So wollen die Ex-Chefs von Blizzard und Bungie jetzt das AAA-Gaming retten

So wollen die Ex-Chefs von Blizzard und Bungie jetzt das AAA-Gaming retten

Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Blizzard (WoW, Overwatch, Diablo) und Bungie (Destiny). Beide hatten eine glorreiche Vergangenheit, bis Activision kam. Beide gerieten danach in die Kritik und in beiden Firmen gingen die langjährigen Chefs. Diese beiden Ex-Chefs, Mike Morhaime und Harold Ryan, bauen jetzt jeweils eine eigene Firma mit einem neuen Ansatz auf.

Blizzard und Bungie sind zwei der klangvollsten Namen im Gaming, deren Glanz in den letzten Jahren etwas ermattet ist. Nun stehen die ehemaligen Chefs der zwei Firmen hinter den wohl spannendsten Neugründungen im Gaming der letzten 5 Jahre.

Wer sind die Ex-Chefs?

  • Mike Morhaime (52) war sowas, wie „die gute Seele von Blizzard.“ Der gründete 1991 die Firma, die später Blizzard wurde, leitete die Geschicke des Studios fast drei Jahrzehnte und trat als Präsident und CEO von Blizzard im Oktober 2018 zurück.
  • Harold Ryan fing vor 2001 bei Bungie als „Test Manager“ an, stieg dann über die Jahre in der Firma immer weiter auf, bis er es 2008 zum Chef von Bungie brachte. Im Januar 2016 verließ er Bungie nach mehr 15 Jahren ohne große Abschiedsworte. Im Gegensatz zu Morhaime ist Ryan deutlich zurückhaltender, was die Öffentlichkeit angeht.
ProbablyMonsters-Harold-Ryan
Das ist Harold Ryan. Er hat “Probably Monsters” aufgemacht.

Warum sind die aus ihren Jobs weg? Man weiß es nicht so richtig. Offen sprach darüber keiner. Morhaimes Abgang war von wohligen Worten begleitet, Ryan ging geräuschlos von Bungie. Später sagte Ryan, das Team war auf einem guten Weg und für ihn war es eine gute Zeit, was anderes zu machen. Die Kinder waren aus dem Haus und er überlegte sich, wie seine Zukunft aussehen würde (via venturebeat).

Man munkelt und vermutet aber: Der große Publisher Activision könnte beim Abschied beider Chefs von ihrem Lebensweg eine Rolle gespielt haben. Denn der finanzstarke Publisher stieg bei beiden Firmen ein und änderte offenbar die Unternehmenskultur:

  • Activision fusionierte mit Blizzard im Jahr 2008
  • den Deal mit Bungie über “10 Jahre Destiny” schloss Activision so 2012 rum ab

Ryan ging 2016 von Bungie weg. Da war Destiny grade im Umbruch. Zu der Zeit musste wohl Destiny 2 rebootet werden und es war klar, dass man den engen Zeitplan von Activision Blizzard nicht einhalten konnte. Destiny 2 musste um ein Jahr verschoben werden und es entstand eine klaffende Content-Lücke, die gerade zu Beginn 2016 riesig war.

Der Director von Destiny 2, CJ Cowan, verließ Bungie zusammen mit Harold Ryan und arbeitet mittlerweile in dessen Firma. Ob Ryans Abgang mit dem Reboot von Destiny 2 zusammenhing, weiß man aber nicht. Bungie gilt als chronisch verschlossen – da kommen kaum Internas ans Licht.

Bei Morhaime nehmen viele an, er sei vor dem „wachsenden Einfluss“ von Activision geflüchtet. Die hätten drauf bestanden, dass Blizzard Spiele fertig stellt und mehr aufs Geld achtet, sagen Insider-Bericht.

Morhaime galt da als eine Bastion, noch das alte Blizzard hochzuhalten, bei dem Qualität vor allem stand und Dinge eben „when it’s done“ kamen, wenn man soweit war und nicht, wenn das Finanzjahr es diktiert.

Morhaime-Blizzard
Mike Morhaime, er trat im Oktober 2018 als Präsident von Blizzard zurück.

Die “Indie-AAA-Firma” als neues Modell

Das machen die beiden jetzt:

Beide machen praktisch das Gleiche. Sie haben eine Mutter-Firma gegründet, die Entwickler-Teams beschäftigt. Bei Probably Monsters sagt man, man will AAA-Titel entwickeln. Bei Dreamhaven hat man zumindest Entwickler mit reichlich AAA-Erfahrung an Bord.

Es ist eine neue Art von Firmen: nicht mehr ein klassisches Studio, sondern gleich mehrere unabhängige Entwickler-Teams unter einem Dach. Die Teams sollen dann jeweils eigene Spiele entwickeln:

  • Harold Ryan gründete 2016 “Probably Monsters” – in einer Finanzierungs-Runde nahm man 2019 gleich 18.8 Millionen $ ein. Mittlerweile ist das Studio in Issaquah Washington auf über 100 Mitarbeiter gewachsen
  • Morhaime gründete vor wenigen Wochen “Dreamhaven”, zusammen mit seiner Frau Amy Morhaime. Das ist aus eigener Tasche finanziert, heißt es, man hat 27 Mitarbeiter.
Probably-Monsters-100
Im April 2020 hat Probably Monsters die 100 Mitarbeiter erreicht.

Beide eröffneten sozusagen Firmen, an denen dann „Inhouse“-Studios hängen. Es gibt zwei Unterschiede:

  • Dreamhaven von Morhaime will die Spiele dann als Publisher selbst herausbringen. Hier backt man eher kleine Brötchen. Morhaime betont vor allem die familiäre Atmosphäre und dass man “unabridged” sein möchte und zeigen will, wie man das Geschäft “Gaming” und die Spieler besser behandeln kann als andere das tun.
  • Bei Probably Monsters von Harold Ryan haben die 2 Studios selbst bereits Publishing-Verträge mit “großen externen Publishern” geschlossen, hieß es bereits 2016 (via Businesswire). Ryan spricht immer wieder von “AAA”-Games, die dort entstehen, also den richtig teuren Blockbuster-Krachern.

Chefs holen sich Top-Mitarbeiter von früher

Beide setzen für ihre Pläne auf Veteranen, mit denen sie vorher zusammengearbeitet haben. Morhaime hat einige Top-Leute von Blizzard bei seinem Team „Dreamhaven“ wie Dustin Browder, den Lead Designer von StarCraft II und Heroes of the Storm, oder Eric Dodds, den Lead Designer von Hearthstone.

Das sind lauter erfahrene Leute, die über Jahre von “Blizzard verschwunden sind.” Dustin Browder hatte etwa an dem eingestellten StarCraft-Shooter “Ares” gearbeitet und ging, nachdem das Projekt eingestellt war.

Blizzard hatte im Oktober 2019 eingestanden, dass 3 Top-Leute gingen – die sind alle bei Morhaime gelandet.

Blizzard bestätigt: 3 Top-Entwickler sind schon vor Monaten gegangen

Bei „Probably Monsters“, dem Projekt von Ryan, arbeiten mittlerweile viele, die früher bei Bungie waren. So hat er CJ Gowan, der eigentlich Destiny 2 leiten sollte. Auch Jon Weisnewski, der langjährige Waffenchef ist dabei.

Was machen die konkret?

  • Bei Probably Monsters hat man 3 Studios, die „Next-Gen AAA-Franchises“ bauen. Zuletzt hat man die Torchlight-Macher ins Boot geholt. Es klingt danach, als entstehen große Online-Multiplayer-Games bei Probably Monsters.
  • Morhaimes Dreamhaven hat 2 Studios, die eigene Spiele entwickeln sollen. Wenn man sich die Erfahrung der Teams anscheint, scheint es wahrscheinlich, dass auch hier Online-Games entstehen.

Bislang ist noch kein Projekt der Studios angekündigt wurde. Die Teams sind weiter im Aufbau und in der Konzeptions-Phase. Was die Studio-Chefs sagen klingt aber genau nach dem, was Spieler hören wollen.

Morhaime sagt: “Wir versuchen fast, einen Himmel für Entwickler zu schaffen, die ein Umfeld wollen, dass das Produkt wertschätzt, entwicklerfreundlich ist und die Spieler-Erfahrung über kurzzeitigen finanziellen Gewinn stellt.” (via venturebeat)

Auch Ryan hat ähnliche Pläne. Die Firma ist ein Mix aus Studio und Publisher: Eine neue Art von Firma für eine neue Zeit. Er betont, wie wichtig es ihm ist, dass sich Entwickler in der Firma wohlfühlen, das Vertrauen spüren und ein sicheres Umfeld genießen.

Wie ein großer Publisher – ohne die Nachteile

Das ist die Idee: Wenn man den Leuten zuhört, die bei Dreamhaven arbeiten, kommt eine Sache raus:

  • Man will mit den finanziellen Mitteln arbeiten, die man von AAA-Studios gewohnt, die eben nur ein großer Publisher bieten kann
  • Es soll die künstlerische Vision im Vordergrund stehen. Die Spiele-Entwickler wollen künstlerische Freiheit, ohne Kompromisse zu machen

Bei Probably Monsters ist das Thema sehr ähnlich:

  • es soll eine Umgebung geschaffen werden, die eine Kultur wie ein “kleines Studio” hat, aber dann eben große Spiele entstehen lässt
  • daher setzt man auf Werte wie Vertrauen und Respekt untereinander

Man darf gespannt sein, ob der neue Ansatz von Ryan und Morhaime uns in Zukunft die Spiele bringen können, die wir wollen. Offenbar will man große, hochwertige Spiele bauen, dabei aber die Stimmung eines “kleinen Teams” behalten, in dem jeder einander kennt und man darauf achtet, dass es auch allen gut geht.

Das scheinen genau die Kritikpunkte zu sein, die AAA-Entwickler an ihren Arbeitgebern haben: Es dreht sich nur noch um Profit und Finanzberichte. Die Spiele und die Vision dahinter geraten in den Hintergrund.

Vielleicht schafft es eins der “neuen Projekte” den Zauber von einst einzufangen. Auf die Spiele von Dreamhaven werden wir wohl noch lange warten müssen, aber die von Probably Monsters könnten gar nicht mehr so weit weg sein.

Activision Draining Blizzard title
Seit Activision bei Blizzard mehr bestimmt, geht es bergab – das finden einige Mitarbeiter, aber auch viele Spieler.

Der Kulturwandel bei Blizzard ist etwas, über das seit Jahren gesprochen wird und das in den letzten Jahren mit einigen Vorfällen und Abgängen deutlicher ans Licht trat. So richtig offen wird über den Zustand von Blizzard selten gesprochen, aber ein Insider-Bericht aus dem Januar 2020 zeichnet ein spannendes Bild von dem, was da bei Activision Blizzard los ist:

Neuer Insiderbericht wirft düsteres Licht auf das, was bei Blizzard los ist

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Jokl

Können sie gleich die guten Leute von Bioware holen :), da ist ja auch seit Jahren Ebbe.
Zumindest macht es den Eindruck als leben die eher von alten Errungenschaften, die neuen waren eher Mähh.

Messeryocke

Interessant ist es allemal, jedoch sagt alleine das Sie Bekannt nix darüber aus ob es denn auch mit Ihren Visionen und Zielen klappt. Amazon hat auch “Starentwickler” aus anderen bekannten MMO’s rekrutiert, wie auch viele andere Studios. Das muss gar nichts heißen. Man kann jetzt über asiatische MMO’s sagen was man will, aber hört und liest man da das wieder einer herumposaunt Wir machen alles jetzt besser und schaffen was großes. Nein, die hauen nur eines nach dem anderen raus und dann kommt aber auch was auf den Markt das bereits viel Content im Bauch hat. Ich warte da mal ab, egal wie großspurig die Ankündigungen klingen. Am besten schmeckt mir Essen nachdem es gekocht ist…bleibt gesund und habt einen schönen Tag

lrxg

Stimme ich voll zu. Für mich müssen die das MMO-Genre nicht neu erfinden, sondern einfach Games machen. Ein MMO mit aktueller Technik, guter Story, gutem Kampf- und Progressionssystem und halbwegs balanciertem PVP, zusammen mit stabilen Servern/Frameraten und kompetentem Support. Ja, die Liste ist anspruchsvoll – aber dort ist nichts drin, was technisch unmöglich ist bzw. was es nicht schon mal gegeben hat.

Neradox

Sehr interessanter und guter Beitrag, hat sich schön lesen können! 🙂
Ich bin sehr gespannt, was da in Zukunft auf uns zu kommt!

Im Grunde braucht man für einen Gassenfeger nur gute Ideen und die fliegen niemandem zu, egal wie bekannt er ist und wie viel Geld er hat.

Eine entindustrialisierung in einer Branche welche Umsatz mit Spass und Freizeitgestaltung machen will sehe ich persönlich als Grundlage an.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Bodicore
N0ma

Bevor da was kommt dauerts natürlich, wir haben jetzt eine Dürre 😉
Dreamhaven hört sich aber gut an, back to the roots. Vor mir aus können sie aus ihrem Eingangsbild gleich ein MMO machen 🙂

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von N0ma
Alitsch

Ich bin gespannt, Ich finde die Entwicklung interessant.
Ich finde das große Publisher langsam zu sehr Profit orientiert sind, es gibt kaum Neuerungen im Gameplay und Co oder man kopiert noch vom einander oder versucht an Nostalgie der Vorgänger zu setzen.
langsam kommt mir Gaming wie Fastfood vor, nur Maßen tauglich, es wird immer seltener wenn das Geschmacklich zu Geltung kommt.

Schönes Beispiel. Trifft voll zu

Envy

Ich verstehe nicht genau warum das Triple A Gaming gerettet werden muss, außerdem verstehe ich auch nicht wie man es den retten möchte.

Zusammengefasst hört es sich so für mich als ob da jetzt zwei neue Studios mit “angenehmer” Umgebung für Entwickler, Spiele entwickeln möchten die auf Triple A Niveau sind.

Wie das funktionieren soll ist mir allerdings schleierhaft. Es ist ja schön das man Top Entwickler an Bord holt, aber das reicht ja nicht für Triple A. Triple A oder Blockbuster tragen ihren Namen hauptsächlich von den finanziellen Mitteln die dafür aufgewendet wurden. Wenn diese nicht zur Verfügung stehen, geht es Richtung Indie Games. Das ganze hat mit Triple A relativ wenig zu tun.

Zudem sind Triple A Titel immer eine schwierige Sache, wenn danach die Einnahmen ausbleiben, sind diese Studios schnell wieder verschwunden.

lIIIllIIlllIIlII

“Geplante Blockbuster” haben meiner Einschätzung nach ein schweres Leben. Bin gespannt wann sie kein Geld mehr haben.

Denis

Das sind erfahrende Männer, die werden schon wissen was sie tun und welche Risiken sie damit eingehen. Ich finde das genau sowas endlich mal passieren muss in der Spieleindustrie, aber es gibt halt immer was zu meckern von einigen Leuten 😉
Lass dich doch einfach mal überraschen was dabei raus kommt 🙂

Envy

Was genau meinst du mit, das genau sowas endlich mal passieren muss in der Spieleindustrie? Es gibt viele Indie Studios, da ändert sich jetzt nicht viel. Ich meckere auch nicht rum, ich sag nur das man nicht einfach sagen kann, wir produzieren Triple A Spiele, wenn der finanzielle Background nicht gegeben ist. Es einfach nur zu sagen macht es nicht zum Triple A.

Alitsch

Ich schätze er meint es wird Zeit für eine neuen großen Publisher , die anderen haben eine Art Monopol unter sich aufgeteilt. Wird ein kleine Firma erfolgreich wird diese von einen oder anderen Publisher sofort/gleich aufgekauft oder verpflichtet.
es ist nach dem Motto Konkurrenz belebt das Geschäft

Denis

Ich meine die Firmen Politik an sich, das worum es in dem Thema hier geht.
Guck dir doch mal die ganze Spiel Industrie an und aus das was Blizzard geworden ist!
Das ist eine Schande.
Das ganze ist ja nicht nur in der Spieleindustrie so, das passiert leider Weltweit in jeder Branche auch in der Firma in der ich arbeite gehts nur noch um “den schnellen Dollar”.
Es gibt kaum noch Nachhaltigkeit. Von dem Umgang mit Mitarbeitern ganz zu schweigen.
Ich find es gut das die dort gekündigt haben und sich ihre eigene Welt schaffen.
Ich hoffe sie machen es gut und werden erfolgreich, als Symbol das es auch anders geht.
Irgendjemand muss ja den Anfang machen sonst sehe ich schwarz..

Keine Ahnung was du hast, aber die finanziellen Mittel sollten sie haben .
Das ist ja kein Indie Studio.
Ein Triple A Game im wert von mehreren Millionen von $ sollten die ohne Probleme auf die Beine stellen können.

Envy

Welche finanziellen Mittel? Ich hab was von 18 Millionen gelesen…da sind wir nicht annähernd im Bereich von Triple A. Ein GTA 5 lag bei über 250 Millionen Entwicklungskosten, da ist Marketing noch nicht eingerechnet.

Ich denke du verstehst den Begriff Triple A nicht so ganz…ein Spiel wird nicht zum Triple A wenn es sich gut verkauft, es handelt sich um Triple A, je nachdem wieviel finanzielle Mittel dafür aufgebracht wurden…ob es ein Erfolg wird oder floppt, spielt für die Begründung von Triple A eine untergeordnete Rolle.

Hamurator

Das ist das Risiko der Branche, ja.

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