Berlin unterstützt MMORPG mit 175.000 € – Es fällt auf Steam durch und stirbt vorm Release

Berlin unterstützt MMORPG mit 175.000 € – Es fällt auf Steam durch und stirbt vorm Release

Das MMORPG „The Wagadu Chronicles“ sollte in Berlin und Ghana entstehen und ein „Afrofantasy“-MMORPG werden. Über Kickstarter nahm es 160.000 € ein, die Regionalförderung des Medienboards Berlin-Brandenburg unterstützte mit 175.000 €. Aber auf Steam hatte das Onlinerollenspiel praktisch keine Spieler und jetzt schließt es noch vorm Release. Die Versprechen, die man über Kickstarter gab, kann man nicht einhalten.

Das sagt das Studio: Am 8. Mai gestand das Studio Twin Drums über Kickstarter ein, dass es 2024 nicht mehr so häufig Updates gab wie in den Vorjahren. In den letzten Monaten kämpfte man darum, finanziell über Wasser zu bleiben. Aber trotz größter Bemühungen sei man jetzt am Ende.

Als man das Projekt gestartet habe, sei die Welt noch eine andere gewesen, schreibt Gründer Allan Cudicio etwas zerknirscht: Niemand hatte von Covid-19 gehört, die Inflation war noch kein Problem und Games konnten leichter finanziert werden.

Trotz aller Schwierigkeiten sei das Team gewachsen und kam dem Ziel so nah – aber jetzt sei es vorbei. Man wünschte, man hätte mehr Zeit.

So sah der Early-Access-Trailer aus:

The Wagadu Chronicles – Early Access Trailer

Studio kann Kickstarter-Versprechen nicht halten

Wann geht es zu Ende? Das Spiel sei im Dezember 2023 in einen Early Access gestartet, die Server werde man am 18. Mai schließen.

Die versprochene Bücher könne man nur als PDF liefern, als ausgedruckte Bücher, für die Leute bezahlt haben, gäbe es sie nicht. Das tue den Entwicklern leid.

19 Backer hatten das 750€-Paket gekauft, mit dem Zugang zu besonderen Inseln und signierten Büchern zum D&D-Setting (770 Seiten), einem Guide zum Afrofantasy-Roleplay (30 Seiten) und einem Art-Book (24 Seiten).
https://www.kickstarter.com/projects/wagadu/the-wagadu-chronicles/posts/4096090
Der Gründer von Twin Drums: Allan Cudicio.

Was sollte das für ein MMORPG werden? „The Wagadu Chronicles“ sollte ein betont schwarzes MMORPG werden und stark auf Rollenspiel-Elemente wie im Pen&Paper setzen. Es ging vor allem um Interaktionen der Spieler untereinander.

Das Spiel wollte zudem eine ausführliche Lore liefern und setzte auf Features wie ein freies Klassen-System oder eine von Spielern gesteuerte Wirtschaft.

In einem Artikel des Tagesspiegel zum MMORPG wird auch die Unternehmenskultur herausgestellt:

  • Die Hälfte des Teams seien Frauen
  • Ein Viertel sei queer
  • und ein Drittel schwarz

Ein Teil des Teams arbeite in Berlin-Neukölln, ein anderer Teil im ghanaischen Accra, zudem beschäftige man zwei Freelancer aus Nigeria.

Wie war es dann wirklich? Im Early Access auf Steam konnte das MMORPG überhaupt nicht greifen. In der Spitze erreichte man 36 gleichzeitige Spieler, das war zum Early-Access-Start im Dezember 2023. Seit dem Januar 2024 waren maximal 8 Spieler gleichzeitig online, die meiste Zeit aber nur noch einer oder gar keiner mehr.

Das Spiel hatte 26 positive Reviews und 14 negative. Das macht einen Wert von 60 % positive Reviews auf Steam aus.

Crowdfunding und MMORPGs passen nicht zueinander

Das steckt dahinter: Zwar haben die Entwickler sicher Recht, dass sich die Grundbedingungen für die Entwicklung von Videospielen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert haben – das zeigen Entlassungswellen und Studio-Schließungen links und rechts. Aber bei den Zahlen, die man auf Steam erreicht hat, ist es fraglich, ob „The Wagadu Chronicles“ selbst unter den besten Umständen überlebt hätte.

Es zeigt sich einmal mehr, dass Kickstarter schlecht zum finanziell extrem aufwändigen Genre „MMORPG“ passt. Da sind die Ambitionen der Entwickler oft sehr hoch und man bräuchte eigentlich zweistellige Millionenbeträge, um eine Entwicklung über viele Jahre zu finanzieren.

„The Wagadu Chronicles“ ist jetzt eines von vielen Kickstarter-MMORPGs, die gescheitert sind. Da hat es auch MMORPGs mit Finanzierungen im Millionenbereich hart getroffen.

4 Crowdfunding MMORPGs, die so richtig gefloppt sind

In der Geschichte des MMORPGs “The Wagadu Chronicles” konnte es nur einmal so richtig Schlagzeilen schreiben, das war im August 2022. Da gab es einen Konflikt um eine Künstlerin, die am MMORPG mitgearbeitet hat. Ihr wurde vorgeworfen Afrikaner auszunutzen. Entwicklerin eines schwarzen MMORPGs aus Deutschland wird angefeindet, weil sie weiß ist

Quelle(n): tagesspiegel
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Paddy

Ich habe es gespielt.

Ungewolltes Feedback, wirres Design und Diskriminierung.

Und war einer der ursprünglichen 36.

Meine Erfahrung war sehr negativ, hatte es auch so bewertet. Dann, auf dem discord, gab es einen channel für feedback. Da kam einiges extrem gutes feedback an, weiches immer auf taube Ohren stieß.

Zum Release musste man als Spieler täglich Leuten auf discord erklären wie sie das TUTORIAL meistern und erklären wie sie von der Startinsel kommen.

Sofort gab es einen ingame Shop mit Premium Zeit und drastisch bessere items als die starter items. Das Shop Symbol blitzte immer wieder aus der UI herfor für Aufmerksamkeit. Im Shop selbst fand man noch PLACEHOLDER TEXT

Wir als community konnten Allan dann breitschlagen eine Roadmap zu erarbeiten. Diese wurde NIE auf Steam sondern nur auf discord gepostet. Wer nicht auf discord war hatte Pech.

Das Ende war wild. Während einer behauptete, dass es nur gescheitert war, weil man zu viel auf weiße gehört hätte behauptete eine Spielerin, dass sie 100% weißen Gruppen aus Grundsatz nicht trauen würde. Ich schrieb dann, dass Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe grundsätzlich nicht gut sei und uns als Gesellschaft nicht weiter bringt.

Antwort: “Oh the caucasity” ein Kofferwort aus audacity und caucasian – Dreistigkeit und Weiß-Sein.

Mod war auf ihrer Seite. Ich bin dann gegangen.

Mich wundert also dieser Artikel hier nicht.

Zuletzt bearbeitet vor 9 Tagen von Paddy
N0ma

Der Spielemarkt ist auf jeden Fall ein schwieriger. Es lässt sich zB kaum vorraussagen ob ein Spiel Erfolg haben wird. Sooderso schade um jedes Projekt.

Monfyre

Projekte mit moralisch gesetzten Zielen ersetzen halt nicht die Überlegung, welchen Kundenkreis man später damit ansprechen will.
Wenn etwas nicht laufend subventioniert wird, sollte eine gewisse Anzahl Kunden vorhanden sein und aus Ghana selbst dürfte nicht damit gerechnet worden sein.

Deadlyjoker

Mit dem Video haben die bei Kickstarter Geld eingenommen? My goodness. Tut mir leid, aber das Game sieht nach absolut nichts aus. Da sehen Unity Nature Asset Packs besser aus.

Nudelz

Absolute Niche mit minimalem Geld heißt halt hohes Risiko. War ja schon bei den ersten Artikeln ersichtlich, dass das Ding ohne Wunder nichts wird. 300.000 sind was.. 2-3 Monatsgehälter für n kleines Team?

Paddy

RIOT GAMES hatte auch noch mal einen großen Brocken investiert.
Wie viel genau ist unbekannt.

Zuletzt bearbeitet vor 9 Tagen von Paddy
Nudelz

Spannend dass man so einen Player überhaupt an den Tisch bekommen hat. Coole Info, danke 🙂

Hmmm

Da sieht man mal wieder was passiert, wenn bei der Auswahl der Mitarbeiter die Quote wichtiger ist als die Fähigkeiten…
Da freu ich mich schon fast über das Scheitern

lrxg

Ich denke, die Macher waren mit Ambitionen hinter diesem Game. Aber selbst wenn man Funding und Förderung zusammen nimmt, ist das für ein MMORPG zu wenig! Der Preis, um international überhaupt ernsthaft an die Startlinie zu kommen, liegt bei 20 bis 50 Millionen Dollar. Ja, es gibt ein paar Indie-MMORPGs, aber das sind Herzblutprojekte von Solo-Devs oder sehr kleinen Teams. Aber sobald man Kapital akquiriert, muss man ganz weit ausholen, um überhaupt eine Chance auf einen Homerun zu haben.

Trotzdem danke an die Devs, Artists und alle Mitschaffenden, die es versucht haben. Das Genre bleibt mein Lieblingsgenre, und ich begrüße neue Ideen, Konzepte und alle Versuche, mit einem neuen Game das Genre zu bereichern.

Todesklinge

Ich finde das Setting viel zu exotisch, wenn man bedenkt wie der übliche Markt von Euro-Asiatischen (also so ein Mix daraus) Spielen dominiert wird.

Dazu kommt das runden basierende Gameplay, es wirkt jetzt nicht so wie man es von MMORPGs kennt und gewohnt ist.

Corbenian
Dieser Kommentar wurde ausgeblendet, da er nicht den Kommentar-Richtlinien entspricht.
T.M.P.

Muss sowas denn sein?
Deutsches Gesamtbild… wie genau soll das denn aussehen?

Traumtänzerei, Ideologie (was immer du damit sagen willst) und moralische Überlegenheit ist typisch deutsch?
Qualität, Kundenorientierung und Ehrlichkeit nicht?

Vielen Dank auch.

Btw:

Ihr Gründer Allan Cudicio hat ghanaisch-italienische Eltern und wuchs in Italien auf; 2013 kam er nach Berlin..

Ist ja auch ein typisch deutscher Lebenslauf.

Sazi

Ich glaube, das Spiel hat ein ganz anderes Problem als die Finanzierung. Vielleicht hätte man sich weniger auf die Unternehmens”kultur” konzentrieren sollen und mehr auf das Spiel. Und es geht meinen Arbeitgeber verdammt nochmal überhaupt nichts an, ob ich queer bin oder nicht. Würde mich sogar wundern, wenn das gesetzlich zulässig ist.
Bitte nicht falsch verstehen. Jeder kann so sexuell sein, wie er es gern hätte. Aber es ist doch keine Qualifikation dafür, ein gutes erfolgreiches MMO zu machen.

T.M.P.

Riot Games hat wohl auch gut Geld reingebuttert. Wahrscheinlich mehr als alle anderen zusammen.
https://www.riotgames.com/en/news/the-underrepresented-founders-program

DIe Kickstarterkampagne brachte sogar 160.000 bei nem Ziel von nur 100.000.

Da frage ich mich wie weit Twin Drums ohne diese massive Unterstützung gekommen wäre.
Und dann meckert er über schwierige Finanzierung?
Hat er erwartet, das ihm die Banken 10 Millionen für die Entwicklung eines MMO zuschieben, weil er mal Gamedesigner bei ner Firma für Mobile-Wimmelbildspiele war?

Covid-19 ist schuld, obwohl die Firma eh remote gearbeitet hat?

Leisten sich jedes Jahr nen Teamausflug nach Ghana, aber für die versprochenen Bücher reicht es nicht?

Das sieht von aussen betrachtet etwas ungünstig aus.
Und da spiel ich noch nicht einmal mit dem Gedanken, das “schwarz und divers” nur Mittel zum Gelder abgreifen gewesen sein könnte.

GreyWolf

Als Game-Artist, der sowohl bei deutschen, als auch internationalen Spielprojekten mitgemacht hat und einige der Leute kennt die dort mitgewirkt haben, kann ich nur sagen dass ich es zu 100% als Planungsdebakel sehe.Es gibt nun mal Entscheider und Einflussnehmer die von Außen bzw. oben kommen. Ich denke die Kritik am Leiter ist berechtigt aber auch hier bin ich sehr sicher, dass niemand die ganze Story kennt.
Aber:
Nichts von den Spielentscheidungen ist ja durch die Artists und Entwickler entschieden oder designt worden. Die Direktive kam von oben. Daher sind Angriffe oder Kritik an den Angestellten oder deren Lebensstil einfach nur armselig, meiner Meinung nach.

Das nun viele Leute (nicht du) direkt mit der Keule Richtung Diversität schwingen ist heutzutage leider vorhersehbar aber auch umso bescheuerter.

T.M.P.

Ja, die ganze, unausgeschmückte Geschichte bekommt man eher selten zu hören.

Ich hoffe du hast meine Anmerkung zu den Reisen nach Ghana nicht als Vorwurf für die Belegschaft aufgefasst. Das war ja Firmensache.
Ausserdem wollte ich damit eher darauf hinaus, dass die Priorität zuerst beim Erfüllen der Kickstarterversprechen hätte gewesen sein sollen, bevor man solche eigentlich optionalen Ausgaben raushaut.

Ich glaube auch, dass die meisten Leute kein Problem mit der Diversität an sich haben.

Vielleicht geht es eher um die Frage, ob hier so ein starker Fokus auf Herkunft, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung gelegt wurde, das dafür Abstriche bei der Auswahl der Mitarbeiter gemacht wurden? Wurde das Geld der Backer vielleicht vorsätzlich für “schlechtere” Mitarbeiter ausgegeben?
Die Frage könnte man sich stellen, da ja oft mit Nachdruck auf Diversität gepocht wurde.
Im Endeffekt ist es aber recht sinnlos, denn wirklich zu beantworten ist sie nicht.
Die Antwort weiss vielleicht nicht einmal der Mann, der die Bewerbungen auf dem Tisch hatte.

Was die Mitarbeiter selbst angeht hoffe ich, dass sie aus den 4 Jahren etwas mitnehmen konnten und so beruflich vorankommen. Leider dürfte der Arbeitsmarkt in dem Bereich ja momentan ziemlich schwierig sein.

GreyWolf

Keine Sorge, habe ich so nicht aufgefasst.

Ich kann mir nicht vorstellen dass Abstriche gemacht wurden, es ist auch eher selten bei so einem Projekt dass sich da Kluften auftun zwischen den einzelnen Skillsets, es geht eher um die Utilisiation.
Weiter: ich denke nicht dass irgendeine andere Belegschaft hier und bei vielen anderen Projekten irgendwas geändert hätte. Hier ging es von oben her eher um Aufgesetztes.
Ich denke das Projekt stand unter einer schlechten Prämisse.
Der Versuch über Kickstarter war definitiv alarmierend.
Das war tatsächlich damals schon eine kleine Red Flag für mich.

Ich hätte hier noch einige Ideen welche Personengruppen und Parteien da von außen Einfluss nahmen 😀 aber ich möchte ungern die Kommentare hier zu einem Pool für Verschwörungen und Spekulationen machen (das passiert hier ohne mein Zutun oft genug 😀 )

Der Arbeitsmarkt ist volatil würde ich sagen. Problematisch ist oft wirklich dass viele Spielefirmen immer noch auf Arbeit vor Ort bestehen und sich dem mittlerweile zum Standard gewordenen Home-Office verschließen. Dadurch verbaut man sich natürlich den Kontakt zu eventuell sehr gut passenden Artists. Diese wiederum kriegen die Chance nicht, weil nicht jeder mal eben für einen Game-Job umzieht.

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