Bislang gab es auf Twitch nur eine allgemeine Kennzeichnung erwachsener Inhalte. Das ändert sich mit einer neuen Regelung, die explizit ASMR- und HotTub-Streams ins Visier nimmt.
Um welche Inhalte geht es? 2021 entwickelte sich auf Twitch eine neue Meta: Unter dem Begriff des ASMR wurden „Earlicking Streams“ angeboten, in denen überwiegend Streamerinnen ihre Mikrofone abschleckten. Ganz vorn mit dabei war Kaitlyn „Amouranth“ Siragusa.
Die Streamerin verdiente damit zwar Millionen, kassierte aber auch den ein oder anderen Bann:
Was ändert sich jetzt? Twitch führte am 20. Juni neue Regelungen ein, die sich gezielt auf ASMR- und HotTub-Streams beziehen. Wenn sich Content-Schaffende nicht daran halten, droht die Plattform, selbst Maßnahmen zu ergreifen.
Das Ganze soll der Entspannung dienen und sogar beim Einschlafen helfen, weshalb ASMR-Inhalte auf Plattformen wie YouTube, TikTok und Twitch beliebt sind. ASMR-Creator sprechen normalerweise mit ruhiger, flüsternder Stimme oder lösen mit verschiedenen Materialien und Bewegungen am Mikrofon akustische Effekte aus. Zu den beliebtesten ASMR-Videos auf YouTube gehört etwa eine Ohrenreinigung mit 23 Millionen Aufrufen.
Twitch spricht gezielt ASMR- und HotTub-Streams an
Wie sehen die neuen Regelungen aus? Twitch führte am 20. Juni neue Inhaltskennzeichnungen ein, welche die bisherige allgemeine Kennzeichnung von Inhalten für Erwachsene ersetzen. Das soll es Zuschauern erleichtern, zu entscheiden, welche Inhalte sie wirklich sehen wollen.
Diese Inhalte müssen gekennzeichnet werden: In einem Blog-Post veröffentliche Twitch eine Liste mit Inhalten, die sich in ihren Augen an Erwachsene richten:
- Spiele für Erwachsene
- Sexuelle Themen
- Drogen, Alkoholkonsum oder übermäßiger Tabakkonsum
- Drastische Gewaltdarstellungen
- Erhebliche obszöne oder vulgäre Sprache
- Glücksspiel
Wie kommen die ASMR-Streams ins Spiel? Der Blog-Eintrag beinhaltet auch ein FAQ, in dem genauer erklärt wird, welche Inhalte unter die jeweiligen Labels fallen.
So soll ein gelegentliches Fluchen wie etwa bei einem Schreck-Moment in einem Horror-Spiel nicht unter „erhebliche obszöne oder vulgäre Sprache“ fallen. Raucht ein Streamer oder eine Streamerin, muss das ebenfalls nicht gekennzeichnet werden, solange die Person nicht bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenkt, oder Zuschauende auffordert.
Unter „sexuelle Themen“ fallen laut Twitch:
- ausführliche Gespräche über sexuelle Themen oder Erfahrungen, die nicht der Bildung oder Aufklärung dienen
- Inhalte oder Handlungen, die sehr wahrscheinlich dazu führen, dass die Unterhaltungen im Chat nur für Erwachsene geeignet sind
- Inhalte, die die Aufmerksamkeit über längere Zeit auf das Gesäß, die Leistengegend oder die Brüste einer Person lenken sollen
- längeres oder wiederholtes Küssen von einer Person oder einem Gegenstand
Beim letzten Punkt erwähnt Twitch ausdrücklich, dass dies auch das Küssen oder Ablecken eines Mikrofons beinhaltet. Ferner heißt es:
Viele ASMR-Inhalte sind zum Beispiel auf Achtsamkeit ausgerichtet und nicht sexuell. Das Küssen oder Ablecken eines Mikrofons fällt jedoch in die Kategorie „Sexuelle Themen“. Außerdem soll bei vielen Whirlpool-Streams die Aufmerksamkeit auf Körperteile wie das Gesäß, die Leistengegend oder die Brüste einer Person gelenkt werden. Solche Streams müssen dementsprechend gekennzeichnet werden.
Twitch will bei Verstößen eingreifen
Warum ist das interessant? Die sexuelle Natur dieser speziellen ASMR- und HotTub-Inhalte war bisher eine unausgesprochene Wahrheit. Irgendwie wusste es jeder und Kritiker wurden auch nicht müde, sich darüber zu empören, dass auf der ursprünglichen Gaming-Seite Twitch kein Platz für sowas sei.
Aber so richtig zugegeben wurde das bislang eben nicht.
So begrüßt etwa Asmongold in einem aktuellen Stream, dass Twitch jetzt klare Verhältnisse geschaffen hat. Er sagt, da würden gewisse sexuelle Praktiken simuliert und jeder wüsste es. Dazu zeigt er die ASMR-Kategorie auf Twitch: „Die küssen und lecken alle ein Mikrofon und es sind alles heiße Frauen.“
Der MMORPG-Streamer stellt aber klar, dass er sich nicht beschwert, das sei halt nur, was es eben sei. Den entsprechenden Clip findet ihr hier.
Aber so locker wie Asmongold sah das eben nicht jeder. In einem 5 Tage alten Reddit-Thread wird die Sexualisierung der ASMR-Kategorie beklagt. Da heißt es etwa, viele würden das nur nutzen, um schnell reich zu werden oder Reichweite zu erlangen (via Reddit).
Für diese Zuschauer könnten die neuen Klassifizierungen nun helfen, die ASMR-Streams auszusortieren, die sie nicht sehen wollen.
Was droht bei Verstößen? Sollten Streamer und Streamerinnen ihre Inhalte nach dem 20. Juli 2023 nicht korrekt kennzeichnen, soll es von Twitch eine Verwarnung per E-Mail geben.
Bei wiederholten Verstößen will Twitch dann einfach selbst ein Label an die Streams pappen, was dann je nach Anzahl der erhaltenen Warnungen über Tage oder Wochen bestehen bleibt. Ein Bann soll jedoch nicht drohen.
Inwiefern Amouranth selbst von der Änderung betroffen sein wird, bleibt abzuwarten. Denn sie hat ihre alte Badewanne bereits für die Konkurrenz fit gemacht:
Twitch: Nach dem größten Streamer wechselt auch die größte Streamerin zum dubiosen Rivalen Kick
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Ich kann da jetzt irgendwie keine Strafe erkennen. Ich seh nur, dass Twitch den Streamern das Labeln abnimmt. Nett von ihnen. =)
gibt das nochmal nen Kick 😉 für den Umsatz
Besser wäre es wenn explizit sexuelle Inhalte auf Twitch erlaubt sind (auch Pornos).
Dafür müsste man eine monatliche “Sexual” Gebühr von 9,99$ entrichten + Altersprüfung.
Damit wäre alles geregelt. Wer das nicht sehen will sieht es auch nicht.
Es ist sehr störend wenn es nur auf Regularien hinausläuft. 😭
Diese Regeln sind allerdings erneut, wie so oft bei Twitch, ziemlich Wischi-Waschi und leider wieder totale Interpretationssache.
So sind viele Regeln, auch Teilweise Gesetze. Würde man es zum 100% definieren, wären die AGBs vermutlich 10 mal länger und die Leute würden noch immer Schlupflöcher finden.