Es gibt einen neuen Trend im E-Sport: Wer Zuschauer will, lässt einfach die E-Sportler weg und setzt auf Twitch-Streamer und Streamerinnen, die auf hohem Niveau spielen. In Deutschland bewies das Streamer-Team NNO bei League of Legends im Jahr 2022 diese These, in den USA gelingt das gerade Disguised Toast in der Frauenabteilung von Valorant.
Das ist die Situation in Valorant:
- In den USA hat der Twitch-Streamer „Disguised Toast“ ein E-Sport-Team in Valorant eröffnet und einen Kader zusammengetelt, um das Projekt „Game Changer“, aufzumischen: Mit dem Projekt will Riot Games Frauen und Angehörige marginalisierter Gruppen den Einstieg in den E-Sport erleichtern.
- Der Streamer sagte aber, er habe zu wenig Geld und Zeit für ein „richtiges Team“ gehabt, daher habe er keine E-Sportler verpflichtet, sondern Twitch-Streamerinnen, die mit Ehrgeiz Valorant spielen
- Dafür wurde er auf Twitter von einer Frau scharf kritisiert, man müsse doch E-Sportlerinnen eine Chance geben. Twitch-Streamerinnen ins Team zu holen, sei wie eine Ohrfeige für alle E-Sportlerinnen in Valorant. Sein Verhalten sei “respektlos”.
Disugised Toast reagierte ziemlich angefasst auf diese Kritik. Da würde man ja Leute ausschließen. Er habe nur Spielerinnen verpflichtet, die sich für den E-Sport eignen. Die Kritik sei nicht okay.
Man merkte aber schon, dass er die Kritik ernst nahm und zugestand, bei dem Team ginge es eher darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen, als darum, Spiele und Turniere zu gewinnen.
Team aus Twitch-Streamerinnen sorgt für Zuschauer-Boom bei Valorant
Das ist jetzt die Wende: Das Team aus Twitch-Streamerinnen von Disguised Toast tritt jetzt bei ihrem ersten Turnier an und tatsächlich gibt es das erwünschte Ergebnis: Die Zuschauerzahlen bei dem Turnier haben sich verdreifacht, schreibt eine Nutzerin:
- Im letzten Jahr hatten die Spiele in der Spitze etwa 8.500 Zuschauer.
- Nun sind es bereits 24.000.
- Eine der Spielerinnen des Teams sagt: Über alle Kanäle zusammen habe man sogar 100.000 Zuschauer erreicht.
Damit hat Disguised Toast offenbar sein Ziel erreicht, dem Projekt „Game Changer“ mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Im deutschen LoL sorgt ein Team aus Twitch-Streamern für Zuschauer-Rekorde
Was ist da mit LoL? Bei uns in Deutschland konnten wir 2022 das exakt gleiche Phänomen bei den Männern beobachten:
- In der zweiten deutschen Liga zu LoL trat ein Team an, das nur aus Twitch-Streamern bestand. Darunter war mit NoWay4U einer der größten Twitch-Streamer überhaupt.
- Viele im Team waren früher Profis in LoL, hatten ihre Profi-Karriere aber zugugunsten der Streams in fortgeschrittenem Alter beendet – für die 2. Liga reichte er aber noch.
- Ihre Machtes hatten letztlich viel mehr Zuschauer als die Top-Spiele der 1. Liga. Die Spiele von NNO erreichten 100.000 Zuschauer. Die Spiele in der 1. Liga hatten um die 30.000. Auch hier waren die Zahlen der Streamer also 3-mal größer.
Content-Creators entdecken kriselnden E-Sport und sorgen für viel Aufmerksamkeit
Darum ist das so wichtig: Aktuell krankt der E-Sport. Viele Teams müssen ihre Ausgaben zurückfahren oder ihr Geschäft sogar ganz schließen.
Man sieht aber, dass Projekte von beliebten Twitch-Streamern gleichzeitig die Zuschauer und die Aufmerksamkeit bringen, die sich die E-Sport-Teams so dringend wünschen.
Die erfolgreichen E-Sport-Teams wissen das seit langem und arbeiten fest mit Content-Creators zusammen: So sind die großen Organiationen FaZe oder 100 Thieves darauf spezialisiert, über Content-Creator auf YouTube und Twitch ihre Marken zu stärken und etwa Fashion-Produkte zu verkaufen.
In Deutschland hat YouTuber „HandofBlood“ sein eigenes LoL-Team gegründet. In Frankreich und Spanien haben dort populäre Content-Creator es ihm gleich getan.
In allen 3 Ländern hauchte das der Szene neue Kraft ein und sorgte für steigende Präsenz auf Social Media.
Für die „kompetitive Seite“ des E-Sports könnte das eher negativ sein, aber für den kommerziellen Erfolg führt an Content-Creators offenbar kein Weg vorbei.
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Die Harlem Globetrotters haben/hatten ja auch mehr Zuseher als so ein normales Basketballspiel. Lustige Entertainer “ziehen” offenbar eher die Massen, als es bierernste Spitzensportler tun.
Für die deutsche LoL-Szene fand ich das Projekt NNO super. Es hat lange nicht mehr soviel Spaß gemacht zuzuschauen. Schade das Riot den Streamern für die First Div nicht entgegen gekommen ist, aber ich kann ihre Gründe gut verstehen.
Jetzt schaue ich NNO gar nicht mehr, es ist halt ein komplett anderes Team. Es war letztes Jahr aufjedenfall super toll und spannend mit den Jungs mitzufiebern. Besser als die WM! Viel besser! =)
Die NNO Rentner werden demnächst wieder zusammen spielen. Der Einstieg wird in division 4/5 sein
Oh das klingt ja super. Ich schaue dann aufjedenfall wieder rein. Die Jungs sind einfach super sympathisch und spielen auf höchstem Niveau. Ich bin gespannt!
Konnte die Kritik nur teilweise nachvollziehen. Mehr Zuschauer hilft auch den Pro Spielern.
Anderswo sind es mitunter auch Esportler die streamen.