„Sind wir so tief gesunken?“ – Jägerin kritisiert Umgang mit Tieren bei 7 vs. Wild

„Sind wir so tief gesunken?“ – Jägerin kritisiert Umgang mit Tieren bei 7 vs. Wild

Das Survival-Format 7 vs. Wild hat sich zu einem Phänomen auf YouTube, Twitch und Amazon Freevee entwickelt. Hunderttausende Menschen verfolgen den Überlebenskampf der Teilnehmer in der aktuellen 4. Staffel. Nun entsteht eine Diskussion darüber, wie weit man für die Unterhaltung gehen darf.

Achtung: Wenn ihr bei 7 vs. Wild nicht auf dem aktuellen Stand seid, könnte der Artikel Spoiler für euch enthalten.

Was sind das für Vorwürfe? In der 6. Folge der 4. Staffel von 7 vs. Wild ist zu sehen, wie der Teilnehmer Joe Vogel Schlingfallen aufstellt, um Hirsche zu fangen und die Gruppe mit Nahrung zu versorgen. Die Tiere strangulieren sich in diesen Fallen selbst oder werden vom Jäger getötet.

Solche Schlingen sind in Deutschland – zumindest in der gezeigten Form – gemäß Bundesjagdgesetz verboten. In Neuseeland, wo die Staffel gedreht wird, sind sie allerdings erlaubt.

Vogel ist studierter Biologe und Survival-Experte. Zur 3. Staffel von 7 vs. Wild hatte er einiges zu sagen – nun steht er selbst in der Kritik.

Der Twitch-Streamer LetsHugo ist einer der Teilnehmer von Staffel 4.

7 vs. Wild sei keine echte Notsituation

Woher kommt die Kritik? Am 23. Oktober 2024 erschien im Jagd-Magazin Pirsch ein Kommentar der Redakteurin und Jägerin Helena von Hardenberg. Im Kommentar wird die gezeigte Schlingenjagd scharf kritisiert. Die Jagd-Methode wird als „Tierquälerei in [ihrer] reinsten Form“ bezeichnet.

Die Autorin fragt: „Sind wir so tief gesunken?“

Es wird zudem die Frage aufgeworfen, ob eine simulierte Notsituation wie in 7 vs. Wild solche Methoden rechtfertigt. Wenn Vogel tatsächlich in fremder Wildnis ums Überleben kämpfen müsse, könne man Verständnis aufbringen.

Bei 7 vs. Wild handle es sich jedoch um ein „Unterhaltungsformat […], bei dem jeder jederzeit aussteigen und mit dem Helikopter ins nächste Fastfood-Restaurant geflogen werden kann.“

Den übrigen Teilnehmern wird vorgeworfen, das Handeln ihres inoffiziellen Anführers nicht zu hinterfragen. Von Seiten der Produktion hätte aus Sicht der Autorin zumindest ein Hinweis erfolgen müssen, dass die gezeigte Aktion nicht dem deutschen Recht entspreche.

Hinweis: Wir haben die Produktion von 7 vs. Wild um ein Statement gebeten und werden es an dieser Stelle ergänzen, sobald es uns vorliegt.

Situation ist simuliert, doch der Hunger ist echt

Was sagt Vogel selbst dazu? Der Survival-Experte veröffentlichte noch am selben Tag ein Statement-Video, in dem er auf die Kritik einging. Dort erklärte Joe Vogel die aus seiner Sicht gegebene Notwendigkeit des Fangens von Tieren vor Ort bei 7 vs. Wild, da die Nährstoffversorgung nur über Pflanzen nicht sicherzustellen sei.

Die Fang-Methode sei im Voraus sowohl mit der Organisation als auch mit dem Landbesitzer abgeklärt worden.

Propagiere ich die Technik? Im Gegenteil, ich habe mir intensiv Gedanken darüber gemacht und ich finde diese Diskussion, diese Debatte extrem wichtig und auch schwierig. Die Ernährung vor Ort ist problematisch und die Menschen vor Ort hungern. Und zwar auch, wenn sie – Achtung
Zitat – „überwiegend hilflose YouTuber“ sind. Und sie hungern in echt. Ich kenne mich sehr gut mit der Flora aus, auch mit der Flora vor Ort, und ich schätze sie so ein, dass sie nicht genügend Nahrung abwirft, dass die Gruppe auf Dauer versorgt werden kann.

Vogel klärt zudem über die Gesetzeslage und seine eigene Philosophie auf und hinterfragt Methoden, welche die Autorin des Artikels selbst billige und praktiziere.

Das ganze Video könnt ihr euch hier ansehen:

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Parallel zu dem Statement haben wir von MeinMMO Joe Vogel auch um ein schriftliches Statement gebeten.

In seiner Antwort erklärte der erfahrene Jäger, wie er das Fangen für ihn vertretbar gestaltet – auch, wenn das bedeutet, dass man vielleicht gar nichts erwischt: „[Das bedeutet] in diesem Fall für mich, dass die Schlingen – trotz reduzierter Fangwahrscheinlichkeit – in einem Umkreis aufgestellt werden, der täglich kontrolliert werden kann.“

Durch die tägliche Kontrolle werde vermieden, dass ein Tier lange unbemerkt in einer Falle gefangen ist. Zudem wird die Falle nach Möglichkeit so aufgebaut, dass das Tier sie herunterreißen kann, wenn es nicht richtig gefangen wird.

Darüber hinaus wirft Vogel die Frage auf, ob diese Art der Beschaffung und des Konsums von Fleisch weniger vertretbar ist, als andere: „Ist der Versuch an Fleisch zu kommen gerechtfertigt? Da sind 7 Personen (Zitat der Autorin ‚Hilflose YouTuber‘), die in Realität für 14 Tage hungern. Und den Supermarkt mit dem Helikopter-Abschuss-Edelgulasch gibt es eben nicht.“

„Es sind alles ethische Fragestellungen, die erörtert werden können und sollen“, meint der Biologe. Den Artikel in der Pirsch hält er jedoch für „ein populistisches Meinungsstück.“

Abschließend sagt er: „Man macht es nicht gerne, aber dann in einer Art, dass unnötiges Leiden möglichst vermieden wird.“

Zuschauer hätten sich eine Einordnung durch die Produktion gewünscht

Wie wird das diskutiert? Auch die Fans diskutieren eifrig über den Einsatz von Schlingfallen. So sprach ein Zuschauer im Subreddit zu 7 vs. Wild von einer „Katastrophe“. Andere sind der Meinung, dass man deutsches Recht und auch deutsche Werte nicht auf das Ausland übertragen könne.

Einige begrüßen sogar, dass die simulierte Notsituation so ernst genommen wird (via Reddit).

Überwiegend einig ist man sich zumindest, dass eine Einblendung seitens der Produktion oder ein Kommentar von Fritz Meinecke begrüßenswert gewesen wäre, das die Fangmethoden einordnet.

Warum ist das interessant? Für viele Menschen ist es offenbar ein Tabu, dass Tiere – oder zumindest Säugetiere – im Rahmen eines Unterhaltungsprodukts verletzt werden. Nicht umsonst erfolgt bei vielen Filmen schließlich die Einblendung, dass bei den Dreharbeiten keine Tiere zu Schaden gekommen seien.

Anders sah es allerdings aus, als sich die Kandidaten in Staffel 3 mit Fischen und Krebstieren zu versorgen versuchten. Damals schien sich die Diskussion mehr um die mangelnde Technik der Teilnehmer zu drehen, als um das Tierwohl (via Reddit).

Dabei wird auch klar, dass einige Zuschauer vor allem unterhalten werden und „Survival-Action“ sehen wollen. Dafür brauchen die Teilnehmer Energie – einer Gruppe Influencer zuzusehen, wie sie die Zeit hungernd absitzen, ist wohl zu langweilig.

Spannend ist zudem, dass sich die Diskussion, zumindest bislang, rein um den Versuch des Schlingenfangs dreht – denn nach aktuellem Stand ist noch gar nicht klar, ob die Überlebenskämpfer überhaupt etwas gefangen oder gar erlegt haben.

Die Frage, wie weit für Unterhaltung gegangen werden darf, gewinnt durch Content Creator neue Relevanz. Denn online gelten die traditionellen Spielregeln des Fernsehens nur bedingt – gerade auf Plattform wie dem Twitch-Konkurrenten Kick: Früher war er der „Aim-Gott“ in Fortnite auf Twitch – Jetzt schockiert er mit Streams auf Kick

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Deadlyjoker

Die haben hunger, die brauchen Essen, sollen sie Essen sammeln und jagen. Ich sehe jetzt nicht wo das Problem ist. Die gehen da ja nicht hin “Ich geh jetzt Tiere quälen”. Wenn man nie beigebracht bekommt wo das Fleisch herkommt, ja dann kann man schon mal Glauben es wächst auf Bäumen…

N0ma

Richtig wäre, es kommt aus dem Supermarkt…
Krass find ich allerdings die Wurst die im Querschnitt noch ein Smiley zeigt, nach dem Motto das Schwein hats gern gegeben.

Julian

Typisch deutsch. Hier leiden und sterben jährlich Millionen an ‘nutz’ Tieren unter schlimmsten qualen, aber wehe jemand legt eine schlingfalle in Neuseeland aus… Was eine pharse sich darüber aufzuregen aus Deutschland, der Hochburg des schlachtens und Exporte von billigfleisch.. Schaffen es als Nation nichtma anbindehaltung abzuschaffen aber dann über die neuseeländischen Gesetze herziehen.. Typisch deutsch und echt peinlich..

Herr Zufall

Wurde nicht irgendwo erwähnt (BTS oder Fritz reaction), dass da Tiere umgesiedelt/ausgewildert wurden, um sie dort zu jagen? Dann wäre es für mich in Ordnung wenn die Teilnehmer was fangen (natürlich nicht qualvoll)

Zuletzt bearbeitet vor 1 Tag von Herr Zufall
Mavidux

Warum immer “Wir” ? Jeder soll für sich sprechen.

EsmaraldV

Falsch. Es ist die Gesellschaft an sich, was sie toleriert und was nicht. Es ist die Gesellschaft die anscheinend die Nachfrage nach dieser Art der Unterhaltung hat und dementsprechend buchstäblich über Leichen geht.

Die Stimme des einzelnen – sich als den Heiligen zu präsentieren – macht in diesem Zusammenhang wenig Sinn und ändert nichts an der Tatsache, dass tierleid weit weniger wert hat, als die Befriedigung der Bedürfnisse der Gesellschaft, ein paar Möchtegern-Promis in einem Möchtegern-Survival-„Spektakel“ zuzuschauen.

Stephan

Eine Notsituation in die man sich freiwillig begiebt ist anders zu bewerten als eine Notsituation in der man unbewusst landet. Und wenn man fragt wieso man sich das freiwillig antut, dann ist “aus Unterhaltungszwecken” schon zutreffend.

Das Tier in der Schlingfalle leidet unvorstellbare Qualen und das muss aufs Schärfste kritisiert werden.

Zwar scheint das in Neuseeland legal zu sein aber bei uns eben aus gutem Grund nicht. Dementsprechend wäre die einfachste Lösung ein Sendeverbot dieser Folge. Dadurch wird es schlicht Unattraktiv für den Produzenten solche Praktiken auszustrahlen und man schützt dadurch indirekt das Tierwohl… außerdem verhindert man das irgendwelche Kiddos jetzt in deutschen Wäldern Schlingfallen bauen.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von Stephan
lIIIllIIlllIIlII

Ich beziehe mich nur auf den ersten Teil des Kommentars, nicht aber auf den konkreten Fall mit dem Tier – da ich mich nicht im Stande sehe dazu einen Standpunkt einzunehmen, auch wenn ich eher in die von dir vertretene Richtung tendiere.

Wir akzeptieren und reparieren ständig selbst geschaffene Notsituationen in der Gesellschaft: wenn jemand 10 Torten pro Woche verdrückt und dann Diabetes und Herzverfettung bekommt, greift die Gesellschaft in Form der Pflichtversicherung ein und therapiert für viel Geld und Aufwand.

Wenn jemand einen Risikosport betreibt und dabei geht etwas schief, greift die Gesellschaft ein und bezahlt Frühverrentung und Pflegegeld.

Wenn jemand finanzielle Risiken eingeht, das ganze verbockt und Zahlungsunfähig wird, bieten wir ihm eine Insolvenz an und streichen zu gewissen Bedingungen die Schulden.

Das zu dem Thema: freiwillig antun und selbstgewählte Situation. Das heißt nicht, dass ich hier den Umgang mit Tieren gut heiße. Ich habe dazu nur keine dedizierte Meinung, da sobald ich sage: das finde ich kacke, sich die frage stellt, warum ich Fleisch im Supermarkt kaufe, obwohl bekannt ist wie viele Schlachtungen in Deutschland “schief” gehen.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von lIIIllIIlllIIlII
EsmaraldV

Wenn ein Tier bei einer Maßnahme leidet, gehört es sich verboten. Dem stimme ich zu 100 % zu.
Aber wo ziehst du die Grenze? Mit dem Argument „man kann auch ins nächste Fast Food gehen und essen“ schießt man sich ins Knie – die Tiere leiden doch dadurch dennoch! Die Tierhaltung – nicht nur in Deutschland – ist eine Frechheit! Und die Doppelmoral einiger Menschen machts nicht besser!

Mehr respekt der Tierwelt gegenüber – gerechte Haltung auf wiesen etc. sollte Pflicht sein!

…findest du aber kaum mehr…
…und der Mensch unterstützt es durch die steigende Nachfrage von billigfleisch…👏🏿👏🏿👏🏿

Keragi

Kommt das schonwieder? Die alte Staffel ist doch erst vorbei. Ne lass mal irgendwann ist auch genug.

grumpfgrre

Der fängt ja nichtmal was damit 🤣

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von
N0ma

Nun entsteht eine Diskussion darüber, wie weit man für die Unterhaltung gehen darf.

Das finde ich auch sinnvoll.Wenn es eine Möglichkeit gibt das Leid der Tiere zu reduzieren, dann dafür.

Alllerdings brauch ich auch keine Sendung die mir heile Welt vorspielt, wo keine ist. Wenn Schlingenfang da erlaubt ist, und man das falsch findet, dann sollte man sich besser an die neuseeländische Regierung wenden. Die 7 machen das Kraut jedenfalls nicht fett.

Btw gibt ja ein ähnliches Format mit Arctic Warrior. Kann man mal gucken, wers nicht kennt. Die Leute hätten dort alles gegessen. Ist halt auch eine gewisse Luxus Scheindiskussion.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Tagen von N0ma
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