Twitch hat die beiden deutschen Casino-Streamer Scurrows und Orangemorange für jeweils 14 Tage wegen hasserfüllten Verhaltens gebannt. Beide drohen sofort mit ihren Anwälten. Scurrows sagt, er habe noch heute eine einstweilige Verfügung erlassen.
Wen hat es da erwischt?
- Kevin „Orangemorange“ Bongers hat sich auf Twitch mit GTA 5 eine Community aufgebaut, streamte dann aber vor allem Slots. Seitdem Twitch das Online-Casino Stake verboten hat, hat sein Kanal rapide an Relevanz verloren.
- Theo „Scurrows“ Bottländer hat sich ebenfalls mit GTA 5 eine Community auf Twitch aufgebaut, war dann lange gesperrt, bis er sich auf die Plattform zurückklagte. Auch mit seinem Kanal ging es 2023 eigentlich bergab. Doch in den letzten Wochen erlebte Scurrows einen Höhenflug auf Twitch, nachdem er mit der Streamerin Shurjoka aneinandergeraten war.
- Beide sind mit der Konkurrenzplattform von Twitch, Kick, verbandelt. Hinter der Plattform steht der Gründer des Online-Casinos Stake.
Tanzverbot gilt als Gegner der beiden:
14 Tage Bann für „hasserfülltes Verhalten“
Was weiß man über die Banns? Beide Streamer wurden am Abend des 19.7. für jeweils 14 Tage gebannt. Wenn man nach ihren Reaktionen auf Twitter geht, muss der Bann fast bei beiden zeitgleich erfolgt sein.
Orangemorange sagt, er war am 9. Juli gerade wieder auf Twitch aktiv und habe „NUR“ Rollenspiel in GTA 5 gemacht. Twitch habe ihn offenbar für „hasserfülltes Verhalten“ gebannt, aber nicht näher ausgeführt, für welches Fehlverhalten man ihn gesperrt habe.
Scurrows ist für denselben Grund für 14 Tage gebannt worden.
„Twitch ist wirklich einfach nur das Allerletzte“
Wie wollen die beiden reagieren? Orangemorange hat angekündigt, er habe seinen Anwalt schon kontaktiert.
Scurrows geht sogar noch weiter: Er will sich mit einer einstweiligen Verfügung wieder auf Twitch zurücklagen. „Seine Kanzlei“ habe bereits heute noch, am 19.7., eine einstweilige Verfügung herausgeschickt.
Scurrows sagt: „Twitch ist wirklich das Allerletzte“ – will aber offenbar trotzdem so schnell wie möglich auf die Plattform zurück.
Er kritisiert, Twitch habe ihm keine ausreichende Begründung für den Bann genannt.
Das steckt dahinter: Offenbar glauben beide Streamer, sie seien auf Twitch nun unerwünschte Personen, weil sie auf der Konkurrenzplattform Kick streamen und für sie werben.
Das internationale Äquivalent zu ihrem Bann ist wohl die permanente Sperre des zu Kick gewechselten Streamers „Adin Ross“: Der war lebenslang von Twitch gesperrt worden, weil er seinen Kick-Chat auf Twitch übertrug und der, in den Augen von Twitch, „unmoderiert“ war.
Ross sagte, das sei nur ein Vorwand, für sowas würde niemand gesperrt werden.
Auch Scurrows und Orangemorange scheinen zu glauben, sie seien nicht für ein bestimmtes Verhalten gebannt worden, sondern weil Twitch sie loswerden wolle. Das ist auch eine bekannte Legende, die um DrDisrespect kreist.
Es ist schon auffällig, dass beide Streamer fast zeitgleich gebannt wurde und ohne, dass man so genau weiß, warum es sie erwischt.
Bann trifft Scurrows mitten im Höhenflug
Der Bann wird vor allem Scurrows treffen, der hatte zuletzt mehr Zuschauer auf Twitch als je zuvor, wenn er sie auch mit schwierigen Methoden erreichte.
Scurrows hatte erst einen Tag vor seinem Bann einen Sieg errungen, nachdem er dem YouTuber HerrNewstime erfolgreich mit einer Abmahnung gedroht hatte (via twitter). Die Abmahnung nahm Scurrows zurück, nachdem HerrNewstime Videos über den „gamescom-Vorfall“ löschte, die Scurrows als „voller Lügen“ bezeichnet hatte.
Die Allmachtsphantasien erhalten gerade einen Dämpfer:
Wie ist die Reaktion? Beide Streamer sind umstritten. Auf „Streamerbans“ löst der Bann von Orangemorange einige Begeisterung aus;
- Man hofft dort, der Bann sei „für immer“.
- Ein Nutzer sagt: „Das Beste, was Twitch in den letzten Wochen gemacht hat“.
- Viele kommentieren mit „W“, sehen da als Sieg für Twitch.
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Die 80er haben angerufen.
In meiner Jugend gab es auch immer Nachbarn die mit Anwalt gedroht haben.
Kommt anscheinend auch das schöne deutsche Spießertum zurück.
Dachte heutzutage würde man alles “gstyle-mäßig” klären 😉
Was für Lappen 😂
Was ein wirrer Kommentar.
Es geht hier um deren feste Einnahmequelle – ggf. um Tausende Euro. Natürlich regelt man soetwas mit einem Anwalt.
Was will man auch sonst gegen die Willkür von Twitch tun? Würde mich interessieren, wie du reagiert hättest
An ihrer Stelle? Es akzeptiert, wie der “harte Mann”, der “ich” immer vorgebe zu sein – “meinem” Image als “böser Bube” und “Alpha-Mann”, das “ich” krampfhaft zu pflegen versuche, würde es auch nicht schaden, viel weniger als wie so ein “Sigma-Männchen”, immer gleich zum Anwalt zu laufen, weil “ich” bestraft werde. Wegen Street-Credibility und so.
Was für eine qualifizierte Antwort lol
An deren Stelle hätte ich meine Armee aus 9jährigen den Reichstag stürmen lassen.
Chill mal.
Die haben versucht mit Asi- und Gangsta-Style irgendwie Kohle zu verdienen.
Hat halt nicht geklappt.
Heißt, Mund abwischen und auf Kick weitermachen.
Die Show mit ‘Anwalt einschalten’ wird sie ein paar 9jährige Fans kosten – das ist so gar nicht Gangsta.
Am Ende werden sie es aber schon irgendwie überleben, gibt ja jedes Jahr neue 9jährige.
Anyways… Hab gehört Samstag gibt es schönes Wetter?
Fraglich ob die beiden zugeben würden was der Grund für einen Bann ist, wenn er berechtigt ist.
Es ist aber auch lächerlich Werbung für die Konkurrenz zu machen, über die Plattform herziehen und dann klagen zu wollen für einen 14 tägigen Bann.
Beide empfinde ich ohnehin schon als sehr unangenehm.
Warum wollen die sich da rein klagen? die haben doch ein Deal mit Kick. Man kann Sie doch auch von der Plattform nehmen. Ihnen gehört Twitch nicht und ihre Kanäle werden gesperrt.
Früher konnte man jmd bannen ohne das jmd was labert…
ermessensspielraum.
Sein ganzes gelabert baut nur auf das erniedrigen anderer.
Einfach zu erklären: diese beiden Nacken haben keinen gesonderten Deal mit Kick, die haben keinen besonderen Status dort und auch kein Handgeld bekommen.
Daher wollen Sie…
a) noch die Möglichkeit haben bei Twitch Geld abzugreifen und
b) machen die auf Twitch Werbung für ihren Kick-Kanal
Auf Kick hat Scurrows zum Beispiel gute 17.000 Follower, bei Twitch knappe 200.000. Orangemorange hat auf Kick 18k, auf Twitch 520k. Der Reichweitenunterschied ist enorm. Die beiden brauchen halt Twitch wegen dem Geld und der Geltungssucht. Deswegen schießt Scurrows auch immer sehr scharf in allen SMs – der hat noch immer das Motto im Kopf “auch schlechte Publicity ist gute Publicity”.. weswegen er auch niemals brand-save wird. Wenn man ihm Twitch nimmt, bricht seine Reichweite eklatant ein; so ähnlich auch bei Orangemorange.
Immer großartig, wenn solche… interessanten Leute… so tun, als hätten sie Ahnung von Recht.
Scurrows kann keine “einstweilige Verfügung erlassen”, das kann nur das Gericht. Er kann sie höchstens beantragen, dh. einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung an’s zuständige Gericht schicken. Auch kann die von ihm beauftragte Kanzlei keine “einstweilige Verfügung rausschicken”, sondern nur den Antrag dazu.
Inhaltlich haben wir es hier mit einem typischen Spannungsfeld zu tun:
Hier muss ein Weg gewählt werden, der die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit einhält.
Desto stärker die Konkurrenz von Twitch wird (sei es YouTube Gaming, Facebook Gaming oder nun Twitch) desto geringer ist das Schutzbedürfnis auf Twitch, da Teilhabe bei Vorhandensein hinreichend relevanter Alternativen dort noch möglich ist.
Die Frage, ob auch im Rollenspiel gespielte Hassreden als Verstoß gegen die Nutzerbedingungen gewertet werden dürfen, ist auch interessant. Meiner Einschätzung nach lautet die Antwort “Ja”, insofern es sich um “freies Rollenspiel” handelt. Daher: Wenn ein Single-Player-Spiel z.B. ermöglicht, einen problematischen Charakter böse Dinge tun zu lassen, ist das wohl noch im Rahmen des Erlaubten, weil ein Verbot unverhältnismäßig erschiene. Wer jedoch z.B. in GTA 5 völlig freiwillig und bewusst einen “White Supremacist” spielt und üble Beleidigungen gegen People of Color raushaut sollte dafür auch gebannt werden können, weil sonst die Vorgabe, keine Hatespeech zu tätigen, völlig nutzlos wäre, wenn die Ausrede “Es war doch nur Rollenspiel” es wieder erlauben würde. Hier dürften die Plattformen durchaus das Recht haben, Verbotsvorgaben machen zu können. Aber das sind alles Fragen, die früher oder später die Gerichte beschäftigen werden.
“Je … desto …” 🤟🏿
Bei Twitch arbeiten doch auch nur Clowns. Also man braucht kein Genie zu sein um zu erkennen, dass man jetzt die Streamer los werden möchte die zu Kick wechseln und nebenbei noch Werbung auf Twitch für Kick machen 😂Das würde ich auch nicht Dulden aber ob Twitch damit durch kommt? Amouranth wurde ja auch gebannt und laut Streamerbans nach 1 Tag wieder entbannt, mal wieder… wie viele Bans braucht es bis zum Perma?
Die Frage, ob Streamer auf Twitch Werbung für Alternativplattformen machen dürfen (und inwiefern Twitch dagegen vorgehen darf), ist rechtlich auch sehr interessant.
Dass Twitch ein berechtigtes Interesse hat, dass die von Twitch bezahlten Streamer eine gewisse Loyalität an den Tag legen, dürfte unbestritten sein. Wie stark die Loyalitätspflichten sind dürfte von der genauen vertraglichen Gestaltung abhängen (z.B. dürften “Partner” höhere Loyalitätspflichten haben als “Affiliates”), aber generell sind solche Loyalitätspflichten sowohl im Arbeitsrecht als auch im Zivilrecht üblich (z.B. Wettbewerbsverbote, aber auch allgemeine Vertragspflichten nach Treu und Glauben).
Die Möglichkeiten einer Plattform zu nutzen, um gezielt Werbung für die Konkurrenz zu machen, ist dabei natürlich erstmal problematisch und kann den Betreiber der Plattform durchaus berechtigen, das bestehende Vertragsverhältnis zu suspendieren oder fristlos zu kündigen (was einem permanenten Bann entsprechen würde).
Für diesen ganzen Bereich gibt es halt noch keine höchstrichterliche Rechtsprechung, daher muss man wirklich abwarten, was die Judikative da raushauen wird – bis es Urteile vom BGH oder gar BVerfG gibt werden jedenfalls noch einige Jahre vergehen, bis dahin gilt wie immer der typische Juristen-Spruch “Ver Gericht und auf Hoher See ist man in Gottes Hand”…
Ist eigentlich ne ganz einfache Sache: geh mit Burger King food zu McDonald’s und beginne dieses zu verspeisen, die Reaktion dürfte Recht schnell folgen.
So ähnlich wird sich das auch in diesem Fall verhalten, schätze ich jedenfalls mal.
Selbst wenn Twitch diesbezüglich noch keine Regeln aufgestellt hat heißt es nicht das man absolute Narrenfreiheit besitzt
Mit Amouranth ist das so eine Sache. Einerseits will Twitch sie loswerden, da sie sehr offensichtlich die Plattform nur als Werbeträger für OnlyFans nutzt.
Andererseits hat sie auf Twitch Horden von sagen wir mal, „gemächtgesteuerten“ Simps, die massenhaft Abos abschließen oder verschenken. Von jedem davon bekommt Twitch einen saftigen Anteil.
Zwickmühle.