Ich habe 127 Stunden mit dem genialen neuen Spiel auf Steam verbracht, aber das Ende ist ein Witz

Ich habe 127 Stunden mit dem genialen neuen Spiel auf Steam verbracht, aber das Ende ist ein Witz

Das Strategie-Spiel Millennia erschien am 26. März auf Steam. MeinMMO-Autor Schuhmann hat schon unzähligen Partien mit dem 4x-Spiel verbracht und ist begeistert. Aber er sagt auch: Bei aller Liebe, das Ende ist ein Witz. Nach 10 Stunden Welteroberung gibt’s einen müden Screen. Ernsthaft?

Was ist das für ein Spiel?

  • Millennia ist sowas wie Civilization, aber man kann nur eine begrenzte Zahl von Städten, vielleicht sechs bis acht besitzen und direkt steuern. Diese Städte können sich jedoch über eine riesige Fläche erstrecken und wachsen auch nach vielen Spielstunden noch weiter.
  • Daher ist es wichtig, wo man die Städte positioniert und dass man genug Platz hat, um sie im Laufe von 6.000 Jahren immer weiter auszubauen.
  • Unterschiedliche Zeitalter, die mal auftreten und mal nicht, sorgen für Abwechslung im Spiel. Stellenweise erhält man Fertigkeiten, die man sich in Strategie-Spielen schon immer gewünscht hat: Man kann Sandbänke errichten, wo sonst nur Wasser ist, oder Berge einebnen. Vorher nutzlose Gebiete werden nach tausenden Jahren plötzlich wertvoll.

Millennia hat eine tolle Lernkurve und geniale Ideen

Warum gefällt mir das Spiel so gut? Ich war gleich zu Beginn von Millennia gefesselt und die Faszination ist in den letzten 3 Wochen eher größer geworden, je mehr ich das Spiel verstehe.

Denn da ist keine Civilization, nicht mal annähernd, sondern eine Städtebausimulation, wobei man die Nachbarvölker ausschalten oder zumindest von den eigenen Gebieten aussperren muss, damit sie mit ihren Dörfchen nicht die eigenen Pläne von riesigen Metropolen ruinieren, die sich über ganze Kontinente erstrecken.

Millennia hat eine unheimlich befriedigende Lernkurve und ist in sich schlüssig. Es hält sogar angenehme Überraschungen bereit. In jedem Zeitalter warten neue Probleme auf den Spieler: Ständig wollen die Bürger mehr, erst Essen und Häuser, schließlich sanitäre Einrichtungen, Strom, eine Religion und am Ende sogar Zugang zum Internet.

Es lohnt sich logisch zu denken und Produktionskette aufzubauen: Städte haben durch die Umgebung, in der sie liegen, natürliche Tendenzen in die ein oder andere Richtung zu wachsen. Wo es viel Wald gibt, kann man den Wald abholzen und Papier daraus gewinnen. Vielleicht entsteht hier das religiöse oder intellektuelle Zentrum eines Reiches. Eine Bergbaustadt kann Erz abbauen, vielleicht das Ruhrgebiet des eigenen Reichs werden.

Dabei bringen normale Strategien aus anderen Spielen, wie ungehemmtes Wachstum, oder skrupellose Eroberung einige Tücken mit sich, denn wer zu schnell wächst, der weckt Begehrlichkeiten im Volk, die er nicht erfüllen kann. Wer zu viel erobert, ohne abzusichern, hat schnell eine Revolution am Hals.

Immer wenn man einen Aspekt des Spiels vernachlässigt, kommt er zielsicher und beißt einen in den Hintern.

Das gibt mir den Kick: Trotz mäßiger Steam-Reviews gefällt mir Millennia sehr gut, weil ich die Einschränkungen des Spiels akzeptiere:

  • Millennia wäre viel leichter, wenn man eroberte Städte von Gegnern einfach einreißen könnte, um Platz für die eigenen Städte zu schaffen – das geht aber nicht, man muss um die existierenden Städte der Feinde herumbauen
  • Millennia wäre ebenfalls viel leichter, wenn man alle eroberten Städte einnehmen und selbst lenken könnte – aber auch das geht nicht, man ist auf relativ wenige Städte begrenzt

In den Reviews auf Steam wird das kritisiert, mich hat es am Anfang auch geärgert, aber mittlerweile habe ich sie als notwendige Limitationen des Spiels akzeptiert. Sie machen den Reiz von Millennia aus.

Sich darüber zu beschweren, ist ungefähr so, als sich darüber zu ärgern, dass der Bauer im Schach gegnerische Figuren nur diagonal schlagen kann und nicht einfach Figuren, die vor ihm stehen, weg holzt.

millenia
Mehr gibt es zum Ende nicht – Geh zurück ins Hauptmenü und starte neu.

Wie enden die Spiele? Das ist der Punkt, den ich Millennia bei bestem Willen nicht verzeihen kann.

Zwar gibt es mehrere Arten, eine Partie zu beenden. Ich habe jetzt nach 127 Stunden mit der Steam-Version zwei der Standard-Enden gefunden, entweder man führt sein Volk zur Transzendenz, was ziemlich leicht geht, oder baut mühselig ein Kolonieschiff zum Mars zusammen, bevor das die bösen Deutschen schaffen.

Aber egal, wie man das Spiel beendet: Nach einer epischen Partie von 10 Stunden bekommt man einen einzigen schnöden Sieges-Bildschirm, mit der Nachricht „Du hast gewonnen“, ohne irgendwelche Statistiken, Fanfaren, Videos oder irgendwas.

Und schon geht es zurück ins Hauptmenü, wo man gefälligst die nächste Partie zu beginnen hat, wie das Spiel einem zu verstehen gibt.

Wer glaubt, dass bei “View Map” irgendwas Tolles auf den Spieler erwartet, den muss man enttäuschen. Man darf lediglich wirkungslos und fast wie in Zeitlupe über die Landkarte scrollen und die Schwachstelle des Spiels, die Grafik, bewundern.

steam-enden
Für jede Art zu gewinnen, gibt es einen Erfolg.

Bei aller Liebe und allem Reiz, den ich den unpolierten und unfertigen Spiel-Mechaniken abgewinnen kann, die paar Arbeitsstunden, um Millennia ein halbwegs angemessenes Ende zu verpassen, hätten doch wirklich drin sein müssen.

So drängt sich selbst mir, der dem Spiel maximal positiv zugetan ist, der Verdacht auf, dass Millennia dringend noch ein halbes Jahr oder mehr in der Entwicklung hätte bleiben sollen.

Meinen Eindruck von Millennia nach den ersten Tagen lest ihr hier:

Ich bin besessen von einem neuen Spiel auf Steam: Hab in 4 Tagen schon 40 Stunden versenkt

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Chitanda

Naja mal sehen was noch mit den DLC’s dann so kommt is nen Paradox-Game da kommt noch viel content, bin auch auf den Civ-Konkurrenten aus dem Hause Microsoft Ara History Untold gespannt, sieht zumindest was man schon kennt auch sehr sehr gut aus.

Finde es in Millennia schön das da mal einige frische Ideen reinkommen wie Produktionsketten usw.

Liebe grüße

lIIIllIIlllIIlII

Ne, eben weil es ein Paradox Game ist bin ich eher besorgt.

Imperator Rome
Skylines
die letzten Stellaris DLC
Victory 3
Star Trek Infinite

Ich warte darauf, dass sie Millennia auch im Klo runter spülen.

Chitanda

also ich muss sagen das ich Victoria 3 und Stellaris recht gern spiele wobei ich mir bei letzterem noch nich das neue Update usw angeschaut habe

lIIIllIIlllIIlII

Das hat mich auch mega abgenervt. Ich wollte eigentlich noch weiter spielen, ging aber nicht. Da ich schon vor dem letzten Zeitalter die Siegbedingungen erfüllte hatte, gewann ich automatisch mit der Erreichung des Zeitalters.

Es kam einfach ein: Du hast gewonnen und ohne gefragt zu werden war alles vorbei.

Insgesamt fehlt mir tatsächlich einiges. Ich erinnere mich zum Beispiel an das uralte Alpha Centauri. Fast jede Technologie, Event, Gebäude etc hatte entweder eine eigene Videosequenz, einen vertonten Text oder beides. Sehr atmosphärisch. über die Erstellung einer Runde reden wir erst garnicht.

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