Ohne großes Aufsehen ist der 20-jährige Kai Cenat in den letzten Monaten zum neuen Star des Streaming-Diensts Twitch geworden. Jetzt hat er die Grenze von 80.000 bezahlten Abos geknackt und damit Félix „xQc“ Lengyel bei den englischsprachigen Kanälen überholt. Aber ihm passt etwas nicht.
Was ist jetzt die Leistung?
- „Subs“ sind die bezahlpflichtigen Abos, mit denen Zuschauer einen Streamer unterstützen. Die Abos müssen regelmäßig erneuert werden – das macht Twitch zu einem permanenten Hamsterrad, aus dem man nicht aussteigen kann, ohne Einnahmen zu verlieren.
- Der Streamer „xQc“ lag mit etwa 80.000 Abos auf Twitch die letzte Zeit vorn. Auf den weiteren Plätzen kamen beliebte Streamer wie HasanAbi oder NickMercs.
- Mit Kai Cenat gibt es jetzt aber einen neuen Sub-König auf Twitch. Der hat am 23. September die 80.000 Abos geknackt und damit xQc überholt. Damit wurde der 20-Jährige zu dem englischsprachigen Streamer mit den meisten Subs. Mittlerweile steuert Cenat auf die 90.000 Abos zu (via twitchtracker).
Hier erklären wir auf MeinMMO den Gag mit den Abos auf Twitch:
Kai Cenat wird zur Identifikationsfigur von jungen Schwarzen auf Twitch
Was macht der Cenat auf Twitch?
- Wie xQc streamt Kai Cenat sehr viel: In den letzten 7 Tagen war er 66 Stunden auf Sendung – xQc hat 73 Stunden abgerissen. Kai Cenat ist vor allem in Just Chatting aktiv, spielt aber auch Games wie NBA 2k23, GTA 5, Minecraft oder God of War.
- Cenat ist seit Januar 2021 auf der Plattform und hat seitdem einen steilen Aufstieg hinter sich: Mittlerweile hat er im Schnitt fast 50.000 Zuschauer. Im Januar 2022 waren es noch 22.000.
- Der 20-Jährige richtet sich an eine schwarze, junge Zuschauerschaft – eine Gruppe, die auf Twitch sonst kaum angesprochen wird: Der lange Zeit erfolgreichste schwarze Twitch-Streamer Myth ist zu YouTube gewechselt und war ein ganz anderer Typ als Kai Cenat nun.
Ein Highlight war jetzt, dass Cenat im Stream einen Anruf seiner Mutter bekam, die ihm zu dem großen Erfolg gratulierte, als er die Marke von 80.000 knackte.
Die Mutter war so stolz auf ihren Sohn, der zeige, wie man mit harter Arbeit erfolgreich wird. Ihr Sohn sei ein Grinder, jemand, der sich richtig durchgebissen habe:
Vorwurf: Twitch stelle keine schwarzen Streamer auf die Startseite
Was ärgert ihn? Trotz des gewaltigen Erfolgs ärgert sich Kai Cenat, dass schwarze Streamer nicht genügend von Twitch unterstützt werden: Also keine Tweets, keine tollen Spots auf der ersten Seite, keine richtige Anerkennung.
Es sagt, es geht ihm gar nicht um sich selbst, sondern dass überhaupt keine schwarzen Streamer stark gefördert werden:
Ich will, dass ihr euch alle anschaut, was auf Twitch passiert. Ich will, dass ihr es versteht, Bros, seit Jahren werden Menschen mit meiner Hautfarbe nicht beachtet. Ich weigere mich, dass meine Community von Twitch nicht beachtet wird. Yo, Twitch, ich hab keine Probleme mit Euch. Aber ich hab nicht einmal gesehen, dass einer von meiner Community bei euch auf der Startseite der Plattform ist, Bro.
Warum glaubt er, dass er nicht unterstützt wird? Dass er selbst nicht unterstützt wird, kann Cenat offenbar verstehen. Er glaubt, es liege an seiner Sprache. Er verwende zu häufig, das Wort, das N-Wort:
Es juckt mich einen Scheiß, wenn ich nicht-vermarktbar bin. Verstehst du mich? Das juckt mich einen Scheiß, okay. Es juckt mich nicht, was ihr ganzen N* macht. Oder ob ich zu oft N* sage, das interessiert mich nicht, N*, es ist mir egal. Sie wollen mich nicht richtig anerkennen, okay.
Gaming-Plattformen YouTube und Twitch wird Rassismus vorgeworfen
Das steckt dahinter: Es läuft gerade eine Kontroverse in den USA, ob die großen Gaming-Plattformen rassistisch sind:
- Auf YouTube hat der schwarze Gaming-Streame CoryxKenshin aufgezeigt, dass er unter strengerer Aufsicht steht als vergleichbare, weiße Kollegen (via kotaku)
- Die Community des Skandal-Streamers IShowSpeed glaubt, dass ihr Streamer oft Probleme kriegt, weil er schwarz ist und deshalb von weißen Journalisten so kritisch betrachtet wird
Im Fall von Kai Cenat scheint es klar zu sein, warum Twitch ihn selbst nicht so herausstellt– wie es seinem Erfolg angemessen wäre: Das „N“-Wort ist nicht tragbar. Es macht ihn, wie er selbst sagt, „unvermarktbar“ für Werbepartner.
Die Frage, die Cenat aufwirft, ist tatsächlich real: Warum gibt es so wenige große schwarze Twitch-Streamer?
Einer der wenigen, erfolgreichen “nicht-weißen” Streamer auf Twitch ist Lirik. Der streamt aber ohne Kamera, weil er nicht als “braun” wahrgenommen werden wollte.
Auch in Deutschland hatten wir mal eine Diskussion, ob ein Gaming-YouTuber “vermarktbar” ist oder nicht. Es ging um ApoRed, der fand, ihm stünde viel mehr Unterstützung zu:
YouTuber ApoRed will Vorzugsbehandlung in Fortnite, macht Druck