Was lief schief bei Battlefield 2042? Insider gibt Einblicke in Entwicklungschaos

Was lief schief bei Battlefield 2042? Insider gibt Einblicke in Entwicklungschaos

Battlefield 2042 hatte wohl einen, wenn nicht den schwierigsten Start in der Geschichte der Shooter-Reihe. Zahlreiche Probleme und Änderungen sorgten für Ärger bei den Fans. Der Branchen-Insider Tom Henderson zeigt nun in einem Bericht, wie es dazu kommen konnte und was in Zukunft geplant ist.

Wer ist das überhaupt? Henderson gilt als bekannter Insider zu Battlefield und auch anderen großen Reihen wie Call of Duty. Er ist in der Branche gut vernetzt und hat einen direkten Draht zu vielen Entwicklern. Zu Battlefield 2042 leakte er im Vorfeld etliche Infos:

Der neueste Bericht dreht sich nun um die Entwicklung von Battlefield 2042 und den Problemen, die Entwickler DICE seit dem ebenfalls schwierigen Release von Battlefield V plagten.

In dem Bericht, den Henderson als 30-Minuten-Video veröffentlicht hat, dreht es sich um zahlreiche Abgänge ehemaliger Angestellter, die wichtige Rollen bei der Entwicklung von Battlefield spielten und wie Entscheidungen durch Publisher EA die Richtung von Battlefield 2042 beeinflussten.

Außerdem gibt Henderson einen kurzen Einblick in die Zukunft von Battlefield. Wir fassen für euch die wichtigsten Infos aus dem Bericht zusammen.

Der Bericht wurde von EA nicht offiziell bestätigt. Auch wenn Henderson oft richtig liegt, sollten diese Infos dennoch mit Vorsicht genossen werden.

Die Anfänge von Battlefield 2042 waren von Abgängen geprägt

So lief es bei DICE nach Battlefield-V-Release: Die Probleme fingen schon direkt mit den Abgängen zahlreicher wichtiger Figuren von DICE an, die das Studio nach Release von Battlefield V verließen.

Die Liste ist dabei ziemlich umfangreich, wie Henderson in seinem Video zeigt. 18 leitende Mitarbeiter verließen damals das Studio, darunter Leute wie:

  • Patrick Bach, Executive Producer, war seit 15 Jahren bei DICE.
  • Anders Gyllenberg, Senior Development Director, war seit 12 Jahren bei DICE.
  • Jörgen Carlström, Senior Development Director, war seit 18 Jahren bei DICE.
  • Gustav Tilleby, Art Director, war seit 20 Jahren bei DICE.
  • Patrick Söderlund, Vizepräsident, war seit 18 Jahren bei DICE.

Hier könnt ihr die Abgänge in einer Tabelle von Tom Henderson selbst sehen:

Auffällig ist, dass sich zahlreiche Mitarbeiter zu einem neuen Studio zusammengefunden haben, den Embark Studios. Andere sind bei bekannten Arbeitgebern der Branche, wie Ubisoft, Paradox Interactive (Publisher von Crusader Kings) oder Remedy Entertainment (Alan Wake, Control) untergekommen.

Hierbei handelt es sich aber “nur” um führende Personen. In den letzten Jahren haben über 100 Entwickler, Designer und Techniker DICE verlassen.

Warum verließen so viele das Studio? Laut Henderson hing das mit dem verkorksten Release von Battlefield V und der Richtung zusammen, die EA für Battlefield vorgab.

  • So wurde beispielsweise mit Firestorm ein Battle-Royale-Modus durchgesetzt, andere Ideen der Entwickler dabei wohl ignoriert.
  • EA wollte sich offenbar an anderen Spielen orientieren und was zu der Zeit erfolgreich war.
  • Konkrete Beispiele sind hier Fortnite oder PUBG, die zu diesem Zeitpunkt die Branche aufmischten.
  • Natürlich kommen dazu auch normale Entwicklungen beim Arbeitsverhältnis hinzu.

Laut Henderson wollten die ehemaligen Mitarbeiter kreative Freiheit und der Linie nicht mehr folgen. So wurde Battlefield Vs eigener Battle-Royale-Modus erst entwickelt, als zahlreiche führende Figuren bereits weg waren und konnte nicht als Erfolg verbucht werden.

Dennoch entstanden viele Features und Entscheidungen, die für Battlefield 2042 getroffen wurden, in dieser Zeit. Dazu gehört beispielsweise das neue Drop-Feature von Fahrzeugen, oder das Modifizieren von Waffen innerhalb einer Partie auf dem Schlachtfeld.

Ursprünglich sollte das Spiel ein Battle-Royale-Titel werden, doch zuvor gab es andere Hürden, die genommen werden mussten.

Technische Probleme mit Engine und Cross-Gen, erfahrene Mitarbeiter fehlten

Das waren die ersten Probleme: Das Studio musste sich erst einmal neu zusammenfinden, die Engine auf den neuesten Stand gebracht und etliche andere Hürden genommen werden.

Die Abgänge hinterließen aber alleine schon auf technischer Ebene eine riesige Lücke: Das fällige Upgrade der Frostbite-Engine. Laut Henderson wurde Battlefield V bereits mit einer 2016er-Version der Engine entwickelt. Zur Erinnerung: Battlefield V erschien 2018.

DICE hat offenbar bis heute Probleme damit, die Engine auf den neuesten Stand zu bringen, da die Köpfe hinter Frostbite bereits nicht mehr bei DICE arbeiten.

Henderson zitiert hier einen nicht genannten, ehemaligen Entwickler:

3 Jahre Entwicklung, 18 Monate, die eigentlich lediglich dafür gebraucht wurden, Battlefield auf einer neuen Engine zum Laufen zu bringen, so viel musste neu geschrieben werden. Und unglücklicherweise waren wegen der Umwälzungen bei DICE so viele erfahrene Mitarbeiter, die die Systeme ursprünglich entwickelt und designt haben, nicht mehr da.

via YouTube

Hinzu kam ein weiteres, großes Problem: Battlefield 2042 musste für 5 verschiedene Plattformen entwickelt werden. Es gibt Versionen für die alten Konsolen PS4 und Xbox One, sowie die technisch stärkeren Plattformen PS5, Xbox Series und PC.

Das verkomplizierte die Entwicklung, da man das Spiel auch auf veralteter Hardware zum Laufen bringen musste. Gleichzeitig rüstete man auf den stärkeren Plattformen auf 128 Spieler auf, was es so in der Reihe noch nicht gab. Das war ein Feature, das DICE allerdings bereits 2013 bei Battlefield 3 verworfen hatte.

2020 befand sich das Spiel tatsächlich erst noch in der Konzept-Phase und sollte noch nicht einmal ein Battlefield-Ableger werden.

Schon früh entschied man sich dafür, die bekannten Klassen zu streichen und die neuen Spezialisten einzuführen. Diese erinnern stark an die Operatoren aus Call of Duty. Man orientierte sich bei der Entwicklung offenbar an erfolgreichen BR-Titeln wie Warzone.

Die Entscheidung, doch ein Battlefield zu entwickeln, fiel offenbar erst zwischen April und August 2020.

Das eigentliche Spiel wurde in nicht mal 1,5 Jahren entwickelt

Wann begann die eigentliche Entwicklung? Laut Henderson wurde die Konzeptphase erst im August 2020 abgeschlossen. Somit begann die eigentliche Produktion gerade einmal 1 Jahr und drei Monate vor dem “Gold-Status” des Spiels. “Gold-Status” bedeutet, dass die Produktion offiziell abgeschlossen ist.

Der erste, geleakte Trailer Anfang 2021 griff dabei noch auf Assets aus Battlefield 3 und 4 zurück. Im gleichen Zeitraum fiel von einem EA-Verantwortlichen die Aussage, dass Battlefield 2042 weit vor dem eigentlichen Zeitplan sei und die Entwicklung gut laufe.

Das steht im Kontrast zu Hendersons Darstellung. DICE sei zu dem Zeitpunkt völlig überfordert und holte sich Hilfe durch externe Studios wie Ripple Effect (für Battlefield Portal verantwortlich) und Criterion Games.

Die technischen Schwierigkeiten bei der Entwicklung hielten an und zogen sich bis in die Phase, in der die Alpha und Beta von Battlefield 2042 erscheinen sollten. Der Release wurde schließlich vom 22. Oktober auf den 19. November verschoben, die Beta fand schließlich im Oktober statt.

Hier konnte die Öffentlichkeit auch erstmals selbst sehen, in welchem Zustand sich das Spiel befand.

Laut Henderson wollte man bei DICE auch deutlich mehr Zeit, bekam sie aber offenbar nicht. Dazu heißt es: “Wir wollten mehr Zeit, aber etwas wollen und etwas bekommen sind zwei komplett unterschiedliche Dinge.” (via YouTube)

Battlefield 2042 hätte mehr Zeit gebraucht, plant Battle Royale in naher Zukunft

Was ist das Fazit aus alledem? Letztlich kommen sowohl Henderson, Mitarbeiter bei DICE als auch Fans zu einer einfachen Erkenntnis: Battlefield 2042 hätte mehr Zeit für die Entwicklung benötigt.

Am Ende kam es nicht so und das Ergebnis ist ein Release, der viele an Battlefield 4 erinnert und von technischen und inhaltlichen Problemen geplagt ist. MeinMMO-Autor Benedict Grothaus schrieb schon vor Release:

Battlefield 2042: Der Release im November ist keine gute Idee

Laut Henderson arbeitet das Team nun jedoch auf Hochtouren daran, das Spiel zu fixen. Ob das funktioniert, bleibt wohl in den nächsten Monaten abzuwarten.

Wie geht es weiter? Henderson gibt auch einen Einblick in die Pläne zu Battlefield, die EA nun angehen möchte oder auch verworfen hat. So hätte man beispielsweise ein Battlefield: Bad Company 3 gestrichen in der Sorge, dass es sich nicht gut genug verkaufen würde. Offenbar ist das aber nur eins von vielen Projekten, das gecancelt wurde.

  • Das nächste Battlefield soll wohl eine Art Helden-Shooter werden, wie man das beispielsweise von Overwatch kennt.
  • Der soll auf den Spezialisten von Battlefield 2042 basieren.
  • Außerdem plane man ein “connected Universe”, das Abseits von Battlefield 2042 das Universum ausbauen möchte. (via Gamespot.com)
  • Dafür hat man eigens den Designer des Master Chiefs und ehemaligen Bungie-Mitarbeiter Marcus Letho an Bord geholt. (via IGN.com)
  • Ein Battle-Royle-Ableger soll in “naher Zukunft” kommen, aber nicht in den nächsten 6 Monaten.

Zusätzlich wurde bereits der Chef von Apex Legends für die neue Richtung von Battlefield 2042 eingestellt, während ein weiterer DICE-Mitarbeiter das Studio verließ.

Diese Dinge sind aber nicht in Stein gemeißelt, da DICE sich aktuell auf die Fixes für Battlefield 2042 konzentriert. Die ersten Updates machten Fans aber auch nicht glücklich, denn die größten Probleme blieben weiter im Spiel.

Den kompletten, ausführlichen Bericht könnt ihr euch auch auf YouTube anschauen oder im Subreddit (via reddit) die Zusammenfassung durchlesen. Hier ist das Video für euch:

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Was haltet ihr von der Geschichte? Seid ihr mit Battlefield 2042 soweit zufrieden? Oder hätte das Spiel eurer Meinung nach mehr Zeit benötigt? Seht ihr eine Zukunft für die Richtung, die man bei EA jetzt offenbar einschlagen möchte?

Die ganze Geschichte erinnert dabei an andere Vorfälle in der Gaming-Industrie. Prominente Beispiele sind hier Blizzard und Bungie, die vor einigen Jahren mit ähnlichen Situationen zu kämpfen hatten.

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Demonsoul

Wenn ich schon lese der nächste BF Teil soll ein Heldenshooter werden. RIP BF
Glaub nicht das die Mehrheit es mögen wird.
So wie jetzt schon mit den Spezialisten.

BavEagle

Naja, kommt davon wenn man sich aus rein finanziellen Absichten an einen Publisher wie EA verkauft, obwohl man es aufgrund Status des Entwickler-Studios eigentlich nicht nötig gehabt hätte. Die Konsequenzen aus diesem 2006 stattgefundenen Verkauf von DICE waren bereits in einem BF3 ersichtlich und die Folgen für DICE-Führungspersonen waren absehbar.

Verwunderlich ist das also nicht, maximal lässt sich im Nachhinein nun das um fast 180 Grad gedrehte Verhalten dieser Führungspersonen und der leitenden Entwickler erklären. Das betrifft sowohl so manches Statement dieser Personen als auch die seitdem stattgefundene Entwicklung der Battlefield-Spiele. Mit ursprünglicher Produktqualität und ursprünglichen Eigenschaften eines Battlefield hatte das immer weniger zu tun und was einst noch stets um die wahre BF-Community bemüht war, hat sich schnell zu puren Gewinnabsichten seitens EA geändert.
Kein Wunder, daß sowas auf die Dauer nicht gut geht und auch irgendwann den geistigen Urhebern des Battlefield-Franchise überhaupt nicht mehr passt. So könnte man jetzt vielleicht sogar sagen: “Die Ratten verlassen das sinkende Schiff” …soweit möchte ich aber nicht gehen, denn diese Personen meinten es eigentlich gut mit uns Spielern, daher ist die Bezeichnung “Ratten” falsch und die wahren Ratten sitzen beim Publisher. Ob mit denen dann “sinkendes Schiff”, wird sich zeigen müssen 😉

Mike

Das hört sich authentisch an. Söderlund ist allerdings schon nach BF1 Release gegangen und hat die Embark Studios gegründet. Dort scheinen ja die großen Namen von DICE gelandet zu sein. Allerdings ist es auch er gewesen, der den Spielern gesagt hat BF nicht zu kaufen wenns denen nicht passt.
Warum man nicht die Activision Taktik übernommen hat, einen BR Ableger im BF Universum zu machen und ansonsten halt ein solides BF, verstehe ich nicht wirklich. Somit ist das Franchise für mich quasi tot.
Die Hoffnung in Herrn Lehto ist vielleicht auch unbegründet. Siehe seinen Flop Disintegration, welcher sein ganzes Studio in den Abgrund gezogen hat.
Fazit für mich. EA ist absolut unglaubwürdig und so geldgierig wie befürchtet. Damit habe ich keine Hoffnung mehr, dass sie irgendwann noch ein echtes Battlefield rausbringen werden.

BavEagle

Patrick Söderlund war auch nicht 18 Jahre bei DICE. Er war CEO von DICE bis er bereits 2006 Executive Manager (und hauptverantwortlich für das Battlefield-Franchise) bei EA wurde und später Executive Vice President.

Im Nachhinein wird aber auch deutlich, warum Patrick Söderlund sich vom einstigen DICE-Chef, der immer anständig, fair und ehrlich um die BF-Community bemüht war, zu einem klassischen EA-Geschäftsmann gewandelt hat. Der Druck von EA auf DICE und das Battlefield-Franchise wird einfach enorm gewesen sein.

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