Bei den LoL Worlds steht das Finale zwischen G2 Esports und FunPlus Phoenix an. Der Fokus bei den Chinesen liegt auf Kim „Doinb“ Tae-sang, der ist der Midlaner von FunPlus Phoenix. Irgendwie scheint G2 Esports den „Super Carry“ gar nicht aus dem Kopf zu bekommen, kurz vorm WM-Finale der League of Legends.
Was ist das für ein Spiel? Am Sonntag spielen die Europäer von G2 Esports gegen FunPlus Phoenix (China) um die Weltmeisterschaft in League of Legends.
Das wird eines der größten eSport-Events der Geschichte. Das Halbfinale zwischen SKT1 und G2 Esports sollen fast 4 Millionen Menschen gesehen haben: ein Rekord.
FunPlus Phoenix ist auf jeder Position stark besetzt. Der Jungler Tian gilt etwa als absolute Weltspitze. Aber einen besonderen Namen hat sich der MIdlaner „Doinb“ gemacht.
Auf ihm ruhen die Hoffnungen Chinas.
Super Carry, Super Carry
Was ist an Doinb so besonders? Doinb gilt als ein irgendwie seltsamer Spieler.
Mechanisch soll er angeblich nicht „so stark sein“, er soll weniger gut mit Maus und Tastatur umgehen können als vergleichbare Weltklasse-Midlaner.
Der Midlaner von Fnatic, Nemesis, nannte ihn einen der „wahrscheinlich schlechtesten Midlaner im Turnier.“ Musste sich dafür aber viel Spott und Häme gefallen lassen.
Doinb soll ein unglaublich gutes Spielverständnis aufweisen und extrem gute „Picks“ machen, also Champions aussuchen – so hat er Fnatic im Viertelfinale mit Ryze praktisch alleine vernichtet.
Er gilt als ein Spieler, der kaum auf seiner Lane bleibt, sondern sich anders als konventionelle Midlaner frei über das Feld bewegt. Ein solch eigensinniges Verhalten erfordert, dass sein Team sich darauf einlässt und ihn unterstützt. Das scheint bei FunPlus Phoenix zu funktionieren.
Seinen starken Champion-Pool zeigte Doinb im Halbfinale der LoL Worlds. Da war er in Match 1 auf Rumble einfach unwiderstehlich, bevor er dann auf Nautilus eher im Stillen am Sieg seines Teams gegen die LoL Weltmeister von 2018, Invictus Gaming, mitwirkte.
FunPlus Phoenix soll aktuell die stärkste „Bann und Pick“-Phase bei den LoL Worlds 2019 zeigen, heißt es.
Doinb mit KDA von 6.1 bei der WM
So läuft es bei Doinb während der LoL WM: Doinb hat sich den Ruf als „Super Carry“ erspielt, als ein Ausnahme-Spieler, der sein Team alleine zum Erfolg führt.
Wobei die Grenzen zwischen „Ehrfurcht“ und „Ironie“ verschwimmen, seit der Hype um Doinb so groß ist.
Doinb hat bei der WM eine durchschnittliche KDA von 6.1 mit 8 verschiedenen Champions (via gol.gg):
- Ryze, den er in 5 Spielen spielte, weist eine unglaublich hohe KDA von 21.7 auf
- mit Nautilus, den er 3-Mal spielte, ist er eher defensiv bei 3.8
- auf Kayle war Doinb 2-Mal unterwegs
- außerdem spielte er noch Rumble, Renekton, Sion, Galio und Malphite
Zum Vergleich: Faker hat bei der WM eine KDA von 3,8 – Caps von 4.0.
Doinb galt nach Skandal als “verflucht”
Warum galt er mal als verflucht? Doinb ist Südkoreaner, spielt aber seit 2015 in China. Nach 2014 gab es eine Welle, als viele Koreaner nach China gingen, weil dort das frische Geld war und Koreaner zu der Zeit als die besten Spieler der Welt galten.
Ein chinesisches Team hatte Doinb in der Solo-Queue von Korea entdeckt, da hatte er sich schon einen Namen als „High-Elo“-Spieler gemacht.
In China galt seine Karriere aber als „verflucht“, wie DotEsports schildert. Doinbs Zeit in China begann bei den Quia Gu Reapers eigentlich gut, das Team konnte sich sogar für internationale Turniere qualifizieren, wo sie unglücklich ausschieden. Doch dann passierte die Katastrophe.
Ein Konflikt zwischen Doinb und seinem damaligen Jungler sorgte im April 2016 dafür, dass sich das Team aus einem Turnier zurückziehen mussten. Doinb warf dem Jungler damals vor, nicht auf die Coaches zu hören und dafür sorgen zu wollen, dass Doinb auf die Bank gesetzt wird.
Dieser „Skandal“ brachte Doinb einen Karriereknick und einen komischen Ruf ein.
Doinb spielte dann zwischen 2017 und 2018 für eher mäßig erfolgreiche Teams, die nicht viel reißen konnten. Die Qiao Gu Reapers wurden gekauft und zu JD Gaming. Mit dem Team hatte er keinen großen Erfolg. Später wechselte er zu den Rogue Warriors, das lief auch nicht so richtig gut.
Doinb galt schon als koreanischer „Fehlimport“ in China.
Aber während es bei seinen Teams nicht rund lief, hat es Doinb geschafft, relativ spät in seiner Karriere, seinen Spielstil umzustellen und individuelle Preise gewonnen.
Nun ist er für einen breiten und etwas seltsames Champion-Pool in der Midlane bekannt.
Das Team „FunPlus Phoenix“ hat Doinb im Dezember 2018 rekrutiert und sich offenbar dazu entschlossen, komplett auf Doinb zu setzen und seinen Stil, des exzessiven Romans, zu unterstützen. Denn das funktioniert nur, wenn der Rest des Teams mitmacht.
Mit dem Jungler Tian bildet er nun ein starkes Tandem und hat sich den Ruf als „Super Carry“ erspielt.
G2 Esports kann nicht aufhören, an Doinb zu denken
Diese Rolle nimmt er für G2 Esports ein: Die Final-Gegner von G2 Esports sind ziemliche Trolle für so ein Top-Team. Sie scheinen geradezu besessen von Doinb zu sein:
Top-Laner Wunder rief im Viertelfinale nach einer guten Aktion im Match gegen DAMWON Gaming ständig „Super Carry, Super Carry Doinb, Super Carry, Super Carry.“
Midlaner Caps sagte nach dem Halbfinal-Sieg, man überlege jetzt Doinb zu verpflichten. Er selbst werde aus der Midlaner rauswechseln.
Der Chef von G2 Esports, Ocelote, nahm diesen Gag auf: Man sei als G2 Esports zwar ein Team, das nur aus Europäern besteht – außer natürlich, wenn man jetzt Doinb abwirbt. (via inven)
Und Botlaner Perkz hat nun gepostet: „Mein Zimmer ist direkt gegenüber dem von Doinb. Wenn ich in der Nacht vorm Match jede Stunde an die Tür klopfe, können wir beide nicht schlafen – wer gewinnt dann wohl?“
Wie die Geschichte von Doinb ausgeht, erfahren wir am Sonntag zum Finale. Im Moment sieht es so aus, als könnte es die WM des “verfluchten” Doinb werden – aber da haben Caps, Perkz und die anderen sicher was dagegen.
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Nemesis Aussage war schon recht harsch, aber im Grunde genommen auch nicht soooo falsch. Vielleicht hat er sich etwas im Ton vergriffen und hatte eine unglückliche Wortwahl, aber so weit weg ist er von der Wahrheit nicht: Midlaner sind traditionell (!) mechanisch sehr starke und sehr versierte Spieler wie bspw. Faker, EazyHoon, Caps, Rookie oder eben halt auch Nemesis (der zwar noch ziemlich unerfahren ist, aber ein riesiges Potenzial hat). Der klassische Midlaner ist ein Carry-Spieler und weist eine Mischung aus herausragenden, mechanischen Fertigkeiten und einem überdurchschnittlich gutem Spielverständnis auf. Ein guter Midlaner hat in der Vergangenheit seine Lane solide und sicher ausgespielt, gefarmt und immer wieder die Fehler des Gegners bestraft, mit dem Ziel im Mid- & Lategame so gefeedet zu sein, dass er das Game tragen kann…und davon ist Doinb nun mal vergleichsweise relativ weit entfernt.
Allerdings funktioniert League im Jahr 2019 nicht mehr so: Das Spiel ist deutlich schneller geworden und noch nie war es so schwer wie heute, ein Spiel alleine zu tragen. League of Legends ist mehr denn je ein Teamspiel geworden und noch nie war es so “egal” welchen Champion man auf welcher Position spielt. Natürlich gibt es eine gewisse Meta, es gibt OP-Champions und welche die vergleichsweise so schwach sind, dass sie als “unspielbar” gelten. Dennoch sehen wir aktuell die mit Abstand abwechslungsreichsten Worlds aller Zeiten. Noch nie wurden so viele verschiedene Champions gespielt, noch nie gab es so viele Flex-Picks die 2 oder 3 Positionen gespielt werden können. Doinb profitiert sehr stark davon, weil sein Champion-Pool nicht nur sehr viele klassische Midlane-Champions aufweist, sondern er auch einige Midlane-fremde Champions ziemlich gut beherrscht. Dazu kommt, dass ein Midlaner, welcher nicht an seiner Lane klebt besser funktioniert denn je. Deswegen sind Caps und Doinb mit ihren Teams auch aktuell so erfolgreich. Caps ist ähnlich viel auf der Map unterwegs wie Doinb (nicht ganz so viel, aber Caps raomed ebenfalls vergleichsweise viel über die Map) und das alles in Absprache mit seinem Team.
Am Sonntag wird es vor allem wichtig sein, dass G2 sich auf ihren Playstyle konzentrieren und sich nicht (wie viele andere) das Spiel des Gegners aufzwingen lassen. Dabei sollte man sich gar nicht zu sehr auf Doinb oder Tian im Einzelnen versteifen, sondern auf das Gesamtkonstrukt FPX, denn ohne die Rückendeckung seines Teams kann sich Doinb sein exzessives Roaming gar nicht erlauben. Es wird sehr wichtig sein, viel Vision aufbauen und aufrechterhalten zu können um einen unbemerkten Angriff von einem roamenden FPX-Spieler gar nicht erst zuzulassen.
G2 sollte an ihrem chaotischen Playstyle festhalten, mit dem sie in den letzten Monaten so wahnsinnig erfolgreich waren. Darüberhinaus beherrscht G2 es auch sehr gut, eine der Sidelanes mit Ganks aus dem Jungle und von der Midlane so hart zu mobben, dass dem Gegner gar keine andere Möglichkeit bleibt als seine Strategie über den Haufen zu schmeißen und aus dem Takt zu kommen (wie in der Series gegen Damwon, wo Caps und Jankos immer und immer wieder die Toplane penetriert haben). Ich denke, damit sollte man FPX ganz gut knacken können, auch wenn die Teams sich relativ ähnlich sind.
Beste Kommentar seid langen, da hat jemand Ahnung! Danke dafür
Dem kann ich mich nur anschließen. Mit dem Kommentar hättest du als Analyst antreten können. Der G2 Hype ist real! Leider keine Tickets mehr für The Main 2 bekommen aber nur mach ich mit Freunden unsere eigene World’s Finals Party. 😀
Danke, danke 😀
Ich bin zwar Fnatic Fan, drücke den Jungs aber natürlich die Daumen. Es ist Wahnsinn, was man bei G2 aus dem Boden gestampft hat.
Berlin ist leider zu weit weg…ehrlich gesagt ist der Finalort Paris sogar näher für mich 😀 da hatte ich versucht an Karten zu kommen, konnte aber leider keine ergattern.