Ein YouTuber zum Sammelkartenspiel Magic: The Gathering erhielt unverhofft ein Booster-Display voller Karten aus einem unveröffentlichten Set und drehte ein Video dazu. Hersteller Wizards of the Coast wollte die Karten zurück haben und griff zu drastischen Methoden: Sie schickten Privat-Ermittler zu ihm nachhause, die Detektive von “Pinkerton” kennen Gamer sonst nur aus dem Western Red Dead Redemption 2.
Was stellte der YouTuber an? Er postete ein Video auf seinem Kanal oldschoolmtg, in dem er Booster-Displays von Magic: The Gathering öffnete. So, wie er es schon zig Mal getan hatte.
Der entscheidende Unterschied war jedoch, dass es sich bei dem Display nicht um die am 21. April erschienene Erweiterung “March of the Machine” handelte, sondern um die sogenannten “Epilog Booster” March of the Machine: The Aftermath, die erst am 12. Mai erscheinen sollten.
Die Karten waren also noch geheim und hätten gar nicht bekannt werden dürfen.
Das mittlerweile gelöschte Video verbreitete sich schnell und wurde von anderen Content Creatorn zu Magic als Grundlage für Reaktionen auf die neuen Karten genutzt, die somit geleakt worden waren. Davon bekam auch Wizards of the Coast Wind.
Doch statt den YouTuber zu kontaktieren, schickten sie ihm Privat-Ermittler vorbei, um die Karten zurückzuholen.
Mehr Sammelkarten seht ihr bei uns im Video:
Ermittler bringen Frau des YouTubers zum Weinen
Wie beschreibt der YouTuber den Vorfall? In einem Video vom 22. April berichtete oldschoolmtg von seinem ereignisreichen Vormittag: Er sei am Samstagmorgen dabei gewesen, Videos für seinen Kanal zu drehen, als seine Hunde begannen, zu bellen.
Seine Frau habe die Tür geöffnet und sei Ermittlern der Pinkerton-Agentur gegenübergestanden. Der YouTuber beschreibt sie als “große Schlägertypen”, die von Diebesgut und Gefängnisstrafen gesprochen sowie seine Frau verängstigt hätten.
Die Pinkertons haben laut oldschoolmtg alles mitgenommen: nicht nur die Karten selbst, sondern auch sämtliche Verpackungen inklusive der leeren Boxen und Folien.
Mittlerweile gehört die Agentur zum schwedischen Sicherheitskonzern Securitas AB und bietet auch Sicherheitsdienste sowie “Schadensverhütung” an.
In Rockstars Western Red Dead Redemption 2 sind die Pinktertons eine antagonistische, böswillige Fraktion, eine Darstellung, gegen die die Agentur klagte (via GamePro).
Austausch mit Wizards of the Coast war “nett und entspannt”
Drohen dem YouTuber Konsequenzen? Wie die Hersteller-Firma gegenüber Polygon bestätigte, sei die Beschlagnahmung der Karten Teil ihrer Ermittlung. Offenbar soll damit herausgefunden werden, wer die unveröffentlichten Boxen geleakt haben könnte.
oldschoolmagic erklärt jedoch, dass es sich eher um eine Verwechslung als um einen Diebstahl gehandelt haben könnte. Die Namen der Sets seien einfach zu ähnlich, jemand habe wohl die falschen Boxen verschickt.
Er selbst habe die Karten legal erworben, sein Händler sei jedoch eher der “Yu-Gi-Oh!- und Pokémon-Typ”. Dem Verkäufer sei wohl selbst gar nicht klar gewesen, dass es sich um das unveröffentlichte Aftermath-Set handelte und nicht um eine Art Collector’s Edition.
oldschoolmtg selbst wandte sich an WotC, um die Sache zu klären. Der Vertreter des Herstellers sei freundlich gewesen und habe sich entschuldigt, seine Frau gleich morgens zum Weinen gebracht zu haben. Der YouTuber soll zumindest teilweise für die konfiszierten Karten entschädigt werden.
Insgesamt sei WotC “nett und entspannt” gewesen. Für den YouTuber scheint die Sache damit erledigt zu sein. Er entfernte das Video und riet auch allen dazu, die es für ihre eigenen Inhalte genutzt hatten. Mittlerweile veröffentlichte er auch Videos zum richtigen March-of-the-Machine-Set.
Wizards of the Coast scheute in diesem Fall keine Mühe, um die Karten zurückzubekommen. Ihre Sammelkarten-Kollegen von Pokémon hatten da mehr Glück, denn ein Dieb wertvoller Karten lief ihnen mehr oder weniger in die Arme. Was dahinter steckt, könnt ihr hier nachlesen:
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Die hätte ich gar nicht erst rein gelassen.
WotC hat in letzter Zeit schon viel Ruf eingebüßt (D&D). Da passt so was noch dazu
Ach ja, die USA, das Lander der unbegrenzten Unmöglichkeiten.
Sei es drum, soweit mir bekannt, darf auch in den USA kein Privatermittler in die Wohnung oder Sachen einfordern. Sowas geht auch dort eigentlich nur über Anzeige und Polizei.
Ich halte mich mit solchen rechtlichen Einschätzungen lieber etwas zurück. So wie ich das sehe, hätte der YouTuber das Recht gehabt, die Pinkertons einfach nicht reinzulassen. Da sie ihnen aber nicht die Tür vor der Nase zugeknallt haben, bin ich nicht sicher, ob sich die Ermittler illegal Zutritt verschafft haben. Ob sie die Karten einfach so mitnehmen durften, ist nochmal eine andere Frage.
Einige Kommentare auf YouTube raten ihm auch dazu, sich einen Anwalt zu nehmen und vermuten, WotC sei am Telefon nur so nett gewesen, weil er Grund für eine Klage hätte.
Das sind keine drastischen Methoden, das sind illegale Methoden.