinMMO: Wie kam es dazu, dass du zu einer Gildenleiterin wurdest? 

Michelle: Die Gilde, in der ich angefangen habe, hat sich leider knapp 1,5 Jahre später aufgelöst. Wir haben dann versucht, die Gilde wieder aufzubauen. Allerdings waren die Bedingungen auf dem Server damals nicht sonderlich gut. Es waren einfach zu wenig neue Spieler auf dem Server.

Aufgrund dessen haben dann ein paar von uns gemeinsam auf anderen Servern angefangen zu spielen. So lernte ich damals auch meinen jetzigen Lebenspartner kennen. Wir haben dann noch weiter in anderen Gilden gespielt, jedoch immer wieder gemerkt, dass man immer als “der/die Neue” abgestempelt wurde und keiner wirklich in bestehende Gruppen integriert wurde.

Man ist dann weiter mit Random-Leuten gelaufen und hat sich dann tierisch aufgeregt, wenn es nicht so geklappt hat, wie man wollte. Irgendwann hatte ich die Nase voll und beschlossen, wieder eine Gilde zu gründen, in der es keine direkte Grüppchenbildung gibt, in der sich die Leute kennen und man einfach gemeinsam Spaß am Spiel haben kann, auch wenn “Neue” dazu kommen. So haben wir damals die Shadow Warriors auf Eredar gegründet – unter der ihr uns auch heute noch findet.

“Was sich nicht online klären lässt, wird am Gildentreffen bei ‘nem Bierchen geklärt”

MeinMMO: Was macht dir in der Rolle am meisten Spaß?

Michelle: Am meisten Spaß macht es einfach, mit meinen Pappenheimern gemeinsam voranzukommen. Die Jungs und Mädels holen mich aus meinem doch relativ stressigen Alltag gut runter. Man erfährt so viel von den Leuten, schließt Freundschaften und lernt immer wieder neue Leute kennen.

Natürlich ist nicht immer alles perfekt, gerade wenn so viele Gamer auf einem Haufen sind, gibt es ab und zu Streitpotenzial. Aber ich glaube genau das macht uns aus – wir sind ein chaotischer Haufen, der in den richtigen Situationen zusammenhalten kann. Genau das sage ich den Bewerbern auch immer im Vorstellungsgespräch.

MeinMMO: Wie viel Arbeit hast du so als WoW-Gildenleiterin? 

Michelle: Die meisten denken sicherlich, dass es ein Haufen Arbeit wäre. Aber ganz so schlimm ist es tatsächlich nicht. Ich habe gute “Offiziere” an meiner Seite, die mir einige Aufgaben abnehmen und mich unterstützen.

Sie sind für unsere Mitspieler neben mir eine weitere Anlaufstelle für Probleme und Fragen. Ansonsten bin ich für unsere Gildenmitglieder abends im Discord verfügbar und organisiere unsere Raids, Eventabende wie Twinkraids oder M+-Abende und um das Recruiting neuer Mitglieder kümmere ich mich. 

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Events wie Gildenraids oder Dungeon-Runs gehören natürlich dazu.

MeinMMO: Welche Skills sollte deiner Meinung nach ein guter Gilden-Leiter oder eine gute Leiterin haben?

Michelle: Definitiv eine gute Menschenkenntnis – das hilft mir ungemein zu beurteilen, ob ein Bewerber zu meiner Gruppe passt, oder ob ich damit nur Unruhe in die Gruppe bringe. Natürlich ist das nie eine 100%-Garantie, aber so kann man sich im Vorfeld schon einmal einiges an Diskussionen und Ärger ersparen.

Ansonsten eine gewisse Organisationsfähigkeit, für Events ingame oder auch offline – wie unser Gildentreffen. Sofern man das natürlich als Gilde möchte. Außerdem sollte man noch mit Konflikten und Problemen umgehen und sie aus der Welt schaffen können. 

MeinMMO: Gilden-Drama ist ein Problem, mit dem wahrscheinlich jeder MMORPG-Spieler schon mal konfrontiert war. Wie gehst du mit Problemen in deiner Gilde um?

Michelle: Zu unserer Anfangszeit gab es öfter mal Probleme – das lag unter anderem auch daran, dass wir jeden neuen Mitspieler, der zu uns wollte, aufgenommen haben. Zu der Zeit hatten wir alle paar Tage ein anderes Drama. Daraus haben wir jedoch schnell gelernt und auch Spieler rausgeworfen, die sich nicht zu benehmen wussten. Beleidigungen und persönliche Anfeindungen gehen überhaupt nicht und haben bei uns auch keinen Platz. 

Seitdem wir mit jedem neuen Bewerber ein persönliches Gespräch im Discord führen und Probezeiten eingeführt haben, konnten wir diese Dramen fast schon gänzlich ausmerzen. Manchmal gibt es trotzdem noch kleinere Diskussionen. Die gehen wir sehr zeitnah an und reden mit den Betroffenen und finden eine Lösung.

Auch die Tatsache, dass sich fast alle Gildenmitglieder schon privat und im “Real Life” kennengelernt haben, macht es uns hier einfacher. Daher gilt bei uns die Philosophie “Was sich nicht online klären lässt, wird am Gildentreffen bei ‘nem Bierchen geklärt” 

Gildentreffen im Real Life: “Wir haben Leute, die quer verteilt in Deutschland und der Schweiz leben”

MeinMMO: Du hast jetzt weiter oben eure Gildentreffen erwähnt. Was genau können sich unsere Leserinnen und Leser darunter vorstellen?

Michelle: Wir machen einmal im Jahr ein großes Gildentreffen inmitten von Deutschland. Dafür habe ich die letzten Jahre immer wieder Gruppenhäuser herausgesucht, meistens mit den Mädels aus unserer Truppe und wir haben dutzende Mails mit Belegungsanfragen geschrieben. Im ersten Jahr hatten wir durch Corona einige Planungsschwierigkeiten – aber auch da haben wir eine Möglichkeit gefunden. 

Wir haben Leute, die quer verteilt in Deutschland und der Schweiz leben. Von Kiel bis Zürich über Hamburg, Trier und Dresden bis ins tiefste Bayern sind unsere Member verstreut. Damit wir es für alle Mitglieder fair machen, suchen wir einen Ort, der recht mittig liegt und somit für alle gut zu erreichen ist.

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Bei den großen Gildentreffen versammeln sich jede Menge Leute aus allen Teilen Deutschlands und auch von außerhalb.

Dabei sein darf natürlich jeder, der zu unserer Gilde gehört und der Lust darauf hat, sich mit uns allen zu treffen. Dieses Jahr verbringen wir 4 Tage (Donnerstag bis Sonntag) in der Nähe von Frankfurt und freuen uns, mit den Leuten wieder zu grillen und ein Bierchen oder einen Wein zu trinken und Spaß zu haben. 

MeinMMO: Erzähl uns von deinen liebsten Erlebnissen von einem solchen RL-Treffen. Was ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Michelle: Das erste Gildentreffen im Gründungsjahr der Gilde war unheimlich witzig. Gamer kennen die Situation – man kennt nur die Stimmen und die Namen über das Discord und dann sieht man alle auf einem Haufen in Real Life. Die Stimmen und die Gesichter passen beim ersten Mal nie zueinander, was sehr lustige Konstellationen ergab.

Der erste Abend ist bisher immer der absolute Abschuss gewesen, wir lachen, trinken, tanzen, grölen miteinander rum, bis wir irgendwann spät in der Nacht todmüde umfallen. Einige verpassen am ersten Morgen den halben Tag, bis sie ihren Rausch ausgeschlafen haben. Dabei entstehen die witzigsten Fotos, wenn der Männerhaufen morgens zu Woodie ins Bett krabbelt zum Kuscheln.

MeinMMO: Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Dinge, die ein Gilde über viele Jahre zusammenhalten?

Michelle: Wichtig sind vor allem die persönlichen Beziehungen der Leute, sie müssen gerne miteinander spielen. Das stärkt eben auch das Zugehörigkeitsgefühl. Zu uns kommen auch, abgesehen vom Gildentreffen, häufig Leute aus der Gilde nach Hause und verbringen in unserem Gästezimmer mal ein Wochenende bei uns. 

Auch gemeinsame Aktionen halten die Leute zusammen. Selbst wenn wir mal gefühlt keinen Content in WoW mehr haben, können wir uns freitagabends im Discord treffen, mit der Kamera an und einem guten Getränk dabei. Da ist schon der ein oder andere vom Stuhl gefallen, vor der Kamera. Sowas passiert selbst in den besten Familien mal.

Und als Letztes lebt die Gilde immer von einem – ihren Membern. Wir erweitern unsere Gilde immer wieder regelmäßig mit neuen Leuten, die unserem Irrenhaus beitreten wollen. Mit unserem bunt gemischten Alter und unseren vielfältigen Persönlichkeiten zeichnen wir uns als Gilde aus.

Wir wollen in unserer Gilde den alten Geist und das Feeling von WoW noch aufrechterhalten, indem wir eine Community haben, die miteinander und nicht gegeneinander spielt. Eben genau das, was ein MMORPG ausmacht.

MeinMMO: Hast du noch abschließende Worte an unsere Leserinnen und Leser? 

Michelle: Erstmal Danke an alle, die bis hierher gelesen haben. Wenn jetzt jemand sagt “Hey, geil! Genau nach sowas suche ich schon ewig” und sich das Ganze mal ansehen möchte, meldet euch gerne bei mir im Battle.net oder Ingame.

Aber Achtung, die Bazingas fliegen tief in der Donnerkuppel – ihr müsst mindestens genauso durchgeknallt sein wie wir und auch mal mit blöden Sprüchen kontern können. Denn das können unsere Jungs ganz gut manchmal. Ist quasi Aufnahmeritual.

Wir bedanken uns herzlich bei Michelle für das Interview und wünschen ihr und ihrer Gilde noch viel Spaß, sowohl in WoW als auch im Real Life.

Habt ihr selbst spannende Geschichten, die ihr gerne erzählen würdet? Oder kennt ihr jemanden, der sich für ein Interview eignen würde? Schickt uns eure Vorschläge an [email protected].

Kennt ihr eure Gildies aus MMORPGs oder anderen Online-Games auch im Real Life? Erzählt uns von euren Treffen in den Kommentaren.

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Mark Mitterbacher

Also eigentlich genau das, was die EISERNEN LEGENDEN 17 Jahre gemacht haben. Und das war auch Deutschlands 1. Raid-Event Gilde.

Itako

Moin, miteinander.
Mich freut es zu lesen, dass es auch noch solche Gilden wie die Shadow Warriors gibt und dass diese Gilde sogar von einer “jüngeren” Person geleitet wird.

Ich bin etwas älter (38) und habe oft den Eindruck, dass jüngere Personen (aber eher unter 20) inzwischen keine Geduld mehr für eine Gilde haben.
Man liest das so oft im deutschen Forum und deswegen freut es mich, dass es Euch gibt.

Mein Freund und ich leiten gemeinsam eine Gilde mit etwa 65 Mitgliedern im Alter zwischen 25 und 65.
Wir betreiben mehr Aufwand, als nötig, investieren viel von unserer Freizeit und opfern auch manchmal Spielzeit, während andere fröhlich M+ laufen, haben wir dann halt ein Vorstellungsgespräch.

Und das muss man können, als Gildenmeister. Und dann zahlt es sich auch aus.

Wir haben auch (fast) jedes Jahr ein RL treffen und freuen uns jedes Mal, einige Mitglieder dann in echt zu sehen.

Aber wir versammeln uns auch online alle zwei Monate online zur gemeinsamen Besprechung, was mindestens genauso wichtig ist.
Dafür wird dann ein Raidabend ausgesetzt.
Und nicht jeder, der schon bei uns war, hatte dafür Verständnis.

Lang erzählt, kurzer Sinn:
Es macht mehr Spaß, in einer gut organisierten Gilde zu spielen, als Random. Und daher sollte man die Arbeit, die dahinter steckt, auch zu schätzen wissen.
Die Belohnung für alle ist dann ein unglaublich tolles Miteinander und gemeinsame Erfolge.

LG von Itako,
Azeroths Hoffnung

Todesklinge

Tolles Interview!

Da finde ich es sehr schade das die meisten Spiele fast keinen Wert auf das Gildensystem legen. Häufig ist die Gilde nur ein weiterer Chat-Bereich mit ein paar Gildenbonis, also ziemlich billig gemacht.

Bei uns in der “Merc Corp” von Star Citizen ist es ähnlich. Das Spiel bietet bisher fast keinen Inhalt für Gilden (nicht einmal ein Chat oder anderes). Da müssen wir selber für Unterhaltung sorgen.
Also wer da alleine unterwegs ist kann sich da gerne melden! 😉
Zum Glück kann man selber Events machen.

Ein Spiel wird um einiges besser, wenn man eine gute Gemeinschaft hat, mit der man durch die guten als auch die schlechten Zeiten gehen kann. Häufig erscheint ein Update (neuer Content) und schwubs folgt eine Flaute… ihr kennt das doch ^^

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