Berufsalltag ist vielfältig, doch es gibt eine Gemeinsamkeit vieler Branchen, die Zeit frisst – mehr, als ihr denkt: Konferenzen.
Was ist es, was uns alle derart zurückhält? Egal, ob wir von Konferenz, Meeting oder Besprechung reden, gemeint ist immer dasselbe: eine Zusammenkunft von Menschen während des Arbeitstages, um über die Arbeit zu sprechen. Und seit einigen Jahren wenden wir alle tagtäglich immer mehr Zeit dafür auf, als in den Jahrzehnten zuvor. Eine Studie von Microsoft zeigt nun, wie drastisch die Lage wirklich ist.
Die Spitze eines beklagenswerten Trends
In der Studie vergleicht Microsoft erhobene Werte aus dem Jahr 2020 mit denen von 2022. Hier zeigt sich eine Steigerung der mit Meetings verbrachten Zeit von 153 Prozent, also wurden aus einer Stunde im Jahr 2020, zweieinhalb im Jahr 2022.
Allerdings zeigte sich auch die Basis im Jahr 2020 bereits als sichtlich erhöht: Laut einer anderen Studie aus dem Harvard Business Review verbrachten schon damals Angestellte längst dramatisch mehr Zeit palavernd um Tischen als in den 1990ern, nämlich rund 50 Prozent mehr.
Wir haben den Punkt maximaler menschlicher Ineffizienz erreicht.
Jared Spataro, Microsofts Vize-Präsident für künstliche Intelligenz und Arbeitstrends
Was ist der Grund? Hierüber lässt sich vortrefflich spekulieren und diskutieren, aber ein Grund ist laut den Forschern natürlich die Pandemie. Die Zunahme von Remote Work/Homeoffice führte zur Wahrung des Zusammenhalts und zwecks Absprachen durch die Bank zu vermehrten und längeren Sitzungen.
Indes kann die Covid-19-Pandemie nicht alleine schuld sein, denn wie oben dargelegt, war auch ab 2016 glasklar eine Häufung von Konferenz-Zeit festzustellen. Eine Vermutung der Wissenschaftler von Microsoft ist, dass es mit einem seit Längerem bereits zu beobachtenden Trend zu tun hat: Die Unternehmen selbst sind schuld.
Was hat sich an den Unternehmen seit den frühen 2000ern verändert? Microsofts Studie legt einen Zusammenhang zwischen der Komplexität von Unternehmen und der angesetzten Zahl von Konferenzen nahe. Verschiedene Abteilungen müssen sich absprechen und/oder bei immer mehr Sachverhalten separat zustimmen. Das Wall Street Journal bezeichnet das als die „Koordinierungs-Steuer“, die in Form von Meeting-Zeit zu bezahlen ist.
Jared Spataro betont ferner, dass die Beteiligung der Angestellten bei Entscheidungsprozessen auch zur Folge habe, Foren zu schaffen, um sich deren Meinung anzuhören.
Eine eher spezielle Vorstellung vom Einsatz der Mitarbeiter hat ein polnischer Videospielentwickler. Das Studio möchte nämlich das Homeoffice begrenzen und mehr Menschen bei sich im Büro haben. Allerdings hat der Wunsch zwei Haken: Es sind wirklich alle gemeint – auch aus dem Ausland – und das Büro sei laut interner Quellen diesem gewünschten Ansturm überhaupt nicht gewachsen.
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Es gibt schon so viele Studien, die belegen, dass Meetings Zeitfresser sind.
Ständig wird diese Studie wieder aufgewärmt um anscheinend ein neues Ergebniss zu sehen oder auch diese zum drölfzigsten mal zu bestätigen.
Ne, sorry da kann ich nicht zustimmen. Man findet sich nicht zum Spaß zusammen um sich auszutauschen.
Wenn das dann allerdings abdriftet oder ausufert, dann liegt das nicht an dem Tool Meeting, sondern an einer schlechten Umsetzung. Wenn ich mir ständig mit dem Hammer auf die Finger haue, bringt es mir auch nichts zu sagen, dass Hämmer kacke sind um Nägel einzuschlagen.
In Teams mit flacher Hierarchie, hat das Team versäumt gemeinsame sinnvolle Regeln zu vereinbaren oder einzuhalten.
In Teams mit Verantwortlichen, haben die Verantwortlichen versagt.
Sind die Teams schlecht besetzt oder zu groß, hat das Management oder das Recruiting versagt.
Diese elende Verantwortungsverdunstung geht mir so auf den Kranz. Dinge gehen nicht einfach so schief sondern es gibt eine Ursache und eine Wirkung und bei internen Ursachen endet diese Kette bei irgend einem Menschen. Und wenn sich dann irgend einer hinstellt und und rumheult: uhhuuu meine Leute sind alle so ineffizient… ja Keule, da hast du wohl irgend etwas falsch gemacht.
Stimme dem Artikel zu, das zerreden von Themen, in Meetings, ist inzwischen ein großes Problem. Ich zucke schon jedes Mal zusammen, wenn jemand einen Arbeitskreis bilden möchte, man kann das Thema perse dann auch gleich als beendet/gescheitert abhaken. Manchmal habe ich das Gefühl, das einige sich nur gerne selbst reden hören, andere wachen nach 2h verschreckt auf und fragen in die Runde „Worum gehts nochmal“. Aber klar, Homeoffice ist Teufelszeug. 🙄
Der Artikel geht doch eher in die Richtung, dass Themen nicht zerredet sondern beredet werden müssen.
Beispiel IT:
Früher lagen alle IT-Systeme vielleicht in einem Team. Die Systeme waren dann noch simpel und der Abstimmungsaufwand innerhalb eines Teams ist gering, da das Team, bestenfalls, auf ähnliche OKRs oder KPIs zielt.
Heutzutage sind IT-System komplexer, können mehr, brauchen mehr Spezielwissen. Ergo teilt sich dieses Wissen in unterschiedlichen IT-Teams auf, die dann jeweils noch andere Ziele verfolgen. Dann hast du evtl. noch Inhouse Consultants, die versuchen Theorie und Praxis zusammenzuhalten und schwupps: Die Komplexität steigt und damit auch der Abstimmungsaufwand.
Die Herausforderung hier ist nicht, dass es diese Meetings gibt, sondern das viele ineffizient gestaltet sind. Ich bin ein Freund von bspw. interaktiven Retros oder Design-Thinking-Methoden um jeden im Meeting – Vorsicht, Business Talk – “abzuholen” und eben das Wegdösen zu vermeiden.
Diese neue Arbeitsweise erfordert zusätzlich Teamwork und den Willen im Umkreis von teilweise fremden Menschen sprechen zu wollen.. was liegt halt nicht jedem. Hier muss man einfach schauen, wie man auch sowas lösen kann.
—
An sich hab ich mich mit der erhöhten Meetinganzahl abgefunden. Ich hör mich zwar nicht gern selbst reden aber ich bau gern Memes und das kann man in Powerpoints ausleben damit das Meeting nicht langweilig wird 🙂
Letztens erst geschrieben, die Ineffizienz nimmt mt steigender Entwickler Zahl exponentiell zu. So wundert man sich ja teilweise bei Spielen mit nur 1 Entwickler über deren Output im Vergleich zu Firmen mit 1000 Entwicklern.
So schlimm ist es nun auch wieder nicht.
Er scheint das Argument aber gleich zu mißbrauchen als Werbung für seine KI.
Jup sehe ich auch so. News die Hersteller roter Socken haben eine Studie heraus gebracht, warum Menschen langsamer laufen als noch vor 20 Jahren. Es liegt an blauen Socken… Joa also so in etwa ist der Artikel.