Bei ARK Survival Evolved tauchen jetzt Informationen auf, die ein seltsames Licht auf das Studio hinter dem Survival-MMO werfen. Dadurch tauchen auch Fragen zum chinesischen MMO Dark and Light auf.
Im Sommer 2015 kam das Survival-MMO ARK wie aus dem Nichts und legte einen Traumstart hin. Die Verkaufszahlen auf Steam gingen durch die Decke. Das Studio kommunizierte offen mit den Fans, entwickelte ihr Dino-Spiel in atemberaubendem Tempo weiter und alles war bestens.
Doch dann fiel ein juristischer Schatten auf das Gebilde. Im März 2016 beschuldigte der Investor Insight den Entwickler Jeremy Stieglitz, eine Klausel in seinem Vertrag gebrochen zu haben. Stieglitz hatte für das Software-Studio Trendy gearbeitet. Insight hatte Trendy dann übernommen, Stieglitz sich dann vom Unternehmen getrennt.
Lead Designer hat seine Beteiligung an ARK verschleiert
Insight warf Stieglitz vor, mit Wissen und Kontakten, die er bei Trendy erworben hatte, maßgeblich an der Entwicklung von ARK beteiligt gewesen zu sein. Durch eine „Non-Compete”- Klausel, die er Jahre vorher bei Trendy unterschrieben hatte, hätte er das nicht tun dürfen.
Diese Klausel wollte Stieglitz später verkürzen. Darauf ließ sich der Investor Insight aber nur ein, weil Stieglitz ihm einen Anteil an allem versprach, was er in den nächsten fünf Jahren erschaffen würde.
Insight warf ihm vor: Stieglitz hätte dann ein Projekt entwickelt und seine Beteiligung daran verschleiert. So hätte er gegen die Abmachung verstoßen und Insight um ihren berechtigten Anteil gebracht. Dieses Projekt war ARK.
Vom “losen Beraten” zum “Lead Designer und Co-Founder” in 3 Monaten
Stieglitz taucht nicht in den Papieren von Studio Wildcard auf. Seine Frau war aber unter ihrem Mädchennamen am Studio Wildcard als Mitgründerin beteiligt, obwohl sie mit Software nichts zu tun hat, sondern eine Bäckerei betreibt. Stieglitz hingegen, der angeblich nur eine lockere Verbindung zu dem Studio hatte, ist ein Studienfreund von Jesse Rapczak, dem Aushängeschild von ARK.
Damals vermutete die US-Seite Kotaku, Jeremy Stieglitz wäre der Lead-Designer hinter ARK. Man hatte das von verschiedenen Quellen gehört. Das Studio leugnete aber eine wichtige Beteiligung von Stieglitz an ARK.
Später einigte sich das Studio Wildcard außergerichtlich mit Insight. Es soll um 40 Millionen US-Dollar gegangen sein, die Wildcard da berappt hat, um das Problem aus der Welt zu schaffen.
Nach der Einigung trat Stieglitz etwa auf Steam im Juni 2016 als Lead Designer, Lead Programmer, Development Director, Co-Creative Director und Co-Founder von ARK und Studio Wildcard auf. Ein ziemlicher Karriere-Sprung. Im März hatte Rapczak der US-Seite Kotaku noch erzählt: Stieglitz hätte beim Spiel ein “bisschen konsultiert.”
Plötzlich wachsen ARK-Spiele in China aus dem Boden
Jetzt haben sich Nutzer auf reddit die Gerichtsunterlagen von dem Fall nochmal genauer angeschaut und einen interessanten Passus in der Beschwerdeschrift von Insight gegen Stieglitz gefunden. Den Passus kann man sich auf imgur anschauen oder man sieht selbst bei dem zuständigen Gericht in Florida nach.
So sollen Stieglitz und seine Frau ihre Anteile an der Firma oder Teile davon an den chinesischen Publisher Snail Games verkauft haben. Von dieser Summe wollte Insight damals seinen Anteil haben – aufgrund der vorherigen Vereinbarung.
Die Information, dass Snail Games das Studio Wildcard oder zumindest Teile davon gekauft hat, schafft nun einen ganz neuen Zusammenhang:
Snail Games hat dieses Jahr gleich drei Spiele mit ARK-Lizenz angekündigt:
- einen Minecraft-Verschnitt PixArk
- eine Pokémon-GO-Variante My Dinosaur Go
- und eine Free2Play-Ausgabe von ARK für den asiatischen Markt.
Ist Dark and Light einfach nur ARK im Fantasy-Gewand?
Außerdem sieht ihr neues Spiel „Dark and Light“ in dem Licht betrachtet nun wie ein ARK-Klon mit einem Fantasy-Skin aus. Und Aussagen wie „Ja, es ist kein richtiges MMORPG, es passen nur 100 Leute auf die Server“, wir machen PvP mit Full-Loot” oder “Ihr könnt Drachen zähmen und reiten” stehen in einem ganz neuen Licht. Bislang hatte man Dark and Light als Neuauflage eines toten MMORPGs gesehen. Als ARK mit Fantasy-Skin entsteht ein ganz neuer Zusammenhang.
Dark and Light wurde im Sommer 2016, also nach dem vermeintlichen Kauf des Studio Wildcard, angekündigt. Dadurch dass es eine “alte IP” wiederaufleben ließen, lagen Parallelen zu ARK damals nicht nahe. Dark and Light war ein MMORPG, das von 2006 bis 2008 lief.
Wenn Snail Games wirklich seit Dezember 2015 Anteile an Studio Wildcard besitzt, wie der Investor behauptet hat, dann ist auch zu erklären, warum das Studio Wildcard angeblich 40 Millionen US-Dollar bei der außergerichtlichen Einigung zahlen konnte. Die hatten vorher eine gewaltige Finanzspritze erhalten.
Ein verworrenes Geflecht. Die Information, dass Snail Games Teile des Studios hinter ARK besitzt, erklärt viele offene Fragen der letzten Zeit. Auch wenn man sich manche davon erst jetzt stellen.
Mein MMO meint: Das Spannende ist hier nicht der juristische Hickhack, sondern dass durch die Information “Snail Games hat Wildcard gekauft” viele zusammenhanglose und seltsame Nachrichten aus den letzten Monaten einen Sinn ergeben.
Wir wissen so:
- warum ein chinesischer Publisher wie irre auf Dinos setzt
- warum ein chinesisches Studio ein relativ unbedeutendes, totes MMORPG wiederbelebt, das dann aber kaum noch was mit dem Vorbild zu tun hat
- warum ein F2P-Studio ein AAA-Produkt aus dem Nichts stampfen kann
- warum Studio Wildcard die 40 Millionen zahlen konnte, ohne bankrott zu gehen
- warum hinter ARK ein erfahrener Lead Designer steht, der aber jahrelang krampfhaft versucht hat, anonym zu bleiben, obwohl er wahrscheinlich unfassbar stolz auf sein Werk ist
- warum eine Bäckerei-Besitzerin Mitgründerin eines Software-Studios ist
Man darf gespannt sein, ob diese Geschichte Wellen schlägt und das Studio Wildcard zu einem Statement zwingt.
ARK will übrigens dieses Jahr im Sommer endlich full-releasen und dann auf PC, PS4 und Xbox One erscheinen.
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Ich sehe das mit den Klauseln wie ExcidiumX. Sicher sind die irgendwo gerechtfertigt. Wenn xy die Ausbildung vom Lead Designer finanziert hat/hätte, dann könnte man den Betrag maximal auf diese Summe deckeln. Sowas gibt es in Deutschland meines Wissens auch. Typisch USA halt. Ist natürlich eine andere Sache, wenn man seinen alten Arbeitgeber in irgendeiner Art und Weise schädigt.
Ist das mit den 40 Mio. denn wirklich sicher? Das erstes Googleergebnis sagt irgendwas mit 4,5 Mio. Besitzern bei Steam. Dazu noch ein paar Mio. XBox und PS4-Verkäufe. Wie groß ist der Anteil? 100 %? 😀