Der 23-jährige Däne Kasper „Kobbe“ Kobberup hat nach starken Jahren im europäischen League of Legends versucht, in den USA Fuß zu fassen und landete dort in der Top-Mannschaft Team Solo Mid. Aber da ging alles schief, wie der Botlaner jetzt erzählt. Im Team passte nichts zusammen, dazu kam die Corona-Pandemie. Und für diesen LoL-Albtraum hatte er sein Leben aufgegeben.
So landete Kobbe bei Team Solo Mid: Kobbe kommt wie einige aktuelle Top-Spieler der League of Legends aus Dänemark. Seltsamerweise scheint das kleine Land im Norden erstklassige LoL-Spieler zu produzieren, die dann irgendwie in den USA landen wie Bjergsen, Zven oder Broxah.
Kobbe spielte 4 Jahre lang für das europäische Team Splyce den Botlaner. Besonders 2019 war er erfolgreich: Kobbe führte Splyce immerhin zu den Worlds 2019 und galt als einer der Top-ADCs in Europa.
Aber bei Splyce fühlte sich Kobbe nach 2019 so, als trete er auf der Stelle. Wie er im Interview mit Inven sagt, hatte er das Gefühl, dass Splyce in den 4 Jahren immer wieder eine neue Mannschaft aufstellte.
Kobbe hatte vor 2020 nicht das Gefühl, dass sie wirklich eine Chance haben, es mit den europäischen Schwergewichten G2 Esports und Fnatic aufnehmen zu können. Er wollte nicht mehr bei Splyce sein, um dann mit einer neuen Gruppe Rookies anzutreten.
Also beschloss Kobbe, es sei Zeit für einen Wechsel. Da er in Europa keine guten Angebote erhielt, aus den USA aber reichlich, wechselte er zu Team Solo Mid. Dort löste er seinen Landsmann Zven als ADC ab und spielte mit dem Dänen Bjergsen (Midlane) zusammen.
TSM hatte auf dem Papier ein fantastisches Team und Kobbe war sich sicher, um die Top 3 der LCS mitzuspielen und einen Platz bei den Worlds zu buchen.
Bei TSM scherzte man im November 2019 selbst darüber, was für eine seltsame Vorliebe für Dänen man entwickelt hat. Kobbe war der 6. Däne, den TSM verpflichtet hatte:
So lief die Saison dann: Die gute Laune war schnell vorbei. Schon im Januar 2020 zeigte ein wirklich furchtbares Match gegen Immortal, dass es ein hartes Halbjahr für TSM werden würde.
Team Solo Mid spielte mit 9-9 einen durchwachsenen Spring Split und landete nur auf Platz 5. In den Playoffs flog man schon in Runde 2 gegen FLYQuest mit 2:3 raus.
Geschreie im Voice – Diskussionen um die Philosophie
Das lief bei TSM als Team schief: Kobbe sagt, TSM hätte überhaupt nicht zueinander gepasst. Es seien zwar alle Spieler wirklich gut, aber die Kommunikation habe überhaupt nicht funktioniert. Es gab gravierende Unterschiede bei der Philosophie, wie man LoL spielen will:
- Midlaner Bjergsen und Toplaner Brokenblade, ein Deutscher, seien wahnsinnig laut im Voice-Chat gewesen und hätten fast schon ins Mikro gebrüllt
- Wenn Kobbe selbst irgendwas wollte, hätte er noch lauter als die brüllen müssen – das lag ihm überhaupt nicht
- Auch mit seinem Support Biofrost hätte er sich nicht verstanden. Es war nicht klar, wer die Ansagen macht und wie viele Informationen mitgeteilt werden sollten
- außerdem hätte TSM dann irgendwann nur noch über die Top-Lane gespielt und sie waren daher leicht auszurechnen
So ging es Kobbe persönlich: Der 23-jährige Däne sagt, er habe alles geopfert, um in die USA zu gehen, habe Freunde, Familie und alles andere in Europa zurückgelassen. Die ersten 3 Wochen sah es gut aus und TSM hatte Spaß als Team, aber dann begann man sich innerhalb des Team zu streiten und Covid-19 kam dazu.
All seine Opfer wären nur sinnvoll gewesen, wenn sie Erfolg gebracht hätten, sagt Kobbe. Doch als Team Solo Mid verlor, fühlte sich Kobbe als hätte er alles „umsonst“ aufgeben und als sei sein Leben bedeutungslos.
Kobbe sagt, als er dann auf die Bank gesetzt wurde, hatte er das Gefühl, seine Teammitglieder wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Kobbe blieb bis 4 Uhr morgens auf, um mit seinen Freunden und der Familie in Europa sprechen zu können.
Freundin weg, Job weg – und Lockdown
Das war der Tiefpunkt: Nach dem Ausscheiden aus den Playoffs gegen das Team FlyQuest, erfuhr Kobbe , dass Team Solo Mid plante, den LoL-Star Doublelift zu verpflichten, einen früheren Spieler des Teams. Das fand Kobbe einfach unfair.
Das hat mich traurig gemacht. Ich hab mein Leben aufgegeben, um bei Team Solo Mid in Nordamerika zu sein, ich hab mein Bestes gegeben und ich glaube wirklich nicht, dass ich der Grund war, warum es als Team nicht funktioniert hat. Ehrlich gesagt, hat es richtig weh getan.
Kobbe, nachdem er hörte, dass ihn Doublelift ersetzt
Kobbe sagt, der Monat danach, sei der schlimmste seines Lebens gewesen. Die Pandemie schlug voll ein, also war er in seinem Apartment eingesperrt. Seine Freundin war zurück nach Europa gegangen, er hatte seinen Job verloren und war jeden Tag für 24 Stunden alleine.
So geht’s jetzt weiter: Die Leidenszeit in den USA hat ein Ende. Kobbe ist wieder in Europa und spielt für das Team Misfits.
Er sagt, er ist so froh, wieder in Europa zu sein und hier Zeit mit seinem Teammitgliedern zu verbringen. Kobbe bedankt sich bei seinen Fans aus Europa, die hätten ihm viele positive Nachrichten geschickt in seiner schweren Zeit. Dafür sei er sehr dankbar.
Sein Ersatz „Doublelift“ hat allerdings bei Team Solo Mid auch schon Probleme. Der hatte angekündigt, im ersten Match gegen Team Liquid voll aufzudrehen und sie zu vernichten, weil sie ihn schlecht behandelt hatten. Das endete aber katastrophal:
LoL-Star schwört Rache, will Ex-Team vernichten, scheitert kläglich
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Ich wünsche niemandem, das er für Job/Traum am Ende so getroffen dasteht.
Dennoch zeigen viele dieser Geschichten über Streamer und/oder Profi-Esportler ein aufkommendes Problem. Leute “riskieren was” oder “setzen alles auf eine Karte”, aber sie kalkulieren das Scheitern nicht ein. Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, dass es ein Risiko ist. Das Risiken eingehen eben auch schiefgehen kann.
Wie im echten Leben, habe so oft beruflich mich neu orientieren müssen und oft ist es auch nach hinten losgegangen. Warum sollten E-Sportler von dieser Lebenserfahrung befreit sein?
trotzdem ist sowas schade bei egal welcher Person, sei es bei dir oder kobbe