Ingenieur erzählt, wie sein Traum vom Job im Gaming starb: „Wurde nach 13 Jahren bei Blizzard gefeuert“

Ingenieur erzählt, wie sein Traum vom Job im Gaming starb: „Wurde nach 13 Jahren bei Blizzard gefeuert“

Microsoft hat gestern 1.900 Mitarbeiter entlassen, davon viele bei Blizzard, dem Entwickler hinter WoW, Overwatch und Hearthstone. Wie sich so eine Entlassung anfühlt, erzählt ein ehemaliger Elektroingenieur, der auf reddit seine Karriere schildert.

Das sind die harten Fakten:

Der Traum des Technikers war es, mal an einem Spiel von Blizzard zu arbeiten:

Gut bezahlten Job aufgegeben, um bei Blizzard als Aushilfe anzufangen

Dieses Schicksal schildert ein Mitarbeiter: Wie so eine Entlassung in der Praxis aussieht, erzählt ein Techniker, der 13 Jahre bei Blizzard gearbeitet hat, auf reddit.

Der Mann sagt, er liebe Blizzard seit 1995, hatte damals Warcraft 2 entdeckt und den Traum gehabt, eines Tages für Blizzard in einem Gaming-Team zu arbeiten.

2011 verdiente er mehr als 100.000 $ als Elektroingenieure, gab den Job aber auf, um für 11,50 $ die Stunde bei Blizzard anzufangen, als einfacher Mitarbeiter in der technischen Qualitäts-Sicherung.

Schnell wurde ihm klar, das war kein Traumjob. Der Umgangston mit ihm als Aushilfe war rau:

  • Sein Chef habe zu ihm gesagt „Ich hasse dich“, als er einen Witz über Apple gemacht habe
  • Der Chef habe sich zudem über einen Kollegen mit Diabetes lustig gemacht
  • Auch ein anderer Manager sei ein echter Arsch gewesen, er habe seine Frau betrogen, mit einer Blizzard-Mitarbeiterin eine Affäre angefangen, die geschwängert und im 8. Monaten sitzen gelassen

Dennoch liebte er die Firma und kämpfte sich durch.

Tolle Teams, tolle Kollegen und eine coole Arbeit

Wie ging seine Karriere weiter? Der Techniker erzählt, dass er sich im Laufe der Jahre bei Blizzard einen Namen machte und durchsetzte. Vorgesetzte wurden auf ihn aufmerksam, erkannten seine Qualität, förderten ihn, während er selbst die Wochenenden damit verbrachte, sich weiterzubilden.

Die Bezahlung und die Jobs wurden besser, wobei die Bezahlung wohl nie so richtig toll war, aber dafür wurden die Teams, in denen er arbeiten durfte, immer kompetenter und cooler. So wurde er zum QA Lead.

Allerdings fiel er dann die Karriere-Treppe zu weit nach oben und landete im Blizzard Cloud Team, wo er sich total überfordert fühlte. Nun wollte er ins „Blizzard Classic Games“-Team wechseln, das ging aber nicht, weil es im Cloud-Team zu viele Lücken gab. Mitarbeiter hatten wegen zu schlechter Bezahlung bei Blizzard gekündigt.

Er musste also im Cloud-Team bleiben und sich mit den ganzen Genies herumschlagen, die da so rumhängen und fand letztlich gerade in der Kompetenz der Mitarbeiter dort eine neue Inspiration und Motivation für seine Arbeit: Er wollte jetzt zu den Top-Leuten dort aufschließen.

Ohnehin hat der Mann einen hohen Respekt vor der technischen Kompetenz der Mitarbeiter bei Blizzard: Da arbeiteten viele genialen Köpfe, bei denen er immer wieder staune, wie deren Hirne funktionierten.

Schicksalsschläge werfen ihn aus der Bahn, dann kommt der Call

Wann kam der Bruch? Bis 2023 sagt der Techniker, erhielt er gute Bewertungen, dann aber schlugen Schicksalsschläge in der Familie zu. Er war wegen Covid und anderen Lebensumständen ins Homeoffice gewechselt und wendete nun immer mehr Zeit für die Betreuung kranker Familienmitglieder auf: Der Bruder hatte einen Schlaganfall, der Vater lag im Sterben, die Mutter litt unter Demenz.

Immer mehr Zeit verbrachte der Techniker damit, für die Angehörigen, mit Ärzten zu reden, ein Pflegeheim zu finden. 2023 wurde zu einem Höllenjahr für ihn.

Dadurch stiegen seine Fehlzeiten und nun wurde er bei den Entlassungen erwischt. Er sagt:

„Ich denke, ich war zu oft von der Arbeit weg. Ich wurde heute Morgen in einen Call gerufen und mir wurde gesagt, dass man mich gehen lässt. Ich hab jetzt nur im Zimmer mit meinen Hunden geweint. Es ist so jämmerlich, ich weiß, aber ich wollte wirklich mein Leben lang bei Blizzard arbeiten. Dabei hab ich es nie in ein Gaming-Team geschafft, ich weiß nicht, was ich jetzt mit meinem Leben anfangen soll, ich finde es schwer, mir vorzustellen, woanders zu arbeiten. Ich habe das Gefühl, mir wurde Unrecht getan, ich hatte das härteste Jahr meines Lebens und fing grade an mich davon zu erholen, und jetzt werde ich entlassen.“

Das ist die Reaktion: Viele zeigen sich ergriffen von der Geschichte des Mannes, der Blizzard so liebt.

Ein anderer Mitarbeiter von Blizzard sagt: Er wurde ebenfalls nach 12 Jahren entlassen. Er zweifelt, dass die Entlassung irgendwas mit der Leistung des Technikers oder seinen Fehlzeiten zu tun habe. Er hätte einige Freunde, die am Survival-Game Odyssey gearbeitet hätten, und die absolut großartig waren. Echte Stützen der Firma. Und auch die habe man gefeuert:

Das geheime Survival-Game von Blizzard ist gecancelt – Mitarbeiter sollen an anderen Projekten arbeiten

Das Titelbild ist ein Symbolbild von Pixabay.

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Bruibe65

Man sollte weder emotional noch finanziell noch beziehungsmässig von solchen Buden abhängig sein, in denen Narzisten und Psychopaten das Sagen haben und irgendwann auch die Aktionäre Hedge Fonds etc. nicht mehr überzeugen.

lrxg

So eine Geschichte liest sich immer mit einem gewissen Beigeschmack. Ich hoffe er findet eine Firma, die sein Herzblut fürs Gaming zu schätzen weis.

Insgesamt hoffe ich, dass sich die Gaming-Branche mehr in Richtung mittelgroßer, inhabergeführten Firmen konsolidiert. Gamingkonzerne, die immer nur <Titel> <Jahreszahl> ausbringen, sind meiner Meinung nach nicht gut für die Branche.

Efuchs

Hmmmm ein Manager der Mitarbeiter beschimpft der andere der weibliche Mitarbeiter schwängert und dann sitzen läßt. Top Truppe da anscheinend. Immer wieder erstaunlich wie sehr man sich da die Wahrnehmung verzerren läßt.

Huehuehue

Solche Menschen gibt es halt immer.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Monaten von Huehuehue
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Huehuehue

Who hurt you, little man? Warum so toxisch?

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Zuletzt bearbeitet vor 3 Monaten von edu
mordranovitch

Ich bin immer wieder erstaunt wie naiv Leute offensichtlich sind wenn es um Gaming als Arbeitgeber geht. Die Geschichte unterscheidet sich nicht von hunderttausend anderen Massenentlassungen die es in anderen High Tech Firmen, Siemens, Microsoft, VMware etc. gegeben hat. Nur stellen die halt keine Spiele her sondern Business Software. Software Entwicklung ist ein hartes Geschäft, in der Regel Projektgetrieben, viele Überstunden, oft wird mit externen Mitarbeitern oder befristeten Verträgen gearbeitet, aber es ist auch gut bezahlt i.d.R. Es ist immer bitter entlassen zu werden nach so langer Zeit und Firmenzugehörigkeit bedeutet heute lange nicht mehr so viel wie vielleicht vor 20 – 30 Jahren noch.

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Pitbull_Monster

Aber unter Microsoft sollte es sich doch alles zum Gute wenden? 😔

Akuma

Möglich ja, aber nach nur 3 Monaten völlig unmöglich.

John Chester

Aus der Entlassung von Mitarbeitern kann man vieles ableiten, aber nicht, dass es sich nicht zum Guten wendet oder irgendwann wenden wird. Bei Firmenübernahmen entstehen oft Situationen, dass Mitarbeiter entlassen werden, schlicht weil wegen der entstehenden Synergien nicht mehr so viele benötigt werden. Die Verwaltung ist dann völlig aufgebläht, Posten sind doppelt besetzt usw.
Jedes Unternehmen, dass halbwegs vernünftig geführt wird, agiert so. Kein Unternehmen mit Verstand hat mehr Mitarbeiter als nötig. Am Ende ist es ein Investment und Microsoft ist kein Wohltäter, daher werden auch Projekte bei den akquirierten Unternehmen eingestampft, die aus Sicht von Microsoft kaum bis gar nicht rentabel sein werden.

Schauschau
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Deadlyjoker

Willkommen in der Realität. Dennoch alles gute für die Zukunft und die Familie.

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