Vergangene Woche wurde in Destiny 2 ein groß angelegter Copyright-Strike bekannt. Mehrere Content-Creator wurden wegen ihrer Destiny-Inhalte mit DMCA-Meldungen bestraft, sogar Bungie selbst. Der Entwickler hatte hierfür vorab Nachforschungen und Konsequenzen angekündigt und macht jetzt Ernst, indem er an den Schuldigen ein Exempel statuieren wird.
Worum geht es konkret? Wie wir letzte Woche berichteten, haben bekannte Content-Creator auf YouTube, wie Paul Tassi, My name is Byf und Aztecross überraschend Copyright-Strikes für ihre „Destiny 2“-Videos erhalten.
Die Community rätselte verwirrt, warum der Schöpfer von Destiny 2 plötzlich seinen besten Content-Erstellern so derb in den Rücken fällt und das, obwohl die Nutzung von Musik, Assets und Videomaterial zur nicht kommerziellen Inhaltserstellung bisher immer gestattet war.
Doch Bungie wusste von nichts: Kurz darauf teilte Bungie bereits auf Twitter mit, dass weder der Entwickler selbst noch dessen Partner für die DMCA-Sperrungen (Digital Millennium Copyright Act) verantwortlich waren. Bungie war sogar selbst davon betroffen.
Uns ist eine Reihe von urheberrechtlichen Deaktivierungen auf YouTube bekannt, und wir untersuchen das aktiv. Dazu gehören Inhalte auf unseren eigenen Bungie-Kanälen. Diese Maßnahmen werden NICHT auf Wunsch von Bungie oder unseren Partnern ergriffen. Bitte warten Sie auf zukünftige Updates.
schrieb Bungie via Twitter
Im TWaB klärte Bungie weiter auf: Die nächste Erklärung und Information zu den Vorfällen gab Bungie dann im wöchentlichen TWaB („This Week at Bungie“-Blog). Man nehme diese Sache sehr ernst und habe festgestellt, dass die Deaktivierungsbenachrichtigungen von einem betrügerischen Google-Konto aus gesendet wurden. Dies war offensichtlich so gut gemacht, dass es den Anti-Piraterie-Partner von Bungie CSC-Global nachahmte.
In Zusammenarbeit mit Google wurde das benutzte Konto schließlich deaktiviert. Bungie sorgte gleichzeitig dafür, dass die Deaktivierungen und Urheberrechtsverwarnungen wieder rückgängig gemacht wurden, und kündigte Folgen an. Man beabsichtige, die Betrüger der Aktion zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen.
Bungie will Betrügern des Copyright-Strikes an den Kragen
Bungie übte zunächst Kritik an Google und YouTube. Es sei viel zu leicht, solche gefälschten Benachrichtigungen vorzunehmen. Als Google die Herausgabe der Daten verweigerte, reichte Bungie in den Vereinigten Staaten Klage ein, die Google dazu zwingen wird.
Dank des einfach zu handhabenden Meldesystems von YouTube war der Angriff ein Erfolg, und Videos wurden auf der Grundlage der betrügerischen Meldung entfernt und YouTubern wurden ‚Urheberrechtsverwarnungen‘ erteilt, die gemäß den YouTube-Regeln die Zukunftsfähigkeit ihrer YouTube-Kanäle gefährden.
Auszug aus der Klageabschrift von Bungie
Der Suchmaschinen-Riese stimmte bereits zu in naher Zukunft an seinem System Verbesserungen vorzunehmen, damit so etwas nicht mehr passiert.
Für den Entwickler ist das nicht haltbar: Destiny 2 wird seit Jahren von Content Creatorn auf YouTube und auf anderen Kanälen freiwillig unterstützt. Da Destiny 2 kostenlos gespielt werden kann ermutigen die Videos aus der Community seit Jahren auch andere Spieler, sich die Inhalte des Ego-Shooters anzusehen. Das ist für Bungie Grund genug diesen Angriff nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und seine ehrliche Community jetzt mit allen Mitteln zu schützen.
Destiny 2 erleidet „fast unkalkulierbaren Schaden“ auf YouTube: Vor allem, weil dies „Bungie aus offensichtlichen Gründen erheblichen Reputations- und wirtschaftlichen Schaden zugefügt“ hat, wie der Entwickler dies beschreibt. Und dazu stellt man auch fest, dass „die Destiny-Community verwirrt und verärgert war, weil sie glaubten, dass Bungie ein Versprechen gebrochen hatte, den Spielern zu erlauben, ihre eigene Streaming-Communities und YouTube-Kanäle zu Destiny 2-Inhalten aufzubauen.“ Deswegen ist das für Bungie kein Spaß mehr.
Zudem musste Bungie erhebliche interne Ressourcen aufwenden, um das Problem anzugehen und seinen Spielern bei der Wiederherstellung ihrer Videos und Kanäle zu helfen.
Bungie vermutet Vergeltung und kennt wohl die Schuldigen
Wie nun bekannt wurde, sieht Bungie in diesem Vorfall eine Art Racheaktion gegen das Franchise. Man vermutet, dass YouTube-Nutzer, die von früheren, berechtigten DMCA-Strikes betroffen waren, beschlossen haben, Bungie “eine Lektion” zu erteilen. Dies soll dann durch eine Welle betrügerischer DMCA-Mitteilungen unter dem Namen „Bungie Inc.“ bewerkstelligt worden sein.
So schickte man gefakte Nachrichten an die insgesamt 41 betroffenen Content-Creator. Die ursprüngliche und echte Google Mail-Adresse, die für die Deaktivierungen der Videos verwendet wurde, war ein Betrug.
Bungie kennt die Schuldigen offenbar bereits: Sollte Google die Absender offenlegen und sich damit herausstellen, dass die von Bungie zu Recht gesperrten YouTuber für den Anfang März verschickten DMCA-Strike als ihr persönlicher Racheakt verantwortlich sind, kann die Liste der Beschuldigten tatsächlich schnell eingrenzt werden.
Laut der Klage sollen die Beschuldigten zur Täuschung sogar gegen ihren eigenen YouTube-Accounts eine DMCA-Meldung eingereicht haben, damit man sie als Opfer und nicht als Täter ansieht.
Wie kommt Bungie darauf? Enttarnt wurde dieses Vorgehen, weil offensichtlich einer der Beschuldigten nach dem Vorfall E-Mails an die betroffenen YouTuber schickte, wo er ihnen gegenüber seine Beteiligung an den Content-Strikes indirekt zugab und sich zeitgleich dafür bei ihnen entschuldigte.
Er machte YouTube und Bungie für Missstände des Systems verantwortlich, wie beispielsweise, dass nicht angemessen auf die zuvor gesendete, gefälschte Mitteilung reagiert wurde. Zudem heißt es in der besagten E-Mail weiter:
[…] Schließlich weiß ich, dass das kaum etwas bedeutet, aber ich entschuldige mich bei Ihnen und allen anderen, die von meinen egoistischen Handlungen betroffen waren. Du hast jedes Recht, wütend auf mich zu sein. Mein Ziel war es, Bungie dazu zu bringen, die gefälschten Content-Strikes zu sehen und sie zu stoppen. Das ist alles.
Diese Einsicht kommt leider zu spät: Zum aktuellen Zeitpunkt hat Bungie an dieser Entschuldigung jedoch kein Interesse. Mit der Aktion betrügerische DMCA-Mitteilungen zu senden haben man „wesentliche Falschdarstellungen“ verbreitet, was einen Anspruch auf Schadensersatz zur Folge hat.
Die Marken von Bungie Inc. wurden hier in betrügerischer Absicht verletzt. Indem die Videos von YouTube entfernt wurden, die urheberrechtlich geschützte Bungie-Inhalte enthielten, wurde auch das Recht des Unternehmens verletzt, die öffentliche Darstellung und Ausstrahlung seiner urheberrechtlich geschützten Werke zu genehmigen. Zudem erhebt man auch Vorwürfe der geschäftlichen Verleumdung sowie Verstöße gegen das Washingtoner Verbraucherschutzgesetz.
Wie ernst es Bungie damit meint, zeigt die Schadensersatzforderung aus der Klageschrift:
Daher hat Bungie Anspruch auf Schadensersatz und Unterlassungsansprüche, einschließlich eines erhöhten gesetzlichen Schadensersatzes in Höhe von 150.000 US-Dollar (135.672 Euro) für jede betrügerische Deaktivierungsmitteilung, die vorsätzlich die Urheberrechte von Bungie verletzt hat.
Auszug aus der Klage von Bungie (via Torrentfreak.com)
Der Copyright-Strike bzw. die generelle Sperrung eines Videos war vor allem für die Content-Creator eine Katastrophe. Sie mussten um ihre Lebensgrundlage fürchten, denn die Tatsache, dass sie Inhalte von Bungie nutzen dürfen, hat sie bei ihrer Arbeit stets unterstützt. Bungie will mit der Klage so etwas in Zukunft vermeiden, wird sich aber auch nicht weiter zu den Vorfällen des Rechtsstreits äußern.
Was sagt ihr dazu? Ist Bungie auf dem richtigen Weg den Betrügern das Handwerk zu legen oder findet ihr die Vorgehensweise zu hart? Wie hättet ihr gehandelt?
Wie findet ihr überhaupt die wirre Idee, über einen illegalen DMCA-Content-Strike auf ein Problem aufmerksam zu machen und sich dann per E-Mail dafür bei den Betroffenen zu entschuldigen? Ist es nur verletzter Stolz? Wie würdet ihr als Content-Creator auf solche „Kollegen“ reagieren? Sagt uns gerne eure Meinung dazu in den Kommentaren.
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Viel zu milde Strafe. Wer mehreren Personen Schaden zufügt, egal in welcher Art und Weise, solle doch sein Leben lang dran zu arbeiten haben. Zumal diese Personen erwachsen sind und ein Hirn haben.
Für mich schon erstaunlich, wie viele Menschen von YouTube Videos abhängig sind. Sind die mal paar Stunden weg, soll die Verursacherin am besten gleich auf den elektrischen Stuhl. Ne, ne…dafür bin ich echt zu alt, sowas noch zu kapieren. 😅
Naja, wenn dir aufgrund eines betrügers deine Lebensgrundlage zusammenzubrechen droht, würdest du womöglich auch etwas am rad drehen
Stell dir vor, du verlierst deinen Job, weil jemand Externes Mist baut, der eigentlich nur deinem Arbeitgeber schaden möchte. Dann wärst du wohlmöglich nicht mehr “zu alt” um das zu verstehen.
“Job verlieren” war meiner Ansicht nach nie eine Frage. Das war doch klar, dass das richtig gestellt wird, also immer locker durch die Hose atmen.
Und dann folgen evtl noch Klagen der Youtuber gegen die Fake-Mail-Schreiber… Keine Ahnung, aber wer nicht vollständig blöde ist, der hätte sich so eine Aktion doch lieber verkniffen.
Herzlich willkommen in der Welt von Social Media, wo alles möglich ist und du keine Chance hast.
viel Spaß noch bei Facebook und allem was folgt. Das Netz vergisst nie 😉
Das Google offenbar ohne Druck wenig Interesse zeigt, solche Falschen Content Strikes aufzudecken, gibt einen zu denken. Selbst Jemand wie Bungie, muss hier offenbar erst einmal seine Anwälte bemühen. Bevor sich hier etwas bewegt.
Bungie reagiert angemessen.
Man hat nicht nur Bungie, sondern auch den Spielern geschadet.
Ein Exempel zu statuieren ist in diesem Fall in Ordnung; auch weil die früheren Sanktionen gegenüber den Tätern sie nicht zur Einsicht gebracht haben und sie weiter eskaliert sind.
Na ich hoffe man erwischt die Typen. Und jeder geschädigte Content-Creator hängt dann noch ne Klage an die von Bungie dran. Nicht das da viel zu holen wäre. Aber weh tuts den Tätern allemal.
Nun ja, das kommt wohl auf die / oder den Täter selbst an. Muss nicht zwingend sein, das jemand eine Tat bereut. Es gibt Leute die LAchen sich über sowas kapuut, verbüssen ihre Strafe und machen flockig weiter mit sowas… Also einfach mal zu vermuten das es den Tätern weh tut, ist nichts weiter als reine Mutmassung.
Weh würde es den Tätern tun, wenn man eine gesetzliche Grundlage (und das weltweit) hätte solchen Menschen definitiv den Zugang zum Internet zauf Lebenszeit zu sperren. Aber das existiert (noch) nicht…
Ich hege meine Zweifel, daß es die Täter interessiert, die konnten sich vorher ausmalen das sie erwischt werden, schien ihnen ja wohl offensichtlich auch egal zu sein.. Von daher…