Beim MMO-Shooter Destiny startet der „harte“ Modus des Raids „Crotas Ende“ erst irgendwann im Januar und damit vier bis acht Wochen nach dem Release des DLCs „Dunkelheit lauert.“ Was steckt hinter dieser Entscheidung, die Spielinhalte zu strecken?
Gestern ist eine Menge Neues über Destiny und den DLC „Dunkelheit lauert“ bekanntgeworden. So viel, dass eine der wichtigsten Informationen fast im Meer der Destiny News verschluckt wurde: Vier bis acht Wochen werden Destiny-Spieler darauf warten müssen, bis sie ins Filetstück des neuen Cotents „Dunkelheit lauert“ vordringen können, in den harten Modus von „Crotas Ende.“ Der startet erst „irgendwann im Januar.“
Diese Entscheidung von Bungie lässt erkennen, dass man nicht so recht zufrieden damit war, wie schnell sich Hüter durch „Die Gläserne Kammer“ gearbeitet hatten. Da hielt der „normale“ Modus für Vielspieler nur eine Woche und schon knabberten sie am Endgame, das eigentlich vier Monate halten sollte.
Zum Ende des Contents hin, nach 14 IDs im harten Modus von „Die Gläserne Kammer“, klagten Vielspieler darüber, dass alles langweilig werde: Es gebe nichts Neues. Schon vor Monaten machte man den Raid auf hart mit drei Leuten oder arbeitete an irgendwelchen Tricks. Als dann nur zwei Hüter den Raid auf “hart” schafften, war das Ende der Fahnenstange erreicht.
Derweil erlebten andere Spieler den Raid im November zum ersten Mal und wären jetzt erst bereit, ihn auch im „harten Modus“ zu sehen, es steht aber schon der neue Content an.
Bungie setzt auf Gating-Taktik: Content muss wohl länger halten
Nun kommt man bei Bungie mit einer „Gating“-Taktik: Statt das ganze Add-On von Anfang an freizuschalten, zündet man es in Stufen. Das heißt: Man stellt die Spieler erst einmal vor verschlossene Türen, die sich erst nach Ablauf einer bestimmten Zeit öffnen. Vielleicht steht der Zeitpunkt auch noch gar nicht fest, sondern man wartet mit der Öffnung des Hard-Modes, bis eine bestimmte Spielergrenze überschritten wurde, die nun dafür bereit ist.
Mit so einer Gating-Taktik erkaufen sich die Hersteller selbst Zeit, um weitere Spielinhalte zu entwickeln.
Die Hüter sollen in einem ersten Schub den Raid erstmal ausgiebig auf „normal“ erleben, ihn vier bis achtmal so bezwingen, die Story-Missionen von Eris Morn spielen und sich vielleicht auch mit neuen Events beschäftigen, bevor dann im Januar der DLC eine neue Stufe zündet: So eine Art „Dunkelheit lauert – Teil 2 Electric Boogaloo.“
Was steckt bei Destiny hinter dieser Taktik?
Warum ändert Destiny seinen Zeitplan jetzt?
Das könnte darauf hinweisen, dass man sich mit dem dann nächsten DLC „Haus der Wölfe“ etwas mehr Zeit lässt und sich so auch mehr Zeit für die Spielinhalte danach erkauft. Es ist extrem schwierig für ein MMO, den wachsenden Hunger der Spieler mit neuen Spielinhalten zu befriedigen: Die Entwickler können nicht so schnell neues Zeug entwickeln, wie die Spieler vom alten gelangweilt sind. Eines der Kernprobleme bei MMOs. Vor allem wenn die Spieler geübter werden und sich neuen Raids und Instanzen immer methodischer nähren, der Reiz des Neuen verlasst.
Der Vorteil bei so einem Gating für den Entwickler zudem: Spieler haben nach einer Pause wieder einen Punkt, um „erneut“ ins Game einzusteigen. Zu lange Pausen sind für MMO-Entwickler schwierig. Wenn Vielspieler vielleicht schon Ende Dezember mit dem neuen Content fertig sind und das nächste DLC erst im April oder Mai käme, wären einige Stammspieler verloren. So gibt man ihnen im Januar einen weiteren Eintrittspunkt. Besondere Events übernehmen eine ähnliche Funktion. Und so mancher wird in der Woche, auch wenn er nicht spielt, wenigstens einmal bei Xur vorbeischauen, um zu sehen, was er dabei hat.
Destiny lernt von World of Warcraft
Diese Taktiken im MMO-Genre, um den Content zu strecken, sind nicht neu. Auch bei dem jetzigen World-of-Warcraft-AddOn „Warlords of Draenor“ wird das Gating gepflegt. 3 Wochen lang blieben die Raids zu, dann öffnete der erste Raid auf „normal“ und „hart“, eine Woche später wird‘s auf „mythisch“ losgehen.
Aber bis der nächste Raid, der schon im Spiel ist, aufgeht, werden wohl 2 Monate ins Land gezogen sein. Überhaupt scheint sich Destiny den ein oder anderen Trick beim Übervater des MMO-Genres abzugucken. Auch dass man ein und denselben Spielinhalt, ob nun Strike oder Raid, auf mehr als einer Schwierigkeitsstufe absolvieren kann und damit den Content deutlich streckt, ist eine etablierte Blizzard-Idee.
Und was macht man bis dahin? Dämmerung? Alter Raid?
Wie sich Hüter dann im Dezember die Zeit vertreiben können und ob es neben dem neuen Raid „Crotas Ende“ noch etwas im Endgame gibt, ist noch nicht ganz klar. Man weiß bereits, dass der wöchentliche Dämmerungs-Strike von Stufe 28 auf Stufe 30 angehoben wird. Er wird daher wohl weiter relevant bleiben.
Auch das Event „Trials of Osiris“ oder neue Ausgaben von „Zorn der Königin“ und „Das Eisenbanner“ könnten Spieler bei der Stange halten.
Vielleicht fügt man ja auch noch eine neue Schwierigkeitsstufe im dann alten Raid „Die Gläserne Kammer“ hinzu, um die Spieler zu unterhalten. Dataminer haben Hinweise in diese Richtung gefunden.
Das wäre dann eine Idee, bei der man den Altmeister Blizzard überholt.
Vielleicht wird man erst im Januar das neue Max-Level erreichen können
Im „Hard-Mode“ von „Crotas Ende“ sollen übrigens eine Reihe von besonders starken legendären Raid-Waffen droppen, die alle zu den „Primärwaffen“ zählen und daher sicher begehrt sind.
Zudem scheint so zu sein, dass in “Crotas Ende” eine komplette Raid-Rüstung droppt, die stärker ist als die in der “normalen” Ausgabe.
Vielleicht wird man daher erst mit dieser neuen Raid-Rüstung auch auf Stufe 32 kommen können. Grund genug, im Januar dann nochmal vorbeizuschauen, wird es geben. Fast könnte man sagen: Der DLC “Dunkelheit lauert” startet nur zur Hälfte am 9. Dezember, richtig geht es dann erst im Januar los.
Diese Gating-Taktik beim Raid erntet im Moment noch wenig Kritik, da sich die meisten über die Upgrades der exotischen Waffen aufregen. Vom Gating werden wohl auch nur die “wenigen” Prozent an Spielern betroffen sein, die bereits früh mit der “Normal-Version” von Crotas Ende fertig sind.
Dieser Artikel ist Teil eines Trios über neue Entwicklungen beim DLC “Dunkelheit lauert”, die seit gestern Abend bekannt wurden. Die beiden anderen Teile gibt es hier: Destiny will fairer werden, weniger Lootfrust in den Raids und Destiny: Vorsicht mit Upgrades – „Alte“ exotische Items können mit DLC aufgewertet werden
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Das ganze führt nur dazu, das der Raid auf normal dann schon so gut sitzt das er auf Hard sofort durchgespielt wird. Damit “gewinnt” man genau die Zeit die er später startet. Für mich zeigt das nur, dass sie wissen dass das Spiel zu wenig Content hat
Sehr informativer Beitrag! Natürlich es schön das Bungie weiter auf Raids im Endgame setzt.
Ich könnte mir vorstellen das man diese Zwischenzeit nutzen will um in Zukunft Exploits oder Glitches zu entfernen. Provokativ gefragt: Der Spieler als Beta-Tester im normal Raid?
Natürlich hat Bungie sicher ein Test Team welches vorher nach Gliches und Exploits sucht, aber Millionen Spieler kommen natürlich auf viel mehr Ideen. So dürfte man nicht sehr glücklich gewesen sein das die schwersten Bosse lange Zeit recht einfach mit Granaten in den Abgrund zu schubsen gewesen sind und man sehr leicht an den besten Loot gekommen ist. Auch an das massenhafte Tauschen bzw. Verbreiten von (Cheese) Speicherpunkten über Seiten wie destinylfg.net hat bei Release sicher auch noch kaum jemand gedacht.