Software-Entwickler zeigt auf Twitch, dass Swatting längst in Deutschland angekommen ist

Software-Entwickler zeigt auf Twitch, dass Swatting längst in Deutschland angekommen ist

Der deutsche Linux-Entwickler René Rebe streamt auf Twitch unter dem Kanal T2sde. In der letzten Woche bekam er während eines Livestreams überraschend Besuch von der Polizei. Er zeichnete den Vorfall live auf Twitch auf und beschwerte sich über das Vorgehen der Beamten.

Das sieht man im Video: Der Linux-Entwickler streamte gerade, als es an der Tür klingelte, daher ist der Vorfall in einem etwa 3-minütigen Clip auf YouTube zu sehen.

Es klopft an der Tür, im Hintergrund hört man Polizei-Sirenen. Eine Stimme, die militärisch und bestimmt klingt, fragt: „Hallo, ist da jemand in der Wohnung drin? Sind sie alleine – wer sind sie?“

Die Stimmung wechselt von einem normalen Ton, als „POLIZEI!“ gebrüllt wird. Im Video sieht man, wie Beamte mit gezogener Waffe am Bildschirm vorbeilaufen und die Wohnung untersuchen.  

Die Situation scheint sich zu entspannen, der Entwickler wird mehrfach aufgefordert, den noch laufenden Livestream abzuschalten.

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E-Mails täuschten vor, der Entwickler habe seine Frau getötet

Das sagt der Entwickler selbst: Auf YouTube erklärt der Linux-Entwickler, was da abgelaufen ist: Die Polizei hat auf E-Mails reagiert, die in seinem Namen verfasst worden waren. In den E-Mails wurde behauptet, der Entwickler habe seine Frau getötet und wolle sich selbst das Leben nehmen.

Wegen „Gefahr in Verzug“ sei die Polizei dann in voller Stärker ausgerückt und es hätten „gut 10 Polizisten“ mit gezogenen Waffen vor seiner Tür gestanden.

Zudem habe er von Nachbarn gehört, dass die Polizei die ganze Straße bis zur nächsten Kreuzung abgeriegelt hätte, ein Dutzend Einsatzwagen seien angerückt, dazu noch Feuerwehr, Rettungswagen und ein Notfall-Sanitäter.

Entwickler sagt: Eine Prüfung der E-Mail auf Echtheit hätte genügt

Das ist seine Kritik: Der Entwickler sagt, er wollte den Vorfall öffentlich machen und das Video zeigen, um deutlich zu machen, dass „Swatting“ kein US-Phänomen sei, sondern auch in Deutschland und Europa angekommen ist.

Zudem habe die Polizei hier seiner Ansicht nach falsch gehandelt. Ein Team aus 2 Polizisten oder ein Test-Anruf hätten bei so einer schlechten Beweislage ausgereicht, um das Problem zu lösen. Eine „minimale Prüfung der E-Mail auf Echtheit oder Plausibilität“ hätte gelangt, um sich den Polizeigroßeinsatz zu sparen. Denn über den Server seiner Firma, die unter der Adresse gemeldet sei, wäre die E-Mail nicht gegangen.

Die Polizei habe sich nicht ausgewiesen und ihm umgehend Handschellen angelegt.

Entwickler findet Polizeieinsatz völlig unverhältnismäßig

Laut des Entwicklers sei es wichtig, dass Polizisten auf solche bekannten Swatting-Muster sensibilisiert werden, damit sie besonnener vorgehen. Einen derartigen Einsatz von Gerät und Personal hält er für „völlig unverhältnismäßig“. Es hätte gereicht, kurz seinen Namen oder den Namen der Firma zu googlen, um zu sehen, dass er auf YouTube und Twitch aktiv ist.

Der Linux-Entwickler zeigt sich aber versöhnlich: Er lobt die Polizei dafür, halbwegs menschlich behandelt worden zu sein und es überlebt zu haben. Es sei auch kein Sachschaden entstanden.

Ein Albtraum-Szenario wäre es für ihn gewesen, wenn alle in der Mittagspause gewesen wären, wenn sowas passiert, und die Polizei dann die Tür aufgebrochen hätte. Für ein IT-Unternehmen im Sicherheitsbereich mit bestehenden NDA wäre so etwas völlig inakzeptabel.

Dass der Entwickler sich freut, am Leben zu sein, klingt vielleicht für manchen etwas übertrieben, aber das ist es nicht. Bei einem Swatting-Vorfall in den USA 2017 wurde ein unbeteiligter Mann erschossen. Der „Swatter“ hatte die Polizei zu einer falschen Adresse geschickt: Call of Duty: Unschuldiger bei SWATTING erschossen 

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KonoNana

Also die Kombination aus der fehlenden Prüfung auf Authentizität in Kombination mit “Linux Entwickler heißt was?” zeigt leider klar, was in Deutschland bzw deutschen Behörden im Bezug auf Technik falsch läuft.
Kann doch nicht sein, dass die wirklich niemanden haben, der dazu in der Lage ist?

Greenbeast

Ein Nerd beschwert sich, dass die Polizei das nicht gegengeprüft hat. Der Zeitaufwand das bei jedem Hinweis zu machen, wäre exorbitant.
Sollte er dort um Hilfe rufen, kann die Polizei ja gerne mal sagen: “Warten sie bitte ein paar Minuten. Wir müssen ihre EMail/Telefonnummer überprüfen.”

Klar. Das kotzt ihn an. Swatter sind das aller Letzte. Dumme Kinder die wöchtentlich ne tracht Prügel verdient haben.

Yoma

Was meinst du was das an Zeit und Aufwand kostet da ne Eingreiftruppe hinzuschicken. Mal abgesehen von der Gefahr und das die Truppe für andere Ereignisse dann erstmal nicht zur Verfügung steht. “Ein Nerd beschwert sich” wieso die Abwertung Nerd? darf er das nicht?

Wir haben natürlich ein Sichtbarkeitsproblem, sehen jetzt nur den Fall, vielleicht hat sich die Polizei in 50 anderen Fällen besser verhalten.

aKirA

Nur aus Interesse, aber seit wann ist die Bezeichnung “Nerd” eine Abwertung? Hab ich da was verpasst?
Ich kann zwar nur von mir reden, aber für mich war ein Nerd immer eine Person, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Aussehen, der zu einem bestimmten Thema oder Gebiet ein großes Interesse hat und dazu meist auch ein herausragendes Wissen mitbringt. Ich bezeichne solche Personen gern als Nerd, aber immer im positiven Kontext.
Falls dem nicht so ist, bitte ich um Aufklärung, wie man in so einem Fall die Person korrekt bezeichnet.

Yoma

Nerd würde ich erstmal nicht als Komplement betrachten und so wie es der OT gebraucht hat “Ein Nerd beschwert sich” würde ich das als Abwertung verstehen, jo.

Ansonsten hilft auch Google (Wikipedia)

Nerd [nɜːd] (englisch modern für „Computerfreak“; ursprünglich für „Sonderling“)[1] ist eine Bezeichnung für an Spezialinteressen hängende Menschen.[2] Das Wort weist vom Kontext abhängig anerkennende oder abwertende Anklänge auf.[3]

KonoNana

Sowohl Zeit- als auch Kostenaufwand ist extrem gering. In Relation zu einem Einsatz dieses Ausmaßes quasi nicht vorhanden.

Wenn die Polizei keinen “Nerd” hat, der über die dazu nötige Kompetenz verfügt wäre das mehr als nur schockierend.

Cortyn

Bei solchen Vorfällen bin ich echt froh, dass die Polizei in Deutschland in den allermeisten Fällen doch um einiges besonnener vorgeht als in Amerika.

Yoma

Liegt aber eher daran das dort viele ne Schusswaffe haben.
Da würde ich mich auch ungern selbsgefährden.

EsmaraldV

Liegt aber auch an der kaum vorhandenen Ausbildung der Polizei in den USA. Was bei uns 3 Jahre dauert, erreichst du in den USA nach 3 Monaten.

Da lernst du wie man schießt aber nicht, wie du deeskalierst.

Yoma

Ok einigen wir uns liegt an beidem. 🙂

Hab letztens btw ein deutsches Polizei Ausbildungs Video gesehen (nach den Messerstechereien). Da wurde demonstriert das du selbst bei 4 m Entfernung einen Meserangreifer nur noch mit einem Schuss in die Körpermitte stoppen kannst, zu allem anderen fehlt dir die Zeit. Da kamen ja auch hier die Kommentare kann man den nicht abwehren, oder erstmal in den Arm schießen, ähm ne.

EsmaraldV

Ja glaub ich sofort, so einfach wie sich das manch einer vorstellt ist es nunmal nicht, einen Messerangreifer aufzuhalten. Da ist der Griff zur waffe aus meiner Sicht auch vollkommen berechtigt, ebenso der Fokus auf vitalpunkte.

Gaminathor

Ich hoffe, dass derjenige, der dafür verantwortlich, ausfindig gemacht werden kann. Den soll man ruhig ein paar Jahre in eine Zelle stecken und von Ärzten untersuchen lassen, was mit der Person nicht stimmt. Das hätte richtig böse enden können.

Greenbeast

Die Amerikaner verstehen da keinen Spaß mehr. Da gibt es dicke Strafen dafür. Als bei so einer Aktion ein Unschuldiger ums Leben kam. 2 Spieler haben sich gestritten und einer hat es herausgefordert und die Adresse vom Nachbarn genannt. Das Swat Team hat den Nachbar abgeknallt.
Der Troll hat 20 Jahre rum bekommen. Der, der die falsche Adresse genannt hat, mehrere Jahre.

Yoma

Obwohl ich da kein Freund von bin, aber vielleicht sollte die Polizei an der Stelle doch das KI Verbrechens Vorhersage Tool benutzen, wenn googeln zu schwer ist. Zum Glück hatte er nicht grad ein Küchenmesser in der Hand … da weiß man nicht was passiert wäre.

Greenbeast

Um fair zu sein. Wenn man jeden Notruf gegen prüft, dann macht man nichts anderes mehr. Auch die Reaktionszeit der Polizei wird länger.
KI könnte aber schon zum Gegenprüfen helfen. Aber da gibt es vielleicht wieder Datenschutz Probleme. Mittlerweile blick ich da nimmer durch^^

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