3 Entwickler schufen mehr als 50 Spiele, taten sich zusammen und landeten einen Überraschungs-Hit auf Steam

3 Entwickler schufen mehr als 50 Spiele, taten sich zusammen und landeten einen Überraschungs-Hit auf Steam

Cult of the Lamb ist eine ungewöhnliche Kombination aus niedlichem Aufbau-Spiel und knallharten Kämpfen. 2022 entwickelte es sich zu einem riesigen Hit und steht aktuell bei 92 % positiv auf Steam, doch der Erfolg kam nicht über Nacht.

Was ist das für ein Spiel? Cult of the Lamb ist eine Mischung aus Dungeon Crawler und Colony-Sim, in der es darum geht, seine eigene Sekte aufzubauen. Die zuckersüße Optik steht dabei in starkem Kontrast zu den fragwürdigen Entscheidungen, die man als Spieler treffen muss und dem durchaus fordernden Gameplay, wenn man auf höchster Schwierigkeitsstufe spielt.

Mit dieser Kombination landete das Entwickler-Team Massive Monster einen absoluten Volltreffer: Bereits vorab hatte MeinMMO-Chefredakteurin Leya von dem Spiel geschwärmt. Nach seinem Release 2022 entwickelte sich Cult of the Lamb schnell zu einem riesigen Hit.

Bereits in der ersten Woche verkaufte sich das Spiel mehr als eine Million Mal. Auf Metacritic ist es in den Top-100 der höchstbewerteten Spiele des Jahres und Polygon sowie IGN führen es in ihre Bestenlisten für 2022. Auf Steam erreichte es einen Höchstwert von 61.780 gleichzeitigen Spielern und steht mit 92 % Empfehlungen bei „äußerst positiv“ (via SteamDB).

2023 brachte Cult of the Lamb neue Inhalte ins Spiel, unter anderem durch eine Kooperation mit dem Indie-Liebling Don’t Starve.

Erinnert ihr euch noch an Flash Games?

Wie fing alles an? Jay Armstrong, Julian Wilton und James Pearmain, die Gründer von Massive Monster, begannen ihre Karrieren in der Gaming-Industrie bereits Jahre bevor sie mit der Arbeit an Cult of the Lamb anfingen – und zwar mit Flash Games.

Die zumeist kurzweiligen Browserspiele erfreuten sich in den frühen 2000er-Jahren großer Beliebtheit, ehe sie ab 2010 langsam von Mobile-Games verdrängt wurden. Einzeln hatten die drei Entwickler an mehr als 50 Spielen gearbeitet und auch vereinzelt kollaboriert.

Mit dem Untergang der Flash-Games stiegen sie jedoch auf Konsolen- und PC-Spiele um und schlossen sich 2016 zu Massive Monster zusammen. Jay Armstrong sagte dazu im Noclip Podcast: „Wir gingen von Games, die man in 5 Minuten spielen und in 3 Monaten bauen kann, zu vollwertigen Konsolen-Spielen, die 20 Stunden dauern und bei denen wir 3 Jahre brauchen, um sie zu machen.“

Zu diesem Zeitpunkt hätten sie noch keine Ahnung gehabt, worauf sie sich da einließen, wie der Entwickler hinzufügt. Das Team entschied sich daher für einen scheinbar logischen Schritt: Sie begannen, einige ihrer alten Flash Games neu aufzusetzen.

Schnell merkten sie jedoch, dass ihr ursprünglicher Plan, möglichst viele Spiele zu produzieren, nicht aufging: Im Vergleich zu den Flash Games waren die Spiele viel zeitaufwendiger und nachdem sich der zweite Titel, Never Give Up, eher enttäuschend verkaufte, musste eine neue Strategie her.

Vom fliegenden Wal in die Hölle

Wie kam es zu Cult of the Lamb? Die Idee für eine Kombination aus Aufbauspielen wie Stardew Valley oder Rimworld mit Roguelikes wie Binding of Isaac war früh geboren. Die Suche nach einem Konzept erwies sich jedoch als schwieriger.

  • In einer frühen Version sollten Spieler in die Rolle eines Gottes schlüpfen, dessen Volk auf einem fliegenden Wal lebte. Das Ziel war es, in die Welt darunter abzutauchen, und neue Anhänger zu gewinnen, doch das Spielprinzip war zu umständlich und ließ sich nicht schnell genug erfassen.
  • In einer anderen Version konnten Spieler als Teufel über ihre eigene Hölle herrschen und verlorene Seelen peinigen. Doch die Insassen dieser Version des Jenseits erwiesen sich als zu niedlich, um sie zu quälen.

Die Lösung brachte die Idee, eine eigene Sekte aufzubauen und es dem Spieler zu überlassen, ein wohltätiger oder grausamer Anführer zu sein. So steht es Spielern in Cult of the Lamb frei, ob sie ihre Anhänger gut oder schlecht behandeln, sie opfern oder eines natürlichen Todes sterben lassen wollen.

Das neue Konzept brachte jedoch auch neue Schwierigkeiten mit sich.

Aufbauspiel zwischen Satanismus und Pandemie

Welche Probleme gab es? Das Team stand vor der Herausforderung, die beiden sehr unterschiedlichen Ansätze zu einem Spiel zu vereinen, sodass beide Hälften sich ergänzen, aber auch für sich Spaß machen. Dies gelang, indem der Aufbau-Aspekt und der Dungeoncrawler-Aspekt etwas vereinfacht wurden, zumindest verglichen mit Spielen, die jeweils nur eines der Genres bedienen.

Hier profitierten die Entwickler von ihrer Erfahrung mit Flash-Games. Wie Armstrong in einem Interview mit Game World Observer erklärt, waren sie daran gewöhnt, Ideen, die nicht funktionierten, zu verwerfen: „Man muss schnell sein und nicht zu sehr an einer Idee hängen. […] Wenn etwas verwirrend ist oder das Spiel nicht in die richtige Richtung bewegt, dann muss es gehen – auch, wenn man wochenlang daran gearbeitet hat.“

Eine andere Sorge war laut Julian Wilton, dass Publisher und Vertreiber von der Idee einer Sekte und der damit einhergehenden Symbolik abgeschreckt werden könnten. Ob sich die Spieler daran stören würden, sei ihnen hingegen egal gewesen, so der Entwickler.

Tatsächlich hielten einige Kritiker Cult of the Lamb für „offen satanisch“ und „ketzerisch“, insbesondere für ein vermeintliches Kinderspiel. Dabei ist das Spiel für Kinder eigentlich gar nicht freigegeben. Für Wilton liegt es an den Eltern, sich selbst ein Bild davon zu machen, ehe sie es ihren Kindern erlauben oder verbieten (via YouTube).

Von den „satanischen“ Symbolen ließen sich allerdings weder die Agentur VicScreen abschrecken, welche Cult of the Lamb 2020 die dringend benötigte Förderung bereitstellte, noch Publisher Devolver Digital, der das Spiel zusätzlich förderte und schließlich herausbrachte.

Die Förderung ermöglichte es Massive Monster zwar, Verstärkung anzuheuern und zwischenzeitlich auf ein neun-köpfiges Team anzuwachsen, doch es gab weitere Stolpersteine. Denn die Entwicklung fand während der Corona-Pandemie statt, das Team war über mehrere Kontinente verstreut.

Als Cult of the Lamb 2022 beim Steam Next Fest antrat, war das ziemlich nervenaufreibend, wie Armstrong berichtet. Das Event, bei dem Steam-Nutzer unzählige Demo-Versionen anspielen können, gilt als wichtiges Marketing-Event in der Indie-Szene.

Aufgrund der Pandemie hatte es zuvor allerdings noch keine Gelegenheit gegeben, das Spiel potenziellen Spielern zu zeigen. Trotz dieser Sorgen wurde das Next Fest ein voller Erfolg: Cult of the Lamb führte über die gesamte Woche die Bestenlisten an und landete auf den Wunschlisten zahlreicher Spieler. Ein gutes Vorzeichen für den Release.

Wie verlief der Release? So gut, dass es das Team selbst zu überraschen schien. Cult of the Lamb erschien am 11. August 2022 auf PC sowie für PlayStation, Xbox und Switch. Bereits in der ersten Woche erreichte es den Meilenstein von einer Million verkauften Einheiten, ein gewaltiger Erfolg für ein kleines Team.

Seitdem lieferten die Entwickler einige Patches, um kleinere Fehler auszumerzen, sowie kostenlose Content-Updates. Parallel wird aber offenbar schon an den nächsten geheimen Projekten gearbeitet.

Zuletzt sollte allerdings die geplante Änderung der Preis-Politik von Unity für Aufruhr, denn sie könnte zu Verzögerungen führen. Die Entwickler scherzten sogar, ihr erfolgreiches Spiel einfach zu löschen, sobald die Änderungen in Kraft treten.

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Horst

Ist jeden cent wert, wirklich ein top game

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