WoW kann so herrlich kompliziert sein: Theorycrafting bei World of Warcraft

WoW kann so herrlich kompliziert sein: Theorycrafting bei World of Warcraft

Bei World of Warcraft, WoW, nimmt das Theorycrafting manchmal absurde Züge an. Wie kann man ermitteln, wem die Erhöhung der Schwarzfelsgießerei-Items am meisten bringt? Wer macht am meisten Schaden? Und wie hoch ist die Wipe-Wahrscheinlichkeit von under-equippten Raidern an Gruul … an einem Dienstag und wenn die Sonne wieder im Zeichen der Schildkröte stehte?

„Theory-Crafting“ ist die Raketenwissenschaft für WoWler. Spieler rechnen hier theoretisch und im luftleeren Raum aus, was ihre Pixel-Avatare im Raid dann leisten müssen.

Theory-Crafting in WoW: Ganz früher, nur ein bisschen früher und heute

Früher übernahmen die Rechnerei in WoW (Vorsicht, Klischee) koreanische Mathestudenten von US-Elite-Units in ihrer reichhaltigen Freizeit. Den Geheimnissen Blizzards rückten sie mit einem Taschenrechner zu Leibe. Ihre Erkenntnisse posteten sie dann in elitären Foren wie „Elitist Jerks.“ Ihnen musste man als Normalsterblicher die seitenlange Ausführungen über minimale DPS-Erhöhungen einfach glauben – denn wenn man nachfragte, wurde man schon mal gebannt.

World of Warcraft: Four Horsemen
Das waren noch Zeiten!

Später waren es Spread-Sheets zum Selber-Ausfüllen mit dem Charme einer leckeren Steuerabrechnung. In die Zeit fielen auch „Third Party Websites“, die einem vorkauten, wie man den Char umzuschmieden habe, um auf das Optimum zu kommen.

Heute hat sich WoW so manchen theoretischen Spleen abgegewöhnt. Und Theory-Crafting ist lange im Mainstream angekommen, obwohl keiner mehr selbst rechnet. So ähnlich wie mit Handys. Die benutzen heute auch viel mehr als früher und viel weniger als damals wissen wenigstens grob wie sie funktionieren. Das Angebot ist kommerzialisiert und auf den Spieler zugeschnitten. Es gibt leicht bedienbare Webseiten. Theory-Crafting hat heute ein Interface mit dem Spieler auch was anfangen können. Überall gibt es kleine Grafiken und Balken. Man fühlt sich fast wie in Azeroth.

Wem hilft etwa die Schwarzfels-Item-Erhöhung am meisten?

An den Herausforderungen, vor denen Theory-Crafter stehen, hat sich indes nicht geändert. Um mal ein aktuelles Problem zu nennen, mit dem sich die Theory-Crafter in World of Warcraft auseinandersetzen müssen: Wie etwa rechnet man aus, wer am meisten davon profitiert, wenn Blizzard plötzlich beschließt: Wir heben das Gear aus der Schwarzfelsgießerei um 5 Item-Lvl an?

Bei der aktuell wohl angesagtesten Seite „Ask Mr.Robot“ machte man einen Spread-Sheet daraus und setzte einige Annahmen als gegeben fest. Nun kann man ablesen, wem eine Item-Erhöhung von 470 auf 472 prozentual am meisten nutzt.

WoW Tanzen
#StillWinning

Die Antwort: Bei den DDs dem BM-Hunter, bei den Tanks dem Mönch mit zwei Einhändern und bei den Heilern dem Diszi-Priester. Den Spread-Sheet gibt es hier.

Wer macht am meisten DPS in 6.1? Kommt drauf an, wem man fragt

Natürlich hat das ganze einen Haken, der dann von Fans heiß diskutiert wird: Denn die zugrunde liegenden Mechaniken bei WoW sind nicht allein Mathematik, sondern oft auch Glaubensfrage. Und die mathematischen Formeln, die Leistung in Raids abbilden sollen, unterscheiden die einzelnen Anbieter der Wahrheit in World of Warcraft so sehr voneinander wie die jeweiligen Geheimrezepte Coke und Pepsi.

Denn je nachdem, ob man den Wert Crit für eine Klasse mit dem Faktor X oder Y wertet, kommen ganz andere Resultat hinaus. Und ist das, was auf dem Paper passiert, denn auch wirklich unter realen Bedingungen so? Muss man nicht von Latenz, Tagesform, Komplexität der Klasse, den verschiedenen Encounter, Synergie-Effekten ausgehen? Ja, natürlich. Aber wie? Wie soll das alles nur berücksichtigt werden? Wie will man den ganzen Variablen gerecht werden?

Über diese ewige Frage streiten die Fans in World of Warcraft, seit es Theory-Crafting gibt. Wer ist denn nun der stärkste DPS? Geht man auf diese Seite, heißt es diese, auf einer anderen Seite ist es eine andere Klasse. Fies!

WoW Selfie 3
Ich rechne das gleich aus, aber … lass mich erstmal ein Selfie machen!

Ask Mr. Robot ist die im Moment wohl benutzerfreundlichste Seite für Theory-Crafting in WoW

Auf der Webseite von Ask-Mr.Robot kann man mittlerweile wohl die bedienerfreundlichste Oberfläche überhaupt finden und auch das breiteste Angebote. Es gibt hier genaue Tabellen, bei denen man nur einstellen muss, welches Gear-Lvl man hat und das spuckt einem dann grafisch aus, wer auf dem Niveau schadensmäig vorne liegt.

Man kann die Logs seines eigenen Charakters analysieren lassen. Und selbstverständlich auch die Mitspieler bespitzeln. So ist es in WoW Sitte, seit vor einigen Jahren die “Der muss noch ein Fläschchen einwerfen!”-Petzer-AddOns aufkamen. So lässt sich bei Mr.Robot betrachten, wie der eigene Raid so funktioniert, wer bei welchem Bosskampf schwächelt, wer brilliert. Und sogar die Wipe-Wahrscheinlichkeit der ganzen Gruppe bei einem bestimmten Item-Level lässt sich mittlerweile errechnen und anzeigen.

WoW - Schwarzfelsgießerei
Ha! Ihr habt maximal eine 0,23%-ige Wahrscheinlichkeit, mich zu besiegen. Wie? Ihr habt unendlich viele Versuche?! Unfair!

Und ob die Zahlen dahinter alle so stimmen? Wer weiß das schon? Irgendwie sind die Zahlen immer buggy, wenn sie nicht im eigenen Raid so abgebildet werden. Und wenn der verdammte Schurke, der eigentlich gar nichts treffen sollte, doch wieder vor einem liegt, obwohl man alles so gemacht hat, wie die netten Herren und Damen mit den Taschenrechnern gesagt haben, dann … ja dann – ist die Seite einfach Mist!


In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit einem andere wichtigen Element in WoW: Der Jagd nach den World-Firsts in World of Warcraft.

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peter

Nur mal so am Rande bei EJ gabs nur Bans wenn man nicht in der Lage war sich an die Foren Netiquette zu halten.

Gerd Schuhmann

Und die Foren-Netiquette gehörte mit zu den strengsten, die man sich vorstellen kann, ja. 🙂

Die hießen schon zu Recht “Elitst Jerks.”

Marts

Das was ihr hier hauptsächlich unter Beweis stellt ist das ihr euch mit Theorycrafting nur sehr sehr oberflächlich befasst habt.

Insbesondere was AskMrRobot angeht. AskMrRobot macht nichts anderes als Simcraft und WarcraftLogs in hübsch darstellen.
“Ob die Zahlen dahinter alle so stimmen” lässt sich also durchaus überprüfen. Hier lässt sich natürlich auch individuell die eigene Rotation, die Latenz, die eigene Rüstung mit Setbonis und alles weitere Relevante berücksichtigen.
Die Wipe-Wahrscheinlichkeit wiederum ist ein völlig anderes Thema. Hier geht es nämlich nicht um Simulationen sondern um Statistiken die man mit Logs sammelt.

Was also wollt ihr bezwecken? Die Spieler denen es Spaß macht den Character zu optimieren verärgern? Hat bei mir schon einmal geklappt.

Gerd Schuhmann

Mit dem Artikel wollten wir in erster Linie bezwecken, dass wir manchen Leser amüsieren und unterhalten. Und in zweiter Linie kurz vorstellen, wo das heute steht und wie sich das entwickelt hat.

Hat bei dir offenbar glänzend geklappt. 🙂

Das Problem ist oft: Wenn man was schreibt, das Experten in dem Gebiet nur lesen, um zu sehen, was da für ein Schwachsinn drin steht, dann werden sie was finden. Immer. Und das ist halt ein Verhalten im Internet, das häufig vorkommt.

“Mit dem Thema nur oberflächlich befasst” … würd ich jetzt nicht sagen. Also ich war auf Elitst Jerks damals und hab das gelesen. Ich hab die Spreadsheet von female Dwarf-Hunter oder wie das hieß, damals genutzt. Und ich hab mich auch mit AskMrRobot beschäftigt.

Im Artikel steht auch, dass AskMrRobot die Weiterentwicklung von damals ist und das “hübsch darstellt”. Es ist keine umfassender Überblick auf Theorycrafting, natürlich nicht.

Die Stelle mit “Stimmen die Zahlen” – da sagst du: Das kann man nachprüfen. Warum diskutieren dann Leute ständig darüber, welche Seite “richtig” ist und welche falsch? Und die Zahlen von Noxxic stimmen überhaupt nicht! Und 8 Seiten haben verschiedene Ideen für: Das ist der beste Paladin-Wert.

Wenn du da sagst: Das ist wahr, das stimmt, das lässt sich nachvollziehen … na ja. Das ist halt alles auch ein Stück weit Alchemie und Mysterium, oder jedenfalls war es so über lange Jahre. Wenn jetzt irgendeine Seite mittlerweile die allgemeingültige Weisheit gefunden hat, dann frag ich mich aber, warum es da immer noch so viele Meinungen dazugibt. Es ist nun mal immer auch extrem subjektiv, wie man was gewichtet und wertet.

Wenn wir ab und an mal einen Leser verärgern, ist das schon okay. Besser als jedes Thema auszuklammern, das irgendwem missfallen könnte. Davor sollte man als Autor keine Angst haben, sonst kann man gar nix mehr schreiben oder es ist super-langweilig. Davon gibt’s doch wirklich genug. Mal paar Leser verärgern, hat noch nie wem geschadet. 🙂

Marts

Ich habe einfach einen anderen Text unter der Überschrift erwartet. Anstatt das Thema objektiv zu beleuchten nehmt ihr Spieler die sich genau dafür interessieren aufs Korn und verärgert diese so.
Ist halt schade weil das Thema durchaus interessant ist und WoW dadurch auch eine Nische für eine bestimmte Spielergruppe darstellt.

Gerd Schuhmann

So ernst würde ich das nicht sehen: Ich denke nicht, dass wir da wen aufs Korn nehmen. Und wenn dann eher die “Industrie” drumherum. Bei WoW ist eben alles in höchstem Maße professionalisiert. Das gefällt auch nicht jedem.

Aber klar, “objektiv beleuchten” ist es nicht, die Überschrift “WoW kann so herrlich kompliziert sein” … da schimmert das schon bisschen raus. Ist immer schade, wenn Leser einen anderen Text erwarten – ist auch schwer das im begrenzten Rahmen einer Überschrift zu kommunizieren.

Marts

Wo du schon female-dwarf ansprichst. female-dwarf war eine der ersten Seiten die damals Simulationen verwendet hat. Das was female-dwarf damals angefangen hat wurde mit Simulationcraft perfektioniert.

Nur wird die Simulation nicht nur einmal mit immer festen Parametern berechnet sondern tausendfach wiederholt und mit variablen Kampflängen und gegebenenfalls mit zusätzlichen Gegnern, Kampfpausen etc.

Dadurch kann man dann auch sehr simpel Sekundäre-Stats priorisieren. Das hat sehr wenig mit “Glauben” sondern einfach mit statistischer Wahrscheinlichkeit zu tun. Alles Mathematik.

AskMrRocot, Noxxic und alle anderen beziehen sich immer auf Simulationcraft.
Insbesondere Noxxic verwendet aber angepasste Profile die sie für realistischer halten. Die Meinungen sind hier natürlich unterschiedlich aber immer nachprüfbar und anpassbar.

Solltet ihr also mal vorhaben einen objektiven Artikel zu Theorycrafting zu veröffentlichen dann fangt bei Simulationcraft an und nicht bei Webseiten die nur das Durchschnitts-Ergebnis anzeigen.

Svatlas

WoW war so schön ohne diese ganzen Potenz-Tools. Wir haben Ragnaros auch ohne diese Tools gelegt und es war toll! Wer auf diesen ganzen Stasi Mist Lust hat,soll es machen 🙂 Ich bewundere WoW heute noch für seine Bossmechaniken, aber nicht dafür 🙂

zazomazzo

Diese “Potenz-Tools” wie du sie nennst, haben durchaus ihre Berechtigung.
Nämlich um bei sich selbst – und vor allem auch als Raidleiter bei den anderen Raidmitgliedern – Schwächen und Fehler zu entdecken und aufzeigen zu können.
Und zwar um diese abzustellen und sich nicht mit einem “lol, wie wenig Schaden der fährt! rofl” darüber lustig zu machen.
Abgesehen davon kann man einen sehr simplen Ragnaros-Kampf von damals, bestimmt nicht mehr mit einem Mehr-Phasen-Kampf wie dem von Blackhand vergleichen.

Svatlas

Du nennst also einen 40 Mann Raid simpel? Hast Du nur ansatzweise diesen Raid auf Ragi mal vorbereitet und geleitet? Diese Aussage sagt mir ganz klar “Nein” Das waren noch Berge an Aufgaben und Zeit…

zazomazzo

Erstens lenkst du vom Thema ab, es ging hier hauptsächlich um die “Potenz-Tools”.
Zweitens spiele ich seit Beta und ich habe durchaus so manchen MC und BWL Raid geleitet. Und niemand hier hat behauptet, dass eine 40-Mann Koordination einfach gewesen wäre, was aber schon alleine der Menge an Leute geschuldet ist. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Komplex jedenfalls, war ein Ragnaros Encounter verglichen mit den heutigen Encountern ganz bestimmt nicht. Und genau darum ging es und dafür benötigt man auch eben diese Tools.

Svatlas

Ich habe ja auch nie behauptet das alle schlecht sind oder? 50% sind einfach nur Potenz Tools und jeder der es liebt nonstop kontrolliert zu werden….bitte soll es machen. Die, die es wirklich brauchen, waren schon immer die Minderheit in WoW.

Koronus

Oder man beginnt die Seiten zu verfluchen, WoW dafür zu hassen das die Community so be(piep) ist und spielt TESO wo es auch noch auf so viel mehr ankommt.

oldschooler

…oder man schaut in World of Logs und weiß Bescheid…. 😉

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