Die Städtebau-Simulation „Workers & Resources: Soviet Republic“ ist vier Jahre nach dem Release plötzlich von Steam verschwunden. Die Entwickler hatten es sich mit einem Fan verscherzt, der nun alles daran setzt, Rache am Entwickler-Team zu nehmen. Das Erstaunliche: Er hat damit Erfolg. Offenbar ist er Anwalt und die Entwickler haben Schwierigkeiten, sich gegen ihn und seine Copyright-Strikes zu wehren.
Was ist das für ein Spiel?
- Das Strategie-Spiel ist ein totales Nischengame: Es stellt Städteplanung in Ost-Europa zur Zeit von Planwirtschaft und Kommunismus nach. Die Entwickler reden von sich selbst gerne als „Die Partei“ oder „Die Republik“ – ihre Spieler sind natürlich „Comrades“, Genossen.
- Das Spiel ist seit März 2019 auf Steam spielbar. Es stammt vom Entwickler und Publisher 3Division
- Es kostet etwa 15,39 €. In der Spitze hatte das Spiel mal 3.891 Spieler.
Den Trailer mit viel kommunistischem Flair könnt ihr euch hier ansehen:
„Wir haben den 1. Feind der Sowjetischen Republik“
Das sagen die Entwickler: In einem Post auf Steam erklären die Entwickler, ihr Spiel wurde durch eine Copyright-Beschwerde von Steam entfernt, man kann es im Moment nicht mehr über Steam kaufen (via steamcommunity):
- Ein Fan des Spiels, der einen Guide zum „Cosmonaut Mode“ geschrieben hat, beanspruche für sich, die Rechte am Modus „Realistic Mode“ zu besitzen.
- Die Entwickler bezeichnen den Spieler als „den ersten Feind der Sowjetischen Republik“ und sagen, er war einst ein respektiertes Mitglied der Community und „der Partei“, aber habe sich jetzt dazu entschieden Republik, Partei und Ideen zu verraten.
Streit darum, wessen Namen in den Credits auftaucht
Was ist der Konflikt? Die Entwickler haben mit Arbeiten am „Realistic Modus“ begonnen, auf den der Fan aber Anspruch erhebt. Er wollte offenbar unbedingt in den Credits des Spiels genannt werden.
Die Entwickler stellen das auch in Aussicht und schlugen vor, ihn und andere Spieler, die Guides erstellt hatten und besonders hilfreich waren, in den Credits aufzuführen – aber erst, wenn sie das Spiel fertiggestellt haben.
Die Entwickler sagen: Daraufhin wurde der Spieler aggressiv, schaltete einen Anwalt ein und begann das DMCA-System auf YouTube auszunutzen, um einen wichtigen Influencer des Spiels mit Copyright-Strikes zu überziehen
Der Konflikt eskalierte und die Entwickler schlossen den „Feind der Republik“ aus, änderten auch den Namen einer Herausforderung, die der Spieler „erfunden“ hatte:
Weil er sich dazu entschlossen hatte, Erpressung und Missbrauch zu verwenden, wurden wir wütend auf ihn, und entschieden, den Namen der Challenge, die er angeblich erfunden hatte, nie wieder zu erwähnen und ihn zu ignorieren.
Spieler ist offenbar Anwalt, sucht den Konflikt mit Entwicklern
So eskalierte der Situation weiter: Der Spieler schaltete eine Stufe höher, meldete die Webseite der Entwickler, ließ ein Video vom Netz und letztlich das Spiel von Steam nehmen.
Wie der Entwickler Peter Adamcik gegenüber der US-Seite Kotaku sagt, sei die Situation für sie „sehr verstörend“.
Der Nutzer habe offenbar Kenntnisse des Rechtssystems und glaube, er könne seine vermeintlichen Rechte auf diese Art durchsetzen. Er missbrauche seine Rolle als Anwalt, weil er glaube, ein Gerichts-Verfahren günstiger bestreiten zu können als die Entwickler:
„Er denkt, er kann alles von uns bekommen, was er will, weil wir uns nicht auf einen teuren Rechtsstreit einlassen. Aber rechtlich gesehen hat er keinen Boden unter den Füßen, auf dem er stehen kann, also werden wir wahrscheinlich bis zum Ende kämpfen.“
Der Entwickler glaubt, der Fan gehe ein hohes Risiko ein, seinen Ruf und seine Finanzen könnten Schaden erleiden und was er mache, sei auch ethisch nicht in Ordnung.
Es schwingt eine leichte Drohung mit, als der Entwickler sagt: Wenn das Spiel von Steam gebannt bleibe, entstehe ein erheblicher finanzieller Schaden für das Team und für Valve.
Der Entwickler sagt zudem: Ein weiterer sehr trauriger Aspekt des Falls sei, dass das „DMCA“-System einfach nicht funktioniere. Jeder könne alles Mögliche für sich beanspruchen und der Service-Provider sei gezwungen, die Inhalte zu entfernen.
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Nicht zu fassen. Nein bloß keine Einigung finden sondern erstmal das ganze Studio in Existenznot bringen, was für ein *********!
Ich beanspruche auch immer alle Rechte an Dingen, die ich nicht selbst entwickelt hab sondern nur meinen Senf in Form von Guides dazugegeben habe, ist doch normal 😀 Wer Ironie findet. Hoff der Kerl bekommt noch seine Retourkutsche wenn das so stimmt.
Wenn der Spieler wirklich ein Anwalt ist sollte er seine Lizenz verlieren