Mitarbeiter von Activision Blizzard (WoW; Call of Duty, Candy Crush) haben eine Klage gegen die Gaming-Firma eingereicht, weil sie ihre Rechte unterdrücken und das Gründen einer Gewerkschaft verhindert haben soll. Die Firma kämpft zudem weiterhin mit der Klage des Staates Kalifornien, die sich um Sexismus dreht.
Worum geht es in der Klage der Mitarbeiter? Die Mitarbeiter haben mit Hilfe einer großen Gewerkschaft in Amerika eine Beschwerde beim National Labor Relations Board eingereicht (via nlrb.gov). Dabei handelt es sich um eine unabhängige Behörde, die das Arbeitsrecht in den USA durchsetzt.
In der Klageschrift behaupten die Mitarbeiter, dass sie von der Spiele-Firma eingeschüchtert, überwacht und an der Ausübung ihrer Rechte gehindert wurde. In den letzten 6 Monaten soll es laut den Mitarbeitern, die sich unter dem Banner “ABetterABK” (ein besseres Activision Blizzard King) versammeln, zu folgenden Vorkommnissen gekommen sein:
- Mitarbeitern wurde gedroht, damit sie nicht über Gehalt, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen sprechen, vor allem im Zusammenhang mit laufenden Untersuchungen
- Es wurden strikte und übermäßige Richtlinien zur Nutzung von Social Media eingeführt
- Mitarbeiter sollen für geschützte konzertierte Aktivitäten bedroht und diszipliniert worden sein
- Mitarbeiter, die geschützte konzertierte Aktivitäten ausführten, sollen verhört und überwacht worden sein
Bisher gibt es noch keine offizielle Reaktion von Activision Blizzard zu diesen Vorwürfen.
Führung soll versucht haben, unliebsame Mitarbeiter loszuwerden
Was sagen die Mitglieder von ABetterABK? In einem Gespräch mit VICE.com äußerte sich ein Mitarbeiter zur Situation, der jedoch anonym bleiben wollte.
Er beklagt, dass Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten darüber informiert wurden, dass ihre Leistung nicht den Anforderungen entspräche, obwohl sie eigentlich gute Arbeit geleistet hätten.
Der Mitarbeiter vermutet, dass die Führung von Activision Blizzard auf diese Weise unliebsame Mitarbeiter loswerden möchte:
Wir denken, dass die Führung versucht, sie loszuwerden, weil sie so offen sind […]. Wir haben bereits Vergeltungsmaßnahmen erlebt.
Einige Mitarbeiter sollen im Zuge dessen “komplett verstummt” sein oder bereits die Firma und sogar die komplette Gaming-Industrie verlassen haben.
Die Mitarbeiter-Gruppe hat über Twitter außerdem mitgeteilt, dass sie bei einem positiven Ausgang einen Präzedenzfall schaffen, der besagt, dass kein Arbeitnehmer in den USA eingeschüchtert werden kann, wenn er über eine erzwungene Schlichtung spricht:
Acitivision Blizzard wird bereits wegen Sexismus verklagt
Welche andere Klage läuft noch? Das „California Department of Fair Employment and Housing” hatte bereits im Juli eine Klage gegen Activision Blizzard eingereicht, in der es um das Thema Sexismus geht.
Die Behörde des Staates Kalifornien hatte mehr als zwei Jahre lang gegen Activision Blizzard ermittelt und nach einem gescheiterten Schlichtungsverfahren die Klage eingereicht. Der Firma wird unter anderem vorgeworfen, dass:
- In den Top-Jobs nur weiße Männer sitzen
- Nur wenige Frauen eine Spitzen-Position erreichen und dann trotzdem weniger Gehalt und Boni als die männlichen Kollegen bekommen
- Activision Blizzard eine Arbeits-Kultur wie in einer Studentenverbindung geschaffen habe
- Beschwerden von Frauen wegen schlechter Behandlung ohne Konsequenzen blieben
In Folge der Klage verließ der Präsident von Blizzard, J. Allen Brack, die Firma. Auch der Chef der Personal-Abteilung ging.
In Spielen wie Overwatch und WoW wurden zudem Umbenennungen vorgenommen. Namen und Referenzen an Mitarbeiter, die sich angeblich schlecht verhalten hatten, wurden aus den Spielen entfernt.
Zu der Klage und vor allem der Reaktion von Blizzard darauf, hat MeinMMO-Chefredakteurin Leya Jankowski ihre Meinung im Juli geteilt:
Die Reaktion von Activision Blizzard zur Sexismus-Klage war furchtbar falsch
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Dann geht jetzt in die nächste Runde.Wenn das so weiter geht geht blizzard noch KO
Ich denke mal das ist nicht den letzten Monat passiert sondern eher das letzte Jahr. Könnte mir das 2020 gut vorstellen Corona Druck usw. Geht aber dennoch nicht klar
Die sagen in der Klage, dass das alles in den letzten 6 Monaten vormkam. Das heißt nicht, dass es das vorher nicht gab, aber definitiv innerhalb dieses Zeitraums
Traurigerweise liest sich das nicht Spektakulär zu jeden normalen Großen Konzern. Teilweise ist das auch Standard bei kleineren Betrieben.
Da bekommt man ja den Eindruck “die da oben” haben nichts dazu gelernt. Oder war das etwa nicht nach dem Sexismus-Skandal?
So wie ich es verstanden habe ist es aktuell.
zumindest leite ich es daraus ab
Da die Rede von “laufenden Untersuchungen” ist, dürfte das auch, nicht nur, nach der Klage gewesen sein. Die Rede ist insgesamt von den “letzten 6 Monaten”.
Ah, ja das macht Sinn. “Die letzten 6 Monate” ist dann ja hauptsächlich vor dem Skandal, und somit auch bevor die Herren in der Chefetage gegangen worden sind.