Staatliche Behörde verklagt Activision Blizzard – Üble Vorwürfe gegen WoW-Entwickler

Staatliche Behörde verklagt Activision Blizzard – Üble Vorwürfe gegen WoW-Entwickler

Das „California Department of Fair Employment and Housing” hat eine Klage gegen den Gaming-Publisher Activision Blizzard eingereicht. Der Klage ging eine zweijährige Ermittlung voraus. Bei Activision Blizzard soll eine Kultur wie in einer Studentenverbindung herrschen: Frauen seien das Ziel von konstanter sexueller Belästigung und würden ungleich bezahlt werden. Die Klage schildert einige schockierende Situationen, gerade im Team zu WoW.

Wer klagt da? Das „California Department of Fair Employment and Housing” ist eine staatliche Behörde mit dem Auftrag, die Einwohner von Kalifornien vor Diskriminierung am Arbeitsplatz zu schützen. Die Behörde wird seit 2014 von einem Anwalt für Bürgerrechte geleitet, den der Gouverneur eingesetzt hat. Es ist die größte Bürgerrechts-Behörde in den USA.

Das ist der Hintergrund der Klage: Die Behörde sagt: Sie hätten mehr als zwei Jahr lang gegen Activision Blizzard ermittelt und danach ein Schlichtungsverfahren eingeleitet, um die Beschwerden ohne die Justiz zu klären. Doch beim Schlichtungsverfahren habe man die Probleme nicht lösen können. Daher wende man sich nun ans Gericht.

Das ist der Haupt-Punkt der Klage: Die Behörde wirft Activision Blizzard vor:

Sexismus plagt die Männer-dominierte Gaming-Industrie seit Jahrzehnten und hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt. Frauen und Mädchen machen mittlerweile fast die Hälfte aller Gamer in Amerika aus, aber die Gaming-Industrie richtet sich weiter an Männer, auch in Kalifornien.

Klageschrift gegen Activision Blizzard.

Es heißt dann, eine Klage gegen Activision Blizzard sei schon lange überfällig, um zu verhindern, dass Activision Blizzard weiter die Bürgerrechte und das Recht auf gleiche Bezahlung der weiblichen Angestellten verletzt:

  • Bei Activision Blizzard würden in den Top-Jobs im Moment nur weiße Männer sitzen. Das sei auch schon immer so gewesen.
  • Nur wenige Frauen erreichten Spitzen-Positionen in der Firma. Und sogar die, die es bis nach oben schaffen, bekommen weniger Gehalt und niedrigere Boni-Zahlungen als ihre männlichen Kollegen.
  • Die schlechtere Stellung von Frauen ziehe sich durch die Firma: Überall würden Frauen weniger Geld bekommen, weniger Möglichkeiten erhalten und langsamer aufsteigen.
  • Activision Blizzard habe eine Arbeits-Kultur geschaffen wie in einer Studentenverbindung.
  • Frauen würden bei Activision Blizzard ständig sexuell belästigt.
  • Beschwerden der Frauen gegen die schlechte Behandlung würde man abtun. Sie blieben ohne Konsequenz.

Die Klage umfasst 29 Seiten (via aboutlaw) und wurde am 20. Juli beim “Superior Court of the State of California, in and for the County of Los Angeles” eingereicht.

Männer zocken und saufen angeblich bei der Arbeit für Blizzard

So schlecht soll die Kultur bei Blizzard für Frauen sein: Es gibt einige konkrete Vorwürfe in der Klage für „schlechtes Verhalten der Männer“.

Als Beispiel wird ein „Cube Crawl“ genannt, bei dem Männer eine Menge Alkohol trinken und durch die einzelnen Arbeits-Cubes des Büros ziehen. Es heißt, dabei würden sie häufig Frauen auf unangemessene Art belästigen.

Männer würden stolz mit einem Kater ins Büro kommen, dann lange Zeit einfach nur Games zocken, während der Arbeit saufen und ihre eigentliche Verantwortlichkeiten und Aufgaben an Frauen delegieren, sich dabei noch über ihr Sexleben unterhalten, über die Körper der Frauen sprechen und Witze über Vergewaltigung machen.

Ein wichtiger Entwickler von WoW, Alex Afrasiabi, soll während der BlizzCon Frauen angemacht und ihnen erzählt haben, er wolle sie heiraten. Afrasiabi soll versucht haben, sie zu küssen und seinen Arm um sie zu legen. Dafür sei er so bekannt gewesen, dass seine Suite im Hotel als „Cosby Suite“ bekannt war. Der Chef von Blizzard, J. Allen Brack, habe ihn mehrfach wegen seines Trinkens und seines Verhalten wegen Frauen ermahnt, aber nie weitere Konsequenzen ergriffen.

Afrasiabi war „Senior Creative Director” für WoW. Er verließ die Firma im Juni 2020 ohne großes Aufsehen.

JAllenBrack-Entschuldigung
Blizzard-Chef, J. Allen Brack soll nicht entschieden genug durchgegriffen haben.

„Tragischer Selbstmord auf einem Business-Trip“

Weiter heißt es in der Klage:

In einem tragischen Beispiel von sexueller Belästigung, die Activision Blizzard zuließ, hat eine weibliche Angestellte Selbstmord begangen, als sie auf einer Geschäftsreise war, die sie zusammen mit ihrem Vorgesetzten gemacht hatte, zu dem sie eine sexuelle Beziehung hatte.

Aus der Klageschrift

Die Polizei fand dann raus, dass dieser männliche Vorgesetzt „Butt Plugs“ und Gleitgel mit auf die Geschäftsreise genommen hatte. Angeblich soll die Frau vor der Reise Ziel von sexueller Belästigung gewesen sein: So sei auf einer Betriebsfeier ein Foto herumgegangen, auf der die Vagina der Angestellten zu sehen war.

Wen dunkle Gedanken plagen, der kann sich unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/11 0 22 an die Telefonseelsorge wenden – das ist bundesweit und kostenfrei.”

Konnten sich die Frauen nicht dagegen wehren? Die Personal-Abteilung (HR) von Activision Blizzard ist ein weiterer Kritikpunkt der Klageschrift.

Es heißt: Frauen, die sich beschwerten, mussten mit negativen Konsequenzen rechnen:

  • Sie wurden gegen ihren Willen versetzt
  • wurden für Kündigungen ausgewählt
  • ihnen wären Chancen auf Projekte oder andere Möglichkeiten verwehrt worden

Es heißt in der Klageschrift, den Frauen habe das Vertrauen in die Personal-Abteilung gefehlt. Die habe kein hohes Ansehen genossen.

Einige Frauen hätten auch gesagt, ihre Beschwerde sei von der Personal-Abteilung nicht vertraulich behandelt worden.

Was ist das Ziel der Klage? Das Gericht soll eine einstweilige Verfügung erlassen, die Activision Blizzard dazu zwingt, sich um Themen wie „ungleiche Bezahlung, Gehaltsanpassungen, niedrige Löhne für Frauen“ so zu kümmern, dass sie dem geltenden Recht in Kalifornien entsprechen.

Die Rede ist außerdem von Schadensersatz-Zahlungen.

Activision Blizzard wirft Behörde vor, sie handle „beschämend und unprofessionell“

Das sagt Activision Blizzard: Die Firma hat bereits ein langes Statement zu den Vorwürfen abgegeben. Dort heißt es: Die Klage würde verdrehte und in vielen Fällen falsche Schilderungen aus der Vergangenheit von Blizzard enthalten. Man hätte mit der Behörde eng zusammengearbeitet und ihnen viele Unterlagen gegeben, die Behörde habe sich aber geweigert, ihrerseits mitzuteilen, welche Probleme ihnen aufgefallen sind.

Die Behörde sei dazu verpflichtet, sich darum zu bemühen, die Probleme einvernehmlich mit der Firma zu klären, bevor sie sich ans Gericht wendet. Das habe die Behörde nicht getan.

Activision Blizzard sagt: Es mache sie krank, wenn die Behörde den tragischen Selbstmord einer Angestellten mit in den Fall hineinzieht. Der habe nichts damit zu tun. So ein Verhalten nehme keine Rücksicht auf die trauernde Familie.

Solch ein Verhalten nennt Blizzard „beschämend und unprofessionell“. Ein solches unverantwortliche Verhalten von Beamten sorge dafür, dass einige der besten Firmen des Staates aus Kalifornien verschwinden.

Das Bild, das die Behörde zeichne, stehe nicht für die Kultur bei Blizzard, die dort heute herrscht. In den letzten Jahren, seit die Ermittlung begann, habe man „signifikante Änderungen“ durchgeführt. So habe man viel Arbeit investiert, um faire und attraktive Belohnungen zu schaffen und sich bemüht eine unterstützende, diverse und inklusive Arbeitsplatz-Atmosphäre zu schaffen.

Wir haben auf MeinMMO vor zwei Jahren über einen Fall bei Blizzard berichtet: Da hatte ein männlicher Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen eine weibliche Vorgesetzte erhoben:

Ex-Mitarbeiter sagt, er stand wegen Rassismus bei Blizzard vorm Suizid

Quelle(n): kotaku (Statement Activision Blizzard)
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Irina Moritz

Hallo zusammen,

da es sich hier um ein sensibles Thema handelt, haben wir uns entschieden, die Kommentare hier geschlossen zu halten.

Vielen Dank für euer Verständnis.

Wenn ihr Hilfe braucht und nicht mehr weiterwisst, dann wendet euch bitte bitte an die Telefonseelensorge unter den Nummern 0800/111 0 111 und 0800/11 0 22.

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