Neue 23€-Simulation auf Steam hat 95 % positive Reviews: Viele lieben Big Ambitions – Ich hab nach 50 Minuten mein Geld zurückverlangt

Neue 23€-Simulation auf Steam hat 95 % positive Reviews: Viele lieben Big Ambitions – Ich hab nach 50 Minuten mein Geld zurückverlangt

Die Wirtschafts-Simulation „Big Ambitions“ ist für viele eine positive, große Überraschung im Frühling 2023 auf Steam. Die Leute lieben das Spiel, feiern in Reviews die „realistische Simulation“ des Aufstiegs vom Supermarkt-Kassierer zum Millionär. Unser Autor Schuhmann sagt: Man müsste mir sehr viel Geld zahlen, damit ich das spiele.

Was ist das für ein Spiel?

  • Big Ambitions erschien am 10. März auf Steam und kostet 23 € (via steam). Es ist noch im Early Access – soll Ende 2023, Anfang 2024 dann offiziell seinen Release haben.
  • Im Spiel startet ihr als junger Mann (oder junge Frau, es gibt einen rudimentären Char-Editor) in New York. Ihr habt allerdings einen reichen Onkel, der euch eure erste Wohnung besorgt und den Einstieg ins „Erwachsenen-Leben“ erleichtert.
  • Ihr könnt in New York euren Aufstieg in den Kapitalismus planen, Geschäfte kaufen, euch nach oben arbeiten, reich werden. Das Ziel ist es offenbar, euch virtuell die eigene Yacht zu gönnen, nach der sich bekanntlich jeder im echten Leben sehnt.

Steam-Reviews feiern: „Sims trifft GTA trifft Retail Tycoon“

Warum feiern Leute das Spiel? Auf Steam hat „Big Ambitions” beeindruckende 95 % positive Reviews. Die Spieler zeigen sich begeistert:

  • „Sims trifft GTA trifft Retail Tycoon. Macht süchtig und ist noch im Early Access. Kann nicht warten, was sie noch geplant haben. Mit Leichtigkeit mein Lieblings-Spiel 2023 bislang.“
  • „Die Business-Simulation, von der wir alle geträumt haben,“
  • „Big Ambitions ist eine sehr interessante und abwechslungsreiche Wirtschafts-Simulation, verbunden mit einer Lebens-Simulation.“

Warum hab ich mich auf das Spiel gefreut? Nachdem ich die Reviews gelesen habe, freute ich mich richtig auf das Spiel. Seit fast 30 Jahren und dem ersten Anstoss, stehe ich auf Wirtschafts-Simulationen:

  • Ich hab die deutsche Ur-Simulation „Kaiser“ noch auf dem C64 gespielt
  • als Jugendlicher hab ich bei Freunden dann Anstoss auf dem Amiga gezockt oder durfte in viel zu kleinen Zimmern mit viel zu vielen Teenagern auf engem Raum wenigstens dabei zusehen, wie andere es gespielt haben
  • hab mit dem eigenen PC später zig Stunden in Sim City verbracht
  • habe eine schon fast erschreckende Obsession für Biing entwickelt
  • mich in Indie-Perlen wie „Project Hospital“ verbissen
  • von den tausenden Stunden in verschiedenen “FIFA Manager”-Versionen will ich gar nicht anfangen.

Will damit sagen: Ich steh’ wirklich auf Wirtschafts-Simulationen.

Statt sich durch Menüs zu klicken, muss man in Big Ambitions wirklich laufen

Das ist der Unterschied bei Big Ambitions: Die meisten Simulationen sind abstrakt, man leitet als gottgleiches Wesen die Geschicke seiner Mitarbeiter oder seiner Welt. Bei Big Ambitions spielt man aber wirklich die Figur, den angehenden Wirtschaftsmagnaten und muss statt in ein Menü zu klicken, tatsächlich von A nach B laufen. Dabei gilt es, wie in einem Survival-Spiel, darauf zu achten, genug gegessen und geschlafen zu haben.

Das Spiel macht in den ersten 50 Minuten etwas, das man im MMORPG-Bereich als „Backtracking“ kennt: Man muss immer wieder dieselben Wege entlang gehen.

In „Big Ambitions“ beginnt man in einer Art Tutorial und richtet sich wie in „Die Sims“ erstmal seine Wohnung neu ein. Wo ich aber bei „Die Sims“ alles in einem Menü kaufen kann, erwartet „Big Ambitions“ von mir ernsthaft, die Straße runter zu laufen und mir Lebensmittel in einem Geschäft zu kaufen.

Kaum bin ich wieder zu meiner Wohnung gelatscht, schickt mich das Spiel zurück in das Geschäft – ich soll da meine erste Schicht „als Verkäufer“ abreißen.

Wo es vorher noch „ultra-realistisch“ war, kommt jetzt der harte Bruch: Die Schicht sieht so aus, dass ich auf meinen Arbeitsplatz klicke und dann ein Timer 8 Stunden runterzählt, während nichts weiter passiert. Genau an der Stelle, wo Realismus angebracht wäre, und wo man ein neues Gameplay-Element einführen könnte, wird die Simulation also total abstrakt.

Ich sehe einem Timer dabei zu, wie er abläuft. Aufregend.

Wer jetzt denkt, danach beginnt das Spiel so richtig, den schickt das Spiel wieder nach Hause zum Schlafen und am nächsten Morgen erneut in die Richtung des Supermarkts nur eine Straßenecke weiter, um dort Material für seinen ersten Laden zu kaufen. Das macht man dann aber nicht mehr per Fuß, sondern muss sich in einem Wagen durch den zähen Verkehr von New York quälen und sich da einen Parkplatz suchen und korrekt einparken – sonst belastet ein Strafzettel das schmale Budget.

big-ambitions-fahren
Nach einer Weile fährt man im Auto durch New York und muss sich einen Parkplatz suchen.

Ich treffe keine Entscheidung, laufe immer nur dieselbe Strecke von A nach B

Das ist mein erster Eindruck: An der Stelle, nach etwa 20 Minuten, hab ich noch nicht eine spannende Entscheidung getroffen, bin aber schon 4-mal dieselbe Strecke von meiner Wohnung in den Supermarkt oder ins andere Geschäft gelatscht. Das letzte Mal, um Kassenbons und eine Registrierkasse zu kaufen, als Pakete in mein Auto zu schleppen, dann mit diesen Geschäfts-Utensilien in mein Geschäft zu tuckern und sie dort aufzustellen.

Und danach geht es genauso weiter: Das Spiel schickt mich in irgendeine Bibliothek, wo ich einen „Management-Kurs“ absolvieren muss, um die ersten Mitarbeiter zu beschäftigen.

Ich klick also auf den Studien-Platz und wieder läuft der Timer. Weil mein Charakter aber vorher nichts gegessen hat oder noch müde ist, schaffe ich es zwar, den Kurs durchzubüffeln, falle danach aber in Ohnmacht und werde ins Krankenhaus transportiert, wo das Spiel von mir allen Ernstes erwartet, dass ich den ganzen Weg bis zu meinem Haus zurücklaufe.

Also bei aller Liebe und Vorschuss-Lorbeeren. An der Stelle hab ich von Steam meine 23 € zurückverlangt.

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Das große Ziel ist wohl die Yacht – ich werde sie nie erreichen.

Big Ambitions ist wie Hütchen aufstellen, statt Spieler kaufen

Das ist mein Fazit: Wenn Anstoss 1 vor 30 Jahren so gewesen wäre wie „Big Ambitions“, hätte ich dort keinen Kader zusammengestellt oder mein Stadion ausgebaut, sondern ich hätte erstmal im Training zwei Stunden Hütchen aufgestellt, danach erst die linke und dann die rechte Wade von Thomas Müller massiert und hätte im Anschluss noch vom Trainingsplatz durch die Münchner Innenstadt nach Hause fahren dürfen, und hätte nur gehalten, um mir kurz gefrorene Lebensmittel zu kaufen, damit ich nicht auf dem Weg ins Bett in Ohnmacht falle.

Das mag man jetzt als lebensnahe Simulation total realistisch finden, im richtigen Leben läuft man ja auch ständig dieselben Strecken lang, aber so weit geht meine Liebe zu Simulationen einfach nicht.

Die 95 % positiven Reviews kann ich mir so erklären, dass Big Ambitions tatsächlich eine ganz bestimmte Zielgruppe sehr gut anspricht (wahrscheinlich dieselben Nerds, die auch 3 Stunden lang Omnibus im Bus Simulator fahren) – und alle anderen von vorneherein die Finger davon lassen.

Vielleicht tue ich dem Spiel unrecht und es wird nach dem Tutorial fantastisch und offen, aber eine gewisse Vorliebe für Backtracking und eine hohe Frustrationstoleranz muss man wohl aufwenden, um allein durchs Tutorial zu kommen.

Wie gesagt … Omnibus-Nerds:

Mein neues Lenkrad für 250 € war mein wichtigster Gaming-Kauf

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smoker90

Ja das Spiel ist am Anfang echt zäh,kann ich als Liebhaber dieses Spiels nicht abstreiten und weiß,dass es so nicht für jeden etwas ist..der Management Teil entfaltet sich erst richtig gut,wenn man mehrere läden, Kundenservice, Personalleiter Lieferanten und co besitzt und man sein “Imperium” immer weiter automatisiert , optimiert und vergrößert.

Für mich ist das Game persönlich,bis auf den Zähen Anfang, ein voller Erfolg und eine Kaufempfehlung

T.M.P.

Warte… Ich kann mir nach nur einer Schicht im Supermarkt meinen eigenen Laden leisten?
Bin mal eben auf der Webseite der Arbeitsagentur. 🤑

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von T.M.P.
Lydia Poethig

Wenn ich das richtig lese, brauchst du auch noch einen reichen Onkel dafür – wie im echten Leben halt

T.M.P.

Ach Mist, irgendwas ist ja immer…
Neuer Plan. Ich werde meine Onkel jetzt erst einmal für “Wer wird Millionär?” trainieren.

Jessy

Ich habe es nach 58 Minuten zurückgegeben, aus genau diesen Gründen, Dein Bericht spricht mir aus der Seele! Danke dafür! Ich spiele sonst auch mit Vorliebe Wirtschaftssimulationen aber dieses Spiel konnte mich nicht fesseln. Ich dachte die ganze Zeit, was finden die Leute alle so toll an diesem Spiel? Konnte ich nicht nachvollziehen aber GsD sind die Geschmäcker ja unterschiedlich.

Tangoram

Hm, ich kann die Argumentation leider nur ein Stück weit nachvollziehen. Mit mittlerweile 60 Jahren und dem ersten PC mit IBM Logo und Bernstein Monitor, kann ich mich durchaus als Gamer der ersten Stunde bezeichnen. Ich spiele in erster Linie Simulationen des Genre Aufbau, Städtebau und MMORPGs. Irgendwie muss ich feststellen das die jüngere Generation scheinbar eine mehr und mehr abnehmende Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne hat. Im Laufe des Spiels kann man sich Stück für Stück gerade die Lauferei abnehmen lassen durch das Einstellen von Mitarbeitern, schließen von Handelsverträgen und aufbauen von Lagern. Das vereinfacht vieles mit der Zeit. Aber nach 50 Minuten bekommt man davon natürlich noch nichts mit. Man hat halt kein echtes sog. Endgame. Man kann sein Imperium aufbauen oder auch in andere Branchen verzweigen. Bisher sind die Möglichkeiten noch recht gut gestreut. Aber man sollte halt auch nicht vergessen, das es immer noch Early Access ist und sich verändern wird mit der Zeit. Wo wir wieder bei der fehlenden Geduld und Aufmerksamkeit wären.

Kjtten

Das Prinzip, rudimentäre Aufgaben im Laufe eines Spieles immer weiter automatisieren zu können, während das Spiel als Ganzes immer komplexer wird, funktioniert aber nur dann wirklich gut, wenn diese einfachen Aufgaben als Spielelemente grundsätzlich Spaß machen und erst durch die steigende Komplexität des ganzen Konstruktes zu einem nervigen, notwendigen Übel werden.

Machen sie von vornherein keinen Spaß, ist man schnell beim Vergleich mit schlechten Mobile Games, die den Spielern nervige und zeitfressende Aufgaben auftischen, um sie zu Mikrotransaktionen zu bewegen…

Todesklinge

Das klingt nach Arbeit und nicht nach Spass 🙃.

Ich fand damals Transport Tycoon extrem gut!
City Skyline war auch prima, da war mehr der Fokus auf die Bewohner gelegt.
Ansonsten konnte ich kein weiteres Industrie Spiel finden was mich irgendwie gereizt hätte.

Damal habe ich noch gerne in MMOs gehandelt, leider wurde das ja komplett gekillt (siehe Auktionshaus usw.).

Kjtten

Ich bin sehr gespannt auf Cities Skylines 2, das dieses Jahr noch erscheinen soll. Genauere Details sind leider noch recht rar gesät.

Bane

Eine Gruppe von Spielern zu diffamieren ist jetzt nicht der beste Artikel hier auf MeinMMO…. Schade bin bessere Reviews gewohnt…

Nicole Wakulczyk

also ich habe “wahrscheinlich dieselben Nerds, die auch 3 Stunden lang Omnibus im Bus Simulator fahren” gelesen und mich angesprochen gefühlt, ohne dass ich das busfahr-game je gespielt habe, aber ich liebe solche simulatoren. also reizt mich big ambitions durch den artikel nur noch mehr 🙂

Renesen

Fühlt Euch umarmt. Ich kann mich Deinen Worten nur anschließen.
Nach Deinen Gedanken komme ich eher noch lieber auf Eure Seite.

Horst

Dacht ich mir auch. Schlimm wenn die Autoren das Spiel garnicht kapiert haben und was dazu schreiben dürfen. Man muß schon alle Optionen kennen, selbst schuld wenn man läuft und es garnicht muss

Kiky

Auf steam hätte wiedermal den Kopf geschüttelt, wie man ein Spiel nach 50 min bewerten kann.

Andy

War mir gestern auch ins Auge gefallen, aber habe die Finger davon gelassen. Anstoss spiele ich übrigens immer noch, seit ein paar Jahren immer den gleichen Spielstand 🙂
Und nebenbei bemerkt wird das Spiel mit doppel s geschrieben.es mit “ß” ist unter den Anstoss Gamern verpönt

David

Ist doch leider bei den meisten upvoted games so, die steambubble lebt doch vom Einfluss der twitch Konsumenten der big 10….ob da nun eine Perle dabei sein mag ist da mal vollkommen offen und immer subjektiv. Hat für mich eher was für die Sims das Ganze

LadyH

Ja da geb ich dir Recht, da Gronkh gerade das Spielt. Leider hat er auch die Ingame Musik und stellt überall Boxen auf, unerträglich 😱

Tim

Was würde ich dafür geben, nochmal die Amiga Version von Kaiser zu spielen. Das habe ich echt geliebt. Auch wenn beim Krieg die Soldaten überall hingerannt sind, nur nicht in den Kampf..
Habs mal über einen Emulator versucht aber die Disks, die ich da geladen hatte, hatten einen Software Failure Guru Meditation… natürlich.. Klassiker 🙂
Ports of Call war auch so eine fantastische deutsche Wirtschaftsimulation. Hat das Bock gemacht damals, auch wenn’s so simple war.

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