Nach mehr als 20 Jahren des Wartens kam am Donnerstag, dem 12. Oktober 2023, ein neues Strategie-Spiel zu Star Trek auf Steam. Die User-Reviews sind bereits kritisch, erste Test-Berichte auf Metacritic wirken durchwachsen. Auch unser Autor Schuhmann hat sich Star Trek: Infinite angeschaut und gibt roten Alarm.
Das ist die Situation: Selten klang ein Spiel auf dem Papier besser:
- 24 Jahre nach dem großartigen Strategie-Spiel „Star Trek: Birth of the Federation“ erscheint jetzt ein neues 4x-Strategiespiel zu Star Trek mit offizieller Lizenz, Picard auf dem Titelbild und allem.
- Hinter dem Spiel würde auch noch Paradox als Publisher stehen, die großen Strategie-Spezialisten aus Schweden, die so viel Kompetenz und Erfahrung im Genre aufweisen wie sonst niemand.
- Das Spiel würde dann noch auf Stellaris basieren, dem Meisterwerk, das Steam im SF-Bereich seit Jahren dominiert und das mittlerweile 19 DLCs und Erweiterungen bekommen hat, also extrem ausgereift ist.
Schwache 66 % auf Metacritic – Steam-Reviews sogar nur 55 % positiv
So läuft es jetzt in der Reaalität: Gar nicht gut.
- Auf Steam hat das Spiel aktuell nur 55 % positive Bewertungen – ein „Ausgeglichen“: Das sind Spiele, die – hart gesagt – untergehen und in der Versenkung verschwinden.
- Metacritic gibt dem Spiel 66 von 100 Punkten nach 13 Reviews – auch das klingt nach unterem Mittelmaß, einer 3- oder 4+. Die GameStar gab mit 73 % noch eine der besten Wertungen.
- Laut Steam Tracker hatte das Spiel zum Release 5.500 Spieler in der Spitze, was auch nicht so wahnsinnig toll ist.
Was sind die guten Seiten des Spiels? Star Trek: Infinite kombiniert das Gameplay von Stellaris mit dem tollen Universum von Star Trek, das viele lieben, und einer Idee aus „Europa Universalis IV“: Missionsbäume.
Jedes der 4 Start-Völker hat spezielle Missionen, die eine klare Handlung vorgeben, dem Spieler auch Freiheiten gewähren. Während Stellaris gerade Einsteiger oft orientierungslos zurücklässt, sieht man bei Star Trek: Infinite zu jeder Zeit, was das Spiel nun ungefähr von einem erwartet: Es gibt einen klaren roten Faden.
Mit der Föderation schaltet man etwa, wenn man genug Metall gesammelt hat, die Enterprise unter Picard frei. Mit der Enterprise kann man dann Missionen erfüllen und weitere Boni freischalten.
Ohnehin finden Fans von Star Trek viele Anspielungen in Events und Figuren auf die Serie: Spock, Data, Captain Janeway und Picard, sogar Commander Sisko lässt sich blicken.
Dazu viele bekannte Spezies aus der Serie: Nach Andorianern, Tellariten und Vulkaniern schließen sich normalerweise die Betazoiden als fünfte Rassen der Föderation an.
Star Trek: Infinite bricht mit gewohnter Formel von 4X-Spielen
Was sind die schlechten Seiten des Spiels? Star Trek: Infinite ist ein 4x-Spiel. Das steht für Erkunden (Explore), Erweitern (Expand), Ausbeuten (Exploit) und Auslöschen (Exterminate).
Normalerweise beginnen diese Spiele damit, dass man die ersten Stunden damit verbringt, die Umgebung zu erkunden und neue Städte oder Basen zu gründen, bis man auf den ersten Mitspieler trifft, dann pausiert die Erweiterung des eigenen Imperiums. Das Early Game ist vorbei und man beginnt mit dem Aufbauen der eigenen Städte und überlegt, wie man die Gegner übertrumpfen kann.
Das ist der natürliche Lauf jedes 4x-Spiels von Civilization VI über Stellaris bis hin zu Galactic Civilizations 4.
Bei Star Trek Infinite beginnt man schon mit einem relativ großen Reich, 4 Start-Planeten und sieht auch die 3 Gegner von Beginn an: Man grenzt als Föderation an Romulaner, Cardassianer und Klingonen.

Aber man hat auch ein riesiges Weltall in seinem Rücken, das man erkunden und erobern kann. Die kurze Phase, in der man normalerweise sein Reich ohne Gegenwehr erweitert, wird in Star Trek Infinite daher extrem gedehnt. Weil die Entwickler eine zu rasche Erweiterung verhindern wollen (durch einen Konstruktions-Schiff-Spam) wird eine künstliche Verknappung bei der Ressource „Einfluss“ eingeführt: Man erkundet also Gebiete, muss aber warten, bis man sie in Besitz nehmen kann, bis der notwendige Einfluss quälend langsam nachgewachsen ist.
Das führt zu einem langwierigen Early Game, das nie aufhört. Das ist für jeden 4x-Spieler erstmal eine ungewohnte Spielerfahrung. Beim Versuch, Star Trek nachzubilden, bricht Star Trek: Infinite mit den Konventionen, die im 4x-Genre funktionieren und es prägen.



Neben diesem Konventions-Bruch mangelt es Star Trek: Infinite vor allem an vielen „Quality of Life“-Verbesserungen:
- So kann man nicht einfach zu Events oder Missionen springen, die einem das Logbuch anzeigt, sondern muss den Missions-Standort erst suchen, der manchmal sogar außerhalb des eigenen Gebiets liegt. Gerade weil das eigene Herrschaftsgebiet so unüberschaubar ist, wird es mit der Zeit mühsam, dem Spielverlauf zu folgen
- Auch einzelne Missionen, die es erfordern, ein Wissenschaftsschiff und ein Militärschiff an genau dieselbe Stelle zu bringen, sind spätestens beim 3. Mal extrem lästig und hinterlassen kein gutes Spielgefühl
- Schiffe zeigen zwar an, dass man sie aufwerten kann, aber das funktioniert alles nicht so toll
- Das Aufnehmen von neuen Völkern in die Föderation wirkt mechanisch und wenig durchdacht. Auch dieser Aspekt des Spiels langweilt nach wenigen Minuten
- Die Events sind schwer lesbar und fliegen am Spieler vorbei
- Der Ausbau der Planeten ist ohnehin schon nicht die Stärke bei Stellaris. Das macht ein Spiel wie Galactic Civilizations 4 deutlich besser. Der Basenaufbau in Stark Trek: Infinite ähnelt stark dem von Stellaris, unterscheidet sich aber gerade genug, um zu nerven
Fazit: Star Trek: Infinite war auf dem Papier eine tolle Idee, in der Praxis wirkt das Produkt aber noch unreif und benötigt mehr Politur. Irgendwie scheinen die erzählerischen Grundbedingungen der Star Trek Lizenz, an die man sich offenbar gebunden fühlt, mit dem eigentlich so glatten Spielfluss von Stellaris zu kollidieren. Ein Plus (GamePlay aus Stellaris) mal ein Plus (Universum von Star-Trek) scheint sich hier nicht zu verstärken, sondern sich gegenseitig zu behindern.
Es hätte schon gereicht, das Spiel einfach früher einsetzen zu lassen, um diesem Dilemma zu entgehen. Als 4x Spieler ist man es gewohnt, mit einer einzigen Basis und schwarzer Karte zu starten. Ein Start mit 20 Gebieten, 4 Basen und einem klaren Bild der strategischen Lage ist ungewohnt.
Paradox ist jedoch bekannt dafür, auch Spiele, die schwierig starten, in vielen Fällen noch zu verbessern. Daher besteht noch Hoffnung.
Star Trek: Infinite hat auch deshalb einen so schweren Start, weil das SF-Epos Stellaris klar als Vorlage dient und das Spiel mittlerweile nach Jahren der Verbesserung rund und ausgefeilt wirkt. Es heißt: Star Trek: Infinite sei im Wesentlich ein “Marken-Skin” für Stellaris.
Zudem gibt es für Stellaris eine gute Star-Trek-Mod (via steam). Mit dieser Mod vergleichen nun viele auf Steam das Spiel Star Trek: Infinite und sagen: Die Gratis-Fan-Mod schlägt das 30-€-Spiel um Längen.
Der Release-Zeitpunkt für Star Trek: Infinite könnte zudem ungünstig gewählt sein. Schon nächste Woche erscheint Galactic Civilizations IV in der “Supernova”-Edition auf Steam:
Ich unterjoche die Menschheit mit einer Bande rammelwütiger Weltraum-Karnickel
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Ich hab gestern, nach dem Test, noch mal eine Partie gespielt und ich bleibe dabei: Das Spiel kommt gefühlt nicht aus dem Early Game raus. Auch nach 4, 5 Stunden und nachdem ich die erste Piraten-Basis plattgemacht und irgendwie 30 Planeten besiedelt habe, gab es noch eine Menge unbeanspruchtes Gebiet – das ist halt wirklich gegen die Konventionen des Genres. 🙂
Und dass neue Bauplätze in Kolonien erst frei werden, wenn man Häuser-Distrikte baut, finde ich auch eine unnötige Abweichung von Stellaris.
Meins ist es nicht.
Du lässt tatsächlich Riker den Facepalm machen?
Das einzige wo das nicht funktioniert sind schiffe von minor speies, da wirds auch angezeigt. Ansonsten funktioniert das aufwerten wie in Stellars – material haben, knöpfchen drücken und warten.
Wenn du Förderation spielst, sind halt relativ schnell 90 % deiner Schiffe welche von Minor Species, die man geerbt hat. 🙂
Joa, lustiger effekt bei Birth of Federation waren die Minors anfangs völlig OP 😀
Bin aktuell auch bei Förderation, werd nachher mal Klingonen oder Romulaner mal anfangen und da schauen 😀
Für mich ist der Preis einfach unangemessen hoch und wird vermutlich durch die Lizenz erzeugt. Aber man bekommt zu wenig für den Preis.
Es ist eine veraltete, abgespeckte Version von Stellaris von vor ca. 3 oder 4 Jahren und leider auch mit den Altlasten, Fehlern und Kompliziertheiten aus dieser Periode. Es wurde auf minimaler Ebene neue Mechaniken hinzugefügt aber grundsätzlich ist es eben ein Reskin.
Für jeden, der Stellaris hat und 19 DLC gekauft hat ist der Preis für diesen Pseudo-DLC unangemessen.
Ich erkenne nur zwei Gruppe von Menschen, für die sich das wirklich lohnt.
Leute, die sowieso alles kaufen, auf dem ST steht.Leute, die von Stellaris überfordert werden
Ich stimm dir absolut zu. Wobei ich nicht sagen würde: “Wen Stellaris überfordert, für den ist Stark Trek sonderlich leichter”.
Ich fand das jetzt, auch als erfahrener Spieler, so schwer dem Spielverlauf zu folgen – ich hab das Gefühl, ich muss da eine Konzentration und Akribie aufwenden, um das “richtig” zu bedienen, wie ich das aus anderen Spiele gar nicht kenne.
Das ist irgendwie so fitzelig, dass man da gar nicht in so einen Groove reinkommt, wie in anderen 4x-Spielen.
Die Leute, die das jetzt sehr positiv getestet haben, sind glaube ich echt professionelle Spiele-Tester, die solche Probleme dann gezielt überwinden, und sich so in das Spiel “rein-immersieren”:
Also der Test von Polygon – das bewundere ich ja schon fast, dass man über die spielerischen Mängel hinwegsieht und sagt: Die Spiel-Mechanik bildet so toll das Volk der Cardassianer ab – ich könnte mich gar nicht bei einem Spiel so quälen, dass ich trotz so Probleme mich dann derart auf ein Spiel lasse.
Ich kaufe weder alles wo ST drauf steht noch bin ich mit 1800 Stunden in Stellaris überfordert. Ich habe es dennoch geholt und es spielt sich gut.
Probleme mit der schrift kann ich zwar bestätigen allerdings gabs die leider auch bei Stellaris, teilweise immer noch.
Knackpunkt ist, hier hat man jetzt ein ST-Spiel und konzept auf das man aufbauen kann. Das wäre sonst nicht der Fall.
RangerArea hat ein sehr schönes video dazu gemacht was auf die meiste Kritik leider zutrifft. In kurz “es ist viel mehr als nur Stellaris”
Ich finde den Preis ok. Manche DLCs kosten schon so viel und das hier läuft stand-alone. Das Problem ist halt, es sollte dann mindestens die selbe oder bessere Qualität haben als die Basis. Wobei mich an Stellaris halt (im Vergleich zu MoO2) immer gestört hat dass ich nie einen echten Bezug zu einem einzigen tollen Schiff gefunden habe. Oder die eine coole Entdeckung vom Drachen oder Orion oder so. Das waren immer hunderte namenlose Schiffe die als Symbole als Massenware rumgewandert sind und die Entdeckungen so stressig und nervig dass so wie so keine Zeit war zum Durchlesen. Irgendwas gefunden… sollen wir weitergraben? Ja… klick. Was ist passiert? Keine Ahnung da poppt schon das nächste auf. Da fand ich die Galaktischen New in MoO2 deutlich peppiger.
Wäre vielleicht als offizieller DLC zu Stellaris besser gewesen. Unlesbarkeit kann ich bestätigen. Hab’s von 4K auf FullHD runterschrauben müssen weil das integrierte (als experimentell gekennzeichnete) UI-Skalieren ziemlich verbuggt ist (fängt schon bei der Auswahl der Völker an).
GalCiv4 ist auch nicht das meine. Multiplayer war stets eine abgespeckte Baustelle. Hab nach langer Zeit aufgegeben auf eine richtige Version zu warten. Statt gescheitem Multiplayer kam dann schon das erste kostenpflichtige “DLC” für die EA-Version die auf Steam im Bündel so viel wie in Epic die Basis-Version gekostet hat mit der Option zum Nach-Melken für die Epic-Käufer.
Bleibt noch Endless Space 2 und das original Stellaris. Finde ich beide ganz ok. Aber den Geist von MoO2 konnte bisher keines der genannten einfangen.
Wer GALCIV4 auf Epic gekauft hat, der sollte auch auf Epic bleiben – da kostet das neue Ding für Vorbesitzer nur 15 € oder so.
Ich bin mit Supernova erst gar nicht warm geworden, aber die haben das in den letzten Tagen vorm Release noch zig Mal gepatcht und es wurde dann merklich besser.
Wobei ich nix zum Multiplayer sagen kann. Aber ich hab jetzt die letzten Tage wirklich viel GalCiv4 gespielt – in der normalen Edition und der neuen.
Kann man auch als Epic-Kunde auf Steam für 15€ nachkaufen. Hat dann aber (egal ob auf Epic oder auf Steam) effektiv in jedem Fall mehr gezahlt als die Steam-Spieler jetzt. Das können sie machen, ich fühle mich dadurch aber ausgenutzt denn… wie gesagt… ich hatte bisher stets auf eine spielbare Version gewartet und nicht bekommen und soll dann schon wieder nachzahlen. Multiplayer war (ist?) ein Stiefkind und wieviel Liebe die Basis-Version dann noch ohne Supernova (die es auf Steam gar nicht gibt) geben wird ist fraglich. Insofern ist das Spiel für mich gestorben und ich verbuche es unter Early Access… selbst Schuld. Das funktioniert in der Regel eher schlecht. Lobenswerte Ausnahme war da BG3. Leider nicht die Regel.
H#tte nicht als DLC funktioniert. Viele Stellaris-Mechaniken wie z.b. Superstrukturen ala Dyson Sphere würden in Star Trek nicht funktionieren.
Das mit der Schrift liegt primär am gleichen Problem wie bei Stellaris damals, das hat auch mehrere Jahre gedauert bis das gefixt wurde.
Das Spiel ein gutes grundkonstrukt und vorallem kann es auch sachen welche die ST-Mods für Stellaris nie können werden
Horizon zeigt ja, dass das durchaus geht. Es ist dann eben keine Dyson Sphere sondern ein Teleskopstation oder Pathfinder.
Ja und nein. Eine Dyson Sphere erzeugt und sammelt Energie, das lässt sich nicht auf eine Pathfinder um bei dem Beispiel zu bleiben ummünzen.
Grundsätzlich klar kann man machen, aber die Mechaniken in Stellaris sind teilweise nicht so einfach nutzbar für Star Trek und Mods können nie den schliff erhalten den ein Entwickler da geben kann.
Letzendlich ist mir so eine Grundstruktur wie jetzt bei ST:I einfach lieber als ST bei Stellaris als Mod.
Ich spiel auch gern sehr große Maps und die größte Mod-Map hat mal eben 15 Minuten Ladezeit..bei start. Mit meiner Hardware ist selbst das ding dann zu extrem in Ladezeit.
Ich spiel auch gern mal ne partie im MP und Mods sind da einfach zu riskant und gern schnell mal out of sync. Wobei das betrifft fast jedes pdox-spiel mit der Engine wenn man Mods drauf packt.
Es ging nicht darum ob die Gebäude die selbe Funktion erfüllen, sondern darum, dass man diese Funktion mit Sinn füllen kann. Man braucht keine Dysonspähre.
Das mit den mehreren Jahren ist ja auch das Problem. Wenn sie irgendwo in der Vergangenheit einen Fork von Stellaris für ST:I gemacht haben und nicht inzwischen längst vor’m Release die wesentlichen Commits in den ST:I Branch gemerged haben, die in Stellaris solche Bugs gefixt haben, wird es dazu auch in Zukunft vermutlich nur begrenzte Resourcen dafür geben. Ich befürchte wenn es keine nennenswerte Spielerzahl gibt wird es hier weder nennenswerte DLCs noch Updates geben… im Vergleich zum großen Bruder (der vermutlich noch länger weiter gepflegt wird). DLCs wurden bisher jedenfalls noch keine angekündigt und das obwohl es Paradox ist und noch eine Menge aus Star Trek fehlt.