Das PvP des Fantasy-Online-Rollenspiels The Elder Scrolls Online findet in Cyrodiil statt. Das gibt es aber nicht nur einmal, sondern zwanzigmal. Während manche Kampagne gut besucht ist und sich die drei Fraktionen ausgeglichene Schlachten liefern, liegt in anderen der Hund begraben. Eine Kampagne wurde gar geschlossen.
Zwei Mega-Server gibt es nur, einen für Nordamerika und einen für Europa. Mega-Server haben große Vorteile für die Spieler: In jeder Zone ist ständig was los. Wenn mal weniger Spieler online sind, kriegen das die anderen Zocker nicht mit. Und wenn ein Spiel eine Krise oder einen Boom mitmacht, dann führt das weder zu Geister-Servern, noch zu ewig langen Warteschlangen.
Sind es am Ende doch zwanzig Server und nicht nur zwei?
Allerdings lässt sich TESOs Mega-Server-System nicht mit dem Massen-PvP in einer Open-World-Variante vereinbaren. Und ausgerechnet dafür haben sich die Designer bei Zenimax entschieden. Immerhin kommen die führenden Köpfe von Dark Age of Camelot. Dort hatte man solch ein Open-World-PvP einmal etabliert. Aber so gewaltig die PvP-Zone Cyrodiil auch ist – allen Spielern eines Mega-Servers böte sie niemals Platz.
Also musste man die Mega-Server zumindest für PvP-Zwecke splitten: In verschiedene Kampagnen. Für 90 Tage, legte man fest, sollte jeder Spieler in einer Heimat-Kampagne antreten, die er sich selbst aussuchen konnte. Wer nachher wechseln will, muss dafür einen hohen Preis zahlen und verliert die bis dahin angesammelten Punkte, die ihn nach dem Ende der Kampagne reich belohnten sollen.
Das System zeigt nach zwei Monaten einige Risse und Probleme. Zwei der zwanzig Kampagnen wurden geschlossen und durch neue mit kürzerer Laufdauer ersetzt.
Wir werfen einen Blick auf die Probleme des Kampagnen-Systems und wie Zenimax sie lösen möchte.
Problem Nr. 1: In einer Kampagne finden keine Schlachten, sondern nur Massaker statt
Das ist das Ur-Problem des Kampagnen-Systems. Wenn in einer Kampagne, gerade in einer kleineren, ein Reich dominiert und die beiden anderen Fraktionen vor sich hertreibt, ist der Frust rasch groß und der Ofen aus. Vor allem weil das dominante Reich durch verschiedene Boni immer stärker wird.
Verlieren macht niemandem Spaß. Die unterlegenen Spieler gehen nicht mehr ins PvP oder flüchten in eine andere Kampagne. Das Problem verschlimmert sich dadurch noch. Denn es führt zu den Problemen 2 und 3 auf unserer Liste.
Problem Nr. 2: Die Winning-Team-Joiner
Als Winning-Team-Joiner (oder WTJ-ler) bezeichnet man im MMO-Slang Spieler, die sich den Siegern anschließen. In anderen MMOs war es dazu nötig, den Server kostenpflichtig zu wechseln oder sich einen neuen Char zu erstellen. In TESO muss der WTJ-ler nur klären, in welcher Kampagne das eigene Reich besonders dominant ist – um dann auch dorthin zu gehen. Dadurch wird das Gleichgewicht in dieser Kampagne noch weiter in eine Richtung verlagert.
Zenimax wollte das dadurch unterbinden, dass man einen Wechsel während der laufenden Kampagne teuer macht. 15.000 Allianzpunkt kostet der Kampagnen-Wechsel. Doch führt so ein „strafendes“ Verhalten bei vielen Spielern zu Frust. Mit dem Messer zwischen den Zähnen farmen sie ihre Punkte zusammen, um dann doch zu wechseln und selbst mal auf der Sonnenseite zu kämpfen.
Problem Nr. 3: Die Geister-Kampagnen
Wenn ein Reich dominiert, bleiben irgendwann die Gegner weg: Die Kampagne stirbt nach und nach aus. Auch den Siegern wird es irgendwann zu langweilig. Gerade weil Kampagnen 90 Tage dauern, kann sich so ein Schaulaufen vor leeren Kulissen ganz schön hinziehen. Auch für die Sieger macht es keinen Spaß. Der Elite-PvPler Pryda, den wir Anfang Mai zum PvP interviewt haben, schlug daher schon damals vor, die am niedrigsten bevölkerten Kampagnen zu schließen.
Mit der Kampagne „Geißel“ ist genau das geschehen. Allerdings wurden die Spieler dort „zwangsgegangen“ und verloren ihren Anspruch auf den 90-Tage-Reward, der ihnen eigentlich zugestanden hätte. Auch auf den Ranglisten der neuen Kampagne fangen sie wieder bei Null an. Der Weg zum Kaiser ist weit.
Problem Nr. 4: 90 Tage sind verdammt lange
90 Tage sind in MMO-Zeiten eine Ewigkeit. Drei Abo-Monate sind es, bis eine Kampagne für beendet erklärt wird. Solange sind die, die vorne sind, eben vorne – und ihr Vorsprung ist gewaltig.
Die Kaiserwürde, für PvPler das ultimative Ziel, ist für die für die meisten Spieler in weite Ferne gerückt. Gerade wenn sie den Anfang verschlafen haben, ist der Vorsprung zu den Top-Spielern einfach zu groß. Sie wünschen sich kürzere Rotationen, einen häufigeren Reset der Kampagne.
Vor allem weil TESO einige Probleme mit Bugs oder Exploits hatte, wie bei den Ultimate-spammenden Vampiren oder den vor Belagerungswaffen schützenden Krähenfüßen, wird von vielen ein Neustart gewünscht. Auch weil sich die Balance häufig ändert, ärgert es viele PvPler, dass die Ranglisten so lange bestehen bleiben. Wer oben steht, hat Exploits genutzt, so der häufig vernommene Tenor.
Problem Nr. 5: Die Kampagnen unterscheiden sich von der Qualität stark
Bei World of Warcraft existierte das böse Wort von den „Dorf-Servern“ für niedrig bevölkerte Realms, die bei den Raids nicht so weit fortgeschritten sind wie Server mit einer starken Bevölkerung. Das trifft ebenso für das Kampagnen-System in TESO zu. Das Niveau in einer der dicht besiedelten Kampagne ist wesentlich höher als anderswo. Während man in einer kleinen Kampagne schon mal zur Kaiserwürde stolpern kann, muss man sich in den Top-Kampagnen gegen andere Alpha-Wölfe durchbeißen.
Das könnte zu Problemen führen, wenn sich Gilden einer Top-Kampagne den Spaß machen, eine sehr dünn besiedelte Parallel-Welt zu überrennen. Auch wenn es mit dem Gast-System nur für einen Abend ist. Das können Profi-PvPler ohnehin nutzen, um die komplette Balance einer Kampagne zu kippen.
Was plant Zenimax dagegen zu tun?
Zenimax ist sich in jedem Fall der Probleme bewusst und arbeitet bereits daran, sie zu lösen.
Im Moment ist es im Gespräch, einen Underdog-Bonus einzuführen, der Spieler von unterlegenen Reichen bevorzugen soll. Allerdings wird er sie nicht stärker machen, sondern ihnen nur mehr Punkte zugestehen, wenn sie gegen eine Übermacht erfolgreich sind.
Außerdem ist zurzeit mit der PvP-Kampagne Celarus, die nur 2 Wochen dauert, ein Test-Ballon am Start. Vielleicht wird in einem Monat, wenn die Ursprungs-Kampagnen das erste Mal zu Ende gehen und die Gewinne ausgeschüttet werden, die eine oder andere Kampagne zu bleiben. Zuzutrauen wäre es Zenimax. Nur 5 Kampagnen, die jeweils 2 Wochen laufen, würden einige Probleme des jetzigen Kampagnen-Systems lösen, wenn sich der Sieg danach vielleicht auch nicht mehr so „episch“ anfühlt wie jetzt.
Das grundlegende Problem der Winning-Team-Joiner wird sich nur schwer lösen lassen. Im Ansatz ärgerlich für Zenimax ist es, dass man sich mit der Anzahl der Kampagnen doch nach der genauen Spielerzahl richten muss. Das Problem hat man mit dem Mega-Server ansonsten vermieden.
Wenn man nun Kampagnen ersatzlos streicht, könnte der Eindruck entstehen, dass nicht so viele Spieler TESO zocken, wie man das geplant hatte. Auch das ein Problem, das jedes andere MMO kennt, das mit klassischen Server-Modellen operiert.
Es ist auf jeden Fall damit zu rechnen, dass Zenimax nochmal mit Hammer und Meißel an die Kampagnen herangeht, um ein besser funktionierendes Modell zu finden. Leicht wird die Aufgabe nicht. Wenn man von Schlachtfeldern und Arenen weggeht und sich in die Open World begibt, ist die schwierigste Frage bei jedem MMO, wie man für eine zahlenmäßige Ausgeglichenheit sorgt. Auf diese Frage wird Zenimax eine Antwort finden müssen.
Update: Komplette Änderung des PvP-Kampagnen-Systems steht bevor
Seit der Artikel geschrieben wurde, hat sich bereits einiges verändert, das wir so schnell jetzt nicht mehr im Artikel ändern konnten. Gestern Abend erschien bereits ein Post in den offiziellen Foren, in denen Brian Wheeler, der PvP-Chef von The Elder Scrolls Online, sich an die Community wandte.
Man plant umfassende Änderungen am System der PvP-Kampagnen. Die jetzigen 10 Kampagnen plane man zu schließen. Dabei wolle man allerdings die Spieler „voll“-auszahlen, damit es ihnen nicht so wie bei den Spielern der Geißel geht. Statt der 10 Kampagnen mit 90 Tagen Dauer habe man im Moment 5 Kampagnen im Sinn, die 4 unterschiedliche Rule-Sets aufweisen.
- Bow of Shadows – wird eine 5tägige Kampagnen nur für Spieler mit Veteranen-Rang
- Blackwater Blade – wird eine 5-tägige Kampagne für Spieler, die noch keinen Veteranen-Rang erreicht haben
- Haderus und Childred – 7-tägige Standard-Kampagnen, die allen offenstehen
- Thornblade – eine 30-tägige Standard-Kampagnen
Um zu verhindern, dass zwischen den Kampagnen ein rascher Wechsel stattfindet, versieht man den Gäste-Pass mit einem 72-Stunden-Lockout und erhöht die Kosten für den Wechsel der Heimatkampagnen von 15.000 Allianzpunkten auf 100.000.
Im Moment ist hier noch nichts fest, sondern Zenimax bittet die Fans um Feedback.
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[intense_testimony_text]Wir sind hier beim Artikel von den aktuellen Ereignissen überholt worden. Der Artikel war (bis zu dem Teil mit dem Update) Bereits am Dienstagabend fertig. Wir haben uns dazu entschieden, den vorderen Teil zu belassen und ihn um die neuesten Entwicklungen zu ergänzen.
So könnt Ihr als Leser sehen, wie dicht wir mit unseren Prognosen lagen und wie letztlich Zenimax die Probleme einschätzt. Wir Ihr seht, sind wir davon ausgegangen, dass Zenimax das Problem erst frühestens in einem Monat, mit dem Ende der Ursprungs-Kampagnen angehen wollte, dabei planen sie die Lösung sogar vorzuziehen. Die Reduzierung von 10 auf 5 Kampagnen – hielten wir auch, ohne deren Kenntnis, schon am Dienstag für einen sinnvollen Schritt. Die deutlich kürzere Dauer ebenfalls. Auf die Unterteilung zwischen Veteranen und Nicht-Veteranen sind wir allerdings auch nicht gekommen.[/intense_testimony_text][intense_testimony_author image=”https://images.mein-mmo.de/magazin/medien/2014/01/Logo-022.png”][/intense_testimony_author][/intense_testimony][/intense_testimonies]
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