In den USA hat eine Kontroverse um Glücksspiel auf Twitch jetzt zu einer Ansage der Streaming-Plattform geführt: Ab Mitte Oktober 2022 will Twitch die Regeln für Glücksspiel verschärfen. Die 3 größten deutschen Twitch-Streamer in der Kategorie „Slots“ reagieren auf das vermeintliche Glücksspiel-Verbot. Für Scurrows, orangemorange und gTasty scheint jetzt erstmal GTA 5 wieder spannend zu sein. Wobei Scurrows auf sein Recht pocht.
Das hat jetzt zu dem Ärger geführt:
- In Deutschland und den USA gab es schon länger Debatten, ob Glücksspiel auf Twitch okay ist: Denn Streamer schließen Deals mit Krypto-Casinos ab und können so Verluste ausgleichen. Ihre Zuschauer aber nicht. Es kursiert der Vorwurf: Streamer würden ihre Zuschauer in die Sucht und in die Pleite führen.
- Twitch hatte gesagt: Man untersuche das Thema, tat aber über Monate nichts. Jetzt wurde ein Fall bekannt, dass der Twitch-Streamer Sliker süchtig wurde und Geld von Zuschauern und Freunden unterschlug, um es bei Pferde-Wetten zu verzocken. Große Streamer machten Druck auf Twitch.
- Daraufhin hat Twitch gesagt: Am 18. Oktober werde man die Regeln für Glücksspiel verschärfen und Seiten wie „Stake.com“ verbieten – das ist das Krypto-Casino, mit dem auch die größten deutschen Slot-Streamer verbandelt sind.
Scurrows kritisiert Verbot – weil Sportwetten, Lootboxen und Poker ausgeschlossen sind
Das sagt Scurrows dazu: Scurrows ist der größte deutschsprachige Casino-Streamer mit über 4,1 Millionen gesehenen Stunden im letzten halben Jahr. Scurrows hatte sich nach einem Bann auf Twitch zurückgeklagt und pocht seitdem auf sein Recht.
Schon nach der gamescom-Kontroverse hatte er angekündigt, sich notfalls auf die Plattform zurückzuklagen. Er ging auch gegen Kritik durch einen Kollegen hart vor: Als er seine Existenz bedroht sah, ließ er ein React-Video urheberrechtlich entfernen und bescherte Twitch-Streamer AlphaKevin damit einen Twitch-Bann.
Scurrows macht sich erstmal über die Schadenfreude lustig: Denn so mancher rieb es Scurrows offenbar unter die Nase, dass Glücksspiel bald verboten werden soll. Scurrows schreibt: „Hab mich gerade bei McDonalds beworben: Wünscht mir Glück.“
Das eigentliche Verbot kritisiert er als scheinheilig: Denn Sportwetten, Lootboxen und Poker würden auch süchtig machen und Kinder verführen – die seien aber nicht verboten.
Er erklärt, Leute, wie Trymacs, würden seinen Untergang vorhersagen. Man sei jetzt „einfach pleite“, sagten die Leute – und weil die Leute das sagten, müsse es ja stimmen, sagt Scurrows offenbar ironisch.
Generell geht Scurrows die Sache ruhig an:
- Zum einen sei YouTube eine Alternative
- Dann führt Scurrows aus, müsse man die genauen Regeln abwarten. Twitch wolle zwar „Stake.com“ verbieten, aber ob das rechtlich okay sei, bezweifelt Scurrows
- Insgesamt sei es noch zu früh, um jetzt zu sagen Glücksspiel sei auf Twitch verbannt – das wäre nur ein PR-Text, noch keine Richtlinie
Aber Scurrows will jetzt wieder mehr GTA 5 auf Twitch zeigen. Aber nur weil ihm das Spaß macht, nicht weil er muss.
“Rein in die Slots (solange es noch geht)”
So reagiert orangemorange: orangemorange hat 2,38 Millionen gesehene Stunden bei Slots auf dem Konto in den letzten 180 Tagen.
Auch der 29-Jährige macht sich über die Schadenfreude von anderen erstmal lustig. Er sagt: Er werde nach Deutschland zurückkehren, aber nur, um sich das Geld vom Sozialamt zu holen.
Dabei postet er ein Bild, das auf die „gamescom“-Prügelei anspielt, an der er als sich anschleichender Becherwerfer beteiligt war.
Wichtiger für ihn als das Glücksspiel-Verbot ist die Nachricht von Twitch, dass man maximal 50 % der Einnahmen behalten wird – nicht mehr 70 %, wie sich das einige vorher Top-Streamer aushandeln konnten.
Er will offenbar mit Slots weitermachen und postet: „Rein in die Slots (solange es noch geht)“.
Über Clips werden auf Twitch oft Momente für die Ewigkeit festgehalten:
So reagiert gTasty: Der Streamer hat 888.685 gesehene Stunden in den letzten 180 Tagen.
Doch gTasty ist raus: Er hatte schon vor der Ansage von Twitch angemeldet, mit Casino-Streams aufzuhören und wieder GTA 5 zu spielen. Darauf freue er sich.
Tanzverbot freut sich über Verbot: “Wir haben es geschafft”
Wie reagiert der Gegner? Der Kontrahent der drei auf der gamescom 2022 war der Twitch-Streamer Tanzverbot. Der freut sich über die Ankündigung von Twitch und vermeldet: „Wir haben es geschafft.“
Die „selbstgefälligen 2 deutschen Casino-Streamer“ hätten noch damit geprahlt, bessere Casino-Deals bekommen zu haben. Jetzt habe Twitch aber „einfach Gambling verboten.“
Tanzverbot scheint das als Triumph zu sehen:
- ein Nutzer sagt: Die Casino-Streamer hätten sich um ihre Karriere gebracht – die würden „nie wieder Kooperationen bekommen“. Er spricht von “Karma”.
- Tanzverbot sieht das genauso – die hätten sich damit praktisch die Karriere kaputt gemacht
Wie das weitergeht und ob sich „Glücksspiel“ auf Twitch wirklich erledigt, sehen wir in einigen Wochen. Streamer wie HandOfBlood sehen in der aktuellen Vorlage kaum eine Änderung der aktuellen Situation:
Im deutschen Twitch jedenfalls hat orangemorange gerade den fünftgrößten Kanal: mit Slots.
Mit den aktuellen Glücksspiel-Streams hat sich der “Urvater” von Casino-Streams im deutschen Twitch beschäftigt:
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Ja, Scurrows soll am besten klagen. Dann kann ein Gericht Twitch offiziell verbieten, in DE weiterhin irgendwas auszustrahlen, was unter unsere Glücksspielgesetze fällt, inkl. dem Jugendschutz.
Da schneidet er nicht nur sich, sondern Twitch bzw. den anderen Streamern auch direkt ins Bein.
Zudem würde ich das dann auch auf YT und Co. übertragen, wovon er noch weniger hätte 😀
Ich warte ja schon länger darauf, dass das Thema eskaliert. Denn die Rechtslage bei uns in DE dazu ist eindeutig. Nur wo kein Kläger, da kein Richter. Und als nicht betroffener kann man nun mal nicht klagen.
Es teppm gehts normal orbeitn!
Würde mich mal interessieren, wieviele U18-Zuschauer die so haben, die ggf. auch ihr Taschengeld für sowas und den Streamsupport ausgeben.
Das war nämlich “schon immer” verboten, nennt sich Jugendschutzgesetz.
Auf der anderen Seite will ich das gerade vielleicht doch nicht wissen…
In jedem Fall gehört sowas komplett von einem Portal runter, welches soviele Kinder und Jugendliche als Klientel hat. Ist da bei Twitch aber auch nicht das Einzige.
Ich mag Pferdewetten bei Sonnenschein auf der Rennbahn,
nicht im Wettbüro oder in nem Stream.
Was soll denn ein Lootbox Stream sein?
Jemand der 8h am Tag,7 Tage die Woche in Genshin Charaktere rollt?
Das muss aber heftig ins Geld gehen,
wenn so ein 10er Roll gerade mal eine Minute dauert.
Wenn jemand 1x pro Patch= alle 6 Wochen in seinem Stream nen Charakter zieht,
dann ist das noch lange kein Glücksspiel Stream.
Fifa Ultimate Team hat das wohl bekannteste Lootboxen System der Welt und da gibt es Streamer wie Trymacs, die stundenlang Packs öffnen, welche eben Lootboxen sind.
Dauert die Animation pro Pack so lange
oder wie kann man das über Stunden machen?
Mehrere Hundert oder gar Tausend Packs und ja, die Animation ist relativ “lang” – dann noch über das Gezogene labern – schon sind ein paar Stunden Stream gefüllt.
ich glaub nicht, dass McDonalds jemanden wie Scurrows brauchen kann.
Nicht noch mehr, zumindest. Es laufen eh schon genug von Scurrows Schlag bei Mäckes hinter der Theke rum.
hey wenn er sagt das er sein gesellschaftlichen Schaden wieder gut machen möchte, nehmen die ihn bestimmt 😉
klingt ein bisschen wie Sozialstunden vom Gericht verordnet 😂
Er hat sich bei MCDonalds beworben? Für mehr wirds auch nicht reichen.
Jetzt könnte man natürlich die Diskussion beginnen ob Twitch und Youtube ein zuverlässiges Business Modell auf lange Sicht sind wenn die von heute auf morgen so einschneidende Änderungen machen, prinzipiell finde ich es aber richtig auf der Plattform Glücksspiel nicht zu zeigen. Das muss man dann aber auch konsequent machen und nicht einfach nur einen Betreiber sperren. Aber da scheint halt wieder das alte Twitch Problem durch, man ist offenbar nicht in der Lage oder Willens diese Konsequenz zu ziehen.
Ich würde in erster Linie damit anfangen solchen halbstarken Opfern keine Plattform zu bieten. Und den Weg kann er zum Jobcenter gehen, sich nackig machen und nicht zur Agentur für Arbeit, da er sicherlich nicht in die freiwillige Arbeitslosenversicherung einzahlt und wie der Rest vom Fest vom richtigen Leben überhaupt keine Ahnung hat.
Aber hey, fürn paar Jahre kann man sicherlich schön leben und auf dicke Hose schieben, aber bis zur Rente vergehen noch 40 Jahre. 😉
Mir geht das Verbot bei weitem nicht weit genug!
Meines Erachtens sollte auf Twitch alles “Glückspiel” verboten sein, bei dem die Möglichkeit besteht, durch Geldeinsatz einen cash-out-fähigen Gewinn zu erzielen (also einen Gewinn, der wieder in Geld umgewandelt werden kann).
Daher: Wann immer es möglich ist, tatsächlich Geld zu gewinnen, sollte dies aus Gründen der Glücksspielsuchtprävention grundsätzlich nicht gestreamt werden.
Ja, Loot Boxen und ähnliches sind auch ein Problem, aber das kann Twitch nicht lösen, ohne den Großteil aller Online-Spiele zu verbieten. Und bei Loot Boxen gibt es eben keinen “Cash Out”, daher: Ja, Leute hauen unvernünftig viel Geld in Loot Boxen, aber nicht, weil sie sich davon erhoffen, den Jackpot zu knacken und finanziell besser dar zu stehen. Daher sollte das für Twitch die Linie sein, bei der ein Verbot zu ziehen ist.
Deutschland und die EU könnten das massiv befördern, indem sie z.B. das Streamen von Glücksspiel unter scharfe Jugendschutzbestimmungen stellen könnten (z.B. einen richtigen Altersnachweis dafür fordern). In dem Fall wäre es für Twitch einfacher, dieses Angebot einzustellen als eine richtige Altersverifikation aller Zuschauer durchzuführen.
Die Entscheidung ist in jeder Hinsicht zu begrüßen. Wäre schön wenn die Bundesregierung nachzieht und SH wo online Glücksspiel aktuell noch legal ist, dies verbietet ist noch ein weiterer großer Schritt getan.
Schade finde ich das so viele Kategorien wie lootboxen, Poker usw. Nicht darunter fallen und noch erlaubt sind, man kann nur hoffen das Twitch da nachzieht oder die Community Druck macht.
Wäre eine Art verpflichtender Transparenz seitens der Streamer und der Anbieter nicht sinnvoller als irgendwelche Verbote? Muss man denn wirklich jeden noch so kleinen Aspekt des Lebens dermaßen regulieren?
Und diese Transparenz wird dabei helfen Leute nicht in die Sucht zu führen? Slots auf Twitch zu verbieten ist gut da diese Plattform ab 13 ist.
Man sieht ja dass es meistens nicht funktioniert. Es gibt nicht mehr genug Menschen mit gesundem Verstand um nicht regulieren zu müssen.
Müssen wir nach den Erfahrungen der letzten 2,5 Jahren tatsächlich noch über die Wirksamkeit von Dingen wie “Eigenverantwortung”, auf die “verpflichtende Transparenz” schließlich abzielt, diskutieren?