Fans stecken über 7 Millionen $ in fantastisch klingendes MMORPG – Chef erklärt nun, wo das Geld hin ist

Fans stecken über 7 Millionen $ in fantastisch klingendes MMORPG – Chef erklärt nun, wo das Geld hin ist

Das MMORPG Chronicles of Elyria hat eine bewegte Geschichte. Anfangs konnte es mit seinem besonderen Konzept viele Spieler begeistern und so Millionen über Crowdfunding verdienen. Dann ging das Studio jedoch Pleite. Nun erklärt der Chef Jeromy Walsh, wie hoch die Ausgaben wirklich waren und warnt andere Indie-Entwickler.

Wie verlief die Entwicklung des Spiels? Chronicles of Elyria wollte eine realistische Fantasy-Welt kreieren, in der eure Charaktere mit der Zeit altern. Sie bekamen etwa graue Haare, Falten und irgendwann folgte dann der endgültige Tod.

  • Ein Leben eures Avatars sollte in etwa einem Jahr in der Realität entsprechen. Danach hättet ihr wahlweise mit dem Nachwuchs oder einem neuen Charakter weiterspielen müssen.
  • Das MMORPG plante ein freies Skill-System mit unterschiedlichen Waffen- und Rüstungstypen. 
  • Dazu wurden ein sehr detailreicher Charakter-Editor, Dungeons und die Kontrolle über ein eigenes Königreich versprochen.

Das Konzept kam gut an und so sammelte das Spiel 2016 über Kickstarter 1,3 Millionen Dollar. Bis zum Jahr 2019 sollen insgesamt 7,7 Millionen Dollar eingenommen worden sein, etwa über den Verkauf eines virtuellen Adventskalenders für 95 Dollar oder andere besondere Aktionen.

Am 20. März 2020 erschien eine Pre-Alpha des Spiels, die viele Fans erschreckte: Sie hatte nichts mit der geschilderten Vision eines tollen MMORPGs gemein. Die Pre-Alpha war im Rückblick wohl ein letzter verzweifelter Versuch, noch jemanden von dem Projekt zu überzeugen. Kurz darauf wurde die Entlassung von vielen Mitarbeitern und die “Fast-Einstellung” des Spiels angekündigt.

Walsh baut das MMORPG nun allein zu Ende – also irgendwann.

Was ist Chronicles of Elyria – Pre-Alpha

Chef warnt nach Fehlschlag andere Entwickler vor den Kosten

Wie steht es jetzt um das Studio? Im 4. Quartal 2022 wurde der letzte Vollzeit-Mitarbeiter entlassen. Jeromy Walsh arbeitet nun allein an den Projekten. Er möchte als erstes ein Strategiespiel mit dem Namen Kingdoms of Elyria veröffentlichen, das einen Teil des Inhalts von Chronicles of Elyria, nämlich den Bau einer eigenen Siedlung, enthalten soll.

Danach soll darüber das MMORPG finanziert werden.

Walsh schreibt dazu regelmäßig Blogeinträge, in denen er über den Fortschritt berichtet. In der neusten Ausgabe geht es jedoch um das Thema Finanzierung. Er beginnt den Blogpost mit:

Ich möchte gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsinhabern – insbesondere Spieleentwicklern – ein Verständnis für die tatsächlichen und versteckten Kosten des Betriebs eines kleinen Spielestudios (durchschnittlich 17 Mitarbeiter) vermitteln. Es gibt nur sehr wenige derartige Aufschlüsselungen, daher hoffe ich, dass sich dies als wertvolle Ressource für andere erweist.

Darin erklärt er, wie sich die durchschnittlichen Kosten seines Studios in den Jahren 2017 bis 2019 zusammengesetzt haben. Die Jahre 2015 und 2016 habe er ausgeklammert, weil das Studio dort kaum Mitarbeiter hatte, und von 2020 an habe der die Mitarbeiterzahl sehr stark ausdünnen müssen und es kamen Gerichtskosten dazu, die er ebenfalls ausgelassen hat.

Chronicles of Elyria Ausgaben

Wofür wurden die Millionen ausgegeben? Ein beachtlicher Teil ging für die Gehälter von Mitarbeitern drauf. Hier stehen allein 3,5 Mio. Dollar zu Buche. Bei 17 Mitarbeitern entspricht das im Mittel einem Gehalt von 68.000 Dollar pro Person pro Jahr. Er selbst habe sich 96.000 Dollar ausgezahlt und war damit meistens, aber nicht immer, die bestverdienende Person im Studio.

Dazu kommen

  • Steuern für Mitarbeiter (dazu gehören Einkommenssteuer, Social Security und Medicare)
  • und eine zusätzliche Krankenversicherung.
  • Weitere große Kostenpunkte waren Software-Lizenzen, Hosting und Büro-Kosten.

Walsh beklagt sich in dem Blogpost außerdem über versteckte Kosten beim Crowdfunding, darunter Kosten beim Finanzamt, weil Crowdfunding nicht als Investitionskapital eingestuft wird, und ständige Erneuerungen von Urheberrechten, da das Spiel noch kein fertiges Produkt war.

Er warnt potenzielle Entwicklerstudios auch vor den Kosten für Lohnsteuer und Krankenversicherung und bedauert schließlich, keine Haftpflichtversicherung für Soulbound Studios abgeschlossen zu haben, da es wohl zwischendurch zu verschiedenen Klagen kam.

“Kein absichtlicher Scam, aber Inkompetenz”

Wie reagieren die Baker auf den Blogpost? Bis heute sind viele Personen, die Geld in das Spiel investiert haben, sauer auf Jeromy Walsh. Sie warfen ihm mehrfach Betrug vor und dass er sich die Taschen vollmachen wollte. Die bisher gezeigten Inhalte waren einfach zu weit weg von der eigentlichen Vision.

Der Blogpost hat zumindest bei dem ein oder anderen die Wogen etwas geglättet. Der Nutzer Negnar-Holf schreibt:

Ich denke, die eigentliche Erkenntnis hier ist – vorausgesetzt, diese Zahlen sind korrekt, wobei ich nicht glaube, dass Jeromy dumm genug ist, sich selbst zu belasten, indem er gefälschte Zahlen veröffentlicht – dass Jeromy nie die Absicht hatte, einen Betrug zu begehen (noch habe ich das jemals gedacht). Was ich denke, ist, dass er ein absolut inkompetenter CEO ist, der keine Ahnung hat, wie man Finanzen verwaltet.

Für diesen Beitrag bekommt er viel Zuspruch. Allerdings wundern sich auch einige, warum sich Walsh mit einem Indie-Studio ausgerechnet in Seattle niederlässt, eine der teuersten Städte der USA.

Allerdings ändert es für viele an ihrem eigentlichen Kritikpunkt wenig. Sie wollen ein fertiges Spiel für ihr Geld bekommen und davon ist man noch immer weit entfernt.

Doch Chronicles of Elyria ist nicht das einzige Crowdfunding-MMORPG, das gescheitert ist. Hier findet ihr weitere Beispiele: 6 aussichtsreiche Crowdfunding-MMORPGs, die krachend gescheitert sind

Quelle(n): Chronicles of Elyria
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Atzael

Also wenn man das Ganze aufschlüsselt ist natürlich der größte Posten das Gehalt.
Wenn man jedoch mal schaut was sind beispielsweise Durchschnittsgehälter auf Glas Door oder Stepstone für den Beruf Game Developer findet man schnell raus dass das Durchschnittsgehalt wahrscheinlich bei 80000-85000 Dollar liegt. dementsprechend verdienen die einzelnen Mitarbeiter weit weniger als der Durchschnitt. Er selber zahlt sich darüber hinaus mehr aus was man so natürlich ankreiden kann aber voraussichtlich jeder in gewisser Form nachvollziehen kann. Diesbezüglich finde ich die Aussage er wäre inkompetent etwas überzogen. Ja er könnte sich weniger auszahlen jedoch würde ich wenn eher empfehlen die Ziele etwas kleiner zu stecken. In der Vergangenheit haben ja schon genug kleine Titel bewiesen das man auch noch im nachhinein an Umfang wachsen kann.

Hinsichtlich dessen sollten Unternehmen heutzutage einfach mal eine klare Roadmap erstellen mit Zielen die Leicht zu bewältigen sind als immer die Champions League
anzupeilen.

N0ma

oh der größte Posten sind die Gehälter
da wäre man so erstmal nicht drauf gekommen
🙂

Von absolut inkompetent zu reden halte ich alledings für falsch. Er hat einige Sachen falsch eingeschätzt und sein Konzept war schon immer nicht mehrheitsfähig, weshalb es keine Investoren gab. Die Baker müssen sich hier auch selbst an die Nase fassen.

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