Battlefield 2042 startet diese Woche endlich in Season 1, über 6 Monate nach Release. MeinMMO-Autor Marko Jevtic durfte die neuen Inhalte testen und findet: Es geht in die richtige Richtung, doch in viel zu langsamen Schritten. Und die neue Map bekommt dabei kurioserweise viel Symbolkraft.
Am Abend des 06. Juni durfte ich zusammen mit anderen Journalisten und Content-Creators die erste Season von Battlefield 2042 anspielen. Diese startet nach über 6 Monaten endlich am Donnerstag, dem 09. Juni. Und es könnte kaum eine schwerere Last auf diesem neuen Content liegen.
Denn Battlefield 2042 ist seit Release in einer waschechten Krise. Die Entwickler im Preview-Event haben zwar Worte wie „Flop“ oder „gescheitert“ vermieden, aber in ihren sehr gewählten Formulierungen war herauszuhören, dass auch sie den Ist-Zustand vom Shooter nicht gut finden. Nach einiger Verspätung soll Season 1 das jetzt ändern.
Battlefield 2042 Season 1: „Zero Hour“ bringt Map, Spezialistin und 2 neue Waffen
Season 1, die den Titel „Zero Hour“ trägt, ist der bisher größte Versuch von DICE und EA, das Steuer noch umzudrehen. Doch reicht das, um Battlefield 2042 entgegen auch meiner Erwartungen noch zu retten? Das könnt ihr im Vorfeld schon entscheiden, wenn ihr den selbstbewussten Trailer zur Season 1 anschaut:
Zu den großen Neuerungen in Zero Hour gehören:
- 2 neue Waffen: ein flexibel einsetzbares DMR & eine Armbrust
- 1 neue Map: Exposure, deren große Besonderheit die Vertikalität ist
- 2 neue Stealth-Helikopter
- Die neue Anti-Fahrzeug-Spezialistin, Lis, und ihre TV-gesteuerte Rakete
- 1 neues Gadget, der Rauch-Granatwerfer
Nachdem ich im Voraus etwa 2,5 Stunden spielen durfte, muss ich für mich ein gespaltenes Fazit ziehen. Denn obwohl mir die neuen Inhalte viel Spaß gemacht haben, sind die Neuerungen in der Summe zu wenig, um vollends zu überzeugen. Die zahlreichen Anpassungen in Reaktion auf das negative Feedback betonen paradoxerweise sogar eher, wie viel schon fundamental schiefgegangen ist.
DICE erkennt 4 verbesserungswürdige Bereiche in Battlefield 2042
Als ich den Entwicklern bei der Vorstellung von Zero Hour zugehört habe, hatte ich einen sehr ernüchternden Gedanken. Denn bei all den Erklärungen von DICE, wie viele fundamentale Fehler bei Battlefield 2042 angepasst werden, ist mir aufgefallen:
Noch nie habe ich ein Live-Service-Game erlebt, wo der Live-Service primär eine komplette Grundsanierung des Spiels ist.
DICE hat die Präsentation angefangen, indem sie klar “4 Bereiche“ benannt haben, die verbessert werden müssen:
- die Maps
- die Spielmodi
- das Kern-Gameplay
- Content
Diese Bereiche wollen sie radikal verbessern, brauchen dafür aber nach eigener Aussage Zeit.
So soll das Spiel nach und nach von dem großen Feature der 128 Spieler „entfesselt“ werden, sodass der Fokus für zukünftige Maps stattdessen ausschließlich auf 64-Spieler-Modi liegt. Dazu bekommen alte Maps mehr Deckung (angefangen mit Kaleidoskop im August). Die zukünftigen, neuen Maps werden auch kleiner gestaltet.
Baustelle auf Trümmerhaufen: Neue Map mit unfreiwilliger Symbolik
Die Entwickler von DICE meinten stolz, dass Exposure die bisher beste Map in Battlefield 2042 ist. Und nachdem ich sie gespielt habe, kann ich dem problemlos zustimmen, auch wenn die Messlatte mit den Original-Maps gewiss nicht hoch gelegt wurde.
Exposure brilliert vor allem durch die hohe Vertikalität. Man kämpft sich durch tiefe Schluchten bis auf die Bergspitzen, mit nahezu labyrinthartigen Laborkomplexen und den dazugehörigen Tunneln in der Mitte. Dieses vertikale „Tortendesign“ funktioniert sehr gut, denn es trennt klar und deutlich zwischen Arealen für Fahrzeuge und Nahkampf-Bereiche für Infanterie.
An der neuen Map erkennt man auch, wie viel besser sich Battlefield 2042 zockt, wenn die Karte kleiner ist und mehr Deckung hat. Überall liegen Trümmerhaufen, die von einem Erdrutsch verursacht wurden, und Werk- und Fahrzeuge einer Baustelle, die das Krisengebiet wieder in Ordnung bringen sollen.
Aber so gut sich das auch spielt, genau dieses Bild von einer Baustelle auf einem Trümmerhaufen wird unfreiwillig zum Symbolbild von Battlefield 2042 im Juni 2022. Battlefield 2042 muss im Live-Service gefühlt komplett neu erfunden werden, und das geht so weit, dass ich beim Zocken das Gefühl nicht losgeworden bin, dass ich hier mehr eine aktive Baustelle als einen fertigen Shooter spiele.
Die UI ist teilweise komplett anders als noch zu Release, die Designphilosophie der Maps hat sich um 180 Grad gedreht, sogar die Spezialisten sind nach desaströsem Feedback nun komplett stumm am Ende des Spiels (Gott sei Dank).
Ja, das sind alles Veränderungen ins positive, und man merkt stellenweise deutlich, wie sehr sich die Entwickler jetzt ins Zeug legen, um irgendwann endlich das volle Potenzial aus dem Shooter auszuschöpfen. Aber genau in diesem Übergangsprozess fühlt sich das Spiel dadurch noch flüchtiger, ausgehöhlter, stellenweise sogar seelenlos an. Es ist, als würde man live dabei zuschauen, wie ein Patient auf einem OP-Tisch vom Chirurgen hastig wieder zusammengeflickt wird.
Battlefield 2042 geht in eine gute Richtung, aber in zu langsamen Schritten
Auch die anderen Neuerung im Spiel folgen demselben Prinzip: Die neuen Inhalte sind an sich gut und zeigen genau, dass die Entwickler unter neuer Führung wohl verstehen, was Battlefield 2042 braucht. Aber es sind deutlich zu wenig Inhalte, um alle fundamentalen Probleme mit dem Spiel zu beseitigen.
Nehmen wir als Beispiel die neuen Waffen. Die BSV-M ist im Grunde die AS VAL, die ihr schon in Battlefield Portal nutzen könnt. Sie ist aber dank Aufsatz-System in Battlefield 2042 sehr flexibel und anpassungsfähig.
Standardmäßig ist diese Waffe eine semi-automatische DMR, die vor allem auf mittleren Distanzen ordentlich austeilen kann. Mit ein paar Anpassungen bei den Aufsätzen und einem Wechseln vom Feuermodus wird sie aber in wenigen Sekunden zu einer aggressiven SMG mit hoher Feuerrate.
Genau das ist die Stärke vom Plus-System und ein toller Showcase von der Flexibilität, die ich an Battlefield 2042 schon immer geschätzt habe. Aber es ist nur eine wirklich neue Waffe. Denn die Armbrust ist vorrangig ein nettes Gimmick für Spieler, die auf so Gameplay stehen. Immerhin können die explosiven Pfeile auch Fahrzeugen Schaden machen.
Auch die beste neue Waffe wird die alten Maps nicht gut machen, oder die dafür sorgen, dass die Spezialisten besser ins Gameplay passen. Das gilt auch für die neue Spezialistin Lis, die mit einer lenkbaren Rakete und automatischen Markierungen von feindlichen Fahrzeugen die Dominanz von Helis und Co. eindämmen soll. Wie alle Spezialisten im Spiel fällt sie in die Kategorie: nette Idee, aber es passt nicht wirklich ins Spiel.
Und so lief es dann in meiner Play-Session. Ich hatte anfangs Spaß mit den neuen Inhalten, aber schon nach etwa 1,5 Stunden habe ich dann auch wieder die Lust verloren. Spätestens dann, als für meine letzten Runden die Bots aktiviert wurden, wusste ich wieder, warum bei Battlefield für mich die Luft draußen ist.
Die Spieler sind größtenteils weg und zocken lieber 6 Jahre alte Shooter. Deshalb ballere ich sogar mit den neuesten Waffen nur auf dumme Bots. Und genau dieses unbefriedigende Gefühl, gegen AI-Soldaten kämpfen zu müssen, weil die Spielergemeinde an sich kaum noch existiert, ist vor dem Launch von Season 1 leider die Realität in Battlefield 2042.
Die neuen Inhalte der ersten Season sind gut, insbesondere die neue Map. Doch ob das reicht, dass sich ab Donnerstag statt all dieser Bots wieder echte Spieler auf den Servern rumtümmeln, bezweifle ich. Auch aufgrund der allgemein katastrophalen Stimmungslage.
Season 1 von Battlefield 2042 mit ihren neuen Inhalten erscheint am Donnerstag, dem 09. Juni, kostenlos für alle Spieler. Die Season läuft für 12 Wochen. Wenn ihr starten wollt, unsere Waffen-Empfehlung gilt weiterhin:
Die aktuell beste Waffe in Battlefield 2042 – So nutzt ihr sie und das macht sie stark
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Das Spiel ist für mich gestorben egal wie gut es wird. Ich nehm den Scheiß den sie abgezogen haben persönlich.
too little too late
Also das Game? 😂
Du kamst mit dem Kommentar meinem Update ein wenig zuvor. Ich habe gerade mit einem Kollegen in der Redaktion über genau diesen Absatz geredet und dabei gemerkt, dass DICE im Englischen wohl “areas” statt “barriers” gesagt hat, und ich sie so missverstanden und deshalb falsch zitiert habe. Der Artikel ist dementsprechend angepasst worden.
Zwei neue Waffen ist ja auch ein Witz. Ich hab gerne BF4 gespielt weils so viele verschiedene Waffen gab. Ich bin ein Lappen und eher so im oberen Mittelfeld und trotz mittelmäßigem Können gab’s immer einen Anreiz weiter zu spielen, weil man halt immer wieder mal was freigeschaltet hat und ausprobieren konnte.
Wenn ich nur drei Waffen haben will dann kann ich auch CSgo spielen.
Ist das auch so ein Schmutz Battlepass wie bei Halo? Das man nur levelt wenn man die Herausforderungen macht?
Nein, man verdient auch BP XP durch normales Zocken. In der Playsession waren wir schon bei Level 50, und ich hab in den 2,5 Stunden Spielzeit glaube ich auch ein paar neue dazubekommen.