Der Streamer GPHustla hat den Rekord für den längsten, ununterbrochenen Stream auf Twitch gebrochen. Er ist seit mehr als 1000 Stunden live auf Sendung. In einem Clip sagt er, dass er Angst hat, wieder alleine zu sein. Das klingt wie eine ziemlich depressive Version der Truman-Show.
So entstand der Rekord: Der Streamer begann am 24. August einen Marathon-Stream über 24 Stunden. Das eskalierte und ging immer weiter. Er hörte einfach nicht mehr auf zu streamen und schlief sogar vor der Kamera.
Mittlerweile ist GPHustla seit 1068 Stunden live auf Twitch zu sehen. Im Moment schläft er und dabei schauen ihm noch 230 Zuschauer zu.
So richtig erfolgreich waren die letzten 30 Tage nicht: Er hat im Schnitt 8 Zuschauer. In den letzten Stunden wurden es dann ein paar mehr, weil sich die Nachricht rumsprach, was für ein seltsames Experiment auf Twitch läuft.
Der Streamer überträgt sein ganzes Leben auf Twitch. Wenn er einkaufen geht, filmt er sich in einem IRL-Stream mit dem Handy.
Sein Fernziel ist es, den offiziellen Rekord des Guinness-Buchs der Rekorde zu brechen: Damit will er am 1. Januar 2021 beginnen und dann länger als 161 Stunden auf Sendung sein. Im Moment trainiert er dafür und hat dabei alle inoffiziellen Rekorde pulverisiert.
„Ich will auf Twitch leben“
Warum macht er das? In einem Clip erklärt GPHustla, warum er diesen Rekord durchzieht. Der Streamer sagt:
Ich freu mich jeden Tag so drauf, dass ich nicht aufhören will. Ich will auf Twitch leben. Ich will der Streamer sein, der immer live ist.
Du kannst zu jeder Zeit beim Kanal von GPHustla vorbeischauen und er ist live.
GP Hustla
Ich bin alleine – Ich habe nichts
Das klingt positiv und wie eine freudige Werbe-Nachricht, die sich eine PR-Agentur ausgedacht hat.
Der beliebteste Clip auf dem Kanal von GPHustla mit über 70.000 Aufrufen sendet aber eine andere Botschaft. Da sagt er:
Ich denke, das ist einer der Gründe, warum ich den Stream nicht stoppe: Ich hab Angst davor, wieder alleine zu sein. Es ist so, als wären sie hinten in meinem Verstand: Sobald ich offline bin, bin ich wieder alleine.
Ich bin allein. Ich habe nichts. Und deshalb fühle ich mich dem Streaming so verbunden. Ich hab mich die letzten Jahre lange nicht mehr so gefühlt.
GP Hustla
Der Streamer erklärt dann, in seiner Jugend sei er gesellig gewesen und habe es genossen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
In den letzten Jahren habe er sich aber gefragt: „Muss ich echt aus dem Haus gehen?“
Im Film „Die Truman Show“ von 1998 wird das Leben eines vermeintlich normalen Menschen ohne dessen Wissen gefilmt: Jede Sekunde wird zur Unterhaltung der Zuschauer übertragen. Das Leben des Mannes wirkt durchgestylt und gescriptet. Er ist der wahr gewordene amerikanische Vorstadt-Traum.
Das galt vor 22 Jahren noch als gewagte Zukunftsvision. Mittlerweile ist es Realität, dass jemand sein ganzes Leben versendet, und es ist nicht so glamourös wie im “Jim Carrey”-Film.
Wir haben im Dezember 2019 über den deutschen Streamer Seansstream berichtet, der versucht hatte in einem Monat die maximale Anzahl von Stunden live auf Twitch zu sein. Der hat allerdings seine Schlaf-Pausen nicht live übertragen.
Twitch ist unreguliert. Letztlich bestimmt jeder Streamer selbst, wie lange er auf Sendung sein möchte, was für ihn gesundheitlich okay ist und wie viele Pausen er sich gönnt. Bereit 2017 machte der Destiny-Streamer ProfessorBroman auf die Probleme aufmerksam, die damit einhergehen.
Das System Twitch verleitet zur Selbst-Ausbeutung:
Destiny: Populärer Streamer fürchtet, Twitch frisst sein Leben auf
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Ich bekomme immer mehr das Gefühl, das Twitch eine Absteige für alle diejenigen ist, die keine Ausbildung, Studium oder ungelernten Job im realen Leben machen wollen😔
Ich weiß das klingt jetzt hart, aber bei einigen Streamern verhält es sich so wie mit einem Bettler auf der Straße
Man frage sich hier was “Entertainment” für sich selbst darstellt, mir kann niemand erzählen das “Lasst uns Mal einen Hypetrain starten” kein indirektes betteln ist
Naja, gilt natürlich nicht für alle, aber wenn man so jemanden wie in diesem Artikel sieht, scheint es wohl nicht ganz verkehrt das es Plattformen wie Twitch gibt, wer weiß schon was er sonst machen würde
Von den eventuellen psychischen Problemen mal abgesehen, mein Arbeitgeber würde mir einen Husten.
Aber im Grunde ist das ja nur eine Weiterführung von Verrücktheiten, die heute im Internet so passieren.
Besser als beim Versuch den perfekten Selfie zu machen, von na Brücke zu fallen oder was da sonst noch so gelaufen ist ^^.
Der Gute sollte dringend mal zum Arzt. Da wird Twitch ihm nicht helfen können
Ehrlich gesagt, der Mann braucht keine Zuschauer sondern einen Psychologen.
Defintiv. Selbst das normale TV-Programm und besonders Twitch zeigt doch, dass niemand jemanden bei seinem normalen “08/15”-Dingen sehen möchte.
Denkt doch mal an BigBrother. Die erste Staffel bestand noch auch ganz normalen Leuten aus einer ähnlichen sozialen Schicht die zusammen einige Zeit gelebt haben. Fertig.
Später musste man schon Spiele, Strafen, unterschiedliche Wohnbereiche etc. einführen…und warum? Einfach um Spannung zu erzeugen…das ist halt das was die meisten sehen wollen. Deswegen kommen auch Sendungen gut an in denen konkurriert, gestritten und gewonnen/versagt wird.
Ach wer braucht den heute schon nicht…
Er sagt es geht ihm gut, dann ist das wohl so…