Die beiden Streamer DrDisrespect (38) und xQc (25) liegen miteinander scherzhaft im Streit um die Idee, was Gaming und Entertainment im Jahr 2020 eigentlich sind. xQc hat auf Twitch großen Erfolg mit Bloons TD 6, einem Tower-Defense-Spiel für PC und Mobile. Das passt dem Gaming-Puristen DrDisrespect überhaupt nicht. Doch xQc wirft dem älteren Streamer vor, der sei einfach nicht mehr auf Höhe der Zeit.
Das sind die beiden Kontrahenten: Der Streamer Félix „xQc“ Lengyel ist 25 Jahre alt und sowas wie „die neue Generation von Twitch.“
xQc ist der Senkrecht-Starter auf der Streaming-Plattform. 2018 spielte er noch eine untergeordnete Rolle auf Twitch (9600 Zuschauer im Schnitt), wurde 2019 dann größer (17.800 Zuschauer) und ist 2020 der erfolgreichste Streamer auf der Plattform (39.000 Zuschauer).
Der ehemalige Overwatch-Profi hat mit Shootern angefangen, aber jetzt bietet sein Kanal einen wilden Spiele-Mix.
xQc springt von Reaction-Videos zu irgendwelchen Games. Der zockt praktisch alles und kennt keine Hemmungen. Ihm ist nichts zu nischig oder zu schräg: Da zockt er „Das Spiel des Lebens“, irgendwelche „Vier Gewinnt“-Varianten mit virtuellen Schulfreundinnen (und wird dafür gebannt) oder ein Tower-Defense-Mobile-Game. Was er spielt, ist eigentlich egal.
Der 13 Jahre ältere Guy „DrDisrespect“ Beahm hatte bereits 2017 seinen Durchbruch auf Twitch mit PUBG und war bis zu seinem Bann 2020 einer der erfolgreichsten und prägendsten Streamer auf der Plattform.
Der ehemalige „Call of Duty“-Designer tritt als Macho-Kunstfigur auf und gilt als begnadeter Entertainer, der seinen Zuschauer aufwändig produzierte Videos und Kulissen bietet. Außerdem ist er ein starker Shooter-Spieler, wenn auch nicht so überragende Weltklasse, wie er es selbst immer wieder darstellt.
Auch wenn er im Bereich „Entertainment“ in den letzten Jahren viele neue Impulse auf Twitch brachte, ist DrDisrespect beim Gaming ein Purist wie viele Zocker seiner Generation. Er ist stolz auf sein riesiges und teures PC-Setup und spielt fast ausschließlich die großen AAA-Shooter wie Call of Duty: Warzone. Über Wochen zockt er die immer selben Spiele und variiert kaum. Mobile-Gaming lehnt er rundheraus ab, das sei gar kein Gaming.
„xQc, willst du mich verarschen?“
Das ist der jetzt der Konflikt: xQc spielt auf Twitch einfach alles. So erwischte er „Bloons TD 6“ und zeigte das kunterbunte Tower-Defense-Spiel in einem Stream. Dort schauten ihm in der Spitze über 57.000 Zuschauer zu.
Darauf kam DrDisrespect offenbar gar nicht klar. In einem Twitter-Video schaut er fassungslos in die Kamera, während xQc im Hintergrund Bloons zeigt: „xQc, du hast 60.000 Leute, die dir dabei zusehen, wie du Bloons Tenacious Distraction Six spielst – oder wie immer das heißt. Willst du mich verarschen?“
xQc lachte über diese Kritik in seinem Stream und nahm den Fehdehandschuh dankend auf: Dieser „Boomer“ müsse mal seine Definition von Entertainment überdenken. Mit „Boomer“ sind ältere Leute gemeint, die nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind.
xQc imitiert dann DrDisrespect, wie der recht lahm durch die Gegend tanzte und mit seiner Arena prahlte. xQc erklärt: Entertainment verändere sich. „Der Boomer DrDisrespect“ müsse sich der Zeit anpassen.
xQc vs. DrDisrespect: 13 Jahre Altersunterschied merkt man
Das steckt dahinter: Auch wenn der Konflikt sicher im Scherz gemeint ist, stehen hier zwei Konzepte gegenüber. xQc und DrDisrespect sind zwei der Ausnahme-Streamer auf Twitch der letzten 5 Jahre.
Es gibt einige Gemeinsamkeiten:
- Beide sind in erster Linie Entertainer, die erkannt haben, dass Zuschauer mehr wollen, als nur einem Typen oder einer Frau beim Spiel zuzusehen
- Beide Streamer zeichnen sich durch ihre exaltierte Persönlichkeit aus und heben sich stark aus der Masse ab. DrDisrespect hat eine eigene Kunstfigur erschaffen. xQc ist mit seiner überdrehten Art, zu sprechen und sich zu bewegen, seine eigene Marke
- Beide Streamer setzten auf Interaktion mit dem Chat und binden die Zuschauer ein
- Beide Streamer polarisieren stark, sie haben ihre Fans, aber auch viele, die nichts mit ihnen anfangen können – Kalt lassen beide nur wenige
- Beide Streamer sind von Games unabhängig erfolgreich. Die haben nicht wie Tfue oder Ninja mit Fortnite „das eine Game“, mit dem sie erfolgreich sind, sondern sind Variety-Streamer
- Beide lassen erkennen, dass hinter der Kunstfigur ein Mensch steckt, der mit all dem Trubel, den die Kunstfigur auslöst, seine Probleme hat
Doch es gibt einige Unterschiede:
- xQc spielt alles und will dem Publikum ständig neue Reize geben – DrDisrespect setzt auf wenige und hochkarätige Spiele. Der ist auf das Genre „Shooter“ festgelegt. Wie jemand auf Twitch sowas wie „WoW Classic“ spielen kann, versteht er überhaupt nicht
- DrDisrespect setzt auf eine klassische Performance, einige Segmente seiner Show sind vorbereitet und werden dem Publikum präsentiert – xQc improvisiert stärker und ist ein Energie-Bündel, das sich stetig neu auf den Chat einlässt
- Während bei DrDisrespect das Spiel und seine Leistung darin immer eine wichtige Rolle spielen, scheint bei xQc das Gaming an sich in den Hintergrund zu rücken und dient nur als Basis, um die Show am Laufen zu halten
Konflikt zeigt Unterschied der Generationen
Die beiden Streamer xQc (25) und DrDisrespect (38) streiten stellvertretend für zwei Generationen von Gamern. Für die älteren ist sowas wie „Mobile-Gaming“ oder Casual-Gaming etwas, das mit ihrem Hobby nichts oder nur wenig zu tun hat. Für jemanden wie xQc oder jüngere Spieler, die mit dem Smartphone aufwachsen, verschwischen diese Grenzen zusehends.
Der Bann von DrDisrespect auf Twitch war 2020 eines der großen Themen auf der Plattform. Auch im Herbst hatte der Bann noch Nachwirkungen. Denn der so unverwüstlich wirkende Streamer ist doch privat schwer von dem Bann getroffen worden, wie er erklärte:
DrDisrespect kommt auf den Twitch-Bann nicht klar, hat echte Probleme
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Beide alles richtig gemacht. Gerade DrDiso weiß was er tut, auch negativ promo ist promo
Ironischerweise ist ja gerade die Fehde zwischen den beiden genau das für viele, Entertainment. Durch so eine Fehde generiert man Aufmerksamkeit und ich glaube beide wissen das.
Ich Warte bis die ersten Boomer hier ihren Kommentar abgeben.
meistens kommt dann etwas wie „die sollen mal was vernünftiges lernen oder richtig arbeiten gehen“ oder „wie kann man Leuten nur beim spielen zu schauen, da spiele ich doch lieber selbst“ ist auch ein Klassiker,
“Ich glaub, ich bin zu alt für den Scheiß” fehlt noch 😉
Wobei das schon wieder ein Uralt Film Meme ist das besser nicht passen könnte weil der Film auch schon zu alt für diese Welt ist, verrückt.
Mobile Games sind halt selten auf ein Erlebnis ausgelegt und viel mehr eine Beschäftigung die mal kurz oder auch etwas länger dauern kann.
Für mich ein Rätsel wie man das beides gleich stellen kann, sogar innerhalb von Genres wie RPG oder Shooter gibt es riesen Unterschiede zwischen einzelnen Titeln.
Wie so oft soll jemand der damit Spaß hat diesen aber behalten, nur weil es nicht mein Ding ist müssen andere es ja nicht genau so sehen.
Das einzige was ich mir erhoffe ist das die Leute die das zocken auch mal ein paar der umfangreicheren Titel ausprobiert haben die deren Interesse geweckt haben, ich hab ja auch den ein oder anderen “trendy Titel” ausprobiert um zu wissen was es ist.