MeinMMO-Leserin Paladirah hat ein ausführliches Review zum Mobile-Spiel Arknights (Android, iOS) verfasst. Den Test veröffentlichen wir bei uns als Gastbeitrag.
Was ist das für ein Spiel? Arknights ist ein Free2Play Mobile Tower Defense mit einer Portion RPG. Es richtet sich hauptsächlich an Singleplayer-Spieler. Entwickelt von Hypergryph erschien das Spiel in der Global-Version im Januar 2020 für Android und iOS.
Darum geht’s in Arknights: Arknights spielt in einem modernen, postapokalyptischen Setting, in dem konventionelle Schusswaffen, aber auch sowas wie Magie zum Einsatz kommt. In der Welt von Arknights (Terra) existieren viele verschiedene humanoide Rassen, die Eigenschaften von Tieren, Engeln oder Drachen besitzen, verteilt auf diverse Fraktionen und Länder.
Jedoch wird die Welt von Terra von Naturkatastrophen, mutierten Wesen und Krankheiten geplagt, was dazu führt, dass sich einige Fraktionen oder Splittergruppen im Krieg befinden. Viele Städte sind verlassen und zerstört. Wirklich friedlich geht es in Arknights nicht zu.
Jeder Charakter besitzt nicht nur eine eigene Persönlichkeit und Hintergrundinfos, sondern auch eine Geschichte, die häufig in der Story oder in den Events aufgegriffen oder vertieft wird. Man könnte schon fast sagen, dass so ziemlich alles eine Lore hat und die Hintergrundgeschichte kann, wenn man sich alles durchliest, in die Tiefe gehen.
Es lohnt, sich Zeit zu nehmen und die Story zu verfolgen. Jedoch kann man alles auch überspringen und später nachholen. Einziger Kritikpunkt: Arknights erzählt zwar viel, aber zeigt leider noch zu wenig. Vielleicht ändert sich das ja mit dem kommenden Anime oder dem Spin-Off Arknights: Endfield.
Konsolen waren dabei anfangs meine Lieblings-Plattform, egal ob Xbox, Gamecube oder PlayStation. Mit Phantasy Star Online und Final Fantasy 11 bin ich dann auf den PC gewechselt. Trotz einer stetig wachsenden Steam-Bibliothek war ich dennoch eher in MMOs unterwegs gewesen. Als TERA F2P wurde, als Bahamut die Server von FFXIV zerstörte, als sich im japanischen PSO2 die erste englische Community formte und als die Risse das erste Mal in Fortnite entstanden – ich war dabei!
Tower Defense oder Strategie-RPG?
Das ist das Gameplay: Das Spielprinzip folgt dem klassischen Tower Defense, bei dem es gilt, ankommende Gegnerwellen davon abzuhalten, in die eigene Basis zu laufen. Doch anstatt einfach 5 oder 10 der gleichen Einheit aufzustellen, muss man in Arknights ein Team aus maximal 12 Charakteren zusammenstellen, wovon es von jedem Charakter nur einen gibt. Jeder Charakter ist in eine von 8 Klassen kategorisiert und bringt jeweils eigene Fähigkeiten und Werte mit sich. Die richtige Teamzusammenstellung ist schon die halbe Miete.
Bei Spielbeginn erhält man kontinuierlich Punkte, mit denen man Charaktere auf der Karte platzieren kann, wobei jeder Charakter unterschiedlich teuer ist. So baut man nach und nach seine Verteidigung auf, während man sich gleichzeitig mit Wellen unterschiedlicher Gegner auseinandersetzt. Je nach Situation muss man zudem die Fähigkeiten seiner platzierten Charaktere zünden.
Zugegeben, der Anfang des Spiels ist relativ langsam und öde. Die ersten Level bestehen aus Tutorials, bei denen es bereits reicht, einfach seine Level 1-Charaktere zu platzieren und abzuwarten. Sobald man eine Mission perfekt abgeschlossen hat, kann man diese Mission dann jederzeit im Auto-Play wiederholen. Dies eignet sich gut für das Farmen nach Ressourcen.
Es dauert jedoch nicht lange, bis man sich mit Effekten und Gegnern herumschlagen muss, bei denen jeder Fehler fatal sein könnte. Arknights läuft dann zu Topform auf, wenn man Charaktere nicht nur sekundengenau platzieren, sondern auch wieder zurückziehen und neu positionieren muss.
Der Einsatz der richtigen Fähigkeit zum richtigen Zeitpunkt ist der Schlüssel zum Sieg. Und wenn man sich einem der mächtigen Bosse entgegenstellt, die sich bei einem Fehler durch die komplette Verteidigung durchschlagen können, vergisst man doch für einen Moment, dass es sich eigentlich um ein Tower Defense-Spiel oder sogar ein Mobile-Game handelt.
So funktioniert das Leveln: Ein anderer Aspekt ist das Leveln der Charaktere. Der Fortschritt sieht meist so aus, dass man einen Charakter bis zum Maximum levelt und dann auf die nächste Stufe (Elite) befördert. Bei jedem Level-Up steigen die Werte wie Angriff, Verteidigung und Co. Diese Werte steigern sich auch ein wenig, je öfter man einen Charakter verwendet.
Bei einer Beförderung lernen die Charaktere meist neue passive Talente oder neue Fähigkeiten oder verbessern diese. Die meisten Charaktere lassen sich zweimal befördern, danach kann man sie bis maximal Level 90 leveln. Zusätzlich lassen sich auch die Fähigkeiten jedes Charakters verstärken, wobei man hier alle Fähigkeiten gleichzeitig levelt.
Basis-Bau, Rogue-Like-Modus und weitere Features
Diese Features gibt’s außerdem: Als kleine Nebenbeschäftigung kann man eine eigene Basis aufbauen. Dort kann man beispielsweise ein paar Zimmer einrichten. Der Hauptnutzen ist jedoch die Herstellung von Ressourcen und Materialien. Ganz am Ende wird ein Trainingsraum freigeschaltet, bei dem man die Fähigkeiten von seinen Charakteren weiter spezialisieren kann.
Arknights ist ein Singleplayer-Game, einen PvP- oder richtigen Koop-Modus gibt es nicht. Jedoch kann man sich Charaktere von anderen Spielern und Freunden ausleihen und hat so eine kleine Hilfe bei schwereren Missionen. Neben dem Story-Modus gibt es Missionen zur Beschaffung von Ressourcen, wie z.B. zur Aufwertung der Basis oder Charaktere. Außerdem gibt es noch einen wöchentlichen Modus, bei dem man gegen 400 Gegner bestehen muss und als Belohnung Premium Währung erhält.
Neu dazugekommen ist ein Rogue-like-Modus, bei dem man zufällige Gegenstände einsammeln, Entscheidungen treffen und Charaktere freischalten muss. Natürlich gibt es auch Dailies und Weeklies, die man aber meist schon nebenbei erledigt. Zum Schluss erscheinen alle paar Wochen besondere Events, die vollgepackt sind mit neuen Missionen, schnell verdienten Ressourcen und meist kostenlosen Charakteren oder Skins.
Erwähnenswert ist auch, dass jede Mission, abgesehen vom neuen Rogue-like, “Sanity” kostet. Ist die Sanity leer, kann man keine Missionen mehr spielen. Man kann diese dann über Premium-Tokens wieder auffüllen oder muss warten. Das hört sich zwar etwas erschreckend an, aber ganz so schlimm ist es in der Realität nicht, denn die Missionen kosten meist nicht so viel Sanity. Außerdem hat man ein eigenes Account-Level und mit jedem Level-Up erhöht sich das Sanity-Limit und wird komplett wieder aufgefüllt.
Sanity-Tränke kann man sich über Weeklies erspielen; sie können mehrere Wochen aufgehoben werden. Zusätzlich hat man pro Tag 30 Tickets, mit denen man die Missionen üben kann. Als Anfänger wird man jedoch auf mehr Sanity sitzen, als man ausgeben kann. Das Sanity-System ist hauptsächlich dafür gedacht, dass man teure Ressourcen nicht pausenlos farmen kann. Aber für das Durchspielen der Story reicht es allemal.
Die Optik von Arknights
In Sachen Grafik gibt es nicht viel zu sagen. Die Karten sind 3D-Modelle, die Charaktere und Gegner sind 2D-Grafiken. Einige Fähigkeits-Effekte sind nett anzusehen, jedoch behält man meist den Überblick, selbst wenn sich gerade viel auf der Karte tut.
Die Charakterbilder sind grundsätzlich ganz nett, wobei 99% davon statisch sind. Nur ganz ganz selten besitzen Charaktere animierte Charakterbilder (Live2D). Das heißt aber nicht, dass die Charaktere billige Anime-Waifus sind. Das Charakterdesign der mittlerweile über 200 Charaktere ist abwechslungsreich und sehr detailliert. Außerdem ist der Stil schon einzigartig, da die Charaktere selbst eher aus einem Fantasy-Setting stammen könnten, jedoch mit moderner oder futuristischer Ausrüstung ausgestattet sind.
Die Story wird fast ausschließlich im Stile von Visual Novels erzählt: Hintergrund, 2 oder 3 Charaktere und eine Textbox. Die Texte sind alle auf Englisch, deutsche Texte gibt es bisher leider nicht.
Wie finanziert sich das Spiel?
Zuerst einmal gibt es einmal die Premium-Währung Originium und die Premium-Tokens Originite Prime. Die Währung wird hauptsächlich für das Ziehen (Pull) der Banner verwendet, die Tokens für das Auffüllen der Sanity oder zum Kaufen von Skins. Das Auffüllen der Sanity wird jedoch nie teurer und es benötigt auch nur eines dieser Tokens. Die Tokens lassen sich auch in die Währung umwandeln, wobei 3 Tokens etwas weniger als einem Pull entsprechen.
Charaktere kann man auf zweierlei Wegen erhalten: Durch das Recruit oder Headhunting (Banner). Das Recruit ist eine Art kostenloses Gacha. Man bestimmt bis zu 3 Schlüsselworte, wartet ein paar Stunden und kriegt meist einen Charakter von niedriger Rarität. Mit viel Glück kann aber auch ein seltener Charakter dabei sein. Das Headhunting sind die typischen Banner mit Rate-Up und Pity-System.
Zusätzlich zu den Bannern gibt es noch Skins, Packs und Monatspass. Im Grunde die Standard-Monetarisierung wie bei den meisten Gacha-Games.
Pay2Win oder nicht?
Arknights zeigt sich spendabel und erwartet gleichzeitig keinen Echtgeld-Zwang. Schon allein durch das Spielen der Story wird man mit allerhand Charakteren, Ressourcen und Premium-Tokens belohnt. Die Dailies, Weeklies und Erfolge erledigt man dabei schon fast automatisch. Außerdem kommt es auch oft vor, dass man Skins oder andere Dinge einfach per Post von den Entwicklern geschenkt bekommt.
Die Events sind besonders beliebt, da man sich durch den Event-Shop oft neue Charaktere, Skins und eben die Premium-Währung erspielen kann und das ohne viel Zeit oder Echtgeld investieren zu müssen. Mit dem Rogue-like Modus kam auch ein Battlepass hinzu, den man aber auch nicht durch Echtgeld beeinflussen kann.
Ein weiterer Punkt ist das Gacha selbst. Zuerst einmal erhält man mit jedem neuen Banner einmalig nach maximal 10 Pulls einen 5-Stern-Charakter oder höher. Ein Pity-System sorgt aber auch dafür, dass man gefühlt einen 6-Stern-Charakter schon mit wenigen Pulls erhält. Außerdem kriegt man für jeden doppelt gezogenen Charakter eine Währung, für die man sich weitere Pulls oder Resourcen kaufen kann.
Der Clou: Mit genügend dieser Währung kann man sich sogar Rate-Up-Charaktere vom aktuellen Banner auch direkt kaufen. Und bei den seltenen limitierten Bannern erhält man die ersten 10 Pulls gratis, 14 weitere verteilt während des Event-Zeitraums, ohne auch nur den Finger rühren zu müssen.
Bei Arknights gilt “Waifu vor Meta”
So funktioniert das Gacha: Im Gegensatz zu bekannten Vertretern im Gacha-Genre reicht es, wenn man seinen Wunsch-Charakter nur einmal zieht. Natürlich gibt es auch hier die Möglichkeit, seinen Charakter noch besser zu machen, sobald man ihn mehrmals erhalten hat. Jedoch fällt diese Verbesserung (Potenzial) erfreulich gering aus.
Ein Charakter mit vollem Potenzial ist “nice to have”, aber auch nicht mehr. Die seltenen 6-Stern-Charaktere sind übrigens auch keine Game-Changer. Charakter mit niedriger Rarität (4-Sterne) sind günstiger zu Leveln, früher einsetzbar, können schneller neu platziert werden und machen ihren Job teilweise sogar besser als vergleichbare 6-Stern-Charaktere.
Es gibt viele Guides, in denen selbst die härtesten Missionen fast ausschließlich mit niedrigen Charakteren geschafft werden können. Es gibt bis dato keinen schlechten oder unnützen Charakter. Keine investierte Ressource ist verschwendet. Hier gilt “Waifu vor Meta”.
Natürlich kann man auch Geld investieren, jedoch hat das bei Weitem keinen so starken Einfluss im Vergleich zu anderen F2P-Spielen. Mit Geld lässt sich kein Charakter sofort aufs Maximum bringen, das Farmen von den nötigen Ressourcen muss man nämlich dennoch. Außerdem verpasst man nichts, wenn man mal einen Charakter nicht ziehen sollte. Die Banner und Events kommen immer wieder. Und bis dahin hat man genug Zeit, sich die nötigen Pulls anzusparen. Falls man überhaupt so viele braucht.
Es gibt aber auch Probleme
Arknights ist nicht perfekt. Es gibt keinen Multiplayer, keine Open-World, keine animierten Cutscenes und keine deutschen Texte. Außerdem kann das RNG im Gacha auch mal gegen einen sein. Des Weiteren ist das Spiel nur auf dem Handy spielbar.
Möchte man Arknights auf dem PC spielen, führt kein Weg an einem Emulator vorbei.
Und zum Schluss wäre da noch das Gameplay. Wer kein Freund von Strategie- oder Tower Defense-Spielen ist, wird in Arknights vielleicht nicht glücklich werden.
Die Kur gegen (gierige) Gacha-Games
Arknights zeigt dennoch, wie es richtig gehen kann. Obwohl es oberflächlich betrachtet nur ein weiteres Tower-Defense oder Gacha-Waifu-Sammelspiel zu sein scheint, es ist dennoch mehr als das.
Es bietet viel Story, herausfordernde Kämpfe, sehr gute Musikuntermalung, ein faires Gacha und kein Pay2Win. Es ist ideal für ein paar Missionen für zwischendurch, aber auch wenn man stundenlang im Roguelike unterwegs sein will. Und auch sonst muss man nicht fürchten, etwas zu verpassen, sollte man doch mal eine Pause machen.
Es macht immer wieder Spaß, auch mal neue Strategien oder Teamzusammenstellungen auszuprobieren. Man freut sich über jeden neuen Charakter, mit dem man wiederum neue Dinge ausprobieren kann, egal ob 4- oder 6-Stern. Dabei ist Arknights nicht übermäßig kompliziert, aber dennoch komplex genug.
Hilfe erhält man übrigens von der netten Community, die beispielsweise auf dem offiziellen Arknights-Discord-Server zu finden ist.
Zuletzt noch Hypergryph, die noch zu den ganz wenigen Entwicklern gehören, die sich mehr um die Community kümmern als um den eigenen Profit. Es gibt kein Power Creep, bei dem immer stärkere Charaktere in Banner gepackt werden. Selbst die stärksten 6-Stern-Charaktere sind nutzlos, wenn man sie nicht richtig einzusetzen weiß. Und im neuesten Rogue-like-Modus sind die 4-Stern-Charaktere wichtiger denn je.
Arknights sollte jedem ans Herz gelegt werden, der kein Problem mit Anime-Charakteren und einer fehlenden Open-World und Online-Multiplayer hat.
Habt ihr Arknights selbst schon gespielt? Schreibt es uns in die Kommentare.
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Ein viel zu unterschätztes Game.