E-Sportler galt als CS:GO-Hoffnung seines Landes, ruinierte sich alles – Was wurde aus ihm?

E-Sportler galt als CS:GO-Hoffnung seines Landes, ruinierte sich alles – Was wurde aus ihm?

Die Karriere des ehemaligen CS:GO-Profis Nikhil forsaken“ Kumawat verlief zwar über weniger als ein halbes Jahr, dennoch schaffte er es in dieser kurzen Zeit E-Sport-Geschichte zu schreiben. Wenn auch nicht unbedingt so, wie er es sich wohl erträumt hatte.

Was war das für ein Spieler? Im April 2018 entschied sich die amerikanische E-Sport-Organisation OpTic dazu, ein indisches CS:GO- Team aufzubauen. Das war zu einer Zeit, als sich die indische E-Sport-Szene zu einem großen Teil in Internet-Cafés abspielte, also eine große Sache.

Nick „Ashes“ Ridgeway von OpTic sagte damals, man sei leidenschaftlich dabei, neue, aufregende Regionen aufzubauen und zu unterstützen.

Nach den Tryouts, für die es unzählige Bewerber gab, standen schließlich die 5 Mitglieder des indischen CS:GO-Teams von OpTic fest. Einer von ihnen war Nikhil „forsaken“ Kumawat, der in seiner nur viermonatigen Karriere für den wohl größten Skandal im indischen E-Sport sorgte.

Neben forsaken bestand das Team aus:

  • Vishal „haiVaan“ Sharma (Captain)
  • Sabayasachi „Antidote“ Bose
  • Agneya „Marzil“ Koushik
  • Lukas „yb“ Gröning (Coach)
  • Rishabh „formlesS“ Tomar, der durch „yb“ ersetzt wurde

Bild: OpTic Gaming via HLTV und eXTREMESLAND 2018 via Twitter

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Nur eine Map vor dem Sieg

Wie verlief die Karriere von OpTic India? Nach einem erfolgreichen Start von OpTic India und ersten Siegen bei kleineren Turnieren, gelang es dem frisch gebackenen Team, sich als einzige Vertreter ihrer Region für das eXTREMESLAND 2018 Asia in Shanghai zu qualifizieren, das erste große LAN-Turnier ihrer Karriere.

Das erste Match gegen das malaysische Team FrostFire endete in einem desaströsen 16:6 für OpTic India. Doch im nächsten Spiel, gegen das vietnamesische Team Revolution schien sich das Blatt zu wenden. OpTic India konnte die erste Map für sich entscheiden und sicherte sich die Führung auf der nächsten Map.

Nikhil Hathhiramani, Chefredakteur von CSGO2Asia, sagte damals, OpTic India sei nur eine Map vom Sieg entfernt gewesen. Doch dann ging alles schief. Mitten im Match wurde eine technische Pause einberufen, die sich über eine Stunde hinziehen sollte.

Forsaken wird live erwischt

So bitter endete die Karriere: Wie sich herausstellte, hatte forsakens Team-Kollege Marzil die Pause wegen technischer Probleme einberufen. Die Offiziellen nutzten die Gelegenheit jedoch, um sich den Rechner des Support-Spielers genauer anzuschauen, da die AnitCheat-Software Alarm geschlagen hatte: forsaken, gegen den es in der Vergangenheit bereits Verdachtsmomente gegeben hatte, mogelte offenbar.

Der E-Sportler versuchte noch, die Situation irgendwie zu retten. Nachdem er zunächst vergeblich versucht hatte, die Admins des Turniers davon abzuhalten, seinen PC genauer unter die Lupe zu nehmen, wurde er schließlich aufgefordert, das Spiel mit Alt+Tab zu verlassen.

Sofort zeigte sich, dass noch ein anderes Programm auf dem PC von forsaken lief: „word.exe“. Bei dem Programm handelte es sich aber nicht um das Schreibprogramm von Microsoft, sondern um einen Aim-Assist, den der Spieler über eine spezielle Taste an seiner Maus aktivierte.

forsaken unternahm nochmal einen letzten verzweifelten Versuch, das Programm einfach zu löschen – vor den Augen der Schiris und der bis zu 6.800 Zuschauer, die das Turnier verfolgten (via escharts). Als wäre das alles nicht genug, gibt es auch noch ein Video des demütigenden Moments:

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Von der großen Hoffnung zum Meme

Wie ging es danach weiter? OpTic India wurde sofort disqualifiziert und das Team wurde kurz darauf aufgelöst. Wie sich herausstellte, hatte forsaken nicht zum ersten Mal zur Schummel-Software gegriffen. Der Sieg von OpTic India bei den ESL India Premiership 2018 Finals wurde nachträglich aberkannt und forsaken erhielt eine 5-jährige Sperre von der Esports Integrity Commission (ESIC).

Von Valve gab es einen lebenslangen Bann – die verstehen da bekanntlich wenig Spaß.

Während sich forsaken komplett aus der Öffentlichkeit zurückzog, verfolgten die übrigen Mitglieder seines Teams weiterhin Karrieren im E-Sport und erzielten in neuen Teams noch einige – legitime – Erfolge. Antidote und Marzal sind mittlerweile zu Valorant gewechselt, während haiVaan als Streamer aktiv ist.

Der YouTuber Rohan „HydraFlick“ Ledwani sprach 2021 mit haiVaan, dem Ex-Teamkollegen von forsaken, über den in Ungnade gefallenen Spieler. Dieser gab an, nicht zu wissen, was aus forsaken geworden sei, er habe seit dem Fiasko beim eXTREMESLAND mit niemandem aus dem Team gesprochen und sei sogar alleine nachhause geflogen.

Offenbar war forsaken von OpTic in den ersten Flieger nachhause verfrachtet worden, während die verbleibenden Team-Mitglieder noch einige Tage auf ihre Rückflüge warten mussten. In der Zwischenzeit gingen die Ereignisse rund um forsaken viral.

Zuschauer gruben nicht nur verdächtige alte Clips des Spielers aus, sie stürzten sich auch auf den Namen, mit dem forsaken seine Cheats zu tarnen versucht hatte. “word.exe” entwickelte sich zu einem Meme und machte die Runde in der CS:GO-Szene, wo es gleichbedeutend mit Cheats wurde.

Bis heute spuckt Google beim Suchbegriff „word.exe“ erstmal Videos und Artikel zu forsaken aus, ehe es um das Schreibprogramm geht (Stand: Juni 2023).

Ex-Kollege sagt: „Er hat bekommen, was er verdient“

Das macht die Geschichte besonders bitter: OpTic India sollte eine Chance für eine Region sein, die sich bis dahin nicht im E-Sport hatte etablieren können. Denn obwohl Indien über viele talentierte Spieler verfügte, mangelte es an Möglichkeiten: So hatten angehende Profis etwa kaum Möglichkeiten, an Hardware vom nötigen Kaliber zu gelangen.

Die Investitionen einer amerikanischen Organisation wie OpTic sollten das alles ändern, Indien auf die große internationale Bühne bringen. Nun war das Projekt krachend gescheitert und das Ansehen des Landes als E-Sport-Standort wurde massiv geschädigt.

Da half es auch nicht, dass Bubun „The Guru“ Panday, Captain des Teams, das OpTic aus den ESL India Premiership 2018 Finals geworfen hatte und das bei einer Wiederholung der Finals erneut angetreten war, ebenfalls des Cheatings beschuldigt wurde.

Dementsprechend groß war auch die Wut auf forsaken, der als riesige Enttäuschung für die Nation dastand. Berichten zufolge sollen wütende Fans sogar darüber diskutiert haben, dem Spieler bei seiner Rückkehr am Flughafen aufzulauern.

Für seine Team-Kameraden, deren Traum von einem Moment auf den anderen zu platzen schien, war die Sache besonders schmerzlich. Marzil ist in einem Video von 2021 zu sehen, in dem er sich an den genauen Moment erinnert: Er habe nicht gewusst, ob er wütend oder traurig sein soll. Über seinen ehemaligen Kollegen sagt er:

Er hat eine Menge Dinge für eine Menge Leute kaputt gemacht. Aber nichts davon wird zurückkommen, also hat es keinen Sinn, ihn anzuschreien. Ich denke, er hat die Strafe von den sozialen Medien bekommen, die er verdient hat. Verstoßen zu werden und in Erinnerung zu bleiben als die Person, die den indischen Counter-Strike-E-Sport zerstört hat. Das wird ihn verfolgen, egal, wohin er geht.

Auch bei OpTic war man alles andere als begeistert darüber, wie forsaken das große Projekt im Alleingang an die Wand gefahren hatte. Schließlich hatte man sich vor allen anderen in einer neuen Region etablieren wollen, ein „First Mover“ sein wollen. Hector „HECZ“ Rodriguez von OpTic sprach 2020 erstmals über den Vorfall und erinnerte sich:

Als wir in Indien gescoutet haben, und es sich zu einem Desaster entwickelte, wegen dieses verdammten Cheaters forsaken. Diese Marke [OpTic] zu tragen und das zu machen, da hatte er verdammt Glück, dass ich nicht da war.

„Wenn ich könnte, würde ich es sofort deinstallieren“

Warum cheatete er? forsaken löschte nach dem Skandal zwar seine gesamte Social-Media-Präsenz, erklärte sich jedoch zu einem Interview mit AFK Gaming bereit und veröffentlichte auch ein Statement zu seinem Betrug.

Der Spieler entschuldigte sich bei seinen Mitspielern und sagte, er fühle sich schuldig, ihnen ihre Chancen genommen zu haben. Über die Gründe für seinen Betrug sagte forsaken, es habe keinen finanziellen oder familiären Druck gegeben, er habe einfach „in jedem Aspekt des Spiels perfekt sein“ wollen.

So habe er zwar Vertrauen in seine Entscheidungen und sein Verständnis des Spiels gehabt, nicht jedoch in seine Fähigkeiten zu zielen. Um dieses Manko auszugleichen, habe er den falschen Weg gewählt.

Ich habe das Vertrauen der Menschen, die an mich geglaubt haben, missbraucht. Ich habe den Namen des Landes in den Schmutz gezogen, und ich weiß, dass das unverzeihlich ist. Niemand außer mir trägt die Schuld daran. Niemand außer mir sollte den Hass und die Schuld dafür auf sich nehmen müssen.

Was hätte er anders gemacht? forsaken gab auch zu, dass er es bereue, überhaupt mit Counter-Strike angefangen zu haben. Nichts Gutes sei daraus entstanden. Wenn er zurückgehen könnte, würde er das Spiel noch am selben Tag deinstallieren, an dem er angefangen habe. Nun habe er die eine Sache verloren, die er so lange über alles andere gestellt hatte.

Ich weiß, dass meine Karriere bei CS vorbei ist. Alles, was ich tun kann, ist, zu versuchen, etwas aus meinem Leben zu machen, damit ich in der Lage bin, meiner Familie zu helfen. Ich habe nie daran gedacht, etwas anderes als Counter-Strike zu machen. Ich werde versuchen, an meinen Fehlern zu arbeiten und ein besserer Mensch zu werden.

Ob forsaken es geschafft hat, nochmal neu anzufangen, werden wir wohl nicht erfahren. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass er nach Ablauf seiner ESIC-Sperre noch einmal versuchen wird, in die Welt des E-Sports zurückzukehren.

Wie schnell eine Karriere im E-Sport vorbei sein kann, musste unlängst auch der litauische Profi Vilius Malinauskas erfahren. Der 22-Jährige ließ sich zwar spielerisch nichts zu schulden kommen, schaffte es jedoch, sich seine Karriere mit seinem Verhalten außerhalb der Turnier-Szene zu ruinieren.

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Quelle(n): theScore via YouTube, Dexerto, euronews, Sportskeeda
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Nyla

Wieso glaubt man damit auch noch durchzukommen? Esport in Indien hat es eh nicht so leicht, ua weil einige Spiele wie zb PUBG und MLBB dort gebannt sind.
Nee, dass war echt richtig dumm.

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