Tencent (LoL) ist 7-mal größer als Activision – Wie machen die das?

Tencent (LoL) ist 7-mal größer als Activision – Wie machen die das?

Das chinesische Unternehmen Tencent, die Firma hinter League of Legends (LoL), hat im letzten Quartal 11 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt. Tencent ist damit 7-mal größer als der westliche Gaming-Publisher Activision Blizzard (WoW, Overwatch, Call of Duty, Destiny). Wie gelingt der Firma das?

Was sind das für Zahlen? Der chinesische Tech-Riese Tencent hat seine Zahlen für das 2. Quartal 2018 offen gelegt. Die Zahlen sind glänzend:

  • So beträgt der Umsatz 11,135 Milliarden US-Dollar. Eine Steigerung von 30% im Vergleich zum 2. Quartal 2017.
  • Der Profit liegt bei 2,808 Milliarden Dollar.
  • Zudem sei es gelungen, die Nutzer-Bindung weiter zu steigern, heißt es in einem Statement.

Zum Vergleich: Activision-Blizzard ist einer der größten westlichen Gaming-Konzerne. Die vertrieben Spiele wie Overwatch, World of Warcraft, Call of Duty oder Destiny 2.

Activision-Blizzard hat im gleichen Zeitraum einen Umsatz von 1,64 Milliarden US-Dollar erzielt. Daher ist Tencent beim Umsatz 7-mal größer als Activision-Blizzard.

tencent

Tencent war mal „Chinas Antwort auf AOL“

Wie macht Tencent das? Tencent ist bekannt dafür, „westliche Konzepte“ zu nutzen und im geschlossenen chinesischen Markt anzubieten. Dort gibt es nur wenig Konkurrenz.

Der Gründer von Tencent, Huateng „Pony Ma“ Ma, gilt als „König der Kopierer.”

Er hat schon früh erfolgreiche Service-Leistungen von westlichen Firmen in einer chinesischen Version angeboten. Tencent wurde bekannt als „Chinas Antwort auf AOL.“ Dieses Konzept triebt Tencent in den vergangenen Jahren auf die Spitze.

Tencent

Alles vernetzt, kein Entkommen

Mittlerweile sind die Angebote von Tencent zu einem Mikrokosmos aus einzelnen Services geworden, die ineinander greifen. Aus westlicher Sicht ist es so, als würden Google, Facebook, Steam, Twitch, PayPal und Activision einander zuarbeiten:

  • So hat Tencent Social-Plattformen wie WeChat, Qzone oder Weixin
  • einen Messenger-Dienst QQ
  • eine eigene Suchmaschine „Soso“
  • News-Feeds wie QQ KanDian
  • mit WeGame eine Alternative zu Steam
  • dazu eine eigene Version des Streaming-Dienstes Twitch
  • Finanzdienstleister ähnlich wie PayPal
  • und ein Online-Werbe-Business hat man obendrauf

Da der chinesische Markt riesig ist, haben viele dieser Dienste hohe Nutzerzahlen.

Arena-of-Valor-Battle-Royale-Art

Mobile und Apps sind King

Geschlossenes System: All das führt zu einer Art geschlossenem System, in das Tencent die eigenen Spiele gibt.

Über die eigenen Social-Media-Kanäle kann Tencent die Spiele pushen. Honor of Kings ist etwa in der populären Messenger-App “We Chat” integriert. Nutzer sehen dort, wenn jemand in ihrer Nähe spielt und können ein neues Match starten.

Auf den Plattformen schaltet man zudem Anzeigen von anderen Firmen über das eigene Werbe-Business und die Spieler bezahlen über die eigene Bezahl.App.

LoL Kai'Sa Splash

Das Konzept funktioniert deshalb so gut, weil so viele Chinesen heute ein Smartphone besitzen.  2016 hatte China 503 Millionen Mobile-Gamer, in 2021 sollen es 699 Millionen sein. 95% der Internet-Nutzung ist China ist dabei Mobile (via NPR).

Auch weil Tencent die chinesische Gesellschaft über die sozialen Medien so stark durchdringt (via npr), hat man riesige Nutzerzahlen, die beständig wachsen. Und das Geld aus dem chinesischen Markt gibt man clever aus.

Arena of Valor Gank
Arena of Valor/Honor of Kings

Was für Spiele sind in China beliebt? Das beliebteste Mobile-Spiel in China und das lukrativste Mobile-Spiel der Welt ist Honor of Kings. Das hat sogar Anti-Suchmaßnahmen der chinesischen Regierung notwendig gemacht. Die Kommunistische Partei dachte, die Jugend des Landes sei zu süchtig nach dem Spiel geworden.

Tencent hat dieses “Mobile LoL” entwickelt, nachdem sich Riot selbst geweigert hatte, eine Mobile-Version von LoL anzubieten.

Andere beliebte Mobile Games sind QQ Speed oder PUBG Mobile. Aber auch PC-Spiele wie League of Legends sind nach wie vor in China populär.

Arena of Valor: 108 Millionen Frauen spielen ein MOBA! Was geht da?

Tencent – mächtig, reich, clever

Clever im Westen eingekauft: Tencent nutzt das Geld aus dem chinesischen Markt, um sich Anteile an erfolgreichen Gaming-Firmen im Westen zu sichern.

So gehört Tencent etwa Riot Games, die Macher von LoL. Außerdem besitzt Tencent einen großen Anteil an Epic, den Entwicklern von Fortnite. Hier plant man bald den China-Release des Shooters.

Westliche Publisher suchen Nähe: Firmen wie Ubisoft, die sich einen Einstieg in den chinesischen Markt wünschen, streben zudem eine Partnerschaft mit Tencent an. Für sie ist Tencent wichtig, um in den chinesischen Markt heranzukommen. Außerdem ist Tencent bekannt dafür, den Firmen, die sie kaufen, viel Freiheit zu lassen.

Als sich Ubisoft im März 2018 von einer Übernahme durch den französischen Konzern Vivendi bedroht sah, sprang Tencent ein und kaufte Anteile (via Bloomberg).

PUBG Mobile Titel
PUBG Mobile ist ein wichtiger Titel für Tencent

Schwierige Situation: Ohne politische Kontakte nach China kann es für ausländische Unternehmen schwierig sei, dort Geschäfte zu machen. Als die Südkoreaner von Bluehole ihr Hitspiel PUBG nach China bringen wollten, hieß es plötzlich aus Regierungskreisen, Battle Royale entspreche nicht den sozialistischen Werten.

Und das, obwohl einige chinesische Firmen da selbst schon Battle-Royale-Spiele entwickeln.

In China muss PUBG an sozialistische Grundwerte angepasst werden

Als Bluehole eine Vertriebspartnerschaft mit Tencent einging, verschwanden diese Bedenken aber. Tencent werden exzellente politische Kontakte nachgesagt.

Pläne für die Zukunft: Stärker im Westen

Wo liegt bei Tencent der Schwerpunkt für die Zukunft?

  • Tencent will die „Mini Programs“, spezielle Apps, weiter ausbauen, um noch mehr Funktionen zu bieten. Das klingt so, als will man den eigenen Mikro-Kosmos stärken.
  • Tencent will Kunden noch stärker an die sozialen Netzwerke binden und die Zeit erhöhen, die Konsumenten mit den Diensten verbringen.
  • Die Firma will zudem stärker ins Streaming investieren, dazu in Bezahl- und Cloud-Dienst. Hier sieht man die Chance auf große Profite und will “aggressiv” investieren.
  • Und Tencent hat vor, einige der populären Mobile-Games stärker in den Westen zu bringen. Hier denkt man wohl vor allem an PUBG Mobile, Arena of Valor und Mobile RPGs.

Mehr zu Tencent:

LoL sollte wohl Mobile werden, weigerte sich – Nun ist Mobile-Klon ein Hit
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cyber

Trotzdem ist die Tencent Aktie vor kurzem um gut 10% gefallen. Unter anderem, weil ihr Online-Shop kein MHW verkaufen konnte, weil angeblich gewisse Normen bezüglich des Shops nicht eingehalten wurden. Über Steam ist das Spiel immernoch erhältlich, so das recht viel Umsatz flöten geht. Aber auch andere Entwicklungen auf den US Aktienmarkt sind für den Kurssturz mitverantwortlich.

Gerd Schuhmann

Das mit MHW ist nur eine Folge von politischen Änderungen in China gerade. Da ist der Markt für Games gerade deutlich schwieriger geworden. Wahrscheinlich ist deshalb Tencents Aktie gefallen.

Da gibt es Zeichen, dass die Regierung künftig, Videospiele deutlich stärker zensieren und regulieren könnte. MHW war da sozusagen nur einer der ersten Ausläufer.

Es kann sein, dass die goldene Zeiten bald deutlich weniger glänzen in China – aber das ist noch nicht klar.

cyber

Komisch ist eben nur, dass das Spiel auf Steam ohne Probleme verkauft werden darf. Deine Aussage wird trotzdem nicht falsch sein. Evtl hat Valve auch einfach nur die wichtigeren Beamten bestochen. ¯\_(ツ)_/¯

Gerd Schuhmann

Steam funktioniert in China als so eine Art Grauzone, glaube ich. Das ist alles kompliziert.

MindXtacy

Was bei Tencent nicht unerwähnt bleiben darf! (was besonders die politischen Kontakte von Tencent angeht):
Tencent entwickelt für/mit der Chinesischen Regierung ein Social Credit System, das zur Absoluten Überwachung des Volkes eingesetzt wird (und Umsatzgenerierung von Tencent).
Ähnlich wie die Schufa, nur für ALLE Belange das Lebens!

Man erwirtschaftet sich durch alle Tätigkeiten einen Score, der wiederum Achivements freischaltet (Wie WoW Erfolge), z.B.:
– Bessere Krankenversicherung
– Socialversicherung
– Kredite
– Zugang zu Hotels
– Zugang zu bestimmten Waren
– Du darfst das Land verlassen

+ Punkte wenn du deine Rechnung zeitig bezahlst
– Punkte wenn nicht

+ Punkte wenn du deine Eltern regelmäßig besuchst.
– Punkte wenn du sie nicht besuchst.

+ Punkte dafür das du Regierungsfreundliche Sachen postet.
– Punkte wenn sie Kritisch sind

Haben deine Freunde einen niedrigeren Score? Tja deiner sinkt auch! Solltest dir also noch einmal überlegen, ob du die Freundschaft aufrecht erhalten willst.

Alles in deinem Leben bekommt einen Wert. Und Tencent entwickelt es!

Vielleicht ist das mal ein Artikel Wert. Es gibt hierzu zwei Begriffe als Aufhänger: “Gesellschafts Design” “gamification culture” (Sind sogar Studiengänge).

Hier noch ein paar Artikel:
http://www.taz.de/!5480926/
https://www.youtube.com/wat

Gerd Schuhmann

Ich kenn das. Das Thema ist interessant, hat aber mit Gaming kaum was zu tun.

Ich bin mir da auch nicht sicher, was da Wahrheit ist und was Dystopie. Das ist sowas direkt aus einer Black Mirror-Geschichte, das vielen Angst macht.

Da zwischen Fakt und Fiktion zu unterschieden, ist eine Mammutaufgabe. Das ist eine schöne Aufgabe für die Taz oder die Zeit, aber da hören unsere Möglichkeiten auch auf. Wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob das Interesse unserer Leser darüber zu erfahren, so groß ist.

MindXtacy

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Das ist zu schlimm um Wahr zu sein und so ganz weiß man noch nicht was umgesetzt wird. Aber gerade in ” China kann es genau so funktionieren. Und ja dieses Thema ist so groß, dass es schwer ist es zu packen oder zu durchdringen.

Vielleicht macht ein Artikel für Leser Sinn, wenn es in diesem darum geht, wie die Mechaniken aus der Gaming-Welt in unseren Alltag Einzug erhalten. Da sich Unternehmen viele Mechaniken unseres Hobbys zu Nutze machen um Ihre Ziele durchzusetzen und es jetzt sogar auch eine Regierung versucht. Und leider Gottes funktioniert es so gut, weil sie mit vielen Arten der unserer Sucht hantieren. Es muss ja nicht so kritisch wie ich es hier formulieren sein. 😀

Ich studiere (Kommunikations)-Design und unsere Game-Design Studenten als auch wir setzten uns sehr mit diesem Thema kritisch auseinander und sind immer wieder Erstaunt/erschrocken darüber, wie die Menschheit davon nichts mitbekommt und sich krass manipulieren lässt. Gerade die Gaming-Szene die ja solche Tricks entlarven sollte, bekommt es teils nicht mit. Und gerade hier finde ich sollte man ansetzten und informieren.

Ich weiß nicht wie hoch der Schnitt der Gaming Interessierten in der taz/zeit ist, ich schätze es aber eher bei denen auch als Nischen Thema ein. Hier wird der Anteil der “Politisch”-Interessierten-Gamer wahrscheinlich höher sein.

DerGast

Hallo,
Ich würde die Menschheit nicht als ahnungslose arme Tierchen sehen, welche von den großen Konzernen hinterlistig ausgenutzt werden. Jeder der will, kann in Erfahrung bringen, was genau passiert und welche Auswirkungen das hat. Es ist einfach so, dass die meisten gerne die Augen verschließen und so tun als wüssten sie von nichts. Den wissen könnte eine Notwendigkeit zum handeln bedeutet, oder zumindest die eigene Lebensweise zu ändern (verzichten). Und die, welche wissen was los ist, denen ist es egal, weil es bequemer ist im Strom mitzuschwimmen. Ich kann das nicht so stehen lassen, wenn Leute darüber reden, wie wir “heimlich“ umgangen und geistig “versklavt“ werden.
Mal als Beispiel: ca die hälfte der deutschen sind sogar zu bequem um alle 4 Jahre zu wählen. Beschweren sich aber, dass ihre Interessen nicht vertreten werden. Und wenn du sie fragst, warum diese nicht wählen, sagen sie nur: “ändert sich doch eh nichts“. Soviel zur menschlichen Logik. Ich als politiker würde auch nur die Interessen der Menschen vertreten, welche mir den Auftrag erteilt haben und die anderen etwas besänftigen 🙂

MindXtacy

Kleiner Nachtrag:
Ich lese täglich eure Nachrichten seit Release Destiny1 und ich bin der Meinung, ich habt von allen Gaming-Magazinen in DE den geeichtesten moralischen Kompass.

Derio

Ist leider schon traurige Realität… Kamen vor nicht allzulanger Zeit etliche Berichte dazu in diversen Medien, als das bekannt wurde. Und viele Chinesen akzeptieren das, weil sie sich ihrer Meinung ohnehin vernünftig verhalten und aus ihrer Sicht auch keine Probleme bekommen. Für die ist es sogar eher ein Bonus-System. Sollte allerdings doch mal wer aus der Reihe tanzen… Für den sieht es nicht mehr all zu gut aus.

DerGast

Hallo. Wie Sie schon sagen, ist das Thema für Medien die auf Politische Themen fokussiert sind. Bitte bleibt beim Gaming. Höchstens, wenn sich ein politisches Thema unmittelbar mit einem Spiel zu tun hat, oder dessen Entwicklung. Z.b. wenn Trump die ersten Zölle auf Spiele macht 😀

Bodicore

Ich wär wahrscheinlich so schnell so tief im Minus dass man mich aus dem Landwerfen würde… Ider an die Wand stellen.

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