Bei League of Legends steht Riot Games seit Jahren vor einer schwierigen Aufgabe: Wie macht man aus introvertierten Computerspielen echte Stars, für die sich Millionen Fans interessieren? Mit einem Video vor den LoL Worlds 2024 geht man neue Wege und setzt hemmungslos auf Emotion – mit vollem Erfolg.
Das war immer das Problem von Riot Games:
League of Legends hat man schon immer über seine Spieler, also die Stars und Helden des E-Sports vermarktet. Denn dem eigentlichen Spiel kann man in der notwendigen Tiefe nur als Experte wirklich folgen.
Doch nur wenige E-Sportler eignen sich dazu, ein typischer Star zu sein. Nur wenige haben eine extrovertierte Persönlichkeit, treten gerne in Videos auf oder geben markige Interviews. Das sind eher Leute aus Europa und Nordamerika wie Trashtalk-Meister Doublelift, die aber international keine große Rolle spielen.
Die eigentlichen Stars von LoL sind Südkoreaner und Chinesen. Spieler wie Faker, Chovy oder knight. Nur sind das meist sehr introvertiert, stille Menschen, die wenig Emotionen zeigen und in Interviews nur bedeckt auftreten.
Riot Games inszenierte Top-Spieler als stille Helden
Das war über Jahre die Lösung: Riot Games hat in der Vergangenheit Spieler wie Faker oft nicht selbst sprechen lassen, sondern andere von ihnen schwärmen lassen und den Einfluss gezeigt, den Faker auf andere hat.
Er wurde episch und schweigend inszeniert, als übermenschlicher Held, dessen Gameplay im Spiel für ihn steht.
Das wichtigste Marketing-Instrument von Riot Games sind die Trailer zu den Anthems von den Worlds, in denen Spieler gar nicht sprechen, sondern als stilisierte Superhelden gezeigt werden, die sich eine Schlacht liefern.
Riot Games setzt schamlos auf Emotionen
Was hat Riot Games dieses Jahr anders gemacht? Unmittelbar vor dem Finale der Worlds am 2.11. hat LoL das Video „Make them beliebe: T1 vs. BLG“ veröffentlicht. Das inszeniert über 7 Minuten lang die Rivalität zwischen den beiden Final-Teams.
Im Hauptteil des Videos sitzt jeweils einer der Spieler in einem leeren Kino und hört eine emotionale Nachricht von Verwandten aus ihrem Heimatland, die ihm alles gut wünschen.
So wird Supporter Keria von zwei Kindern begeistert als „Onkel“ begrüßt, während Faker gerührt zuhört, wie sein Vater zu ihm spricht.
Ein emotionaler Sound, das World-Theme in einer Piano-Version, verstärkt die Wirkung der Passagen zusätzlich.
Welche Auswirkungen hat das Video? Die Auswirkungen des Trailers kann man am deutschen Caster von LoL, Tolkin, sehen. Selbst ein harter Top-Laner mit Nerven aus Stahl.
Der aber sagt, ihn bewege der Trailer wie kein anderer, weil er Spieler wie Faker, die er verehrt, seit er 14 ist, so stark vermenschlicht. Auch wenn er den Trailer schon mehrfach gesehen habe, erwische er ihn doch jedes Mal emotional aufs Neue.
Am meisten nimmt ihn mit, wenn der Vater zu Faker spricht und hier in jedem Interview zeigt, wie sehr er sich um seinen Sohn sorgt.
Auch in den Kommentaren auf YouTube erwischt man die Fans voll:
Hey, das sollte ein Hype-Trailer sein, warum bringt ihr mich zum weinen?
Ich kam her, für den Krieg gerüstet, aber keine Rüstung kann mich vor dem emotionalen Schaden bewahren.
Wow, liegt das an mir oder ist der Teaser so viel menschlicher als letztes Jahr? […] Der Trailer mit den Familien macht aus den Spielern für mich eher zu Wettkämpfern und Menschen als zu Figuren in einem Spiel. Am Ende gebt ihr uns trotzdem Hype.
Auch aus den Reaktionen im Video kann man sehen, dass der Trailer voll reinhaut, weil er völlig auf Coolness und epische Inszenierung pfeift und hemmungslos mit der Sentimentalität und Nostalgie spielt, die LoL mittlerweile auslöst: Faker wird zum 5. Mal Weltmeister in LoL, entscheidet das Finale mit einer starken Ultimate
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