Wir haben den Chef von Twitch gefragt, was er zu den Skandalen in Deutschland um Anni The Duck und Unge sagt

Wir haben den Chef von Twitch gefragt, was er zu den Skandalen in Deutschland um Anni The Duck und Unge sagt

Auf der TwitchCon Europe 2024 sprach MeinMMO-Redakteurin und Twich-Expertin Lydia mit Twitch-Chef Dan Clancy über aktuelle Entwicklungen auf der Streaming-Plattform.

Dan Clancy übernahm die Rolle des CEO von Twitch im Frühjahr 2023. Damit bekam die Streaming-Plattform zum ersten Mal überhaupt einen neuen Chef. Dieser muss sich vielen Herausforderungen stellen, etwa der Unzufriedenheit mancher Streamer oder der Tatsache, dass Twitch immer noch kein Geld abwirft.

Im Gespräch mit MeinMMO spricht Dan Clancy über Influencer-Skandale und die Rolle von Nicht-Gaming-Inhalten auf Twitch. Das Interview wurde zur besseren Verständlichkeit bearbeitet und gekürzt.

Auf Twitch geht es um mehr als nur Gaming

MeinMMO: Ursprünglich war Twitch eine reine Gaming-Plattform, aber ich habe das Gefühl, dass sie sich inzwischen mehr zu dem entwickelt hat, was justin.tv einmal war. Welche Bedeutung haben nicht-spielbezogene Events und Kategorien auf Twitch in der Zukunft?

Dan Clancy: Eine Sache, die ich immer gesagt habe, ist, dass Twitch interessanterweise schon immer eine Talk-Plattform war. Sie haben nur zufällig gespielt, während sie geredet haben. Denn der Grund, warum sie gekommen sind, war die Verbindung.

Viele Leute brauchten den Controller in der Hand, um sich unterhalten zu können, aber dann sprachen sie über alles Mögliche. Und die Leute kamen nicht zu Twitch, um herauszufinden, wie man das Level in einem Spiel schafft. Dafür geht man zu YouTube-Videos. Sie kamen, weil sie die Persönlichkeit genossen.

Und noch etwas sage ich immer: Es hat sich herausgestellt, dass Menschen, die zocken, eine Menge Interessen haben. Sie machen eine Menge Dinge neben dem Spielen. Sie kochen, sie treiben Sport, sie arbeiten mit Holz …

Während wir gewachsen sind, war eine der größten Sachen, die wir gesehen haben, dass es oft die Spiele-Streamer sind, die anfangen, sich zu diversifizieren. Und anfangen zu sagen: „Ich möchte diese anderen Dinge tun und andere Leute dazuholen“. Ich denke, das menschliche Bedürfnis nach Verbindung wird von jedem gebraucht.

Ich denke, dass es in der heutigen Welt besonders wichtig ist. Der Satz, den ich manchmal verwende, lautet: „Soziale Netzwerke sind eigentlich asozial.“ Alleine dazusitzen und zu swipen, ist eigentlich isolierend. Ich glaube also, dass es ein Bedürfnis nach Gemeinschaft gibt, und das ist nicht nur ein Bedürfnis der Gamer.

Ich denke also, dass es wichtig ist, weil das Bedürfnis, das wir befriedigen, ein allgemeines Bedürfnis ist. Und ich denke, das ist der Grund, warum man diese Vielfalt an Leuten sieht, die auf der Suche nach so etwas sind.

Streamer-Events ja, Finanzspritze nein

MeinMMO: Einige deutsche Streamer haben öffentlich erwähnt, dass sie das Gefühl haben, Twitch unterstütze sie nicht, wenn sie große Events veranstalten wollen. Und in Deutschland gibt es diese andere Plattform namens Joyn, die einige von ihnen für ihre Events nutzen. Welche Schritte habt ihr unternommen, um hier Abhilfe zu schaffen, oder plant, dies in Zukunft zu tun?

Dan Clancy: Allgemein, während wir die Plattform aufbauen, denke ich, dass große Veranstaltungen eine wunderbare Sache für die Plattform sind. Manchmal, wenn sie [die Streamer] um Unterstützung bitten, meinen sie damit die Finanzierung von Großveranstaltungen, richtig? Und wir sehen viele große Events auf Twitch. Eine Menge Creator überall auf der Welt, die große Events veranstalten.

Unser Ansatz ist eher, dass wir sicherstellen müssen, dass wir Werbung und andere Dinge anbieten können, damit große Events auf Twitch florieren können. Aber wir sind eine UGC-Plattform [nutzergenerierte Inhalte], auf der wir unsere Nutzer Wege finden lassen, um dies zu einer nachhaltigen Sache zu machen.

Und tatsächlich haben wir festgestellt, dass wir weniger Großveranstaltungen bekommen, wenn wir anfangen, zu sponsern. Denn dann gibt es nicht mehr Hunderte von Kreativen, die das machen, weil es nur noch eine kleine Gruppe ist, weil alle warten und nichts mehr aufbauen.

Wenn eine Person ein Event macht und einen Weg findet, einen Sponsor zu bekommen, einen Weg findet, es möglich zu machen, dann machen es 5 andere Leute und 5 weitere.

Ich glaube, wir sind sehr selbstsicher, was große Events angeht. […] Unser Ansatz ist, dass wir ihnen helfen müssen, Werbung zu machen und solche Dinge zu tun, wenn sie langfristig Bestand haben sollen, was wir ja wollen. Wir können darüber twittern und andere Dinge tun, aber die Finanzierung würde die Zahl der großen Veranstaltungen einschränken.

MeinMMO: Es ist also eher ein Community-gesteuerter Ansatz als etwa die Anmietung eines großen Stadions?

Dan Clancy: Ja, und jemand könnte das tun [ein Stadion mieten]. Das ist das Schöne an unserer Plattform, dass der Creator derjenige ist, der das macht, richtig? Wir sind eine Plattform, über die sie ein Publikum erreichen können. Und dann finden sie heraus, wie sie das umsetzen können.

MeinMMO: Und dann ist es ihr Event, nicht ein Joyn-Event mit dem Streamer.

Dan Clancy: Interessanterweise ist es normalerweise ein besseres Event. Denn das ist eine Sache, die wir gelernt haben, als wir unter anderem mit Rivals angefangen haben: Wenn wir es geplant haben, hat [das Event] meistens nicht so gut funktioniert, als wenn ein Creator mit der Idee kam.

Warum große Streamer nicht wirklich ein Verlust sind

MeinMMO: In der deutschen Twitch-Szene gab es kürzlich einen kleinen Aufruhr, als zwei große Streamer ihre Karriere beendeten, und es herrschte eine Stimmung nach dem Motto: „Wer ist der Nächste? Wer wird gecancelt?“

Dan Clancy: Ich kenne die Details nicht, weil ich zwar davon höre, aber bei so etwas gibt es viele Einzelheiten. Das Wichtigste, was ich sagen würde, ist, dass es in unserer Community immer eine Menge Entwicklungen und Veränderungen gibt und dass große Streamer – aus welchen Gründen auch immer – weiterziehen, weil sie sich entscheiden, etwas anderes zu machen.

Und ich denke, das ist Teil des Geschäfts und der Plattform. Die gute Nachricht ist, dass es dort viele Streamer gibt, die ihr Publikum vergrößern wollen.

MeinMMO: Es ist also einfach Teil des Prozesses, dass einige aufhören und neue auftauchen?

Dan Clancy: Wenn man den Wald als Analogie verwendet, dann ist es so: Wenn einige Bäume fallen, wachsen andere Bäume, und das ist wichtig für eine lebendige Community. Denn die Leute, die gerade erst anfangen, die 19-Jährigen, die streamen, brauchen Raum, um zu wachsen. Und wenn all die großen Leute nur über ihnen hängen, können sie kein Sonnenlicht abbekommen.

Während hierzulande Anni The Duck und Unge die Streaming-Szene beschäftigen, war das Karriere-Ende des berüchtigten Dr Disrespect international ein großes Thema. Zuvor hatte sein mysteriöser Bann von der Stremaing-Plattform 4 Jahre lang Rätsel aufgegeben. Twitch betont nach dem Bann von DrDisrespect, wie hart sie gegen Belästigung vorgehen – Aus Sicht von Shurjoka muss das zynisch wirken

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