Das Free2play Taktik-MMO Total War: Arena (PC) von Wargaming und Creative Assembly startet am 22.02.2018 in die Open Beta. Doch was ist es für ein Spiel, welchen Typ Spieler spricht es an und warum sollte man es überhaupt zocken?
Als ich meinen Freunden erzählte, dass ich von Wargaming nach Paris eingeladen wurde, hieß es gleich: „Cool, World of Tanks 1.0! Erzähl, ob es wirklich so geil aussieht!“ Doch es ging nicht um World of Tanks! Wargaming hatte mich und anderen Journalisten wegen Total War: Arena eingeladen.
Da herrschte erst einmal große Ratlosigkeit bei meinen Leuten „Total War: Arena? Was soll das denn sein? Ist das ein MOBA mit historischen Truppen?“
Ein Echtzeit-Strategie-MMO?
Ein MOBA ist Total War: Arena definitiv nicht. Doch was ist es dann? Ich hatte gleich drei Entwickler in Paris als Interview-Partner. Deren Antwort: „Es ist ein Echtzeitstrategie-MMO“. Und als weiterführende Erklärung folgte: „Total War: Arena – Das sind die Echtzeit-Schlachten aus einem Total-War-Spiel mit dem Gameplay und der Progression von World of Tanks.“
Die Grundlagen
Man tritt als Teil einer großen Armee von rund 3.000 Kämpfern gegen ein gleich großes Feind-Heer an. Die Optik und das Interface erinnern stark an bekannte Total-War-Spiele, wie Rome II oder Shogun II. Es gelten die folgenden Richtlinien:
- Die eigene Streitmacht ist in 30 einzelne Einheiten zu je 100 Mann eigenteilt
- Ihr seid nicht der Oberbefehlshaber. Vielmehr befehligt ihr als eine Art „Divisions-Kommandant“ nur 3 Einheiten zu je 100 Mann.
- Die anderen 9 Divisionen aus je drei Einheiten befehligen jeweils andere Spieler.
- Einen obersten Kommandanten gibt es übrigens nicht. Alle Spieler können frei agieren.
- Vor dem Kampf könnt ihr einen von 10 Aufstellungs-„Slots“ auf einer strategischen Karte belegen. Eure 3 Einheiten erscheinen dann zu Spielbeginn dort. Ihr könnt auch auf der Karte herummalen und so eure Marschrichtung den Mitspielern mitteilen.
- Ziel ist es, den Gegner restlos zu vernichten oder dessen Basis einzunehmen.
- Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab. Alle Spieler agieren gleichzeitig.
Hopliten, Kriegshunde und Katapulte statt Tanks, Artillerie und Panzerjägern
Eure Truppen sind aber keine modernen Soldaten oder gar Panzer. Die technologische Epoche von Total War: Arena entspricht der klassischen Antike. Also habt ihr römische Legionäre, griechische Speerträger und wilde Barbaren mit Kriegsbemalung.
Ihr wählt eure Truppen aus den Fraktionen der vielseitigen Römer, defensivstarken Griechen und offensiven Barbaren. Die Karthager mit ihren Kriegselefanten und starken Kavallerie kommen zum Start der Open Beta am 22. Februar noch neu dazu und wurden in Paris erstmals vorgestellt.
Jede Fraktion hat einzigartige Truppen, die sich jeweils optimal gegen andere Einheiten eignen, aber gegen andere Truppentypen wiederum gnadenlos im Nachteil sind. Ein klassisches „Stein-Schere-Papier-Prinzip“:
- Speertragende Hopliten metzeln Kavallerie im Dutzend, aber nur wenn diese von vorne angreift.
- Bogenschützern strecken Infanterie aus der Distanz nieder, sind aber gegen flinke Kavallerieangriffe schnell auf den Weg in den Hades!
- Römische Legionäre können sich ideal gegen Pfeile schützen und sind vielseitig, können aber leicht ausmanövriert werden.
- Katapulte schleudern Felsen weit übers Schlachtfeld, sind aber im Nahkampf schnell Kleinholz
- Barbaren-Nahkämpfer hauen fett rein, haben aber meist nicht viel Rüstung und gehen in längeren Stellungsgefechten schnell ein. Rasche Hit&Run-Manöver sind ihre Stärke.
- Die mächtigen Elefanten Karthagos trampeln normale Infanterie im Nuh nieder, sind aber mit langen Spießen und massivem Beschuss von Speerwerfern und Schützen schnell erlegt.
- Tollwütige Kriegshunde zerfetzen ungeschützte Infanterie, aber dem Pfeilhagel von Schützen oder einer Phalanx halten sie nicht lange stand.
Wie bei World of Tanks starten eure Einheiten auf dem ersten von 10 Stufen, Tiers“ genannt. Dort finden sich nackte Wilde und einfache Miliz. Je mehr ihr spielt, desto bessere Einheiten und Ausrüstung könnt ihr freischalten. Am Ende auf Tier 10 warten Elite-Einheiten wie die spartanische Königsgarde, Praetorianer oder legendäre Berserker. Bis dahin müsst ihr aber ordentlich Zeit im Spiel versenken.
Helden und Skills
Eure drei Einheiten wählt ihr vor jedem Gefecht aus dem Fundus eurer Fraktion aus. Ebenso wichtig wie die Wahl der Truppen ist die des Anführers. Ihr habt die Auswahl aus mehreren historischen Persönlichkeiten, die bei jeder Fraktion einzigartig sind.
Jeder Anführer hat eigene Fähigkeiten. Der Spartaner Leonidas kann sich mit dem Skill „Dann kämpfen wir eben im Schatten“ besonders gut gegen Beschuss wehren. Die wilde Kelten-Rebellin Boudica hingegen putscht ihre Truppen zu besonderer Aggression im Kampf auf.
Je nachdem, welchen Anführer ihr auswählt, ändert sich euer Spielstil. Außerdem haben eure Einheiten noch eigene Skills. Legionäre können Wurfspeere schleudern, griechische Hopliten sind in Phalanx-Formation kaum zu schlagen und Kriegselefanten können den Boden durch ihr Stampfen erzittern lassen und Gegner umwerfen.
Mehr Schlachtengefühl als in Rome!
Anders als in den „normalen“ Total-War-Spielen hat Arena keine Pause-Funktion. Die war für viele Hobby-Feldherren bei den Strategiespielen essentiell, um in Ruhe die eigene Strategie umzusetzen. Man konnte sich gemütlich einen Überblick über das Schlachtfeld verschaffen und so optimale Manöver wie Flankenangriffe, Rückzugsbewegungen und defensive Positionierung ausführen.
In Total War: Arena habt ihr den Luxus der Pause nicht. Und dann seid ihr mit euren 3 Einheiten eben nur ein Bruchteil der Gesamtstreitmacht und müsst euch mit euren Kameraden koordinieren.
Vom Einzelsieg zur totalen Dominanz
Nehmen wir mal das folgende Szenario: Ihr habt das Kommando über eine Kavallerie-Division. Eure Reiter sind schnell und beweglich. Ihr könnt mit einem beherzten Sturmangriff großen Schaden anrichten, lange Nahkämpfe überlebt ihr hingegen nicht. In der Antike waren Reiter meist nur leicht gepanzert.
Ihr braucht also eine Möglichkeit, den Gegner in die ungeschützten Flanken zu fahren. Frontalangriffe führen zu hohen eigenen Verlusten. Daher reitet ihr erst einmal am Rand des Schlachtfeldes entlang und wartet auf eine Gelegenheit.
Das Zentrum muss halten!
Derweil marschieren die schweren Truppen der beiden Armeen aufeinander zu und verbeißen sich bald in harte Nahkämpfe. Jetzt kommt es darauf an, wie gut eure Team-Kollegen die gegnerischen Truppen mit ihren Legionären und Hopliten aufhalten und fest an eine Stelle binden.
Und siehe da, einer eurer Kollegen hat es geschafft und die Flanke einer feindlichen Einheit ist für einen Moment ungedeckt! Das ist eure Chance! Ihr prescht mit der Kavallerie in die Lücke und aktiviert noch den Skill „Sturmangriff“ für extra Wumms!
Der Gegner wird durch den unerwarteten Angriff hart getroffen und verliert neben unersetzbaren Soldaten auch Moral. Dieser Wert gibt an, wie gut sich eine Einheit im Kampf hält. Wird eine Truppe flankiert oder mit Brandpfeilen oder Ähnlichem beschossen, so verringert sich die Moral. Ist sie verbraucht, so flieht die Einheit und kann durch ein beherztes Verfolgungsmanöver schnell ausradiert werden.
Möglichkeiten erkennen und ergreifen!
Genau solch eine Panikreaktion findet in der gerade von euch angegriffenen feindlichen Kohorte statt. Die gegnerischen Soldaten fliehen voller Angst und geben ihre Formation auf. Viele finden dabei den Tod. Der Verlust einer Einheit ist schon schlimm für den Feind, aber durch den Ausfall dieser Truppe entsteht eine Lücke in der gegnerischen Schlachtreihe.
Eure Kameraden reagieren schnell, wittern ihre Chance und nutzen die Gunst der Stunde. Sie strömen durch die Bresche und flankieren so weitere Einheiten des Gegners. Nach und nach löst sich die feindliche Linie auf wie ein Strickpulli, dem man die Fäden zieht.
Hätte einer der gegnerischen Spieler gleich reagiert und die Lücke geschlossen, wäre nichts passiert, aber so kostet es das feindliche Team bald den Sieg. Dabei war euer beherzter Sturmangriff ebenso entscheidend, wie das geistesgegenwärtige Vorgehen euerer Kameraden und der taktische Fehler der unglücklich flankierten Feind-Kohorte.
Mehr Schlachtengefühl als in Rome und Co.!
Wie in einer echten Schlacht tragen viele Faktoren dazu bei, ob es ein strahlender Sieg oder eine vernichtende Niederlage wird. Durch die nicht pausierbaren Echtzeitkämpfe baut Total War: Arena eine viel dichtere Schlacht-Atmosphäre auf, als die regulären Total-War-Games.
Wie ein echter Feldherr müsst ihr im Schlachtgetümmel die Übersicht behalten, stets nach verheißungsvollen Möglichkeiten Ausschau halten und dabei auf Fallen und Finten achten. Außerdem funktionieren klassische militärische Manöver und Taktiken, wie Flankenangriffe, Schein-Attacken, Hinterhalte und Umschließungsmanöver, erstaunlich gut und führen regelmäßig zum Erfolg. So kommt man sich wirklich wie ein Caesar, Alexander oder Hannibal vor!
Ist das eigene Team einigermaßen auf Zack, muss man sich nicht mal groß absprechen. Oft ist den Mitspielern schon klar, was ihr mit euren Truppen an dem jeweiligen Ort bezwecken wollt und man baut die eigene Strategie daran auf. Richtig stark wird Total War: Arena aber freilich im festen Team mit anderen Spielern und Voice-Chat.
Durch die auf 15 Minuten begrenzten Gefechte und das gute Balancing könnte Total War: Arena auch gut für Turniere und eSport taugen.
Wie geht es weiter?
Auf dem Event in Paris war gut zu sehen, wie enthusiastisch die Entwickler bei Creative Assembly in ihrem Projekt stecken. Die anwesenden Devs waren Feuer und Flamme für das Spiel und die historischen Hintergründe. Trotzdem muss man den Spagat zwischen Realismus und Spielbarkeit wagen.
Daher sind derzeit auch keine berittenen Bogenschützen im Spiel. Die waren in bisherigen Tests einfach zu krass. Die dicken Kriegselefanten wurden nach vielen Versuchen endlich gut ausbalanciert. Sie können in bestimmten Situationen immensen Schaden anrichten.
Wer aber meint, mit den Dickhäutern einfach nur wild vorpreschen zu können, der wird die armen Rüsseltiere bald elendig trompetend verenden sehen. In unseren Testspielen in Paris konnte ich zumindest mehrere Spieler dabei beobachten, wie sie siegessicher ihre Elefanten in den sicheren Tod schickten.
Für die Zukunft des Spiels wollen die Entwickler fleißig weitere Fraktionen, Helden und Einheiten einbauen: Sehr wahrscheinlich wären unter anderem die Perser oder Ägypter. Aber auch exotischere Fraktionen, wie japanische Samurai oder die Truppen des Alten China, seien laut den Entwicklern für Total War: Arena denkbar.
Wer soll das spielen?
Total War: Arena ist ein Spiel, das eine besondere Nische einnimmt. Es richtet sich nicht unbedingt an die Fans der klassischen Total-War-Spiele. Zumindest nicht an diejenigen, die am liebsten ihre Reiche aufbauen, die meisten Schlachten eh auswürfeln lassen und bei Bedarf das letzte Savegame laden.
Vielmehr richtet sich Total War Arena an Spieler, die:
- Spannende und gut ausbalancierte Echtzeit-Schlachten lieben
- Liebend gerne die Wirksamkeit diverser Militärmanöver der Antike mal selbst ausprobieren wollen
- Fans von (weitgehend) historisch korrekten Einheiten der Antike sind
- Gerne im Team Großes erreichen
- Listige Füchse sind, die gerne Finten und Fallen anwenden
- Es lieben, wenn ein Plan funktioniert
Solltet ihr euch in dieser Aufzählung wiederfinden, dann holt euch am 22.2.2018 die Open Beta von Total War: Arena und spielt ein paar Runden. Es kostet ja nichts.
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Ne Phalanx hat 0 chance gegen Kriegshunde solang sie im phalanx modus ist da dieser keinen effekt gegen die Hunde hat , auser sie haben da mittlerweile was daran gepatcht. hab schon ne weile nicht mehr die closed beta gespielt.
Das es endlich in die Open Beta geht und ne neue fraktion kommt freut mich und macht es wieder reizvoller mal wieder zuzocken.
Was dem Spiel auch gut tun würde wären neue maps mit komplett neuen ideen etc die nicht aus wot kopiert und antik designd wurden.
Hmmm, ok testen werd ich es.
Vielen Dank für die Anregung. Da ich mittlerweile ohne Desktop PC bestückt bin habe ich mir eben nochmal Rome Total War auf den Lappi gezogen 🙂