Der neuste Feind in World of Warcraft überzeugt – und ist schon jetzt besser als der „legendäre“ Kerkermeister.
World of Warcraft Dragonflight ist inzwischen seit ein paar Tagen spielbar und die meisten sind langsam aber sicher durch die anfängliche Story durch. Im Gegensatz zu Shadowlands ist in Dragonflight klar ersichtlich, was der „Bösewicht“ der Erweiterung eigentlich will – und ihre Motivation ist nachvollziehbar.
Schon jetzt ist klar, dass Raszageth damit einen besseren Feind darstellt, als es der Kerkermeister je war.
Der Kerkermeister war kein guter Bösewicht – Denn wir kannten ihn nicht
Klar muss man sagen, dass die Messlatte mit dem Kerkermeister auch ziemlich niedrig hängt. Der wurde als das ultimative Böse angepriesen, als der große Strippenzieher im Hintergrund, der viele Jahre der Warcraft-Story nicht nur entwertet, sondern mitunter ad absurdum geführt hat. Damit hat man nicht nur langjährigen Fans der Story vor den Kopf gestoßen, sondern ihn auch künstlich – und völlig unnötig – viel wichtiger gemacht, als er eigentlich war.
Gepaart wurde das mit der Problematik, dass man vom Kerkermeister viel zu wenig mitbekommen hat. Er war zwar immer der Strippenzieher im Hintergrund, doch abgesehen von einigen Sätzen zu Beginn im Schlund, war der Kerkermeister erstaunlich wenig präsent. Er war einer der Charaktere mit den wenigsten Voicelines in der ganzen Erweiterung, was dazu führte, dass man viel zu wenig über ihn wusste und sich auch irgendwann einfach nicht mehr gekümmert hat.
Schlimmer noch: Wichtige Quests, in denen man etwas über seine Motivation und sein Vorgehen erfuhr, wurden nachträglich sogar aus dem Spiel genommen, weil man die Spieler zu weniger Torghast „zwingen“ wollte. Die entsprechenden Quests waren dann einfach gar nicht mehr verfügbar.
Er war schlicht langweilig und der Umstand, dass man den Kerkermeister nur ganz oberflächlich kennenlernte, während er aber (angeblich) so geniale Pläne verfolgt, die man als Sterblicher gar nicht begreifen kann, führte dazu, dass man nur noch genervt mit den Augen rollte.
Raszageth ist nicht nur böse, sondern regt zum Nachdenken an
Der Antagonist von Dragonflight ist da anders. Die Rede ist von Raszageth der Sturmfresserin. Sie ist eine Anführerin der Proto-Drachen, eine der großen „Ur-Inkarnationen“ und der anfängliche „große Feind“ von Dragonflight.
Zwar ist Raszageth bisher ein recht unbeschriebenes Blatt, denn man kennt weder sie noch ihre Geschwister richtig, allerdings hat Blizzard dieses Mal einen echt guten Job gemacht, um zu erklären, was die elektrisch knisternde Drachen-Lady eigentlich will.
Sie will ihre Geschwister befreien, die im „Krieg der Drachen“ von den Aspekten gefangengenommen wurden und im Anschluss Azeroth von der „Verderbnis durch die Titanen“ säubern. Das mag auf den ersten Blick verblendet und vermessen wirken, aber sie hat durchaus gute Argumente.
Aus ihrer Sicht sind es nämlich die Drachenaspekte und der dazugehörigen Schwärme, die „verdorben“ wurden. Immerhin haben sie sich von dem entfernt, was sie einst waren und ihre elementaren Verbindungen aufgegeben, um sich stattdessen von den Titanen neu formen zu lassen.
Ein weiterer, wichtiger Punkt, warum Raszageth deutlich überzeugender als der Kerkermeister ist, ist ihre Motivation und die Begründung, warum sie tut, was sie tut.
Dass die Titanen die Drachen „verdorben“ haben, das lässt sich nicht zweifelsfrei von der Hand weisen. Es ist nunmal ein Fakt, dass Azeroth damals von den Elementen stärker durchzogen war und das der „natürliche“ Lauf der Dinge war. Die Titanen haben Azeroth später „geordnet“ und dabei einen Teil der Proto-Drachen mit ihrer Magie verändert. Titanen gehören zur kosmischen Macht der Ordnung, so wie Dämonen zum Chaos oder die Alten Götter zur Leere gehören. Es ist eine kosmische Macht, die den Lauf der Dinge von Azeroth maßgeblich und dramatisch beeinflusst hat.
Ein weiterer, positiver Punkt von Raszageth ist auch einfach, dass sie einen nachvollziehbaren Standpunkt vertritt. Sie und ihre Geschwister sind das, was ursprünglich auf Azeroth lebte. Die Drachen, wie wir sie heute kennen, haben sich aus ihrer Sicht den Titanen und dieser körperlichen und psychischen Veränderung unterworfen.
Natürlich haben wir zu den Titanen ein grundsätzlich positives Verhältnis, weil die Charaktere der Welt sie als gute Kreaturen kennengelernt haben. Aber der spannende Punkt ist hier: Wir sehen sie als gut an, weil wir von ihrer titanischen Macht durchzogen sind. Die Wächter, die Drachen und all die sterblichen Völker sind im Kern auf die Titanen zurückzuführen und von ihnen beeinflusst.
Wenn man es auf die Essenz herunterbricht, dann sind die aktuellen Drachen nichts anderes als Dämonen für die Brennende Legion oder leerenverseuchte Wesen für die Alten Götter. Aus Sicht der Proto-Drachen ist der Rest von Azeroth von einer kosmischen Macht „korrumpiert“ worden – und wir sind Teil dieser Korruption, die für uns aber Alltag und damit „gut“ ist.
Dass die Titanen uns nicht die ganze Wahrheit erzählen, ist ohnehin schon bekannt.
Wenn wir sehen würden, dass die Aspekte ihre Drachen-Eier in Teufelsblut baden lassen, dann würde bei uns allen die Alarmglocken klingeln. Wenn die Drachen ihre Eier jedoch in Wasser großziehen, das von titanischer Ordnungs-Magie durchzogen ist, dann ist das für uns der „normale Lauf der Dinge“ – obwohl das eigentlich genauso unnatürlich ist.
Raszageth vertritt zwar eine ziemlich drastische Ansicht, dass alles titanische von der Welt getilgt werden muss, aber ähnlich drastisch sich auch die Ansichten von Licht oder den Titanen, die ebenfalls keinen Platz für andere kosmische Kräfte lassen.
Raszageth ist präsenter, ihre Bedrohung spürbar
Der letzte Punkt ist die Präsenz, die Raszageth in der Story einnimmt. Im Gegensatz zum Kerkermeister, den man quasi nie zu Gesicht bekommt, ist Raszageth immer mal wieder zu sehen. Im ersten Gebiet tritt sie persönlich in Erscheinung und liefert sich ein spannendes Duell mit Alexstrasza. Im zweiten Gebiet wird sie durch einige ihrer Abgesandten vertreten, während sie später erneut direkt in Erscheinung tritt.
Blizzard ist hier die Balance zwischen „dauerhafter Bedrohung“ und „nervt nicht zu sehr“ ziemlich gut gelungen. Raszageth nimmt Raum ein, macht die Problematik klar und gibt dennoch genug Platz, damit auch andere Nebengeschichten und persönlichere Probleme auf den Dracheninseln sich entfalten können.
Es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler an dieser Erzählweise festhalten und auch die anderen Ur-Inkarnationen ähnlich eindrucksvoll, nachvollziehbar und doch bedrohlich gestalten.
Wie gefällt euch die Story von Dragonflight und die Art und Weise, wie Raszageth vorkommt? Fühlt sie sich nach einem „guten“ Bösewicht für euch an?
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Ach die leidige Diskussion. Weil die meisten einfach den Kerkermeister und was er tat nicht verstanden haben und auch nicht fähig waren, die Story zu verstehen, ist der Kerkermeister also ein schlechter Bösewicht.
Nö, er verlangte nur zu sehr, dass die Spieler mal mit denken und mal alle Fäden von Anfang bis Ende inkl. den offiziellen Romanen im Kopf selber zusammen führen.
Aber wenn sie nicht alles vorgekaut bekommen und nur für 10 Sekunden selber mal nachdenken sollen, wird ja gleich losgeflamt.
Der Kerkermeister ist der Planer, der Befehlshaber, eben der Strippenzieher. Er macht selber nicht mehr als notwendig. Er lässt machen!
Eben wie ein großer Anführer, ein Fehldherr, der versucht, das ganze Universum und die Existenz an sich zu beende bzw. neu zu erschaffen. Nicht nur eine Stadt, ein Land oder einen Planeten einzunehmen oder zu vernichten.
Bei Raszageth ist aber genau das der Fall. Alles wird vorgekaut. Mitdenken absolut unnötig. Keine Fäden, die irgendwo zusammen laufen. Kein komplexen Zusammenhänge oder Twists. “Mitten im Leben” für die dumme Masse, mehr nicht!
Wtf meinst du denn bitte ? xD
Ah ja der Jailer, der schon immer in jeder Erweiterung präsent war und man wusste, dass er für alles verantwortlich war. Ich weiß noch in BC wo Illidan gesiegt wurde und man den Schatten vom Jailer gesehen hat, oder in WC3 als aus Arthas der Lichking wurde und die Krone genau dort vom Jailer plaziert wurde, damit Arthas sie findet. Das ist nichts außer gequilte scheiße und Retcon ohne Ende. Ich habe von Classic kaum eine Ahnung und BC habe ich damals nur am Ende gespielt, aber es gab nie, damals zu WOTLK oder sonst wo einen Faden, der zu einem Strippenzieher aka den Jailer geführt hat.
Und was meinst du denn bitte mit “vorgekaut”? Ich würde schon gerne wissen, wer der Jailer ist, wie er geworden ist, was seine Motive sind und und und. Nicht einfach “Das ist der Jailer *Jailer sagt hallo* und dann kommt er nochmal kurz später wieder “HAHAHA Champion ich wusste genau das passiert und so wollte ich es HAHAHA” verschwindet wieder, wird dann getötet und sagt “Ihr wisst nicht warum ich es getan habe, ich wollte uns vereinen gegen einen noch schlimmeres übel” *turns into doll*. Niemand hat was gegen Twists, aber einfach zu sagen, der Jailer war für alles verantwortlich, ohne jemals solche andeutungen zu machen ist einfach schlicht weg schlechtes Storywriting und das sehe nicht nur ich so sondern auch jeder Storybegeistere wie z.B Nobbel87 oder Pyromancer
Wie schon im Artikel zu lesen ist, kann man in der Story wenigsten die Motive verstehen und auch über das gesagt nachdenken.
Aber da du uns ja alle als “nicht mitdenkenwollende Menschen” beschimpfst, die zu dumm sind um die komplexität des Jailers nicht verstehen.
Ich glaube du denkst einfach nur du bist mega schlau und durchschaust alles, was du aber nicht bist.
Teilweise absolut richtig. Was die Verblendung angeht, ist es allerdings nicht so verworren, wie es hier geschrieben wurde. Klar ist es ein anderer Aspekt kosmischer Mächte. Allerdings ist klar abzugrenzen, ob es friedlich zugehen soll und Lebewesen sich entwickeln können, oder alles “versklavt” werden soll, wie bei den alten Göttern oder “leidend und brennend”, wie bei der Legion. Gut und Böse ist da klar zu unterscheiden.
Und dann gibt es es da, schon länger, die Quests um die Freischaltung der Mag’har und zum scheinbar immer “guten” Licht. Und Tyrs Bücher, die mehr als nur andeuten, dass auch “Ordnung” bei Widerstand durchaus bereit zu sein scheint, Gewalt anzuwenden um Widerstand zu brechen.
Was auch nichts neues ist. Jede der kosmischen Mächte in Warcraft beansprucht für sich der einzig richtige Weg zu sein. Andere die ähnlich sind, wie Ordnung, Licht und Leben dulden sich lediglich, da sie nicht in direkter Konkurrenz stehen.
Und doch sieht man schon immer, dass jede Macht Anhänger um sich schart, die absolut treu ergeben sein müssen. Zweifel an deren “Lehren” sind unzulässig und werden mit allen Mittel die verfügbar sind unterdrückt.
Schon alleine wenn man in den Romanen liest, wie die Titanen durch das Universum zogen und überall die Ordnung verbreitet haben, war deren Vorgehen nicht viel anders, als z.B. das der Legion.
Dem Kerkermeister hätte es gut getan, seine Präsenz zumindest holografisch, ähnlich wie Skeletor im Film “Masters of the Universe”, in den 4 Hauptzonen der Schattenlanden auszuweiten. Vielleicht verbunden mit Angriffen, so wie in “Legion”, durch Portale aus dem Schlund. Natürlich hätte man Zovaal verschiedene VoiceLines spendieren sollen, welche mehr Licht in seine Absichten gebracht hätten. (Und damit es nicht so langweilig wird.)
Portale aus dem Schlund waren doch unmöglich. Darum ging es doch bis einschließlich zum Sylvanas Raid! Erst danach war er und seine Armee in der Lage, den Schlund zu verlassen.
Da hätte man sicher was drehen können.
Vielleicht, dass er aus der Ferne einige Seelen korrumpiert und diese für ihn kämpfen?